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er etwa andere fragte, ob sie Schüler werden wollen, so sprach er nie so etwas zu mir. So verstrich die Zeit. Meine altsprachliche Gymnasiums Zeit mit Latein war zu Ende. Mein Weg ging weiter als Au Pair Mädchen nach London. Ich hatte das Meditationsbild von Sri Chinmoy mit mir im Gepäck, einige wenige Texte von ihm und ein Zeitungsauschnitt mit Anwar Al Sadat, dessen Leben mich sehr beeindruckte. Als ich schliesslich in London für eine 90jährige Dame arbeitete, fand ich eine gute Zuhörerin. Sie war sehr interessiert an Spiritualität und an Sri Chinmoy. Mein Plan war nach meinem London Aufenthalt, für drei Monate in Amerika in einem Camp für Kinder zu arbeiten. Mir wurde in der Schweiz gesagt, dass jeweils am Mittwoch in New York in Jamaica Queens an der Parson Boulevard in einer Schule eine öffentliche Meditation stattfindet. So hoffte ich, Sri Chinmoy persönlich kennenzulernen.

      Nach meiner Arbeit nah bei von Chicago querte ich alleine mit dem Greyhound Bus den gesamten Kontinent bis nach Seattle, San Franzisco und zurück über Salt Lake City nach Buffalo. Als Endpunkt meiner Reise plante ich einige Tage in New York bei amerikanischen Freunden. Ich fuhr an diesem Mittwoch kreuz und quer durch New York bis ich schliesslich in der Parson Boulevard ankam. Dort fand ich ein Ladengeschäft von Schülern geführt und wollte genau wissen, wann die Meditation beginnt. Welch eine Enttäuschung, als mir gesagt wurde, dass Sri Chinmoy in Puerto Rico weilt. Ich war so frustriert, dass ich den Weg nicht zur Meditation einschlug, stattdessen setzte ich mich in ein Mac Donald und trank ein Coca-Cola. Nie zuvor und nie später trank ich Coca-Cola. Da musste ich nach der langen Reise einfach meinen Frust runterspülen. Wie sehr freute ich mich auf diesen Moment Sri Chinmoy zu sehen. Dies war mein Highlight des gesamten USA Aufenthalts. So war mein Plan… Ich kam erst beim Eindunkeln zurück zu meinen amerikanischen Freunden. Irgendwie war ich so erschöpft und enttäuscht, dass ich lange ihr Haus an der Strasse einfach nicht mehr fand.

      Es gab aber die gute Nachricht. Kurz nachdem ich in die Schweiz zurückkam, so flog auch Sri Chinmoy nach Zürich zu den Impossibility Challenge Games am Sihlhölzli in Zürich. Diese Die Unmöglichkeit herausfordernden Spiele hat Sri Chinmoy ins Leben gerufen. Dies widerspiegelt die Philosophie von Sri Chinmoy. Jede Herausforderung im Leben kann gemeistert werden. Es gibt nichts, was unmöglich ist, sodann der Mensch bereit ist die Herausforderungen des Lebens anzunehmen.

      Sri Chinmoys Besuch in der Schweiz wurde mir in diesem Ladengeschäft in New York ebenfalls gemeldet. Schnellstmöglich fand ich mich, nach meiner Rückkehr, im damaligen Zürich Center der Sri Chinmoy Schüler. Ich wollte endlich Sri Chinmoy live erleben. Ich wurde eingeladen am 9. Oktober die Impossibility Challenge Games zu besuchen in Zürich am Sihlhölzli. Abarita zeigte mir eine Zeitschrift mit dem Titel «Ein Beispiel eines wahren Meisters». Ich fand in dieser Schrift ein Bild, wo Sri Chinmoy vor dem grossen, steinernen Buddha von Kyoto meditiert, sowohl als auch ein Schwarz-Weiss-Bild Sri Chinmoys im Christusbewusstsein. Da verschwanden meine letzten Zweifel. Ich spürte die Weite dieses Weges.

      Kaum war ich da, konnte ich Sri Chinmoy im Trainingsanzug draussen auf der Anlage entdecken. Ich spürte in mir eine tiefe Sehnsucht nach etwas ohne Namen. Ich spürte so sehr, dass ich dieses etwas hier finden kann. Ich lief zu einem der Schüler und wollte wissen, wie ich Schülerin von Sri Chinmoy werden kann. Er schaute mich an und sagte: «Bist Du Dir sicher, dass Du Schülerin werden willst? «Ja, natürlich!» antwortete ich. Nichtsdestotrotz rief mich die Pflicht. Meine Mutter hat just am 9. Oktober Geburtstag und ich versprach ihr zu kochen. Schnellst möglich fuhr ich nach dem Essen mit der S-Bahn von Niederglatt wieder zurück nach Zürich. Sri Chinmoy war mittlerweile in der Turnhalle und beobachtete das Geschehen der verschiedenen Aktivitäten. Ich stand ca. 10 m von ihm entfernt. Ein Schüler lief zum Betreuer von Sri Chinmoy und liess ihn wissen, dass ich nun wieder hier sei. Daraufhin sprach dieser zu Sri Chinmoy. Sri Chinmoy wandte daraufhin seinen Kopf mir zu, schaute mich an und sprach: »Good Girl.»

      Am Abend durfte ich teilnehmen an der ersten Abendfunktion, so wie dies die Schüler nannten; ein Zusammensein mit dem Meister. Es war für mich noch ungewöhnlich die Hände zu falten. Heute finde ich dies eine wunderschöne Geste auch zur Begrüssung anderer Menschen.

