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und legte Puddu eine Hand auf die Schulter. „Aber wie kommt ihre Frau dann zu der Annahme, dass sie ein Verhältnis haben könnten?“

      „Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil ich ihr nicht gesagt habe, wo ich dienstags wirklich hingehe. Sie müssen wissen, meine Frau ist absolut dagegen, dass ich zu irgendjemandem aus meiner Ex-Familie Kontakt habe, doch seitdem meine Ex-Frau bei einem Unfall ums Leben kam, muss sich doch jemand um meine Ex-Schwiegermutter kümmern. Meine Frau macht mir immer eine Riesenszene, wenn ich von meiner Ex-Familie spreche.“

      „Das sind mir zu viele Exen“, grinste ich, wusste aber, dass hier irgendetwas mächtig schiefgelaufen war. „Und sie sind sicher, dass sie kein Enkelbetrüger sind?“, forschte ich sicherheitshalber noch einmal nach, was mir aber von allen Anwesenden einen strengen Blick einbrachte.

      „Also können wir die Angelegenheit als erledigt betrachten?“, ließ sich der Polizist nach einer Weile vernehmen. „Sie belästigen Herrn Purru nicht mehr und ...“

      „Puddu“, fiel der Sänger dem Beamten ins Wort. „Adriano Puddu, besser bekannt als der berühmte Sänger Adrio Pu!“

      „Pu?“, meinte der Polizist. „Na auch egal. Ich habe ihre Daten und erwarte“, er sah mich von der Seite an, „dass diese Angelegenheit hiermit beendet ist. Lassen sie weiteres Nachstellen, Herr Privatdetektiv, der Fall dürfte auch für sie abgeschlossen sein!“

      Ich nickte, während ich verstohlen einen Blick auf meine Armbanduhr warf. Auch wenn die Sache nicht so ausgegangen war, wie ich es mir erhofft hatte, so knurrte mein Magen und einem umfangreichen Mittagsmahl bei Curry-Erwin stand eigentlich nichts mehr im Wege.

      Doch was sollte ich eigentlich Frau Puddu berichten? Und was noch schlimmer war - wie würde der Bericht für meinen Freund und Chef Bernd Heisters aussehen müssen?

      Doch darüber konnte ich mir nach dem Mittagessen noch genug Gedanken machen ...

      III.

      Wie immer, wenn ich die kleine Imbissbude meines Freundes Curry-Erwin in Mönchengladbach-Rheydt betrat, ließ der Gute alles stehen und liegen und stürmte mit freudestrahlendem Gesicht hinter seiner Theke hervor. Erwin legte seine mit Mayonnaise verschmierten Hände auf meine Schultern, drückte mir zwei freundschaftliche Küsschen auf die Wangen und sah mich grinsend an. Skeptisch betrachtete ich die fettigen Flecken auf meinem Hemd, doch bei der nächsten Wäsche würden die vermutlich wieder herausgehen.

      Hoffentlich.

      Bingo hatte ich draußen angebunden und ihm eingeschärft, auf mich zu warten. Der Malinois durfte nicht mit in die Frittenbude hinein und als Alternative bot Erwin eine Art Außengastronomie auf dem Gehweg an. Das wäre durchaus akzeptabel gewesen, zumal ja auch das Wetter mitspielte, doch Erwins Preise in dieser ‚Außengastronomie‘ waren horrend hoch, so dass ich meinen kleinen fellnasigen Freund lieber draußen warten ließ. „Zur Belohnung bringe ich dir etwas Leckeres mit“, informierte ich Bingo, der mir mit einem unwilligen Knurren antwortete.

      Oder war es eher ein freudiger Laut, der mir seine Vorfreude auf das gute Essen mitteilen sollte?

      Diesmal gab es in Erwins Verhalten eine neue Variante und er nahm mein Gesicht fest in beide Hände. Der Geruch von Senf, Ketchup, Mayonnaise und Schweiß drang in meine Nase und ließ meinen Magen in Erwartung des kulinarischen Genusses einen freudigen Hüpfer machen. Zumindest die ersten drei Gerüche, aber an Erwins permanenten Schweißgeruch hatte ich mich schon längst gewöhnt.

      „Jonathan, es ist schön, dich wieder bei mir zu haben.“ Erwin hielt mein Gesicht immer noch fest und schüttelte leicht den Kopf. „Doch ich sehe dir an, dass irgendetwas nicht stimmt.“

      Da hatte der feinfühlige Mann vollkommen Recht. Nach meinem Fiasko mit dem Schnulzensänger ging es mir gar nicht sonderlich gut und der garantiert auf mich zukommende Ärger schnürte mir die Kehle zusammen.

      Gut, dass es mir noch nicht den Magen zuschnürte ...

