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Peter Simpel. Frederick Marryat Marryat
Читать онлайн.Название Peter Simpel
Год выпуска 0
isbn 9783754175859
Автор произведения Frederick Marryat Marryat
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Dies war alles sehr angenehm, und ich hatte nun nichts im Sinne, als ein anderes Schiff zu bekommen. Ich ging daher zu dem Hafenadmiral und erzählte ihm, wie es gekommen sei, daß ich mein letztes Schiff verließ. Er erwiderte, gestorben und begraben worden sein, wäre ein ganz zureichender Grund für einen, seinen Abschied vom Schiffe zu erhalten, er wolle mir einen Platz auf einem andern verschaffen, weil ich nun wieder zum Leben gekommen sei. Ich wurde an Bord des Wachschiffes geschickt, wo ich ungefähr zehn Tage blieb, und dann für diese Fregatte bestimmt; und damit schließt meine Geschichte, auch schlägt es gerade acht, somit hat auch die Wache ein Ende; spring schnell, Peter, ruf Robinson, und sage ihm, ich lasse ihn bitten, er solle nicht wieder wie das letzte Mal einschlafen, und mich nicht gegen alle Vorschriften und Regeln des Dienstes hier herumtraben lassen.«
Vierzehntes Kapitel.
Der erste Leutnant hat mehrere Patienten. – Mr. Chucks teilt mir das Geheimnis seiner feinen Sitten mit.
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Ehe ich in meiner Erzählung weiter fortfahre, will ich dem Leser bemerken, daß meine Geschichte nicht im spätern Leben geschrieben wurde, nachdem ich eine größere Weltkenntnis erlangt hatte. Als ich zum erstenmale zur See ging, versprach ich meiner Mutter ein Tagebuch zu führen, worin ich alles, was mir begegnete, nebst meinen Bemerkungen darüber aufnehmen wollte. An dieses Versprechen habe ich mich strenge gebunden, und seitdem ich mein eigener Herr geworden bin, sind diese Journale in meinem Besitz geblieben. Demnach ist alles, was den ersten Teil meiner Abenteuer bildet, so erzählt, wie es sich damals meinem Geiste eingeprägt hatte. In manchen Punkten habe ich Ursache gehabt, eine von den früheren verschiedene Meinung zu fassen, und bei manchen andern habe ich seitdem über meine Thorheit und Einfalt herzlich lachen müssen, allein dessenungeachtet hielt ich es für rätlicher, die Ansichten von damals beizubehalten, als sie durch die Meinungen einer später teuer erkauften Erfahrung zu berichtigen. Von einem Knaben mit fünfzehn Jahren, der in einem abgelegenen Landstädtchen erzogen wurde, kann nicht so viel Urteil und Überlegung erwartet werden, als von einem jungen Manne, welcher viel im Leben gesehen und mancherlei Abenteuer durchgemacht hat. Der Leser darf also nicht vergessen, daß ich mich in betreff der Meinungen und Gefühle, welche mich bei jedem bedeutenden Wendepunkte meines Lebens leiteten, auf mein Tagebuch bezogen habe.
Wir hatten nun sechs Wochen gekreuzt, und ich fand meinen Stand viel angenehmer, als ich gedacht hatte. Mein Wunsch, es recht zu machen, wurde für die That genommen, und obschon ich gelegentlich einen Bock schoß, schienen doch der Kapitän und der erste Leutnant der Ansicht, daß ich so viel als möglich auf meinen Dienst bedacht sei, und lächelten nur über meine Mißgriffe. Ich entdeckte auch, daß, wie auch immer meine natürlichen Fähigkeiten von meiner Familie geschätzt werden mochten, sie hier nicht so beurteilt wurden. Jeden Tag fühlte ich mehr Zutrauen in mich selbst, und hoffte durch Fleiß und Aufmerksamkeit den Mangel an natürlichen Gaben zu ersetzen. Es ist gewiß etwas im Leben des Seemannes, was seinen Geist erweitert. Als ich vor sechs Monaten zu Hause war, ließ ich andere Leute für mich denken, und mich von ihren Meinungen gängeln; an Bord dachte ich so viel als möglich für mich selbst. Mit meinen Tischgenossen stand ich gut; diejenigen, welche barsch gegen mich waren, ließen davon ab, weil ich ihr Betragen nicht rügte, und diejenigen, welche mir artig begegneten, wurden noch artiger als vorher. Die Zeit floß schnell dahin, vermutlich weil ich genau wußte, was ich zu thun hatte, da jeder Tag dem andern glich. Der erste Leutnant war einer von den unterhaltendsten Männern, die ich