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mehrere Stäbe aus Metall, welche zwischen Daniel und Ramón auf einer Ablagefläche lagen. Ein Stab leuchtete in einem wunderschönen Gold und Melanie streckte, ohne zu überlegen, die Hand aus, um ihn zu berühren. Eine Sekunde, bevor sie das Metall anfassen konnte, schnellte Daniels Hand vor, die gerade noch am Griff des Schwertes gelegen hatte, und packte ihre Hand. Ruckartig zog er sie vom Stab weg. „Achtung!“, rief er erschrocken. „Das ist heiß.“

      Melanie zuckte erschrocken von seiner heftigen Reaktion zusammen. „Sorry.“

      Besorgt musterte Daniel Melanies Finger und suchte sie nach Brandwunden ab. „Schon okay. Hast du dich verbrannt, mi cielo?“

      Melanie schüttelte errötend den Kopf. „Nein, du warst echt schnell

      ... Danke.“

      Daniel atmete erleichtert aus und ließ ihre Hand los, die augenblicklich kälter wurde. „Gut. Die Feuer wird je nach dem über 1000°C heiß – im Land der Nacht haben wir noch andere, spezielle Arten von Metall. Vermutlich ziemlich schmerzhaft.“

      „Ich dachte, ihr zündet manchmal Leute an. Habt ihr sie danach nicht gefragt?“, witzelte Melanie, von seiner plötzlichen Fürsorge überrascht.

      Daniel grinste ein Bad Boy-Lächeln. „Meistens wollten sie danach unverständlicherweise nicht mehr mit uns reden ...“, erwiderte er und brachte somit alle vier zum Lachen.

      4 TAUSCHHANDEL

      Es war ein sonniger Montagmorgen, als plötzlich seltsame Post eintraf. Sie schien von Laura zu sein, wie Melanie auf dem Absender las, als sie die Post aus dem Briefkasten des Gebäudes 3.1 holte. Sie hatten am Morgen ausnahmsweise eine Freistunde – Chemie fiel aus – und wollten diese sinnvoll nutzen.

      Stirnrunzelnd trat sie in den Gemeinschaftsraum und öffnete den Brief. Emma, die mit Melanie gemeinsam zum Lernen erschienen war, spähte neugierig zu ihr herüber.

      „Was steht da?“

      Melanie faltete das Blatt auf und hielt es so, dass Emma es auch lesen konnte. Aus irgendeinem Grund überkam Melanie ein mulmiges Gefühl, noch bevor sie zu lesen begann.

       Hey,

       Ich wurde von dunklen Typen gefangen genommen. Der einzige Ausweg, den sie mir vorschlagen, ist, dass wir einen Tauschhandel machen. Gebt ihnen das Tigermädchen und ich werde freigelassen.

       Ganz schön dunkel hier unten.

       Kuss,

       Laura

       111 397 63 15

      Emma schnappte nach Luft und Melanie wurde noch bleicher als zuvor, beinahe ließ sie den Brief fallen.

      „Oh mein Gott!“, stieß Melanie atemlos hervor. „Laura wurde gerade entführt?!“

      Ohne ihr zu antworten, starrte Emma auf das Papier und ihre Augen weiteten sich zunehmend.

      „Gib mal her!“ Ungewohnt heftig riss sie ihr das Blatt aus der Hand und las es erneut.

      „Was ist denn?“, drängte Melanie. „Was sagst du dazu?“

      „Sieh mal hier.“ Emma deutete auf das untere Ende des Briefes und als Melanie sich näher zu ihr neigte, erkannte sie dort noch einen eilig hinzu gekritzelten Satz:

      Sagt nein! Sie wollen uns beide!

      „Emma!“ Langsam bekam es Melanie mit der Angst zu tun, ihr Magen verkrampfte sich. „Was meint sie damit?“ Ihre Stimme klang seltsam fremd.

      Emma schaute endlich zu ihr auf und meinte leise: „Die obere Botschaft musste sie höchstwahrscheinlich schreiben. Aber das untere ... Hat sie heimlich hinzugefügt.“ Emma schluckte und legte den Brief auf den Tisch vor ihr. „Und ich kann mich nicht entscheiden, welche der beiden Botschaften schlimmer ist. Und … diese Handynummer …“

      Bevor Melanie antworten konnte, ging die Tür auf und Daniel, Caroline und Ramón kamen nichtsahnend herein. Daniels Blick schweifte von Melanie zu Emma und ehe einer der beiden den Mund aufmachen konnte, hatte er die Stimmung erkannt.

