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Nephilynn. Vanessa Olschansky
Читать онлайн.Название Nephilynn
Год выпуска 0
isbn 9783754948033
Автор произведения Vanessa Olschansky
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Willkommen in meiner Welt!«, grölte er, während Kieran mir auf die Beine half.
»Warum?«, wimmerte ich.
»Du hast etwas, das ich haben will, und ich werde es bekommen.« Er kam näher. Kieran hielt mich am Arm fest und ich bebte vor Angst. Damians Lippen näherten sich meinem Ohr und er flüsterte:
»Das ist der einzige Grund, warum du noch lebst.« Er ging einen Schritt zurück und grinste mich an. »Was aber kein Dauerzustand bleiben wird.«, versicherte er und wendete sich wieder Kieran zu.
»Schaff sie mir aus den Augen und bring ihr Manieren bei.«, befahl er und überließ mich meinem Schicksal.
Ich wagte nicht darüber nachzudenken, weshalb er hier war. Bestimmt war er auch bloß ein Untertan, der sich auf einen Deal mit dem Teufel eingelassen und jetzt seine Schulden begleichen musste. Freiwillig war wohl niemand hier. Abgesehen von Damian.
Kieran gehorchte und zerrte mich hinter sich her, es scherte ihn nicht, dass mir der ganze Körper schmerzte, wenigstens schliff er mich nicht über den Boden. Ich wimmerte und flehte ihn an, mich gehen zu lassen, aber er reagierte nicht auf meine Worte. Er verzog keine Miene und brachte mich durch ein schier endlos erscheinendes Labyrinth aus Tunneln. Überall hallte das Geschrei der gefesselten Seelen wider und ich zitterte ängstlich am ganzen Körper. Immer wieder versuchte ich mich loszureißen und anhand seiner Reaktion auf meine kläglichen Versuche mich zu befreien, merkte ich, dass es auch für ihn neu war. Vermutlich kamen nicht so oft lebendige Wesen hierher und zumindest das schien uns zu verbinden. Menschlichkeit. Je tiefer wir in das Innerste liefen, desto lauter wurden mein Flehen und Schreien.
»Hier hört dich niemand.«, sagte er und ich wusste nicht, ob es mich besänftigen oder noch mehr verängstigen sollte. Seine Stimme klang tief und rau. In einer anderen Situation würde ich sie als sanft und beruhigend bezeichnen, doch ich war geleitet von Angst. Ich sollte meinen Mund halten, das war sicher, aber ich gab nicht auf und schrie so laut ich konnte. Es war mir egal, welche Konsequenzen folgen würden, ich würde hier ohnehin nie wieder herauskommen und ein unendliches Martyrium voller Leid und Schmerz würde nun Inhalt meines weiteren Daseins werden. Ich fragte mich, wie all das passieren konnte? Ich lebte im Paradies, ich war ein Engel, der seine Prinzipien verraten und für den Mann verstoßen wurde, der mir nun eine Zukunft voller unendlicher Qualen bescherte. Kieran übergab mich an einen anderen Dämon, der ihm so gar nicht ähnelte.
»Raziel, du weißt, was zu tun ist.«, sagte er und sein Gegenüber nickte. Anders als Damian und er war Raziel schmächtiger und glich eher einem menschlichen Wesen als die beiden anderen. Es machte den Eindruck, als sei er noch in der Ausbildung. Jeder der Wächter musste verschiedene Stufen durchlaufen bis er groß und furchteinflößend war. Kieran war bereits ein vollwertiger Wächter, während Raziel noch einige Prüfungen zu absolvieren hatte, ich schien eine davon zu sein.
Ich wurde auf den Boden gedrückt und gefesselt. Um meine Schreie zu unterdrücken, knebelten sie mich und entfernten sich dann einige Schritte, damit ich nicht hören konnte, was sie besprachen. Ich hatte Angst. Noch nie zuvor hatte ich diese Panik im Leib, pures Adrenalin schoss mir durch die Venen und mein Herz pochte in meiner Brust, als würde es jeden Moment explodieren. Ich strampelte und versuchte, mit allen Mitteln aus meiner Lage zu entfliehen. Gieriges Röcheln lag in der Luft und meine Angst nährte die verlorenen Seelen der Unterwelt. Ein eisiger Wind durchzog die Katakomben und ließ das Feuer der Fackeln an den Wänden hektisch tanzen. Mein ganzer Körper war erschöpft von den Strapazen und mein Unterleib schmerzte fürchterlich von Damians exzessiven sexuellen Gelüsten, zu denen er mich genötigt hatte. Überall an meinem Körper spürte ich Schürfwunden und Druckstellen, die sich früher oder später in blaue Flecken verwandeln würden.
Inzwischen waren all meine Versuche zu entkommen gescheitert und ich zu erschöpft, um noch weiter zu strampeln. Meine Schreie wurden von dem Knebel unterdrückt und mir gelang es nur noch zu wimmern. Zusammengekauert lag ich in dieser kalten und dunklen Ecke des Untergrundes. Welch Ironie, in der Hölle soll es doch furchtbar heiß sein, doch ich fror. Überall in den Gängen konnte ich Gezische und Geflüster hören, doch wohin ich auch blickte, ich konnte außer Kieran und Raziel niemanden ausmachen.