je kennen lernte, aber er wich doch nie von der Mannszucht im Dienste ab, noch nahm er sich die geringste Freiheit gegen einen seiner Vorgesetzten oder Untergebenen heraus. Sein Humor zeigte sich besonders bei den verschiedenen Arten von Strafen, und obgleich die Strafe für den Schuldigen streng war, so bot doch die Art, wie sie auferlegt wurde, der übrigen Schiffsmannschaft eine unversiegliche Quelle des Vergnügens dar. Es fiel mir oft auf, daß, obgleich kein einzelner gerne gestraft werden mochte, doch die ganze Schiffsmannschaft sich höchlich ergötzte, wenn eine Bestrafung stattfand. Er war in betreff seiner Verdecke besonders eigen; sie waren immer so weiß wie Schnee, und nichts mißfiel ihm so sehr, als wenn sie beschmutzt wurden. Aus diesem Grunde hatte er eine starke Abneigung gegen den Tabak, weshalb auch auf verschiedenen Stellen der Verdecke für die Matrosen Spucknäpfe aufgestellt waren, damit sie die Dielen mit Tabaksaft nicht besudeln möchten. Bisweilen vergaß ein Mann in seiner Eile, sich dieser Näpfchen zu bedienen, allein da der Tischgesellschaft, neben welcher der Fleck sich befand, der Grog vorenthalten wurde, wenn man den Schuldigen nicht ausfindig machte, so nahmen sie sich wohl in acht, aufzupassen und den Thäter anzugeben. Die Strafe für das Vergehen bestand darin: dem Manne wurden die Hände auf den Rücken gebunden, und ein großer zinnerner Spucknapf an einem Riemen über die Schultern an seiner Brust befestigt. Alle übrigen Spuckkästchen auf dem untern Verdecke wurden hinweggenommen, und er mußte auf die Aufforderung eines jeden, welcher seinen Mund des Tabaksaftes zu entledigen wünschte, bereit sein. Die übrige Mannschaft freute sich so sehr über den Einfall, daß sie, um sich das Vergnügen zu verschaffen, den Sträfling herumlaufen zu sehen, zweimal mehr als sonst ausspieen. Herr Chucks, der Bootsmann, nannte dies des ersten Leutnants »ambulierenden Spucknapf«. Er bemerkte mir eines Tages, Herr Falkon sei wirklich ein solcher Epikur in betreff seiner Verdecke, daß er sich scheue, einen Anker auf dem Vorderkastell mit einem Taukranz zu versehen. Auf einer Morgenwache hatte ich einen großen Spaß. Wir waren gerade daran, die Hängematten in die Hinterdecknetze zu verpacken, als ein Schiffsjunge mit seiner Hängematte auf der Schulter heraufkam; da er an dem ersten Leutnant vorüberging, bemerkte dieser, daß er ein Stück Tabak in seinem Backen hatte.
»Was hast Du da, mein guter Junge – ein Geschwür? – Dein Backen ist ja ganz angeschwollen.«
»Nein, Sir«, versetzte der Junge, »es fehlt mir gar nichts.«
»Das kann nicht sein; dann ist es ein böser Zahn, öffne Deinen Mund und laß mich sehen.«
Sehr ungern öffnete der Junge seinen Mund, und eine tüchtige Rolle Tabakblätter wurde sichtbar.
»Ich sehe schon«, sagte der erste Leutnant, »dein Mund braucht Ausputzens und Deine Zähne müssen gereinigt werden. Ich wünsche, wir hätten einen Zahnarzt an Bord, allein da wir keinen haben, so will ich, so gut ich kann, operieren. Schickt den Rüstmeister mit seiner langen Zange herauf.«
Als dieser erschien, wurde der Junge gezwungen, seinen Mund zu öffnen, worauf sodann der Tabaksklumpen mit dem großen Instrumente herausgenommen wurde.
»Ich bin überzeugt«, sagte der erste Leutnant, »Du mußt Dich jetzt schon besser fühlen. Du kannst ja gar keinen Appetit haben. Kapitän von der Hinterwache, bringt ein Stück altes Segeltuch und etwas Sand her und putzt ihm seine Zähne sauber.«
Der Kapitän von der Hinterwache kam herbei, nahm den Kopf des Jungen zwischen seine Kniee und rieb seine Zähne mit dem Sand und Segeltuch zwei oder drei Minuten lang.
»Das wird es thun«, sagte der erste Leutnant. »Nun, mein Bürschchen, Dein Mund ist jetzt rein und sauber und das Frühstück wird Dir schmecken. Du hast unmöglich etwas essen können, so lange Dein Mund in einem so garstigen Zustande war. Wenn er wieder schmutzig ist, komm nur zu mir, ich will Dein Zahnarzt sein.«
Einmal befand ich mich mit Herrn Chucks, dem Bootsmann, der sehr artig gegen mich war, auf dem Vorderkastell. Er hatte mir eben gezeigt, wie man die verschiedenen Knoten