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sind, ging es hinauf in die Berge, die Straße wurde kurvenreicher und kletterte hinauf zur Hochebene von Omalos die mich auf Anhieb begeisterte. Die grünen Wiesen breiteten sich vor uns aus und wurden von den weißen Bergen ringsherum eingerahmt, der blaue Himmel über uns. Wir durchquerten die Ebene bis wir am südlichen Ende auf den Parkplatz der Samaria-Schlucht gestoßen sind. Als wir dort aus dem Auto gestiegen sind, war es merklich kühler als in Chania und man fühlte, dass die Hochebene gut eintausend Meter über dem Meer liegt. Im Oktober ist die Schlucht zwar noch offen, aber da die meisten Touristen um diese Tageszeit auf ihrem Weg nach Agia Roumeli sind, war es sehr ruhig. Wir gingen ein wenig herum, schauten uns die Umgebung an und spähten in die Schlucht hinein. Die Landschaft ist atemberaubend, die hohen Bergspitzen und das tiefe Tal, die Ruhe und Kühle um uns herum. Ich hatte damals noch keine Kenntnis der Bedeutung der Samaria-Schlucht, war aber fasziniert von der schier unendlichen Weite des Omalos-Plateaus. Mein erster Eindruck der weißen Berge, die ich am nächsten Tag noch besser kennenlernen sollte, als wir über Vrisses hinauf in die Lefka Ori gefahren sind. Es ist eine eindrucksvolle Fahrt durch eine magische Landschaft auf spektakulären Straßen mit herausragenden Ausblicken. Zunächst der lange Anstieg hinauf nach Kares, anschließend durch die Ebene von Askifou, bevor die Straße nach dem Dorf Imbros in sechsundzwanzig engen Serpentinen steil zur Südküste Kretas abfällt mit traumhaften Ausblicken allerorten. Wenn man weiter der Küste entlang fährt, kommt man zu einem kleinen Ort am Meer von welchem eine weitere faszinierende Straße hinauf nach Anopolis führt. Sie gewinnt auf zehn Kilometern gut sechshundert Höhenmeter in engen Serpentinen und außer uns sind an diesem Morgen lediglich ein paar Ziegen darauf unterwegs. Durch die Hochebene von Anopolis hindurch führt sie nach Aradena, das seit Jahrzehnten verlassen zu sein scheint. Häuser zu Ruinen verfallen, Wege die lange niemand mehr genutzt hat und einzig die Kirche geweißt und gut erhalten. Anschließend sind wir auf dieser traumhaften Straße wieder hinuntergefahren, an dem kleinen Hafenort vorbei weiter nach Frangokastello. Dort hat mir Karen das nächste Kastro des Urlaubs gezeigt, welches wesentlich kleiner als jenes von Rethymno ist und mit seinem Charme ein wenig verloren in dieser Ebene zwischen dem Meer und den Bergen steht.

      Über Imbros und Vrisses ging es zurück nach Chania, welches wir kurz darauf hinter uns gelassen haben und nach Archanes weiter gezogen sind. Eine Kleinstadt, die auf der Insel für ihren Wein bekannt ist und in der es trotz der Nähe zu Knossos keine Hotels gab, was mich einigermaßen verwunderte. Es ist eine liebevoll restaurierte Ortschaft mit engen Gässchen, malerisch am Berg gelegen und einer lebendigen Plateia mit Tavernen und Kafeneia um sie herum. Wir verbrachten drei abwechslungsreiche Tage in einer ungewöhnlichen Villa und machten einen Ausflug nach Knossos. Obgleich die Stätte von Arthur Evans etwas unkonventionell ausgegraben worden ist, bleibt es ein faszinierender Ort und in seiner Einzigartigkeit beeindruckend. Man gewinnt eine Ahnung, wie die Anlage einst ausgesehen haben könnte, staunt über das Alter des Bauwerks und bewundert die Größe des Palastes, seine eindrucksvollen Details, Tausende von Jahren alt. Wir hatten das Glück, den Palast nahezu ungestört bewundern und in ihm umherwandern zu können und waren beeindruckt von dieser untergegangenen Epoche, welche dieses großartige Bauwerk erschaffen hat. Eine Zivilisation, von welcher wir nur wenig wissen, die lange verborgen war, bis Knossos Ende des neunzehnten Jahrhunderts wiederentdeckt worden ist. Ein weiterer Ausflug führte uns zum Nikos Kazantzakis Museum in Myrtia. Er ist der bedeutendste Schriftsteller Kretas und ein vielseitig interessierter Autor mit einem abwechslungsreichen Leben, aus dem heraus ein vielschichtiges Werk entstanden ist. Dieses informativ und liebevoll eingerichtete Museum bringt einem sein Leben und Werk näher und es war ein Vergnügen einige Zeit hier verbringen zu dürfen.

