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Ochsen’ wird so laut werden, dass es die ganze Welt erfüllt.“ (Vgl. Chesterton, S. 48). 1252 geht Thomas nach Paris zurück Er beginnt seine akademische Laufbahn im Dominikanerorden. Dies geschieht zugleich mit dem Franziskaner Bonaventura. Zwischen Paris, Italien, dem päpstlichen Hof, Rom, Viterbo und Paris pendelt dieser in jeder Hinsicht gewichtige Mensch ab 1259, um ein philosophisches und theologisches Werk ohnegleichen auszuarbeiten, immer in der Vitalität der „disputatio“ (der lebendig entwickelten Lehre zwischen Lehrern und Schülern) in der besten Dynamik scholastischen Geistes! Von seinen Werken seien nur benannt: „Über das Dasein und das Wesen“ (1254-1256); „Über die Wahrheit“ (1256-1259); „Summe wider die Heiden“ (1259-1264), sein Meisterwerk, die unabgeschlossene „Theologische Summe“ – „Summa theologiae“, ein enorm umfängliches dreiteiliges Werk, deren erster Teil („prima pars“) zur Gottes- und Trinitätslehre verfasst ist, der zweite Teil eine Handlungstheorie als theologische Ethik enthält, und dessen dritter in die Christologie und Sakramentenlehre einführt (1266-1273), das „Kompendium der Theologie“ (1272-1273), dazu wesentliche Kommentare zu Aristoteles und biblischen Büchern, besonders zu Jesaja, Jeremias, zum Johannesevangelium, zu den Paulusbriefen, worin der Kommentar zum Römerbrief eine ganz besonders hohe Güte besitzt! Seine Spiritualität spiegelt sich auch in geistlicher Dichtung, die bis heute ihn allgemein in der Kirche bekannt sein lässt, vor allem in seinen Liedern zum Fronleichnamsfest zum Geheimnis der Eucharistie: „Pange, lingua“ (NGl 494) „Lauda Sion Salvatorem“ (NGl 497) und „Adore te devote“ (Gottheit tief verborgen) (Gl 546).

      1272 geht Thomas nach Neapel. Berufen zum 2. Konzil von Lyon (1274) und unterwegs dorthin bereitet er sich in Fossa nuova zum Sterben. Er lässt sich nur noch aus dem „Hohen Lied – dem Lied der Lieder“ vorlesen. Am 7. März 1274 stirbt er dort. Wurde noch 1277 sein Denken durch den Bischof von Paris verurteilt, so sprach ihn die Kirche 1323 heilig. Seit 1567 ist er zum Kirchenlehrer erhoben worden.

      31 Chesterton, S. 12.

      Philosophie, Theologie und Spiritualität

      Thomas von Aquin versöhnt das Denken des Aristoteles mit dem Christus des Glaubens. Er gibt, ähnlich wie Franziskus und doch in der Art ganz anders, der Kirche, der Theologie und dem Glauben der Menschen in neuer Leuchte das Geheimnis der Menschwerdung Gottes zurück und schenkt der Erde somit ihre tiefste Gottverbundenheit in Art und Weise seines Denkens wieder. Er bewahrt dabei das theologische Denken vor jeglichem platonischen Hochmut, der mitunter bis in unsere Tage grassiert, denn er fundiert alles Gedachte in den Konkretionen, in der Materie, im Leib, in der Erde. Keine Idee ist bei ihm rein und ewig überzeitlich einfach da! Nein, die Sinne und das Sinnfällige sind ihm Fenster der Seele und aller Geist ist eingewoben in Materie, Geschichte, Zeit! Thomas bestand darauf, dass Gott und das Ebenbild Gottes, der Mensch, sich durch die Materie mit einer konkreten Welt verbunden hat.

      32 Summa III, 50,4 ad 1; Summa III, 17, 1 ad 1; zitiert auf Deutsch nach Thomas, Sentenzen, S. 284f.

      So hat Thomas der Kirche und der Theologie die volle Bejahung unseres Leibes, unseres Fleisches, ja der gesamten Materie zurück gegeben, welches gipfelt im wunderbarsten Glaubensgeheimnis der Kirche: im Dogma von der Auferstehung des Fleisches als Hoffnung der vollen und vollendeten Wiederherstellung des Entstellten und Sterblichen und Toten bis hinunter ins Anorganische.

      Kein Wunder, dass seine großen Dichtungen und Lieder deshalb auch der Eucharistie, also Gott in den Gestalten von Brot und Wein und, im Geheimnis der Fußwaschung Jesu Christi, Gott in Antlitz und Gestalt jedes konkreten Menschen im Geflecht von Ich-Du-Wir, gewidmet sind. Darin feiert der Denker den Glauben des Christen, der im Tiefsten darin gründet, dass Gott in seiner unfasslichen Heiligkeit sich mit der Materie, mit der Körperlichkeit, mit der Leiblichkeit allen Seins verbunden hat und in die Welt der Sinne wirklich eingetreten ist.

      33 Vgl. Chesterton, S. 85.

      Sein Denken hat das Ziel, der Vernunft so weit zu folgen wie sie reicht und ihre Grenzen darin zu bestimmen. Er folgt darin dem Grundsatz, der sehr zeitgemäß uns erscheint: „Alles, was der Intellekt enthält, ist zunächst in den Sinnen gewesen.“ (Vgl. Chesterton, S. 116). Unsere fünf Sinne sind also die Fenster zu Welt und selbst. Und nun beginnt er, bei der Frage nach G O T T, seiner zentralen Erkenntnis leitenden Frage, die als „erste ins Reine zu bringen sei“ (Vgl. den Eingang seiner „Summe“), nicht mit der Idee Gottes, vielmehr fragt er gleichsam kinderschwer nach elementaren Erkenntnissen, die bereits das Kind, vorphilosophisch, weiß, auf die sich weiteres Denken wirklich gründen kann.

      Und nun kommt etwas, was dem Alltagsverstand des Menschen lächerlich banal erscheinen wird, was jedoch der philosophischen Disziplin bis heute nachhaltigstes Grübeln verursacht. Sind unsere Sinnenerkenntnisse und die daraus abgeleiteten Worte und Sätze überhaupt solche über Wirkliches und Wirklichkeit – oder sind sie Einbildung und Schein, Trugbild, Selbstspiegelung, Sprachspiel, gesellschaftlicher Kompromiss, Konvention etc.?

      Thomas insistiert darauf, dass das elementare Wirklichkeitswissen bereits des Kleinkindes, vor aller Bezeichnung, vor aller erlernten Benennung, ist, dass

      etwas ist.

      „Da!“ ruft das Kind, und kann es nicht sprechen, greift es nach „Da!“ Kann es nicht sehen, fühlt es „Da!“ Kann es nicht hören, sieht es „Da!“ – Sind alle Sinne beschädigt, und es lebt doch, fühlt es den Herzschlag und das Atmen „Da!“

      34 Vgl. Chesterton, S. 120.

      Alles Weitere baut sich von hier auf – an dieser seiner Zweifelsfreiheit am Dasein des Seins selbst! Und selbst alle Auflösungen von Statischem ins Werden (etwa wie das Wasser ins Fließen, ins Kalte und Warme und Gasförmige etc.) sind stets nur eine Seinsprägung in unserer beschränkten Wahrnehmung, welche die Fülle und das Gesamt des Seins niemals sinnlich fassen kann, jedoch vom ist des „etwas ist und nicht vielmehr nichts“ mit Vernunftgrund darauf schließen kann, dass die Fülle und das Gesamt des Seins alles in sich ist und enthält, was sein kann!

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