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halbwegs aufzurichten. Eine weitere Explosion ganz in unserer Nähe schleuderte uns die letzten Meter an die Hauswand. Steine prasselten auf uns herab. Ich hörte ferne Schreie, dann das pfeifende Warnsignal mehrerer Securityfahrzeuge, die sich näherten. »Komm, weiter!«, rief die Gestalt, die mich noch immer am Arm gepackt hatte, obwohl wir beide am Boden lagen. Sie trug eine Art Helm, wie sie für Motorräder oder schnelle Elektroscooter vorgeschrieben sind. Der massige Körper war mit einem roten Schutzanzug bekleidet. Wir rappelten uns wieder auf und er zog mich weiter in die Dunkelheit. Aber anstatt in den nächsten Hauseingang zu fliehen, zog er mich fort und wandte sich einer kleinen Metalltür zu, die in das Souterrain eines Wohnhauses in der Nähe führte. Als die Tür hinter uns zufiel, nahm das Dröhnen schnell ab, doch er ging weiter. In einem weiteren Raum brannte eine altertümliche Deckenlampe. Es schien ein Kellerraum zu sein, dem Gerümpel nach zu urteilen, welches sich in baufälligen Regalen türmte. Die Gestalt wandte sich mir zu. »Warte hier, bis es vorbei ist!« Es war eindeutig eine männliche Stimme, die mir irgendwie bekannt vorkam.

      »Wer sind Sie?«

      »Tut nichts zur Sache!«, entgegnete er. »Warte einfach, bis es vorbei ist und jemand vorbeikommt, der dir hilft.«

      »Jemand vorbeikommt?«, fragte ich entgeistert.

      Er nickte in seinem Helm, so dass sich dieser ein wenig bewegte. Da er jedoch nicht das Visier öffnete, klang seine Stimme hohl und sein Gesicht war nicht zu sehen.

      »Du wirst erwartet von... jemandem«, brummte er im Gehen. Er war gerade im Begriff, die Kellertür zuzuziehen, als ich ihm zurief. »Warten Sie! Was soll das heißen, ich werde erwartet? Wer sind Sie?«

      Er zögerte, doch statt meine Frage zu beantworten, fügte er nur hinzu. »Da draußen ist gleich die Hölle los.« Dann verschwand er durch die Tür, die mit einem Krachen zufiel. Ich sprang auf und versuchte, ihm hinterher zu laufen, doch die Tür erwies sich als verschlossen. Ratlos schaute ich mich um. Aus der Ferne hörte ich das Donnern von Explosionen, die teilweise so heftig waren, dass selbst hier der Boden vibrierte. Ich ließ mich auf einer Tonne nieder, die umgedreht in einer Ecke stand. Meine rechte Schulter und meine Knie, auf die ich gestürzt war, schmerzten, in meinen Ohren dröhnte und pfiff es, als sei darin eine Bohrmaschine angeschaltet worden. Ich kam auf die Idee zu überprüfen, ob mein Arm-Pad hier drin Empfang hätte, musste jedoch mit Schrecken feststellen, dass es nicht mehr da war. Ich musste es draußen verloren haben! Entmutigt ließ ich mich zurücksinken. »Warte bis jemand vorbei kommt...« Wieso kam mir die Stimme trotz des Helms so vertraut vor? Ich starrte in die Deckenlampe, bis vor meinen Augen bunte Flecken tanzten. Derartige Lampen waren eigentlich seit Langem verboten!

      »Warte, bis jemand vorbeikommt...« Ich fuhr plötzlich auf. Nein, das konnte nicht sein! Es musste eine Täuschung sein! Doch, ich war mir plötzlich sicher. Die Stimme des Mannes, ja die gesamte Statur waren mir bekannt. Wenn es nicht völlig abwegig wäre, hätte ich sicher sein können, dass es... Raskovnik war! Ach, unmöglich. Wieso hätte er gerade zur Stelle sein sollen, als ich in das Gefecht geriet? Woher hätte er wissen sollen, wo ich mich befand?

      Unruhig lief ich im Raum auf und ab, rüttelte wieder und wieder an der Tür, die zwar in den Fugen knarzte, sich aber nicht öffnete. Wer sollte mich hier erwarten? Ich horchte mit dem Ohr an der Tür. Es war ruhig geworden. Die Explosionen hatten offenbar aufgehört. Sonst war jedoch nichts zu hören. »Sie werden von jemandem erwartet.« So ein Quatsch! Oder doch? Ich hielt einen Moment mit dem Auf- und Abgehen inne. Wenn mich tatsächlich jemand hier erwartete, dann konnte das nur heißen, dass das AuTaX nicht zufällig hierher gefahren, sondern absichtlich hierher gelenkt worden war. Das würde dann aber auch bedeuten, dass jemand mit meiner Ankunft gerechnet haben musste. Was wiederum hätte bedeuten können, dass Raskovnik sehr wohl hätte hier sein können. Doch wozu? Wieso hatte er sich dann nicht zu erkennen gegeben? Ich seufzte unzufrieden. Die ganze Grübelei brachte mich nicht weiter. Ich musste hier raus. »Hallo, hört mich jemand?«, schrie ich.