      Anschließend begaben wir uns auf einer reizvollen Nebenstraße zur Südküste Kretas. Einerseits wollten wir uns ein Bild der Landschaft abseits der Schnellstraße machen und zum anderen eine Ahnung der Topographie Kretas erhalten. Unterwegs hielten wir in einem Dorf für ein Frühstück an. Während wir in dem Kafeneio saßen, hörten wir draußen Dudelsackmusik, von der wir nicht wussten, ob sie schottisch oder kretisch war, sahen uns verwundert an und waren unsicher, ob wir nicht etwa unter Halluzinationen litten. Nach dem Dorf wurde die Straße schmaler, wie sie höher stieg und folgte landschaftlich malerisch einem Grat mit Blicken in alle Richtungen. Wir waren allein in dieser Gebirgslandschaft und nur Ruhe und Stille um uns herum. Dann fing sie an den Grat zu verlassen, führte nach unten und wurde enger wie unebener. Je weiter wir abwärts fuhren, desto mehr ähnelte sie einem Pfad und war schon lange nicht mehr asphaltiert. Mehr oder weniger große Steine und Felsbrocken lagen verstreut herum und unsere Reisegeschwindigkeit war auf wenig mehr als Schritttempo reduziert, was an einigen Stellen abenteuerlich schnell war. Uns beschlich ein mulmiges Gefühl und wir hegten ernste Zweifel, ob wir auf diesem Weg, der inzwischen mehr einem trockenen Flussbett glich, weiterkommen würden, aber umzudrehen schien keine Alternative zu sein. Vorsichtig tasteten wir uns weiter und kamen an einem Hirten vorbei, der uns auf seinen Stock aufgestützt verwundert, zweifelnd anschaute und nachblickte, was den letzten Rest unserer Zuversicht erschütterte. Aber nach einer weiteren langen Weile wurde der Weg zu unserer unendlichen Erleichterung besser und wir fanden uns auf einer Straße wieder.

      An der Südküste verbrachten wir drei Nächte in Mirthos, einem Touristenort der vor allem unterhalb des Dorfes Mithi liegt, in dem Karen einst einige Jahre gelebt und gearbeitet hat und an den sie viele Erinnerungen hegt. Es ist eine kretische Ortschaft, die vom Oliven- und Weinanbau lebt und unbeachtet von der Tourismusindustrie auch heute noch weitestgehend in sich und den Bergen ruht. Karen hat mich durch Mithi geführt, mir ihr altes Haus gezeigt und als Touristenattraktion eine Schlucht in der Nähe, bevor wir uns in einem Kafeneio in der Abgeschiedenheit und Ruhe der Ortsmitte bei einer Erfrischung davon erholt haben. Des Weiteren machten wir eine Rundreise durch die umliegenden Berge und lernten Terza und Ierapetra kennen, wo wir uns ein kleines Kastell, direkt am Meer gelegen anschauten und auf der Promenade ein reizendes Abendessen hatten. Mirthos ist ein lebendiges Ressort, an der Promenade reihen sich Hotels, Pensionen und Tavernen aneinander, bis ein Strand zum Verweilen einlädt und das Meer zum Baden. Im Ort gibt es neben touristischen Unternehmungen auch weiterhin Geschäfte des täglichen Bedarfs. Wir kauften die ersten Dakos meines Lebens in der dortigen Bäckerei, alternativ angehauchte Restaurants laden zum Verweilen ein und abends ist es ein überraschend geselliger Ort.

      Verzaubert hat uns aber das Dorf Terza, was nicht einfach ist, da man es zuerst finden muss. Karen kannte es von früher und hatte die Idee, die fünf Kilometer auf der zweifelhaften Straße, welche stellenweise einem schlechten Feldweg gleicht, von Mirthos nach Terza zu fahren. Als wir die Ortschaft erreichten, mussten wir aufpassen, sie nicht gleich wieder zu verlassen, winzig wie sie ist. Es sind nicht mehr als zwei Tavernen zur linken am Meer und ein paar Häuser auf der rechten Seite der Straße. Als wir langsam hindurchfuhren, reichte ein Mann Karen einen Basilikumzweig durch das offene Autofenster, worauf wir uns entschieden eine Rast einzulegen. Wir ließen das Auto an einem Parkplatz stehen, gingen zur Taverna zurück und gönnten uns eine Erfrischung. Ein sonniger Nachmittag im Oktober und die Liegen am Strand sahen zu einladend aus. Wir fragten, ob wir unsere Getränke mit an den Strand nehmen könnten, worauf sie uns sagten: This is Terza, you can do whatever you want. Wir folgten der Einladung und verbrachten einige erholsame Stunden an diesem warmen Nachmittag in der Nachmittagssonne.

      Am Ende unseres Urlaubs sind wir in einem weiten Bogen über Ierapetra, Kritsa, Lato und Agios Nilolaos zurück Richtung Heraklion gefahren, um von dort Kreta für diesen Urlaub hinter uns zu lassen. Karen kannte Kritsa und meinte, es wäre einen Abstecher wert, ein malerisches Dorf mit kleinen Läden und traditionell kretischem Handwerk. Wir wanderten durch das Dorf, hatten ein Frühstück in einem Kafeneio, das von einem Iren betrieben wurde und wollten schon weiter auf den Weg nach Heraklion, als wir ein Schild nach Lato sahen. Warum wir dorthin gefahren sind, nachdem wir bisher alle Schilder zu archäologischen Stätten ignoriert hatten, weiß niemand. Wir sind hinauf gefahren, haben auf einem leeren Parkplatz geparkt, zahlten ein paar Euro an einem Kassenhäuschen und waren überrascht und fasziniert. Ein liebevoll freigelegter Ort aus kretischer Vorzeit in malerischer Lage auf einem Grat gelegen, von dem man zu beiden Seiten einen herrlichen Blick über die Landschaft hatte. Untergegangene Welten, versunkene Zivilisationen. Außer uns zeigte an diesem Vormittag niemand Interesse dafür. Wir kletterten ungestört durch die freigelegten Gebäude, saßen auf den Rängen des Theaters und bewunderten die Landschaft, in die sich der Ort natürlich einfügt. Um uns herum frische klare Luft und nichts von dem Pomp von Knossos,

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