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Schicksalhafter Kompromiss. Christine Feichtinger
Читать онлайн.Название Schicksalhafter Kompromiss
Год выпуска 0
isbn 9783754178041
Автор произведения Christine Feichtinger
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Patrik triumphierte jedes Mal innerlich, wenn er mit Anneliese im Chevrolet saß, als hätte ihm sein inzwischen verstorbener Schwiegervater dieses Glück extra verschafft. Wenn er, hinter einer dicken Sonnenbrille mit einem großen Hut getarnt, bekannte Ehefrauen sah, wie diese wegen der frechen Sprüche von Anneliese erschraken, amüsierte ihn klammheimlich der hinterhältige Gedanke, inkognito seine Frau Sabine mit seiner Geliebten im Auto erschreckt zu haben. Als stünde er maskiert als Casanova im Karneval von Venedig am Markusplatz, ergötzte ihn der Gedanke, seine Frau Sabine gerade in jenem Auto mit seiner Geliebten erschreckt zu haben, für welches er seinem Schwiegervater zum Dank auch für sein Schweigen, versprochen hatte, ein treuer Ehemann und guter Familienvater zu werden.
Gut, dass seine Frau Sabine das Privileg hatte, reich geboren zu sein. Somit war sie seine auserwählte Beute gewesen, um ihm einen gesicherten, sorgenfreien Lebensstandard zu bieten. Sabine übertraf seine kühnsten Erwartungen von einer geduldigen, toleranten Ehefrau, befand er öfters dankbar. Gott sei Dank war seine Frau Sabine keine egozentrische Intellektuelle oder karrieresüchtige Frau, die ihm zu viel Energie und Zeit abverlangte, womöglich ihn wegen jeder Meinungsverschiedenheit zappeln ließ oder zurückwies. Solchen Frauen wich er aus. Diese waren ihm zu schwierig und eine unnötige Zeitverschwendung.
Im Gegenteil, Sabine war eine gutgläubige, leicht zu beeinflussende Marionette, die vordergründig immer nur das Ansehen und Wohl der Familie und Firma im Sinne hatte und bestrebt war, bei jedem Problem zurückzustecken und nach außen hin den trügerischen Schein der heilen Welt aufrecht zu erhalten. Sie konnte nicht wissen, wie eingeengt er sich zuhause fühlte und was für eine Glut des Verlangens nach Weibern in ihm steckte. Diese Seite hielt er so gut es ging verborgen. Als wäre er wie ein von Besessenheit getriebener Triebtäter, flüchtete er regelrecht von daheim. Wie hätte sie ahnen können, welch ein zärtlicher Liebhaber er außer Haus war und zu welchen Wonnen er seine jeweilige Liebhaberin führte? Nach seinem Empfinden war sie nicht so liebesbedürftig wie er. Sie war verklemmt und ließ alles regungslos über sich ergehen, als würde sie befürchten, zu viel Intimität abzugeben, wäre ihrer Person abträglich. Oder verleugnete sie ihr Verlangen nach ihm, ihren moralischen Vernunftsansichten gehorchend, nur Nutten würden sich wie entfesselte, hemmungslose Tiere hingeben? Oder ahnte sie etwas von seinen Affären und wich ihm deshalb aus stillem Protest aus? In ihr loderten keine Glut und keine Gier nach Liebe. Wie sollte sie ihn jemals verstehen? Dieses Ungleichgewicht zwischen ihr und ihm konnte er nur durch außerhäusliche Affären ausgleichen. Mit der Zeit gehörten seine Affären wie das tägliche Brot zu seinem Leben. So fand er seine Befriedigung und brauchte sie nicht zu drängen und zu belästigen. Also brauchte sie ihm wegen seiner Untreue keine Vorwürfe zu machen. Deswegen wäre eine Trennung für ihn nicht notwendig, sondern reine Schikane, wie Patrik empfand.
Wie ein Lebenselixier brauchte er seine außerhäuslichen Affären, worin er Bestätigung finden, Kraft tanken und sich über Vieles hinwegtrösten konnte. Er brauchte diese heimlichen Freuden auch als Belohnung und Entgelt, um sich für die langweilige und unliebsame Zwangsheirat, wie er seine Ehe nach kurzer Zeit bezeichnete, zu entschädigen. Soll eben jeder in seiner Fasson leben und glücklich werden.
Und schließlich, wenn es ihm gut ging und er glücklich war, ein ausgeglichener Mensch war, profitierte auch sie von seiner ansteckenden Fröhlichkeit, rechtfertigte er sich. Wie sollte er sonst weiterhin geheuchelte Liebe zeigen und ihre Nähe ertragen?
Seine Affären waren immer wie ein Kompass, um seine Anziehungskraft auf Frauen jedes Mal neu zu testen und um seine geheimsten Wünsche und verborgenen Triebe zu befriedigen. Die Ehe war für ihn kein Grund, seinem Vergnügen nicht nachzugehen, nach dem Motto „Geheiratet ist ja nicht gestorben“. Ein Leben ohne Höhen und Tiefen war für ihn unvorstellbar. Jedes neue Abenteuer war für ihn wie ein neu geöffnetes Tor, hinter dem er wieder neue Erfahrungen sammelte, diese mit Wonne auskostete, und welche sein Leben bereicherten. Sein ständiges Suchen nach neuen, geilen Weibern wollte nie enden.
