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das Tor hier aufzuschieben.“

      Es ging leichter, als ich dachte. In der Dunkelheit konnte ich die blauen Randfeuer an der Rollbahn erkennen. Dann stiegen wir in die Maschine. Bis auf eine Sitzbank auf der rechten Kabinenseite hatte man das Innere leergeräumt. In der Mitte, über die ganze Länge des Rumpfes verteilt, stapelten sich unsere festgezurrten Kisten.

      Capitán ging gleich nach vorne durch ins Cockpit. Er setzte sich Kopfhörer auf und sprach über Funk mit dem Tower. Rodrigo stand noch unschlüssig herum. Ich hatte mich in einen der unbequemen Sitze an der Seite gezwängt. Wir warteten. Nach einer Weile ging ein kleiner Ruck durch die Maschine. Ich merkte, dass wir langsam aus dem Hangar gezogen wurden.

      „Hey, einer von euch sollte mal seinen Hintern nach vorn bewegen“, rief Capitán.

      Rodrigo zuckte gleichgültig mit den Schultern. Ich fragte mich, ob seine Gelassenheit wohl gespielt war, aber andererseits hatte er sich nie durch besonderes Temperament hervorgetan.

      „Hier neben mich“, befahl Capitán. „Und lass die Finger von der Steuerung.“

      „Ich werde den Teufel tun“, sagte ich und starrte auf die Instrumententafel. Mir fiel auf, wie eng es hier war. Ich versuchte, die Pedale im Fußraum nicht zu berühren. Ich hatte das Gefühl, in einem Kleinwagen mit gedrungener Motorhaube zu sitzen, die geteilte Windschutzscheibe unmittelbar vor mir. Aus dem Seitenfenster konnte ich den rechten Propeller sehen, der jetzt begleitet von zwei oder drei Fehlzündungen zum Leben erwachte.

      „Schieb das Fenster ruhig auf und atme den köstlichen Duft ein“, schrie Capitán in den Krach der Motoren.

      Der linke Propeller lief jetzt auch.

      Das Fahrzeug, das uns herausgezogen hatte, entkoppelte und verschwand.

      Capitán drückte sachte einen Hebel nach vorn und wir rollten. Es ging zügig, wir waren das einzige Flugzeug auf dem Rollfeld. Ich spürte jede Fuge im Beton. Es klapperte blechern. Capitán drehte an diversen Knöpfen. Dann sagte er noch etwas in sein Mikro, aber ich hörte nur ein immer lauter werdendes Dröhnen, als er den Hebel noch weiter vorschob und mit großem Schwung auf die Startbahn einlenkte.

      Mir kam es endlos lange vor, bis die Maschine endlich die Nase hob und in den schwarzen Himmel eintauchte. Wir stiegen nicht steil hoch, eher in einem sehr flachen Winkel. Unter mir flogen Straßenlaternen und ein paar angestrahlte Werbeflächen bedrohlich nah vorbei. Ich konnte sogar Mezquitesträucher und Kakteen erkennen, die unsere Scheinwerfer für eine Sekunde aus der Nacht rissen.

      Schließlich drosselte Capitán die Schubkraft. Der Höhenmesser zeigte 1200 Fuß.

      Erstaunt bemerkte ich die heiße Luft auf meinem Gesicht und schloss das Seitenfenster. Es wurde sofort leiser. Capitán grinste mich zahnlos an und sagte:

      „Wir fliegen jetzt westlich auf US-Territorium immer der Interstate 2 entlang Richtung Mission, La Joya und verabschieden uns pünktlich von dem Kontrollpunkt in Harlingen. Dann drehen wir südöstlich und überqueren die Grenze nach Mexiko, bis wir auf die Autobahn 40 Monterrey-Reynosa stoßen. Der folgen wir weiter südöstlich etwa eine Dreiviertelstunde mit 145 Knoten, bis wir das Funksignal empfangen. In McAllen habe ich als Zielflughafen Monterrey International angegeben. Sobald wir uns in mexikanischem Luftraum befinden, melde ich mich und sage wir wollen zu einem Sportflughafen in der Nähe von Monterrey. Ich glaube nicht, dass wir die besonders interessieren, zumal wir in unkontrolliertem Luftraum fliegen.“

      „Wie hast du denn die Fracht deklariert?“, fragte ich.

