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bitte einmal vorbei?“, raunzte mich eine junge Frau an und quetschte sich mit ihrem Wagen an mir vorbei. „Was gibt es denn hier eigentlich zu fotografieren?“ Das sagte sie dermaßen laut, dass Puddu nun auf mich aufmerksam wurde und bevor ich in einem der Gänge verschwinden konnte, krallte er sich in meinen Wagen.

      „Sie schon wieder?“, fuhr er mich an. „Sind sie nicht der, der auf unserem Balkon gestanden und fotografiert hat? Was soll das eigentlich, spionieren Sie mir hinterher? Wenn sie ein Foto von mir wollen, dann sollten sie mich einfach darum bitten. Ich bin ja schließlich ein berühmter Sänger ...“

      Jetzt mischte sich die junge Frau wieder ein, die Puddu von oben bis unten ansah. „Sie sind ein berühmter Sänger? Ja, ich erkenne sie.“ Die Frau grinste und hob den Zeigefinger. „Sie haben sich ihren Bart abrasiert, sind sie inkoptikot hier?“

      Puddu stöhnte. „Inkognito. Nein, bin ich nicht. Und einen Bart habe ich nie gehabt.“

      Die junge Frau ließ nicht locker. „Sie sind dieser Pavarotti, stimmt’s?“

      Wieder stöhnte der Schnulzensänger. „Nein, auch der bin ich nicht. Außerdem ist Luciano Pavarotti seit Zweitausendsieben tot.“

      „Sind sie sicher?“ Die Frau sah den Sänger zweifelnd an. „Sind sie wirklich nicht Pavarotti?“

      Ich versuchte Puddu den Wagen zu entreißen, doch er hielt ihn eisern fest.

      „Mein Name ist Adriano Puddu, besser bekannt als Adrio Pu. Außerdem singe ich keine Opern, sondern Schlager.“

      Die Frau machte eine wegwerfende Handbewegung. „Das ist doch alles dasselbe. Aber von einem Pu habe ich noch nie etwas gehört ...“ Sie blickte den Sänger von oben bis unten an und meinte dann: „Aber ich kenne Pu den Bär!“

      „Den Bären“, korrigierte ich automatisch, was dummerweise alle wieder auf mich aufmerksam machte.

      „Den Bären?“, echote die Frau.

      „Ja, es heißt korrekt: Ich kenne Pu den Bären.“

      „Ach, sie kennen den auch? Aber Pu den Bär kennt ja schließlich jeder.“ Mit dieser Erklärung drehte die Frau sich um und schob ihren Wagen weiter.

      „Also, was soll das?“, beharrte Puddu. „Warum spionieren sie mir nach? Sind sie Stalker?“

      Jetzt war es an mir, empört zu reagieren. „Ich bin Privatdetektiv und kein Stalker! Und ich beobachte sie schon eine ganze Weile. Erst versuchten sie es mit dem Enkeltrick und jetzt zwingen sie die arme alte Frau, hier für sie einzukaufen.“

      Inzwischen hatte sich eine Gruppe von Menschen um uns herum gebildet und auch die junge Frau war zurückgekehrt. Ein Mann im weißen Kittel trat aus der Gruppe vor. „Diese Frau wird von dem Mann dort“, er zeigte auf Puddu, „gegen ihren Willen hier zum Einkaufen gezwungen? Ich bin der Geschäftsführer und habe mir gleich gedacht, dass etwas nicht stimmt. Die Polizei ist schon auf dem Weg hierhin. In unserem Geschäft dulden wir keine Enkel oder Stalker.“

      „Enkelbetrüger“, stellte ich klar und zeigte auf Puddu. „Dieser Mann will die alte Dame um ihr Erspartes bringen. Er hat sie schon gezwungen, mit ihm in eine Sparkassenfiliale zu gehen!“

      Um uns schloss sich der Kreis der Menschen enger, so dass Puddu nicht flüchten konnte.

      „Es ist gut, dass sie die Polizei gerufen haben“, lobte ich als professioneller Detektiv den Filialleiter.

