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fühlt sich auch gut. Immerhin ist sie dadurch inzwischen über eintausendzweihundert Tage alt geworden.“

      „Ja, Du hast recht, sollen wir es auch trinken? Was denkst Du?“ Fragt er.

      „Wenn Ihr das möchtet, ich hätte nichts dagegen, meinen Bruder noch viele Tage zu behalten.“ Wir lächeln uns an und verabschieden uns dann. Bene muss das erst einmal für sich klären und mit seinem Clan besprechen.

      Tabitha kommt überraschend, sie will sich melden und berichten, sagt sie.

      „Cito, ich danke Dir von Herzen. Die Wohnhöhle ist toll, so geräumig und trocken. Außerdem sind wir sehr nahe am Garten der Menschen, Nahrung gibt es also im Überfluss. Wir sind sehr glücklich.“ Cito freut sich über das Lob, ich merke es und freue mich für ihn, er hat sich große Mühe gegeben. Tabitha dreht sich in meine Richtung.

      „Maxi, wir möchten auch einen Clan gründen, geht das?“ Ich nicke. „Wir wollen ihn den Clan der Mediziner nennen und diejenigen unterrichten, die das gerne wollen. Auch ohne Gaben kann man viel zur Heilung beitragen.“ Da gebe ich ihr recht.

      „Ja, das stimmt. Gemma wird wohl Eure erste Schülerin?“ Sie lacht perlend.

      „Das ist sie doch schon lang, sie hatte schon den ganzen Winter Unterricht. Mehr als zwei Schüler wollen wir erst mal nicht annehmen, sonst müssen wir ja gleich vergrößern.“ Wir lachen zusammen und ich spreche einen Segen.

      „Für den vierten Clan in diesem Land, bitten wir Dich MUS, um Deinen Segen. Sein Name wird 'Clan der Mediziner' sein. Sie wollen genau wie Du, MUS, den Mäusen helfen. Bitte beschütze sie. Wir danken Dir, MUS.“ Tabitha bedankt sich.

      „Das war sehr nett von Dir, Hohepriesterin, ich werde meinem Clan erzählen, dass Du es abgesegnet hast. Jetzt noch etwas anderes, Tara war doch auch Hohepriesterin wie ich, hat sie Dich anerkannt?“

      „Ja, sie ist jetzt die Anführerin von ihrem Clan und ihre Priesterin natürlich. Sie hat mir erzählt, sie wollte nie Hohepriesterin werden, ist also zufrieden, so wie es jetzt ist.“

      „Ich hätte sonst mit ihr geredet, aber dann ist das ja geklärt. Ich besuche sie demnächst, deshalb dachte ich, ich frage Dich mal.“ Danach bricht sie auf. Wir, der Clan vom Heiligen See, werden bald Essen, und danach Clan-Angelegenheiten besprechen. Das ist in diesem Fall der unterirdische See, ich werde allen davon erzählen. Sie sollen die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden.

      „Hört ihr mir bitte mal kurz zu!“ Erbitte ich ihre Aufmerksamkeit. Sie sind ruhig und blicken mich an. „Wie Ihr wisst, haben zuerst Mutter, und dann ich, den See des langen Lebens gefunden. Mutter hat ihn im Winter entdeckt, als sie ein ruhiges Plätzchen suchte. Seitdem trinkt sie jeden Tag daraus. Das half ihr gesund zu werden, den Winter zu überstehen und sich wieder lebendig zu fühlen. Custos trinkt seit über dreitausend Tagen davon, schaut ihn Euch an, obwohl er den ganzen Winter kein Lebenswasser getrunken hat, geht es ihm gut. Jetzt hat er natürlich wieder Zugriff darauf und trinkt jeden Tag daraus. Ich selbst trinke mehr oder wenig regelmäßig, bis auf die Zeit, als die Quelle von den Menschen zerstört wurde. Jetzt trinke ich aus dem See. Mein jugendliches Aussehen, wie Cito immer sagt, verdanke ich wohl der Quelle. Ich bitte Euch darüber nachzudenken, ob ihr auch länger und gesünder leben wollt. Ihr könnt Euch natürlich auch dagegen entscheiden, niemand verlangt es von Euch, niemand hier urteilt über Euch. Ich verstehe es, wenn jemand sagt eine normale Lebensspanne sei genug. Überlegt es euch gut, ich weiß, die Entscheidung ist nicht leicht. Wisst Ihr, meine Neugier auf die Zukunft ist groß, deswegen versuche ich lange zu leben. Es würde mich traurig machen, Euch zu verlieren, aber ich kann nicht anders. Ich kann Euch nicht bitten, etwas zu tun, was für mich selbstverständlich ist.“ Ich schaue sie alle der Reihe nach an. Berti und Activa mit Curio, Bella und Beatus, sie haben gemeinsam acht Kinder, Amissa, Damien, Benedikte, Emilo und Magali, die Schülerin, die wie Damien und Emilo geblieben ist. Ich erwarte jetzt keine Antwort und ich akzeptiere jede, aber ich hoffe sehr, dass sie mich nicht alleinlassen.

