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Freunde von mir”, stellte der Alte die beiden vor. ”Es freut mich! Ich bin Hendrik von den Auen. Bitte verzeiht, dass ich hier so einfach eindringe.” Olan winkte ab. ”Ihr seid uns herzlich willkommen. Wollt Ihr etwas mit uns essen?” Hendrik nahm dankend einen Teller köstlich riechender Suppe an. ”Was führt Euch nach Andria, Hendrik von den Auen?” Der Alte war neugierig. Fremde kamen selten in diese abgelegene Gegend. Auch spürte Olan die Unruhe des jungen Mannes. Was mochte den edlen Burschen in solche Eile versetzt haben?

      ”Ich komme aus Wendorra. Die Darker stehen an unseren Grenzen, um unser Land zu überfallen. Ich bin nach Andria unterwegs, um den König, meinen Verwandten, um Hilfe zu bitten.”

      Die drei Männer starrten ihn ungläubig an. War das tatsächlich der Thronfolger aus dem reichen Land des schönen Volkes? Konnte es angehen, dass ein wahrer Prinz ihnen diese unglaubliche Nachricht brachte? ”Darker? Wir dachten, es würde gar keine mehr geben”, der größte von den Dreien, Wig, hatte schließlich das Wort ergriffen.

      ”Oh doch, glaubt mir, es gibt welche! Und es sind Unmengen, die drohen, unser Land zu vernichten.” Hendrik machte eine große Geste.

      Auch der massige Wamba schaltete sich ins Gespräch ein. ”Habt Ihr schon mal einen Darker gesehen?” Hendrik lachte. ”Nein. Die wenigsten, die einen gesehen haben, konnten davon erzählen. Mein Vater erzählte mir, sie seien ganz schrecklich. Riesig. Schwarz mit gelben Augen und Krallen, mit denen sie sich durchs Erdreich wühlen.”

      Olan nickte. ”Das stimmt so weit, ja. Allerdings nicht wirklich sehr groß, ungefähr so wie wir auch. Aber sie sind wild und angriffslustig.” Wamba schauderte: ”und gegen die sollen wir kämpfen?” Hendrik gab keine Antwort, nickte nur ernst. Er hatte ja keine Ahnung, dass er hier Edelleuten gegenüber saß. Die Männer trugen einfache, strapazierfähige Kleider und gingen ganz ungezwungen miteinander um.

      ”Nun Prinz, wenn es so ist, wie Ihr sagt, müssen wir kämpfen. Die Darker sind wie Heuschrecken. Sie plündern und morden ohne Rücksicht und sie ziehen von einem Land ins andere. Bald wären sie auch hier, in Almach“. Olan rieb sich nachdenklich die Stirn. „Euer Erscheinen lässt mich an die Geschichte vom Schwert des Lichts denken. Sicher könnten wir dieses jetzt gut gebrauchen.” Wig unterbrach Olan. ”Du meinst die Legende?” Olan bejahte. ”Genau. Du weiß doch wie das Orakel ging?

      „Ein Prinz von den Auen wird kommen und er wird tragen das Schwert des Lichts, das alle Hoffnung in sich vereint und mit seinem gleißenden Lichtstrahl die dunklen Schatten vertreiben wird.”

      Hendrik sah den Weisen fragend an. ”Ich hörte nie von einer solchen Legende. Was ist das Schwert des Lichts?” Olan zuckte die Schultern: ”Niemand weiß es genau. Es ist eine Geschichte, die seit vielen hundert Jahren in unserem Land erzählt wird. Es heißt, ein unbekanntes Volk hinter den großen Bergen schmiedete einst ein Schwert, das große Zauberkräfte besaß. Es konnte die Nacht zum Tage machen, wenn ein wahrer Held die Mächte der Finsternis bekämpfte. Man erzählt auch, dass gerade die Darker es waren, die dieses Schwert raubten. Und dass es jetzt tief verborgen in einer ihrer Höhlen liegt. Leider”, schloss Olan „nützt es uns also nichts, selbst wenn es existiert.”

      Hendrik hatte genug gehört. Ihm als junger Prinz und gut ausgebildeter Krieger stand wenig der Sinn nach Märchen und Legenden.

