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gehöre ich nicht zu den Schnelleren im Feld, aber das trübt meine Begeisterung für diesen Sport in keiner Weise. Es gibt wenig was ich lieber machen würde, als einmal am Tag meine Schuhe zu schnüren und für eine Weile in der Nachbarschaft herumzulaufen. Eine fortwährend wiederkehrende Freude, ich kann bei mir sein und meinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf lassen, ihnen nach Lust und Laune nachhängen und eins sein in dieser manchmal doch recht komplizierten Welt. Nach jedem Lauf fühle ich mich besser als davor, als ob die Welt anschließend ein besserer Ort wäre. Mitunter teilt nicht jeder meine Empfindungen und manchmal fühle ich mich durchaus unverstanden, was aber meine Freude nicht mindert.

      Die lange Anreise von München nach Chora Sfakion 08.09.-10.09.

      Umständlich und langsam wie es nur uns möglich ist, schnell und direkt kann jeder. An einem Samstagmorgen nahm unser Urlaub, der sich in eine schier endlos entfernte Zukunft auszudehnen schien, seinen Anfang. Wir sind von Franken aus aufgebrochen und mit Freunden nach München gefahren, damit wir am Sonntag in aller Frühe von dort das Flugzeug nehmen konnten. Nach einem dreistündiger Flug über die Alpen und der Adria entlang, sind wir am Sonntagmittag in Thessaloniki gelandet. Dort zogen sich die vier Stunden Aufenthalt auf dem Flughafen ein wenig hin, es war warm und sonnig, der Flughafen klein und man konnte nicht viel machen, außer auf den Weiterflug zu warten. Nach einer gefühlten Ewigkeit konnten wir nach Heraklion fliegen und kamen am frühen Abend planmäßig auf unserer Sehnsuchtsinsel an. Vom Flughafen zum Hotel Iraklio, wo unser erster Weg uns in jenes Kafeneio führte, das wir bei unserem letzten Aufenthalt entdeckt hatten, direkt gegenüber dem Hotel gelegen und in dem nur Einheimische verkehrten. In der lauen Sommernacht haben wir uns draußen niedergelassen und uns zwei Rakis bestellt. Diese kam mit Mezedes, die in mancher deutschen Wirtschaft ohne weiteres als Vorspeisenteller durchgegangen wäre. Die Gastfreundschaft in Heraklion, dieser geschäftigen Stadt ist oftmals so verblüffend wie überwältigend. Als wir nach einem Souvlaki auf einen weiteren Raki vorbeikamen, wurden wir fast wie alte Freunde begrüßt und der Raki wurde mit weiteren Mezedes serviert. Wir fühlten, dass wir am richtigen Ort angekommen waren, gut wie wir umsorgt wurden.

      Nach einem reichhaltigen Frühstück ging die Reise am nächsten Morgen vom Busbahnhof in Heraklion über Rethymno der Küste entlang nach Chania weiter. Es war eine angenehme Busfahrt, wir schauten zum Fenster hinaus und konnten unser Glück kaum fassen. Wir hatten das Gefühl, als kämen wir zu Hause an. Es war das dritte Mal, das wir diese Busfahrt machten und jedes Mal aufs Neue ist sie so interessant wie entspannend. Das Meer im Sonnenschein, die Strände und Berge, die Schnellstraße, welche keine Autobahn ist, Bushaltestellen an den unerwartetsten Orten, das Verkehrschaos rund um Rethymno, die schmalen Straßen, die eigenen griechischen Überholregeln auf der Schnellstraße. Alles fremd und doch vertraut, die Fahrkartenkontrolle im Bus, dass es so etwas in der heutigen Zeit noch gibt.

      Nach knapp drei Stunden erreichten wir den Busbahnhof von Chania, welcher wesentlich lebendiger ist als jener von Heraklion, aber lange nicht so modern. Busse und Menschen überall, scheinbar chaotisch durcheinander, keiner Regel unterworfen, Gewusel allerorten. Karen hat mich mit dem Gepäck abgesetzt, sich nach dem Bus nach Chora Sfakion erkundigt, wo er wann abfährt und die Fahrkarten gekauft. Anschließend sind wir in das Restaurant hineingegangen und haben uns dort zwei Tiropitas zum Mittagessen gegönnt.

      Wie alle anderen Busse auf Kreta, die wir im Laufe unseres Urlaubs noch benutzen würden, fuhr auch dieser pünktlich ab. Alles hatte seine Ordnung in diesem Durcheinander, selbst wenn wir das nicht auf Anhieb durchschauten. Dies war unsere erste Busfahrt von Chania nach Chora Sfakion und die Anreise mit dem Bus ist etwas Eigenes. Man gewinnt andere neue Eindrücke, kommt dem Ziel nur langsam näher und sieht die Landschaft wie zum ersten Mal. Man kann sich zurücklehnen, den Gedanken freien Lauf lassen und bekommt eine Ahnung wie abgelegen Chora Sfakion liegt. Der Bus quält sich durch den dichten Verkehr der Vororte Chanias, anschließend geht es auf der Schnellstraße gen Vrisses. Man kommt durch ein Waldbrandgebiet mit verkohlten leblosen Bäumen, bevor der Bus an einer unscheinbaren Ausfahrt nach Vrisses abbiegt und langsam durch den lebendigen Ort fährt. Danach fährt er hinauf in die Berge nach Kares, an dem Schild zum Kriegsmuseum vorbei und weiter nach Imbros. Hier kommt das eindrucksvollste Teilstück der Fahrt, die Serpentinen hinunter zur Küste und an derselbigen entlang, bis es hinunter zur Bushaltestelle Chora Sfakions geht. Wir waren angekommen und ein Traum ist in Erfüllung gegangen.