      „Gefälschte Papiere. Aber dicht an der Wahrheit. Elektrogeräte und so. Die Amerikaner kümmern sich nicht wirklich darum, was ihr Land verlässt. Umgekehrt ist das sehr viel schwieriger.“

      Es war eine klare Nacht. Der fast volle Mond hing über der kargen Landschaft.

      „Da ist sie ja schon“, sagte Capitán.

      Die Interstate 2 war deutlich erkennbar als ein schnurgerades Band, dunkler als die blasse und sandige Erde zu beiden Seiten. Zwei Autos fuhren weiter vorne Richtung Westen. Es hatte etwas Beruhigendes, sie dahingleiten zu sehen. Kleine leuchtende Punkte, die sich beharrlich ihren Weg bahnten. Wir ließen sie schon bald hinter uns.

      „Wir könnten uns jetzt eine Weile unterhalten“, sagte Capitán.

      „Worüber?“

      „Na über euch, ihr Clowns!“

      „Wie meinst du das“, sagte ich und versuchte meiner Irritation Ausdruck zu verleihen, was bei dem hohen Geräuschpegel in der Kabine ziemlich schwierig war.

      „Na, ihr seid nicht unbedingt die hartgesottenen Schmuggler.“

      „Wir machen nur Geschäfte.“

      „Das geht auch einfacher. Und seien wir einmal ehrlich, was bleibt euch denn nach Abzug aller Kosten noch? Ich und meine alte Kiste hier sind schließlich nicht billig.“

      „Es bleibt genug“, sagte ich, obwohl ich es nicht wusste und es mir eigentlich völlig egal war. Rodrigo hatte auf mich eingeredet und praktisch dazu getrieben mit meinem kümmerlichen Rest an Geld hier mitzumachen. Ich kannte zwar den Inhalt der Kisten hinten, schließlich hatte ich ihn ja mitfinanziert, aber Rodrigo hatte mir nicht verraten, wer der Endabnehmer war. Angeblich zu meiner eigenen Sicherheit. Ich fragte nicht weiter nach. Aber das ging Capitán alles nichts an.

      „Ich mach das ja nicht zum ersten Mal. Ich rechne das alles so für mich durch, und am Ende komme ich so auf zwanzig- bis dreißigtausend Dollar Reinverdienst.“

      „Na und?“

      „Der ganze Aufwand für so ein Trinkgeld? Wozu?“

      „Schnell verdientes Geld“, sagte ich.

      „Du siehst nicht so aus, als würdest du an Geldknappheit leiden.“

      „Woher willst du das wissen?“

      „Ich rieche das. Vielmehr gesagt, ich rieche Geld, und du stinkst schon fast danach.“

      „Beschränke dich lieber auf das Fliegen“, sagte ich. Ich war das gebrüllte Gespräch leid. Ich wollte nicht über Antworten nachdenken müssen. Ich wollte nur, dass Dinge geschahen und Zeit vernichteten. Je schneller, desto besser. Aber Capitán redete weiter.

      „Was ist mit deinem Geschäftspartner?“

      „Er ist ein Freund.“

      „Wie auch immer. Was ist mit ihm?“

      „Nichts, verdammt.“ Ich wurde noch lauter. Capitán antwortete nicht, und ich merkte, dass wir nach links abdrehten. Vor uns die Lichter von vereinzelten Siedlungen.

      Die Maschine ruckelte, als wir in leichte Turbulenzen gerieten. Capitán zog gleichzeitig nach oben, bis der Höhenmesser bei 1800 Fuß stehenblieb.

      „Warum steigen wir?“, fragte ich.

      „Ist besser an der Grenze. Hilf mir bei der Trimmung!“

      „Spinnst du? Was ist Trimmung?“

      „Beruhige dich, war bloß ein Scherz. Ich flieg das Ding schon alleine, obwohl …"

      „Obwohl was?“

      „Na ja, bei dem Wetter ist das kein Problem.“

      „Und sonst?“

      „Die Kleine hier wurde für zwei Besatzungsmitglieder konzipiert.“

      „Beruhigend!“

      Capitán lachte.

      Ich schaute durch das Seitenfenster. Nur noch vereinzelte und flackernde Lichtpunkte.

      „Und die Grenze?“, fragte ich.

      „Die ist hier nur ein Zaun, kaum erkennbar. Aber wenn du Glück hast, siehst du die Mexis wie die Hasen durchs Unterholz hoppeln. Immer Richtung Norden, Amigos!“

      „Ich bin auch Mexikaner“, sagte ich, und es klang in dem Augenblick selbst für

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