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Ivanhoe. Sir Walter Scott
Читать онлайн.Название Ivanhoe
Год выпуска 0
isbn 9783754172162
Автор произведения Sir Walter Scott
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Ich bin besser auf den Tod vorbereitet als Du,« antwortete der enterbte Ritter, denn unter diesem Namen hatte der Fremde sich in das Turnierbuch eintragen lassen.
»Dann nehmt Euren Platz in den Schranken,« sagte Bois-Guilbert, »und seht Euch noch zum letztenmal die Sonne an, denn diese Nacht werdet Ihr im Paradiese schlafen.«
»Großen Dank für die Höflichkeit,« versetzte der enterbte Ritter, »und um sie zu vergelten, rathe ich Dir, ein frisches Pferd und eine neue Lanze zu nehmen, denn bei meiner Ehre, Du wirst beides nöthig haben.«
Nachdem er sich so zuversichtlich ausgesprochen hatte, lenkte er sein Pferd wieder die Anhöhe hinunter, und dann durch die Schranken zurück bis ans nördliche Ende derselben, wo er in Erwartung seines Gegners halten blieb. Seine Geschicklichkeit im Reiten verschaffte ihm von neuem den Beifall der Menge.
So aufgebracht auch Brian de Bois-Guilbert gegen seinen Gegner wegen der Vorsichtsmaßregeln war, die er ihm anempfohlen hatte, er vernachlässigte dennoch seinen Rath nicht, denn seine Ehre stand zu sehr auf dem Spiele, als daß er irgend ein Mittel hätte versäumen sollen, welches ihm den Sieg über seinen kühnen Gegner verschaffen könnte. Er vertauschte sein Pferd gegen ein anderes von erprobter Kraft und Kühnheit, er wählte eine neue Lanze von zähem Holze, aus Furcht, der Schaft der vorher gebrauchten möchte bei den früheren Kämpfen gelitten haben. Endlich legte er seinen Schild weg, der ein wenig beschädigt war, und ließ sich einen andern von seinem Knappen geben. Der erste Schild hatte nur eine allgemeine Devise getragen. Sie stellte zwei Ritter vor, die auf einem Pferde saßen, womit die ursprüngliche Demuth und Armuth der Templer dargestellt werden sollte, Eigenschaften, die sie längst gegen Anmaßung und Luxus vertauscht hatten, und welche ihren endlichen Untergang herbeiführten. Bois-Guilberts neuer Schild hatte als Devise einen Raben in vollem Fluge, der einen Schädel in den Klauen trug, mit der Unterschrift: Gare le Corbeau, Nimm dich vor dem Raben in Acht!
Als die beiden Kämpfer an den äußersten Enden der Schranken einander gegenüberstanden, war die allgemeine Erwartung aufs höchste gespannt. Wenige dachten an die Möglichkeit, daß der Kampf für den enterbten Ritter glücklich enden könne, doch sein Muth und seine Tapferkeit gaben den allgemeinen guten Wünschen der Zuschauer eine gewisse Garantie.
Die Trompeten hatten nicht sobald das Signal verkündet, als die Kämpfer auch mit Blitzesschnelle von ihren Posten verschwanden und in der Mitte des Platzes mit Donnergewalt zusammenstießen. Die Lanzen zersplitterten bis an den Handgriff, und im ersten Augenblick schien es, als wären beide Ritter gestürzt, denn beide Rosse wichen zurück und setzten sich auf die Hacken. Die Reiter brachten sie durch Anwendung des Zügels und der Sporen sogleich wieder zum Stehen, und nachdem sie einander mit Augen angesehen hatten, die Feuer durch die Oeffnungen ihrer Visiere zu sprühen schienen, machten beide eine halbe Volte, zogen sich an das Ende der Schranken zurück, und empfingen eine neue Lanze von den Dienern.
Ein lauter Zuruf der Zuschauer, sowie das Wehen der Schärpen und Tücher bewies den allgemeinen Antheil, den man an diesem Kampfe nahm, es war der gleichste und am besten ausgeführte, der an diesem Tage vorgekommen war. Aber sobald die Ritter wieder ihre Stellung eingenommen hatten, entstand eine so tiefe Stille, als ob die Menge zu athmen fürchtete.
Nachdem man den Kämpfern und ihren Rossen eine Pause von wenigen Minuten gestattet hatte, um Athem zu schöpfen, gab Prinz Johann den Trompetern mit seinem Commandostabe das Zeichen, zum Angriff zu blasen. Die Kämpfer eilten wieder von ihren Plätzen fort und trafen mit derselben Schnelligkeit, mit derselben Geschicklichkeit und derselben Gewalt, aber nicht mit demselben Glück wie vorher, in der Mitte des Platzes zusammen.