Die beiden beachteten mich gar nicht, sondern unterhielten sich angestrengt, während ich wie Abschaum in die Ecke geworfen und zurückgelassen wurde. Allmählich zitterte mein Körper vor Kälte und meine Tränen versiegten. Ich hatte nicht einmal mehr die Kraft zu weinen. Kierans Aufmerksamkeit wurde dann doch unverhofft und urplötzlich auf mich gelenkt. Einer dieser widerlichen Kreaturen hatte sich bis zu mir hervorgewagt, angelockt von meiner Angst und meinen flehenden Wimmern und geleitet durch meine Gedanken. Jetzt stand dieses Monster vor mir und starrte mich an, während ich mich vor Ekel von ihm abwendete. Er roch abscheulich verwest und aus seinem weit geöffneten Maul tropfte eine klebrige Masse, von der ich vermutete, dass sie mich komplett verseuchen würde, sobald auch nur ein Tropfen auf meiner gereizten Haut landete.
Es dauerte nur einen Augenblick bis Kieran bei uns war, ein Beil gezückt und diesem Etwas den Kopf abgeschlagen hatte. Schwarze Asche rieselte auf mich nieder und ich krümmte mich zusammen. Mein Herz pochte so schnell, dass ich glaubte, es würde gleich durch meinen Brustkorb schnellen. Ich wusste nicht, was mir lieber gewesen wäre, durch die Klauen dieses verwesenden Abschaums zu sterben oder hier in der Ecke liegend, nichts ahnend was mit mir geschehen würde, Kieran und Raziel ausgeliefert zu sein.
In dem Moment packte mich, sanfter als erwartet, Kieran und zog mich zurück auf die Beine. Er lehnte mich gegen die kalte Specksteinmauer und kam mir mit seinem Gesicht bedrohlich nahe. Ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren. Mit großen Augen starrte ich ihn an.
»Angst, Kleines,…« Er sah mir tief in die Augen glitt dann mit seinem Blick an die Stelle, an dem der Morlock gelandet war, ehe er sich in Schutt und Asche auflöste und dann wieder zu mir.
»...ist hier unten dein sicherer Tod.«, brummte er und ließ dann von mir ab und vertiefte sich wieder in seine Unterhaltung.
Ich weiß nicht warum, aber seine Worte leuchteten mir ein. Ich begann mich zu beruhigen, auch wenn ich die Gründe nicht begriff, weshalb ich immer noch am Leben war. Langsam dämmerte mir aber, dass Damian andere Pläne mit mir hatte, als meinen Tod, denn sonst hätte mich dieser Morlock getrost umbringen können. Oder wollte er mich erst noch weiter foltern lassen und mich dann langsam umbringen?
Ich lehnte meinen Kopf gegen die Wand und schloss einen Moment die Augen. Ich versuchte, die Geschehnisse zu verdrängen und meinen vor Angst gelähmten, Körper wieder zu beleben, doch im Moment war ich froh, dass ich nicht kraftlos zu Boden ging. Als ich die schweren Schritte der beiden Dämonen hörte, die auf mich zu kamen, öffnete ich meine Augen und hob den Kopf wieder an. Ich wusste, dass sie noch immer meine Angst rochen und die Panik in meinen Blicken sahen, doch dies waren Dinge die ich nicht beeinflussen oder gar abstellen konnte. Ich würde es lernen müssen, denn so schnell kam ich hier sicher nicht wieder raus.
»Komm jetzt!«, drang es aus den Lippen Raziels und mir wurde klar, dass er das erste Mal zu mir sprach. Er klang verunsichert und wirkte, zumindest einen Moment lang, genauso verzweifelt wie ich es war.
Niemand würde Raziel für einen Dämonen halten. Er hatte blondes, strähniges Haar, welches er schulterlang trug, eine kleine Narbe zierte seine Augenbraue und seine blauen Augen leuchteten noch. Im Gegensatz zu denen von Kieran. In ihnen sah ich Härte und Entschlossenheit. Beide waren müde, doch ich schien Bestandteil einer Prüfung für Raziel zu sein, denn Kieran hielt sich im Hintergrund und gab im Stillen Anweisungen. Ich wehrte mich nicht, als er mich mit seinen zierlichen Händen am Unterarm ergriff und mich zum Gehen aufforderte. Ich hatte noch immer meine Hände hinter dem Rücken gefesselt.
»Wenn du ab jetzt still bist, nehme ich dir das Ding aus dem Mund«, versprach er und sah mich eindringlich an.
Nach kurzem Zögern nickte ich und willigte ein. Schreie würden mir hier ohnehin nicht weiterhelfen und so nahm er den Knebel aus meinem Mund und ich hatte das Gefühl, endlich wieder richtig Luft zu bekommen.
Wir gingen los, einen endlos langen