      Ankunft in Chora Sfakion

      Von der Bushaltestelle sind wir direkt und ohne Umschweife zum Kafeneio des Hotel Stavris gegangen. Mit unserem Gepäck haben wir uns hinunter zum Marktplatz begeben, die Straße hinter der Promenade hoch zum Hotel genommen, an Bäckerei und Supermarkt vorbei, die mir von unserem letzten Besuch noch erinnerlich waren und die steile Rampe hinauf zum Kafeneio. Warum wir dorthin gegangen sind, hat sich mir nie erschlossen, aber ich bin mit dem Gepäck in der Hand Karen gefolgt. Als wir nach einem fast fünfminütigen Fußmarsch gegen vier Uhr ankamen, herrschte dort gähnende Leere und brütende Hitze. Nur ein junger Mann war im Kafeneio und bei ihm bestellten wir zwei wohlverdiente Bier. Karen ließ mich mit den Getränken und dem Gepäck zurück und ging auf einen Rundgang durch das Dorf, kam aber nach erstaunlich kurzer Zeit unverrichteter Dinge zurück. Während wir unser Bier tranken, fragte sie den jungen Mann, ob er ein Apartment oder Zimmer für uns wüsste, da wir die nächsten drei Monate hier Urlaub machen wollten, worauf er mit einem erstaunten Gesichtsausdruck antwortete, dass er nichts von einem Apartment wüsste und wegen eines Zimmers müssten wir auf den Boss warten, der bald kommen würde. Dies beunruhigte uns nicht, wir waren tiefenentspannt und machten uns keine Sorgen, sondern warteten in aller Seelenruhe und in völliger Unkenntnis, dass Hochsaison war und alle Hotelzimmer im Dorf praktisch belegt waren. Als Giorgis kam, fragte er uns, ob wir tatsächlich drei Monate bleiben wollten und erklärte uns, dass er eigentlich ausgebucht sei, aber noch ein freies Zimmer hätte. Karen ging mit ihm die Treppe, die wir später noch oft auf und ab gehen sollten hinunter zu dem Zimmer, in dem wir die nächsten fünfzig Nächte wohnen würden, während ich bei Gepäck und Bier wartete. Als Karen zurückkam, konnte man schon ihrem Gesichtsausdruck entnehmen, dass alles in Ordnung war, erleichtert und strahlend wie sie schaute. Nachdem auch ich einen Blick in das Zimmer geworfen hatte, gab uns Giorgis die Schlüssel zu unserem zu Hause in Chora Sfakion. Bevor wir mit unserem Gepäck hinuntergingen, fragte Karen, ob wir das nicht mit einem Raki feiern wollten. „You want a Raki?“, fragte er erstaunt zurück, brachte drei Gläser und wir stießen auf die nächsten Monate an.

      Unser Zimmer im Hotel Alkyon

      Weil unser Zimmer wie ein weiteres weder über einen Balkon noch über Meerblick verfügte, konnte man es nicht über das Internet buchen. Giorgis meinte, dies hätte immer zu Problemen geführt, sobald die Gäste das Zimmer gesehen hätten. Von diesen beiden war unseres das Größere, hatte eine Küchenzeile mit zwei Kochplatten, Spüle, Kühlschrank und Küchenschränken, was der Grund war, dass wir es gerne und ohne zu zögern genommen hatten, in dem Anderen wohnten später die Kinder eine Woche lang. Unser Zimmer war geräumig, praktisch eingerichtet, hatte ein schmales, aber ausreichendes Badezimmer sowie eine Kommode, einen Tisch mit zwei Stühlen und genügend Raum, um uns auszubreiten. Unsere Ansprüche waren nicht groß und wir fühlten uns von Anfang an so wohl darin, dass wir gerne über den offen daliegenden Nachteil hinwegsahen. Es hatte nicht nur keinen Meerblick, sondern überhaupt keinen Ausblick. Das schmale Fenster schaute ebenerdig zurück zum Kafeneio und ließ nur wenig Licht herein. Es gehörte ursprünglich zu dem Hotel Alkyon, aber nachdem das Hotel Stavris dieses Hotel übernommen hatte, wurden beide Hotels zusammen von dort betrieben. Das Alkyon ist ein schmales dreistöckiges Gebäude, vom Hotel Stavris durch eine kleine Kapelle und den Tamariske getrennt. Außerdem gibt es einen sehr schmalen Eingang von der Promenade, wo es auch ein Kafeneio besitzt. Aber vor allem hat das Hotel unweit unseres Raumes eine geräumige Terrasse mit einem großartigen Blick über den alten Hafen hinweg, zur Anlegestelle der Daskalogiannis und auf das libysche Meer bis nach Gavdos hinaus. Zur Linken konnte man auf einem Hügel das alte Kastell sehen, hinter dem am Morgen die Sonne aufging und am Abend der Mond, folgerichtig konnte man zur Rechten, im Westen den Sonnenuntergang bewundern. Ein wunderbarer Ort, der im Laufe der nächsten

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