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anderen waren Daniel, Caroline, Ramón und Zoé. Dort würde Laura noch hinzukommen, wenn sie zurückkam.

      John musterte die Gruppen mit zusammengekniffenen Augen, er schien nicht ganz zufrieden zu sein. „Beim Schmieden darf man sich trotzdem Tipps holen gehen, sonst wären Ramón und Daniel zu sehr im Vorteil. Ich merke es aber, wenn ihr euch gegenseitig helft!“ Besagte Jungs grinsten sich an und es war deutlich, dass sie nicht im Traum daran dachten, der anderen Gruppe mehr als nötig zu helfen.

      In der nächsten Stunde ging es an die Arbeit. Melanies Gruppe setzte sich zusammen und begann zu planen.

      „Was für eine Sorte Waffe wollen wir machen? Was ist am nützlichsten?“, dachte Emma laut nach und kaute auf einem Bleistift herum.

      „Vielleicht etwas nicht allzu großes, damit man es gut verstecken kann ...?“, meinte Melanie und dachte an ihre Messer, die in ihren beiden Stiefeln steckten.

      Sam runzelte ihre sonnengebräunte Stirn. „Wenn du in den Kampf ziehst, brauchst du die Waffe doch nicht zu verstecken.“

      Melanie sah erstaunt und gleichzeitig verärgert auf. „Es gibt auch andere Momente als nur den Krieg, in denen man eine Waffe brauchen kann. Und wenn du im Nahkampf gegen jemanden steckst, ist eine Joker-Waffe immer nützlich ...“, wandte sie möglichst diplomatisch ein und fügte stumm in Gedanken hinzu: Zum Beispiel, um dir deine gefärbten Haare abzuschneiden. Aber sie wollte nicht an ihrem ersten Schultag einen Streit vom Zaun brechen, deshalb behielt sie diesen Teil für sich.

      „Oh, da scheint sich ja jemand auszukennen“, gab Sam höhnisch zurück und Melanie mochte sie mit jeder Sekunde weniger. Sie atmete tief ein und versuchte, die Selbstbeherrschung zu wahren, die ihr in der alten Schule das Leben gerettet hatte.

      Jack machte mit einem Winken auf sich aufmerksam. „Mädels, hört auf zu streiten!“ Melanie blickte dankbar zu ihm. „Das solltet ihr erst machen, wenn die Waffe fertig ist.“

      Jegliche Dankbarkeit verschwand wieder.

      „Melanie hat Recht. Sie sollte möglichst schmal sein, damit man sie gut in den Kleidern verbergen kann“, mischte sich Emanuel ein und lenkte somit die Aufmerksamkeit wieder auf die eigentliche Sache.

      „Okay“, nickte Emma und schrieb das Kriterium auf.

      „Am besten ist es etwas, mit dem man schneiden kann und Schläge austeilen“, ergänzte Emanuel.

      „Etwas Leichtes auch noch“, meinte Jack.

      „Schön muss es auch sein!“, warf Sam ein und Melanie unterdrückte ein Stöhnen.

      „Wie wär‘s mit einer Art Schwert, das auf der einen Seite scharf ist, auf der anderen hart und vorne spitz?“ Emma sah fragend in die Runde.

      Melanie schaute sie gleichzeitig überrascht und begeistert an. „Das ist doch gut!“, rief sie aus. Wie schnell das hier vorwärts ging, war echt erstaunlich.

      Auch den anderen gefiel die Idee und Emma schrieb das Ganze eifrig auf. „Okay“, meinte sie zum Schluss. „Jetzt müssen wir uns nur noch an die Ästhetik machen.“

      Melanie, Emanuel und Jack, die bisher am Tisch gelehnt hatten, zogen sich nun einen Stuhl heran und gemeinsam begannen sie, eine Skizze anzufertigen.

      Melanie ging gemächlich auf das Camp Cataara zu. Es war zwei Uhr und für jeden anderen Menschen stockfinster und tiefe Nacht. Aber da Melanie ihre vier benötigten Stunden schon geschlafen hatte, hatte sie keine Ruhe mehr gefunden und war aufgestanden. Jetzt lief sie zurück und spielte am Griff ihres Messers herum, das aus ihrem Gürtel hervorlugte.

      Ein plötzliches Geräusch zu ihrer Rechten ließ Melanie in Alarmbereitschaft aufhorchen. Sie blickte in die Richtung und erkannte in einer schmalen Gasse mehrere Gestalten, die aufeinander losgingen. Als sie genauer hinsah, stellte sie fest, dass es sich um drei Jungs und ein Mädchen handelte. Ein Mädchen mit einem goldblonden Zopf und schiefergrauen Augen. Emma.