      Es kam jedoch keine Antwort. Ich klopfte gegen die Tür, wieder und wieder, rief lauter, nahm mir den erstbesten Gegenstand aus dem Regal und klopfte damit lauter und ausdauernder. Wenn ich erschöpft war, horchte ich an der Tür. Ein Rumpeln hatte begonnen, ein fernes Geräusch. Ich lauschte konzentriert. Es schien, als wenn in rhythmischen Abständen ein dumpfer Knall ertönte. Für eine Detonation war er zu regelmäßig. Nach jedem Knall zitterten die Wände ein wenig. Dann wieder das dumpfe Rumpeln.

      Pause.

      Ein Knall.

      Vibrieren der Wände. Das Licht flackerte.

      Oh, mein Gott! Das konnte nur heißen, dass der Abrissbagger wieder seine Tätigkeit aufgenommen haben musste! Ich hämmerte verzweifelt gegen die Tür. Sie werden doch nicht auch das Haus abreißen, in dem ich nun sitze? Der nächste Knall ließ die Tür und die Wände heftig erzittern, das Licht flackerte noch einmal und verlosch dann. Absolute Schwärze umgab mich. Das Geräusch herabfallender Steine drang zu mir durch. Ich tastete mich zu der Türklinke und rüttelte heftig daran. »Hilfe!«, schrie ich in panischer Angst, lebendig verschüttet zu werden. Plötzlich ein knirschendes Geräusch, die Tür bewegte sich. Der Schein einer Lampe flackerte in den Raum. Der Lichtkegel erfasste mein Gesicht und blendete mich.

      »Ah, gut, kommen Sie. Schnell!«, rief eine Frauenstimme.. »Schnell, das Gebäude stürzt gleich ein!« Sie griff mein Handgelenk und zog mich mit einem entschiedenen Ruck aus dem Raum. Ich stolperte hinter ihr her durch das Dunkel eines baufälligen Ganges, der teilweise nicht einmal einen aufrechten Stand erlaubte. Das Krachen und Ächzen des Bodens nahmen zu. »Bücken Sie sich!«, schrie sie durch den Lärm. »hier ist die Decke sehr niedrig!« Sie warf sich auf Hände und Knie und schob die Lampe vor sich her, die einen schmalen Lichtkegel in den engen, gewölbeartigen Gang warf. Leider bemerkte ich das Hindernis zu spät und schlug heftig mit der Stirn gegen die Steinmauer, die den Gang begrenzte. Hinter mir hörte ich das Brechen von Wänden, eine Staubwolke, die von hinten heran gefegt kam, machte mir klar, dass der Weg, den wir eben noch genommen hatten, eingestürzt sein mochte. Ich zitterte so stark, dass ich mich kaum weiterbewegen konnte. »Kommen Sie, kommen Sie! Gleich ist es geschafft!«, rief sie, bereits einige Meter entfernt von mir. Sie leuchtete hinter einer Ecke, die sie gerade genommen hatte, zurück zu mir. Als ich ihr folgte, beleuchtete der Lichtkegel kurz ihr Gesicht, das bisher durch die Dunkelheit vor mir verborgen geblieben war. Ein dreckverschmiertes Gesicht einer jungen Frau.

      Ich erkannte sie gleich. Es war Suzanne Montenièr!

      Mir stockte einen Moment ungläubig der Atem.

      »Weiter, weiter!«, befahl sie. Vor uns drang Licht in den Schacht. Ein unregelmäßiges Loch in der Wand tat sich auf. Sie schlüpfte hinaus und reichte mir von außen die Hand. Geblendet trat ich ins Freie. Die trostlosen Ziegelmauern eines alten Hinterhofes ragten um mich herum auf. Nur oben ließen sie ein bisschen Platz für das Tageslicht. Es war hell? War ich so lange in dem Keller gewesen? Ich erinnerte mich noch genau, dass es bereits dämmerte, als ich aus dem AuTaX gestiegen war. Unschlüssig blieb ich stehen und schaute abwechselnd in den Himmel und auf die Montenièr, die in einer schäbigen Armeejacke vor mir stand.

      »Was ist?«, fragte sie mich ungeduldig. »Wollen Sie hier anwachsen?«

      »Wo kommen Sie her so plötzlich?«

      »Oh, Sie bluten ja an der Stirn!«, rief sie statt einer Antwort. »Kommen Sie weiter, wir dürfen nicht lange ungeschützt hier bleiben, sonst werden sie uns finden!«

      »Sie?«

      »Kommen Sie weiter, ich erkläre Ihnen alles später! Kommen Sie!«

      Sie drängte mich zu einer weiteren Tür am Ende des Hofes, direkt neben einer Reihe von alten abgelegten Monitoren und anderem Elektronikschrott, der offenbar auf die Abholung wartete. »Hier durch!« Unsicher folgte ich ihr. Es ging eine ganze Weile treppauf und treppab. Wir durchquerten mehrere Hausflure und Treppenhäuser, kamen durch Keller, verließen sie wieder. Einmal mussten wir uns sogar vorsichtig und schnell über eine kleine, wenig belebte Straße wagen, um uns gleich darauf erneut in ein Labyrinth von Gängen, Treppen und Fluren zu begeben. Endlich schien in einer verlassenen Einraumwohnung die Flucht vorläufig zu enden.

      »Kommen

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