      „Ach Erwin“, seufzte ich und spürte, wie mein Freund seine glitschigen Hände von meinen Wangen zog. „Heute ist ein richtig mieser Tag.“

      Erwin stupste mich mit der Faust unter dem Kinn an und diesmal meinte ich einen Hauch von Desinfektionsmitteln zu riechen. Seitdem Erwin gesteigerten Wert auf Hygiene legte und einen zusätzlichen Spender mit irgendeiner desinfizierenden Lösung auf seiner Theke stehen hatte, schmeckten Currywurst und Pommes manchmal nach Lösungsmitteln.

      Aber nur manchmal.

      „Kopf hoch, Jonathan. Egal was dich bedrückt, zeige der Welt ein Lächeln. Denk an Charlie Chaplin und ‚Smile‘.“

      „Smile?“, fragte ich. „Wieso soll ich an diesen Chaplin denken und lächeln?“

      Mein Freund schüttelte den Kopf und wuselte zurück hinter seine Theke. Ein älterer Mann, der schon ungeduldig gewartet hatte, deutete auf ein Schälchen, das vor Erwin stand. „Hallo, meine Pommes dürften inzwischen kalt sein. Sie können doch nicht einfach mitten im Bedienvorgang weglaufen!“

      Erwin sah den Mann sinnend an. „Hmm. Sie haben doch gesehen, dass ich das kann. Aber wissen sie was? Als kleine Entschuldigung erhalten sie eine Portion Mayonnaise gratis von mir.“ Curry-Erwin hielt die Schale mit den erkalteten Pommes unter einen der Spender und drückte schwungvoll auf den Hebel. Eine durchsichtige Flüssigkeit schoss heraus und der penetrante Geruch nach dem Desinfektionsmittel erfüllte plötzlich den Raum.

      „Macht acht Euro dreißig“, grinste der Imbissbesitzer, während er dem Alten das Schälchen hinschob.

      Dann wandte er sich wieder an mich: „Also, Jonathan. Du sollst nicht an Charlie Chaplin denken, sondern an das Lied, das er geschrieben hat. Hast du denn nie den Film ‚Moderne Zeiten‘ gesehen? Der Text kam übrigens erst später hinzu und wurde von Turner und Parsons geschrieben. Aber es trifft deine Situation auf den Punkt: lächle.“

      „Ja danke, Erwin. Moderne Zeiten habe ich genug und nach lächeln ist mir im Moment nicht zumute. Weißt du, ich musste da heute einen Schlagersä...“

      Erwin unterbrach mich nickend. „Ja, furchtbar, Jonathan. Aber lass uns zum Wesentlichen kommen, du siehst ja, dass ich Gäste habe und gleich ist Mittagszeit, da wird es hier rappelvoll. Also, was kann ich dir Gutes zu essen anbieten? Und möchtest du ein Bier dazu?“

      Ich überlegte. Sollte ich mir heute mein Standardessen, eine Currywurst mit Pommes Frites und reichlich Mayonnaise leisten? Oder doch lieber etwas Besonderes?

      Erwin, der meine Unentschlossenheit bemerkte, zeigte wieder einmal, dass er ein wahrer Freund war. „Also, wenn du dich nicht entscheiden kannst, Jonathan, dann verlass dich ruhig auf den guten Erwin. Ich habe genau das Richtige, um dich wieder aufzumuntern. Stell dich zu dem alten Mann dort, ich bringe dir sofort dein Essen.“

      „Und eine Cola bitte, kein Bier. Ich brauche heute noch einen klaren Kopf.“

      „Marschiert, Jonathan.“ Erwin zwinkerte mir zu. „Zwei Minuten und dieses Lokal wird wieder einen glücklichen und zufriedenen Kunden sehen!“

      „Jetzt schauen sie sich doch mal diese Sauerei an“, begrüßte mich der alte Mann, der lustlos in seinen Pommes herumstocherte. „Das ist doch nie im Leben Mayonnaise! Viel zu dünn und stinkt nach Lösungsmittel. Wollen sie mal probieren?“

      Ich hob abwehrend die Hände. „Nein danke. Vermutlich hat Erwin lediglich den falschen Spender erwischt und statt der Mayonnaise sein Desinfektionsmittel auf die Pommes getan. Sie sollten das reklamieren.“

      Der Alte nickte. „Genau das werde ich tun. Außerdem sind die Pommes kalt. Die schmecken doch nicht mehr!“ Er nahm sein Schälchen und ging zur Theke, hinter der Erwin geschäftig hin- und her wuselte. Neugierig lauschte ich dem Gespräch.

      „Hallo, Herr Koch. Das hier ist keine Mayonnaise auf den Pommes. Der Alte schob die Schale über die Theke. Erwin nahm sie auf und roch daran.

      Ich musste nun doch lächeln. Smile. Hmm,

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