      „Lassen sie uns bitte durch“, erklang eine barsche Stimme hinter uns. „Polizei, bitte machen sie Platz und gehen sie weiter. Hier gibt es nichts zu sehen.“ Dann folgten einige Sekunden Schweigen, bis die Stimme erneut erklang. „Was gibt es hier eigentlich?“

      Die Menschen wichen zur Seite und zwei Polizisten drangen zu uns durch. „Wer hat uns gerufen?“

      „Ich“, krähte der Filialleiter. „Dieser Mann dort hat die alte Frau in seine Gewalt gebracht und zwingt sie bei uns einzukaufen.“

      Ich nickte. „Das kann ich bezeugen. Zuerst waren sie in der Sparkasse und dann sind beide schnurstracks hierhin. Es handelt sich um einen Enkelbetrüger!“

      „Nun, das werden wir herausfinden. Sie kommen jetzt mit mir auf den Parkplatz. Wir werden dort eine Personenkontrolle durchführen!“

      Gefolgt von einer Gruppe neugieriger Menschen geleiteten uns die Polizisten aus dem Diskounter heraus. „Und sie bleiben hier und kaufen weiter ein!“, herrschte der ältere der Beamten die Neugierigen an, die sich enttäuscht in die Gänge verteilten, uns aber weiter hinterhersahen.

      „Ihre Papiere bitte. Und dann erklären sie mir einmal haargenau, worum es hier überhaupt geht.“ Er sah die alte Frau an und nickte ihr aufmunternd zu.

      „Also, ich bin Privatdet...“, versuchte ich die Situation zu erläutern, wurde aber von dem Beamten unterbrochen.

      „Sie sind jetzt still, ich will zuerst von der alten Frau erfahren, worum es geht.“

      Beleidigt hielt ich meinen Mund.

      „Es ist alles so ... merkwürdig“, begann die Alte und sah Puddu flehentlich an. „Aber dieser Kerl scheint uns zu verfolgen und fotografiert andauernd.“

      „Beweisfotos“, entfuhr es mir. „Für den Enkeltrick.“

      „Enkeltrick?“ Jetzt meldete sich der Sänger zu Wort. „Was für ein Enkeltrick?“

      „Der, bei dem sie sich als Enkel ausgeben, um an das Ersparte der alten Frau zu kommen. Beim Enkeltrick gibt sich jemand als der Enkel aus, um so Geld zu erhalten.“

      Adriano Puddu sah mich entgeistert an. „Aber ich bin doch gar nicht ihr Enkel.“

      Jetzt grinste ich. „Ja genau, das ist der Trick dabei. Sie sind in Wirklichkeit nicht ihr Enkel.“

      Der Polizist, der bisher unserem Wortwechsel schweigend zugehört hatte, hob die Hand und sah mich an. „Moment. Wie kommen sie darauf, dass dieser Mann“, er wies auf Puddu, „sich als Enkel dieser Frau“, er zeigte auf die alte Dame, „ausgibt?“

      „Weil die beiden ursprünglich ein Liebespaar waren und dann zur Sparkasse gefahren sind“, gab ich meine Schlussfolgerungen zum Besten. „Dort zwang er sie, Geld abzuheben und nun sind beide hier.“

      Puddu und die Alte stöhnte beide gleichzeitig laut auf. „Ich bin nicht ihr Enkel, sondern ihr Sohn“, erklärte der Sänger dann. „Kann man denn in diesem Land nicht einmal mit seiner Mutter einkaufen gehen?“

      „Schwiegermutter“, ergänzte die Alte. „Oder besser Ex-Schwiegermutter.“

      „Also ein Mutter- oder Schwiegermutter Trick?“, mutmaßte ich. Die Erklärungen der beiden verwirrten mich zusehends. „Oder besser noch Ex-Schwiegermutter Trick?“

      Puddu verdrehte die Augen, was ihn für mich nicht sympathischer machte. „Hören sie“, er wandte sich an den Polizisten. „Diese Dame hier ist die Mutter meiner geschiedenen Frau, meiner Ex-Frau. Also meine Ex-Schwiegermutter. Mir ist völlig schleierhaft, warum dieser Idi...“, er verschluckte die Silbe, „warum dieser ... Mann uns hinterherspioniert. Ich besuche meine Ex-Schwiegermutter regelmäßig und helfe ihr im Haushalt und beim Einkaufen.“

      „Sie sind also kein Liebespaar?“, versuchte ich die Angelegenheit verständlicher zu machen.

      Der dicke Sänger schlug sich vor den Kopf. „Meine Güte, meine Ex-Schwiegermutter ist vierundachtzig Jahre alt und außerdem bin ich verheiratet. Was unterstellen sie mir eigentlich?“

      Der Polizist sah mich streng an. „Ihren Ausweis bitte! Und jetzt bitte ich um eine Erklärung, warum sie diesen Mann verfolgen.“

      Ich holte tief Luft und blickte in die Runde. „Mein Name ist Jonathan Lärpers und ich arbeite als Privatdetektiv für die Detektei Argus. Wir wurden von Frau Puddu beauftragt, herauszufinden, mit wem ihr Mann ein Verhältnis hat. Das ist schließlich unser Job.“

      „Aber

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