      „Jetzt passt auch unser Name erst richtig.“ Sagt Berti.

      „Was meinst Du?“ Ich stehe auf dem Schlauch.

      „Der Clan des heiligen Sees. Jetzt haben wir einen.“ Jetzt verstehe ich und muss lachen. Ich drücke meinen Bruder kurz und gehe lächelnd ins Nest.

      *

      Tara erwartete Tabitha heute zu einem Besuch. Sie richtete ihre kleine Wohnhöhle noch ein bisschen her, und setzte sich dann auf einen Stein davor. Das Leben hier würde ganz anders werden, wie sie es gewohnt war. Hier lebten alle Familien in eigenen Höhle, die jedoch nah beieinander lagen. Sie kannte eigentlich nur den Gemeinschaftsbau, da war sie aufgewachsen, und so hatten sie es auch nach der Katastrophe gehalten. Eigentlich fand sie es gar nicht so schlecht, man konnte sich zurückziehen, wenn man wollte, aber auch die Gesellschaft der anderen suchen, wenn man es brauchte. Im Winter wäre es schon schwieriger, so allein, aber da findet sich bestimmt eine Lösung. Schon von weitem sah sie Tabitha auf sich zukommen, sie stellte ihre Gedanken zurück und konzentrierte sich auf ihren Besuch.

      „Hallo Tara, wie geht es Dir, hast Du Dich schon etwas eingelebt?“ Tabitha lächelte sie freundlich an. „Im Moment ist alles noch ein bisschen ungewohnt, ich glaube, ich habe noch nie allein gelebt, aber es ist schön hier. Und wie geht es Dir, Tabitha?“

      Diese setzte sich erst einmal gemütlich hin.

      „Super, wir haben jetzt auch einen Clan gegründet, den Clan der Mediziner. Endlich haben wir die Schule, die wir immer wollten. Hast Du unter Deinen Leuten vielleicht jemand mit Gaben oder einen der sich für Medizin interessiert?“ Tara kratzt sich am Kopf. „Lass mich mal nachdenken, der kleine Felix vielleicht. Was sage ich da, klein ist er nicht mehr, ungefähr achtzig Tage alt. Er kam als Waise zu mir, kurz vor dem Winter, da war er gerade mal Sechzehn, seitdem sehe ich in ihm immer den kleinen Felix.“ Sie lachte.

      „Ich bin froh, dass er das nicht gehört hat, sonst würde er sich ärgern.“

      „Was kann er denn so, Tara?“

      „Er kann wie ich Wunden schließen, aber sonst, glaube ich, nicht viel mehr. Ich weiß nicht genau, ob er seine Gabe noch erweitern kann, aber er wäre ein guter Schüler. Felix ist sehr wissbegierig.“ Tabitha wirkte sehr zufrieden.

      „Das hört sich doch mal interessant an, wo finde ich diesen Felix?“ Tara deutete in eine bestimmte Richtung.

      „Dort drüben neben dem Sanddorn, siehst Du den hellen dreieckigen Stein?“

      Tabitha folgte ihrer Hand und sah ihn auch.

      „Ja.“

      „Dahinter liegt das Eingangsloch, dort wohnen ein paar junge Leute, Dein Sohn Alexander übrigens auch. Zu welchem Clan gehört er jetzt eigentlich, zu Deinem oder zu meinem?“

      „Tara, das ist eine gute Frage, ich weiß es nicht. Er ist inzwischen erwachsen, wir würden ihn natürlich aufnehmen, er ist unser Sohn. Aber ich habe den Eindruck, er will lieber zu Euch gehören. Frag ihn einfach, ok?“ Tara nickte.

      „Mach ich, willst Du diesen Felix mal treffen?“

      „Ja, natürlich, meinst Du er könnte zu uns kommen? Das ist ja nicht allzu weit, dann könnte Medicus auch seine Meinung dazu abgeben.“

      „Ich werde ihn fragen, Tabitha.“

      *

      Am Altar im Wäldchen bete ich zu MUS, sehne mich nach ihrer Führung. Ich stelle in Frage, ob es richtig ist, die anderen um so eine Entscheidung zu bitten. Hätte ich überhaupt davon sprechen sollen? War ich eigennützig, weil ich niemanden verlieren will? Und was ist mit den vielen neuen Mäusen, die gerade hergezogen sind? Wer hat ein Anrecht darauf oder wem sagt man es besser nicht? Ich weiß es nicht. Lange liege ich da, und warte darauf, dass MUS mir eine Antwort gibt. Gerade als ich mich aufsetzen will, höre ich ihre Stimme.

       'Maxi, Du und die Deinen sind von mir auserwählt, das Volk der Mäuse in die Zukunft zu führen. Ich war der Meister der Magie, der Dir viele Hinweise und den See des ewigen

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