      „Was ist passiert?“, fragte er alarmiert. „Geht es euch gut?“

      Melanie verkniff sich ein Schmunzeln. „Ja, uns geht‘s gut. Aber Laura nicht.“ Sie hielt ihm den Brief hin und Emma erklärte ihre Erkenntnisse.

      „Ach du meine Güte!“, stieß Ramón hervor.

      „Ay dios!“ Daniel verfiel vor Schreck in seine Muttersprache.

      „Wir müssen das melden!“, rief Caroline panisch. „Wir werden ihnen zwar das Tigermädchen nicht ausliefern, aber genauso wenig lassen wir Laura einfach dort versauern!“ Ihre Stimme zitterte aus Angst um Laura.

      Emma kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum und überflog den Brief zum wiederholten Mal. „Stimmt ... Aber etwas daran ist komisch“, meinte sie und ihre grauen Augen fixierten einen Punkt hinter Caroline. „Wenn sie wirklich einen Tauschhandel wollen, warum schreiben sie dann nicht hin, wo sie sind?“

      Melanie überlegte fiebrig. „Wahrscheinlich wollen sie, dass man bei ihnen anruft – den Standort rauszugeben wäre sehr riskant ...“, gab sie zu bedenken.

      „Stimmt“, musste Emma zugeben, den Blick auf den Brief gerichtet.

      „Aber was wollen sie mit dem Tigermädchen? Was bezwecken sie mit diesem Tauschhandel?“, wollte Melanie wissen und rieb sich die Stirn.

      „Was bezweckt wer?“, ertönte eine Männerstimme von der Tür aus.

      Emmas Kopf fuhr herum. „Emanuel! Schau, hier! Das hat uns Laura geschickt.“ Geduldig erklärte sie auch Emanuel, was sie für eine Theorie hatten.

      „Hm ...“, sagte Emanuel schlussendlich höchst intelligent. „Wir sollten es wirklich einfach mal John zeigen. Vielleicht weiß er mehr über die Ziele von diesen ‚dunklen Typen‘. Wer auch immer die sind.“ „Ich tippe auf die Blacks“, warf Daniel ein.

      Ramón nickte. „Ihr habt Recht. Also beide meine ich“, fügte er hinzu.

      „Dann ... Zeigen wir es John und fragen ihn, wie wir Laura retten können, ohne das Tigermädchen aushändigen zu müssen? Und rufen diese Nummer hier unten an?“, fasste Melanie zusammen. Die Welt begann sich zu drehen. Noch nie war sie Zeuge einer solchen Tat gewesen. Das war der reinste Albtraum! Eine Mitschülerin war entführt worden und sie hatten keine Ahnung, wie sie sie retten sollten!

      Emma nickte als Antwort auf Melanies Frage. „Mal davon abgesehen, dass wir kein Tigermädchen in unseren Reihen haben.“

      Melanie runzelte nachdenklich die Stirn. Daniel hatte doch mal gesagt, dass sie Vermutungen angestellt hätten, was das Tigermädchen betraf. „Ist nicht ... die dunkle Retterin das Tigermädchen?“, fragte sie vorsichtig nach.

      Emma schüttelte den Kopf. „Das denken wir nur, aber sicher ist es nicht. Außerdem werden wir ganz bestimmt nicht das Mädchen in eine Falle locken, nur um es dann den Blacks auszuhändigen! Und danach würden wir nicht mal Laura zurückbekommen.“

      Das klang plausibel. Laura hatte ja selbst geschrieben, dass sie der Forderung nicht nachkommen sollten. „Also, gehen wir?“, wollte Melanie wissen und setzte sich in Bewegung.

      Doch bevor die anderen ihr folgen konnten oder Melanie die Tür erreichte, ging diese auf und Sam kam herein, dicht gefolgt von Jack und Zoé.

      Als die drei sahen, wie die anderen sie anstarrten, als seien sie Cataara persönlich, blieben sie erstaunt stehen und Zoé schaute sich hastig um, ob irgendwo eine Gefahr lauerte.

      „Wow, was ist denn?“, fragte Sam intuitiv. „So schlimm ist das Lernen nun auch wieder nicht.“

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