      Melanie sog überrascht die Luft ein. Was suchte Emma um diese Zeit hier unten? Sie rannte los, auf ihre Freundin zu. Die drei Jungs hatten sie umzingelt und kamen immer näher. Einer hatte ein Messer in der Hand, aber da sie nicht direkt angriffen, nahm Melanie an, dass sie etwas von ihr wollten. Falsch gedacht. Der Junge ganz links griff mit seiner starken Hand nach Emma und drückte ihr den Hals zu. Emma riss die Augen auf und schnappte verzweifelt nach Luft.

      „Lass sie los!“, schrie Melanie, zog ihr Messer aus dem Gürtel und warf es gezielt nach dem Jungen. Nicht töten, ermahnte sie sich. Es segelte mit beispielhafter Präzision auf den Jungen zu und drehte sich im Flug um die eigene Achse. Dann blieb es in seinem Ziel stecken: In seinem Arm. Der Junge heulte auf, ließ Emma los und beschimpfte Melanie wild, doch diese beachtete ihn längst nicht mehr. Das nächste Messer steckte im Bein desjenigen, der gerade in Begriff gewesen war, Emma hinterlistig einen Dolch in den Bauch zu stoßen. Der dritte Junge sah sie keuchend und voller Angst an.

      „Spinnst du?“, kreischte er hysterisch. Melanie bückte sich, langte in ihren Stiefel und zog mit einer einzigen Bewegung ein Messer hinaus, bevor es auch schon in der Hand des Dritten steckte. Auch dieser hatte ein Messer hervorholen wollen, hatte sich jedoch ungeschickter angestellt. Jetzt jaulte er leidend auf und zog das Messer wütend wieder heraus. Er rannte auf Melanie zu, sie kam ihm entgegen. Zur selben Zeit, als Melanie zum Schlag ausholte, hatte der Junge ihr in den Bauch gekickt. Sie stöhnte und trat einen Schritt zurück. Dank ihrer Nachtsicht erkannte sie, wie der Angreifer ihr Messer auf sie zuwarf, das jedoch völlig schief daherkam.

       Auch wenn ich blind wäre, würde mich das Messer nicht mal annähernd berühren.

      Melanie fing es auf und steckte es in den Stiefel, dann holte sie aus und kickte dem Jungen gegen die Brust. Er flog nach hinten und landete auf dem Rücken. Melanie setzte ihm nach und beugte sich, rasend vor Wut, über ihn.

      „Du rührst meine Freundin noch einmal an und mein Messer steckt in deiner Brust! Hast du mich verstanden?“, fauchte sie. Der Teenager nickte eifrig und robbte schnell aus ihrer Reichweite. Dann ging Melanie zu seinen Kumpels und nahm die Messer an sich.

      „Die behalte ich gerne“, murmelte sie, als ihr plötzlich Emma wieder in den Sinn kam. Schlagartig drehte sie sich zu ihr um und ging langsam auf sie zu.

      „Emma?“ Beschwichtigend streckte Melanie eine Hand nach ihr aus. Emma presste sich noch dichter an die Wand und zitterte unkontrolliert, sie war ganz bleich.

      Sanft legte ihr Melanie die Hand auf die Schulter und schaute ihr in die Augen. „Emma, alles ist gut, ich tue dir nichts.“

      Emma biss sich auf die Lippe und eine einzelne Träne rann ihr über die Wange.

      Bestürzt wischte Melanie sie fort. „Haben sie dir wehgetan?“

      Emma schüttelte den Kopf, sie schien in Panik zu sein. Sie zitterte noch immer, ihr Atem ging unregelmäßig und sie stützte sich ganz offensichtlich an der Wand ab. „D-danke“, brachte sie hervor. „Ich ... sie haben mich einfach überrascht, das ist alles. Ich ... ich bin ...“ Sie brach ab und wandte den Kopf ein wenig von Melanie ab. Ihre Unterlippe zitterte und ihr Blick huschte unruhig umher.

      Melanie nahm sie behutsam bei der Hand und drückte diese. „Schon okay. Atme ganz ruhig, Emma.“ Da sie selber mit 13 Jahren monatelang an Panikattacken gelitten hatte, kannte sie sich damit aus. Langsam beruhigte sich Emma und sie wagte einen Blick in Melanies Augen. „Kämpfst du immer so?“ Ihre Stimme zitterte.

      Melanie errötete. „Nein ... normalerweise mache ich es schon besser ...“

      Emmas Mundwinkel zuckten. „Ich meinte so gut!“

      „Ach so“, entfuhr es Melanie angespannt und sie zuckte mit den Schultern. „Danke. Ich hatte Glück, dass ich die Messer dabei hatte ...“

      Emma zuckte beim Wort Messer zusammen, was Melanie besorgt beobachtete. „Du bist aber nicht verletzt?“, fragte sie erneut.

      „Nein.“ Emma schüttelte abermals den Kopf. „Ich habe nur Angst bekommen.“

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