Bei diesem zweiten Zusammentreffen zielte der Templer nach dem Mittelpunkte des Schildes seines Gegners und traf ihn so genau und gewaltsam, daß die Lanze zersplitterte, und der enterbte Ritter im Sattel schwankte. Dieser hatte beim Beginn des Anrennens die Spitze seiner Lanze auf Bois-Guilberts Schild gerichtet, im Augenblicke des Zusammentreffens aber veränderte er sein Ziel, und richtete sie auf den Helm seines Gegners, ein schwerer zu treffendes Ziel, das aber, einmal getroffen, den Stoß um so gefährlicher machte. Sicher traf er das Visier des Normannen und die Lanzenspitze faßte die Stangen desselben. Doch selbst bei diesem Nachtheil behauptete der Templer seinen hohen Ruf, und wären nicht die Gurten seines Sattels zerrissen, er wäre vielleicht nicht heruntergeworfen worden. So aber rollten Sattel, Pferd und Mann in einer Staubwolke auf den Boden.
Sich von den Steigbügeln und dem gestürzten Rosse frei zu machen, war für den Templer das Werk kaum eines Augenblicks, und theils durch seine Schande, theils durch den lauten Zuruf der Menge fast zum Wahnsinn gebracht, zog er sein Schwert und bot damit seinem Sieger Trotz. Der enterbte Ritter sprang vom Pferde und zog ebenfalls sein Schwert. Doch die Marschälle sprengten dazwischen und erinnerten sie, daß die Gesetze des Turniers gegenwärtig eine solche Art des Kampfes nicht gestatteten.
»Wir werden uns wieder treffen, hoffe ich,« sagte der Templer, indem er einen rachevollen Blick auf seinen Gegner warf, »und zwar wo niemand uns trennt.«
»Wenn es nicht geschieht,« sagte der enterbte Ritter, »so wird es wenigstens nicht meine Schuld sein. Zu Fuß oder zu Pferd, mit Lanze, Streitaxt oder Schwert bin ich gleich bereit, mit Dir zu kämpfen.«
Sie würden noch mehr und zornigere Worte gewechselt haben, doch die Marschälle kreuzten ihre Lanzen zwischen ihnen und nöthigten sie, sich zu trennen. Der enterbte Ritter kehrte zu seiner ersten Stellung zurück und Bois-Guilbert in sein Zelt, woselbst er den übrigen Theil des Tages in qualvoller Verzweiflung verbrachte.
Ohne von seinem Pferde abzusteigen, befahl der Sieger mit lautem Ruf, ihm einen Becher Wein zu bringen, öffnete den untern Theil seines Visiers, und fügte, als er ihn leerte, hinzu: »Allen treuen englischen Herzen vaes hael, Untergang den fremden Tyrannen!« Dann ließ er wieder seine Trompete schmettern und bat einen Herold, den Herausforderern anzukündigen, daß er keine Wahl treffen werde, sondern bereit sei, in der Ordnung mit ihnen zu kämpfen, wie sie sich ihm stellen würden.
Der riesenhafte Front de Boeuf, in eine schwarze Rüstung gekleidet, war der erste, der auf den Kampfplatz trat. Auf weißem Schilde trug er einen schwarzen Stierkopf, halb verwischt von den zahlreichen Kämpfen, die er bestanden hatte, und mit der anmaßenden Unterschrift versehen: Cave, adsum. Ueber diesen Kämpfer erlangte der enterbte Ritter einen geringen aber entscheidenden Vortheil. Beide Ritter brachen ihre Lanzen trefflich, doch Front de Boeuf, der bei dem Zusammenstoßen einen Steigbügel verlor, wurde für besiegt erklärt.
Bei dem dritten Kampfe des Fremden mit Sir Philipp Malvoisin war er ebenso erfolgreich. Er traf diesen Baron so gewaltsam an den Helm, daß die Bänder brachen, und Malvoisin nur dadurch vom Fall gerettet wurde, daß sein Helm herunterfiel, worauf er, gleich seinen Gefährten, für besiegt erklärt wurde.
Der vierte Kampf mit de Grantmesnil gab dem enterbten Ritter Gelegenheit, eben so viel Höflichkeit als bisher Muth und Geschicklichkeit an den Tag zu legen. De Grantmesnils Pferd war jung und scheu, und bewegte sich beim Anrennen so heftig hin und her, daß das Ziel des Ritters dadurch verrückt wurde; der Fremde aber, ohne diesen Vortheil zu benutzen, erhob seine Lanze, ritt an seinem Gegner vorbei, ohne ihn zu berühren, schwenkte sein Pferd herum und ritt wieder zu seiner Stellung am Ende der Schranken zurück, worauf er ihm durch einen Herold ein zweites Zusammentreffen anbieten ließ. De Grantmesnil lehnte ab, indem er sich eben so sehr durch die Höflichkeit, als durch die Geschicklichkeit seines Gegners für besiegt erklärte.
Ralph de Vipont machte die Reihe der Triumphe des Fremden vollständig; er wurde mit solcher Gewalt zu Boden geschleudert, daß ihm das Blut aus Nase und Mund stürzte, und er bewußtlos aus den Schranken getragen werden mußte.
Der Beifall von Tausenden begleitete die einstimmige Entscheidung des Prinzen und der Marschälle, nach welcher die Ehre des Tages dem enterbten Ritter zuerkannt wurde.
Kapitel IX
– – Und in der Mitte sah man
Mit einer majestät'schen Miene
Ein Fräulein,