      Es war das Abenteuer das ihn lockte. Die Gefahr, das Unberechenbare. Der Krieg, der ihnen bevorstand. Das war etwas reales, etwas Gefährliches. Endlich würde er sich beweisen können! Sein Vater sah immer nur den Thronfolger in ihm. Ständig wies er alle Gefährten und Diener an, auf Hendrik aufzupassen, damit ihm nur ja nichts zustieß. Wie lange hatte er betteln müssen, damit sein Vater erlaubte, dass er allein aufbrach um die Almachen zu alarmieren. Er seufzte leise. Er würde seine Aufgabe gut erfüllen. Hendrik entschuldigte sich bei den drei Männern, dass er müde vom langen Ritt sei. Er rollte sich, in seinen Umhang gewickelt, in der Nähe des Kamins zusammen, um bald darauf in einen unruhigen Schlaf zu verfallen. Hendrik träumte von Darkern und Kriegen. Er war so begierig darauf seinen Mut im Kampf zu beweisen. Von Kindesbeinen an, hatte er gelernt mit Schwert, Bogen und Axt zu kämpfen. Doch da Wendorra bisher immer im Frieden gelegen hatte, gab es keine Gelegenheit, Abenteuer oder gar Schlachten zu bestehen. Allenfalls eine Jagdgesellschaft bot ab und an Abwechslung. Aber auch dabei gab es keine großen Herausforderungen. Die Wildhüter achteten schon darauf, dass der junge Prinz sich nicht unnötig in Gefahr brachte. Sein Vater hatte ihm auch angetragen, sich baldigst zu verheiraten. Der König wünschte die Dynastie zu sichern. Doch heiraten war etwas, wozu Hendrik gar keine Lust verspürte. Die Mädchen, die sein Vater an den Hof geholt hatte, waren allesamt hübsch und gebildet. Den ganzen Tag sangen, tanzten und musizierten sie für ihn, wenn er sich bei den jungen Frauen sehen ließ. Hendrik jedoch fand, sie wären allesamt alberne Gänse, die nur darauf aus waren, eines Tages Königin von Wendorra zu werden. Er hoffte, auf den Reisen, die er nach diesem Krieg noch begehen wollte, eine exotische, aufregende Schönheit an einem anderen Königshof zu finden. Mit dem Gedanken an seine Traumprinzessin und an die vielen Abenteuer, die er erleben würde, schlief er endlich fest ein. Auch Wamba nickte auf seinem Stuhl ein und schnarchte laut.

      Wig und Olan saßen etwas abseits am Tisch und unterhielten sich noch. ”Das ist eine ernste Geschichte. Wig. Vielleicht müssen wir das erste Mal seit hundert Jahren in den Krieg ziehen.” Der angesprochene war auch davon überzeugt. ”Wenn es sein muss, werden wir bereit sein! Die Almachen waren immer große Kämpfer”.

      ”Ja, aber”, warf Olan zweifelnd ein: ”Kein Almache ist seit fast hundert Jahren mehr in die Schlacht gezogen. Stimmt das nicht? Das ärgste, was ihr hier in den letzten Jahrzehnten erlebt habt, waren ein paar Räuberbanden und Lumpengesindel. Damit ist die freiwillige Armee immer gut fertig geworden. Aber ein Kriegszug? Das ist doch etwas ganz anderes. Du musst morgen mit dem Prinzen gehen.

      Möglicherweise wird der König sofort ein Heer aufstellen lassen. Außerdem ist der Weg aus dem Tannenwald nicht ungefährlich, ich will nicht, dass ihm etwas zustößt.”

      Wig nickte. Obwohl ihn so schnell nichts in Unruhe versetzte, war Wig beunruhigt. Olan hatte Recht, ein Kriegszug war etwas völlig anderes. Es bedurfte viel Disziplin und Vorbereitung. Als Hauptmann in der Armee kannte er seine Pflicht. ”Natürlich. Wir werden den Prinzen auf dem schnellsten Weg zu König Marken bringen.”

      So geschah es. Schon bei Tagesanbruch machten sich Hendrik, Wamba und Wig auf. Wamba beschwerte sich, dass es kein ausgiebiges Frühstück gab. Doch Hendrik wollte unverzüglich aufbrechen. Er war schon wütend darüber, dass er nicht allein voran reiten sollte. Schließlich war er auf einer Mission, die keinen Aufschub duldete. Doch Wig setzte sich durch. ”Der Weg wird noch schmaler und gefährlicher, als der, den Ihr bereits hinter Euch habt. Ihr könnt nicht reiten. Dein Pferd würde straucheln und Ihr würdet an den tiefen Ästen hängen bleiben. Es ist nicht weit, wir schaffen es in ein paar Stunden. Also führt Euch Ross und folgt mir.”

      Sie durchwanderten den Wald und Hendrik sah schließlich ein, wie recht Wig gehabt hatte. Dieser Weg war wahrlich nicht zum Reiten gedacht. Durch die dicht an dicht stehenden Bäume, konnten sie nur einer hinter dem anderen gehen. Ständig drohten sie über Wurzeln zu stolpern. Wie sicher Wig sich in diesem Gestrüpp zurechtfand, war bewundernswert. Wambas Klagelaute, der sich damit unablässig über die schnelle Gangart beschwerte, waren zudem nicht gerade ermutigend.

      Der dicke Mann war kein Krieger, er war gewohnt sich mit Schriftstücken und der Verwaltung des Reiches zu beschäftigen. Auch er war beunruhigt ob der Nachricht über das Darkerheer, doch grübelte er selten über den folgenden Tag. Er lebte im jetzt und hier. Und jetzt gerade war das einzige was er dachte, dass er den fremden Prinzen zum Palast geleiten sollte und dass er dort ein ordentliches Mahl genießen wollte.

      Als sie schließlich den Wald hinter sich gelassen hatten, waren alle drei erleichtert. Sie hatten es geschafft, Andria lag direkt vor ihnen.

      Als sie die ersten niedrigen, weißen Häuser erreichten, starrten die Menschen neugierig aus den Fenstern. Kinder stoben davon, um zu berichten.

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      Die Ankunft des Fremden auf dem weißen Ross, sprach sich herum

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