      Sri Chinmoy führte meine Seele auf der inneren Ebene schon viele Jahre vor diesem Treffen. So begann ich eines Tages um 6 Uhr aufzustehen und zu joggen. Ich wusste damals, dass ich zusätzlich am Morgen noch Zeit für mich ganz alleine für eine Zeit der Stille brauche, um für den Tag bereit und aufgetankt zu sein. Das Wort Meditation kannte ich noch nicht. Ich mag damals 16 Jahre alt gewesen sein.

      Mit 18 Jahren wurde ich Vegetarierin, inspiriert durch die Hungersituation auf dieser Erde. Ich verstand, dass, wenn alle Menschen auf Fleisch verzichten würden, genug zu essen vorhanden ist für alle Menschen. Ich habe niemals mehr Fleisch angerührt ausser aus Gastfreundschaft, was mein Magen aber nicht goutierte. Später lernte ich, dass die Energien von Tieren hinderlich sind auf einem spirituellen Weg. Nicht nur, dass Tiere auf einer anderen Entwicklungsstufe sind. Die meisten Tiere erleben sehr qualvolle Momente in ihrem Leben und vor allem auf dem Weg zur Schlachtbank. Weder möchte ich mit diesen Energien belastet, noch die Schlachterei von Tieren unterstützen, was ein gewaltiger Eingriff ist in ein Leben eines Tieres und in die Schöpfung als Gesamtes.

      Dies alles ist Teil der Disziplinen und Regeln auf Sri Chinmoys spirituellem Weg. Ich wurde gut vorbereitet, bevor ich je Kontakt hatte im Aussen mit Sri Chinmoy oder mit seinen Schülern.

      Die ersten Jahre suchte ich meinen Platz im Innen und Aussen auf dem Weg von Sri Chinmoy. Ich hatte zwar meinen Meister, fühlte mich jedoch oft unter den Schülern genauso wenig verstanden, wie dies vorher in der allgemeinen Welt war. Wenn da nicht der Leiter des Zürcher Centers gewesen wäre und später meine Träume, welche mir klar den Weg wiesen, hätte ich es wohl nicht geschafft. Ich war anders wie viele seiner Schüler. Die letzten Jahre bevor ich die Gruppe verliess, so fand ich weltweit einige Handvoll Seelen von Schülern und Schülerinnen, die mir sehr nahestehen. Heute fühle ich mich weltweit einem grossen Netz Menschen verbunden. Dies ist ein wunderbares Gefühl. Doch vermute ich, dass eine Seele, welche so sehr den Schrei in sich spürt, ein vollständiges Instrument des Göttlichen zu werden und mehr und mehr lernt, einfach der inneren Stimme zu folgen, egal welche Situation das Äussere oder das Innere mit sich bringt, stark sein muss, bereit einsame Zeiten auszuharren und gleichzeitig sich gewahr ist des Verbunden Seins mit der gesamten Schöpfung.

      Ich wurde in mir, immer stärker und mutiger, bereit meinen ganz eigenen Weg zu gehen, achtsam auf meine innere Stimme zu hören und ihr kompromisslos zu folgen. Das Geschenk ist dann auch Erfüllung, Freude und ein Glücksgefühl.

      Die Idee des integralen Yogas ist in der Welt draussen zu bleiben, für mich damals auch in der Gemeinschaft der Schüler zu bleiben, während der Rummel und das Getöse im Aussen mich immer weniger berühren sollen. Genau dort liegt die Herausforderung.

      Sri Chinmoy liess uns oft an ihm vorbeigehen. Wir nannten dies „Walking Meditation“. Dabei gab er uns verschiedene Übungen. Eine davon war, dass jeder sein eigenes Lied währenddessen sang. Wir mussten sehr achtsam sein, uns nicht vom Getöse aller anderen verschiedener Lieder beirren zu lassen. Das ist noch immer eine grosse Herausforderung für mich; ganz bei mir zu bleiben. Heute übe ich dies beim Musikspiel mit dem Hang.

      Eine Gruppe ist Inspiration, Spiegel und stetige Auseinandersetzung mit der eigenen Entwicklung. Ich bekam ein oft schonungsloses, ehrliches Feedback über mein Sein und Handeln. Es lag dann an mir Spreu und Weizen zu trennen. Das heisst, das, was mir auf dem Weg weiterhilft, anzunehmen und daran zu arbeiten. Anderes transformieren zu versuchen, oder auch mal mutig zu übergehen und einfach der eigenen Seele zu folgen. Eine Gruppe ist der Makrokosmos des Mikrokosmos, des eigenen Seins. Stimmen gefüllt mit Zweifel, Neid, Unsicherheiten etc. waren hier zu hören, ebenso wie Stimmen, welche meine Seele stärkten und inspirierten. Dieselben Stimmen entdeckte ich oft versteckt in mir selber, nicht so augenscheinlich wie im äusseren Spiegel. Eine Gruppe ist eine gute Übung den eigenen Spiegel zu entdecken, daran zu arbeiten und zu transformieren. Beginnt uns Frieden und Harmonie tief in uns zu begleiten, so entdecken wir bald den Spiegel im Aussen; das Geheimnis einer Oneness-World in unserem Umfeld. Möge jeder von uns seine innere Arbeit leisten, bis dass wir eine Gesellschaft in Frieden und Harmonie beginnen zu spüren; zuerst im eigenen Herzen, dann in einer kleinen Gruppe und schliesslich über die ganze Weltengemeinschaft bis zum Universum. Je mehr der Mensch seiner inneren

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