Am wenigsten Mühe hatte Patrik bei Sabine sein Fernbleiben bis tief in die Nacht zu entschuldigen. Stets entschuldigte er sich wegen Arbeitsüberlastung in der Firma.
Seine Frau Sabine war es von jeher gewohnt, dass ihr Vater die meiste Zeit in der Firma war, deshalb war es für sie auch selbstverständlich, dass ihr Mann viel Zeit in der Firma verbrachte. Immer war ihr Vater bemüht, ein gut florierendes Unternehmen zu haben, es auszubauen, damit sein „kleines Püppchen“, wie er sein einziges Mädchen immer nannte, gut versorgt war. „Du bist nicht mit mir, sondern mit der Firma verheiratet“, hatte Sabines Mutter ihrem Vater oft vorgeworfen.
Dennoch staunte Patrik jedes Mal über ihre Vertrauensseligkeit, mit welcher Selbstverständlichkeit sie seine vorgetäuschten Überstunden, Kurse, Geschäftsreisen et cetera akzeptierte, jene Zeit, die er für seine Freiräume und Affären benötigte.
Fast bedauernd stellte er nach einiger Zeit fest, dass sich nach den ersten, unentdeckten Affären der Kick legte und sich eine gewisse Routine in seinen Liebschaften, wie selbstverständlich, manifestierte. Deshalb widerte ihn Sabines Gutgläubigkeit öfters an und er hätte gerne manchmal mehr Widerstand gespürt, um in seinem Tun einen zusätzlichen Kick zu spüren. Wie oft, wenn Patrik in eine Affäre glücklich verstrickt war, bedankte er sich gedanklich bei seiner ahnungslosen, gutmütigen Frau und lachte sich heimlich ins Fäustchen, wenn er allerlei geschäftliche Verpflichtungen vortäuschte und für das Fremdgehen das Haus verließ.
Es wurde für Patrik Lerner mit der Zeit zu einer Art Überlebensstrategie in der Ehe, sich heimliche Affären und Puffbesuche zu gönnen. Die Puffbesuche sollten auch seine Freundschaft zu Angelique und Fredy aufrechthalten, für den Fall, dass er in Schwierigkeiten stecken und Fredy und seine Freunde einmal brauchen würde. Wenn er im Puff seine Exfrau Angelique traf, verglich er sie oft mit Sabine. Es gab durchaus Ähnlichkeiten. Finanziell gut versorgt war er durch seine erste Ehefrau auch gewesen. Dennoch, unterschiedlicher in der Liebe hätten seine Ex- und seine Ehefrau nicht sein können. Zwar war Sabine jünger, reicher und unverbrauchter, aber in der Hingabe und in der Liebe ähnelten sie sich wie Feuer und Wasser.
Im Gegensatz zu Angelique war Sabine eine Heilige. Sabine war zurückhaltend und scheu. Vom ersten Tag an, als er Sabine in einem Kaufhaus kennenlernte, fühlte er sich wohl und geborgen in ihrer Gegenwart, wie damals, als er als Kind auf dem Schoß seiner Großmutter saß. Dieses Gefühl hatte er lange vermisst.
Lächelnd erinnerte er sich öfters an den Tag beim Einkaufen zurück, an dem er Sabine kennengelernt hatte. Sie war freundlich und ihm behilflich, etwas zu finden. Ihre teure, modische Kleidung, der Goldschmuck, die vornehme Sprache deuteten auf Bildung und Wohlstand hin. Das Maiglöckchen-Parfüm betörte und umhüllte ihn wie eine einschmeichelnde Himmelswolke. Sie muss wohlhabend sein, meldeten sich seine Glückshormone. Sie fällt in dein Beuteschema.
Sie war nicht sein Typ, etwas mollig, aber ihr Aussehen und ihr warmherziges Lächeln erinnerten ihn an seine geliebte Großmutter und erwärmten sein Herz. Die Zeichen der Verliebtheit spürte er nicht. Weder schlug sein Herz schneller noch pulsierte das Blut in seinen Adern heftiger als sonst, wenn er verliebt war. Vielleicht sind dies die wahren Vorzeichen und der richtige Schlüssel zum lang andauernden Eheglück? Die bisherigen Anzeichen der Verliebtheit waren trügerisch, dachte Patrik.
Damals, an jenem Tag, als er Sabine Gaber kennenlernte, war er an seinem Tiefpunkt angelangt, er hatte kein Geld und noch offene Spielschulden. Seine aktuelle Flamme Annegret hatte ihm an jenem Tag wegen eines jüngeren Lovers den Laufpass gegeben. „Warum gehst du nicht arbeiten wie es alle anderen Männer tun? Du musst zu deinem Lebensunterhalt etwas beitragen. Ich erhalte dich nicht länger. Ich brauche keinen Gigolo. Du kannst bald unter der Brücke schlafen und im Müll stöbern. Wenn ich heimkomme, musst du fort sein, hatte sie ihn zum wiederholten Mal angeschrien. Als sie fort war, hatte er sich im Spiegel betrachtet und das erste graue Haar und die erste