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auf und ging zum Waschtisch. Er nahm ein Laken, riss von der Längsseite ein schmales Band davon ab und marschierte damit zum Bett, wobei Sebastian ihm entsetzt entgegensah. „Das gute Laken“, murmelte der alte Diener vor sich hin, schlug aber auch die Bettdecke etwas zurück.

      Henry beachtete ihn kaum, band ein Ende an Amanoues zartem Handgelenk fest und drehte sich zum Tisch um. Falco und Gregorius hatten sich natürlich sofort mit ihm erhoben und sahen erwartungsvoll zu ihm hinüber. „Gut, meine Herren, wir werden sehen“, sagte er achselzuckend und gab ihnen ein Zeichen, sich zurückzuziehen. Die Beiden verbeugten sich, Falco vielleicht ein wenig zu tief, doch dann salutierte er schneidig wie immer und verließ hinter Gregorius das königliche Zelt.

      Henry zog sich aus, legte sich zu Amanoue und befestigte das andere Ende des Bandes an seinem eigenen Handgelenk. „So, mein kleiner Schatz“, meinte er zärtlich, „jetzt sind wir wohl oder übel, tatsächlich fest miteinander verbunden.“ Er hauchte ihm noch einen sanften Kuss auf die Schläfe, nahm ihn seufzend in den Arm und beide schliefen friedlich bis zum nächsten Morgen.

      Amanoue setzte sich gähnend auf, als Kai ihn vorsichtig an der Schulter schüttelte. Verschlafen rieb er sich beide Augen und blickte dabei verwundert auf das Band, das locker von seinem Handgelenk herabbaumelte. „Nanu? Was ist das denn?“, fragte er und zog daran.

      Henry sah ihn schmunzelnd an und hob winkend seinen Arm, was Amanoue noch erstaunter den Kopf zurücknehmen ließ. „Liebling, kannst du dich daran erinnern, was du gestern getan hast?“, fragte der König und ein befürchtendes „Oje“, stand sofort unausgesprochen in Amanoues Augen, was Henry augenblicklich zum Lachen brachte.

      „Was, denn?“, kam es vorsichtig über Amanoues Lippen, während er achselzuckend leicht den Kopf schüttelte.

      „Du wolltest noch einmal das Zelt verlassen, splitterfasernackt und hast dich dabei noch mit zwei Wachen angelegt und“, Henry machte mit seinem kleinen Finger eine unterstreichende Bewegung, „davor hast du noch Hauptmann Falco mit seinem eigenen Dolch bedroht“, meinte Henry sachlich und als wäre es nichts Besonderes. „Kannst du dich denn an gar nichts erinnern?“

      Amanoue schüttelte skeptisch seinen hübschen Kopf. „Ist das eine Wids?“, fragte er und sah zu Sebastian hoch, der allerdings nur mit hochgezogenen Augenbrauen seufzte.

      „Leider nein, mein Schatz! Tja, und um dich daran zu hindern, falls du eventuell mal wieder einen nächtlichen Spaziergang unternehmen willst, kam Gregorius auf die grandiose Idee, mit diesem Band! Ist doch nett, so können wir uns im wahrsten Sinne des Wortes, miteinander verbunden fühlen“, antwortete Henry sarkastisch grinsend.

      Wieder nahm Amanoue ungläubig den Kopf zurück. „Aber wieso, sollte isch das getan `aben?“

      „Aber Liebes“, mischte sich nun Sebastian doch ein, „weißt du denn gar nichts mehr? Es war wirklich schlimm und ich hatte entsetzliche Angst um dich!“

      „Um misch? Au!“, Amanoue verzog etwas gequält sein Gesicht und lehnte sich ächzend zurück. „Mir tut alles weh, `abt Ihr misch des`alb verprügelt, `err?“, fragte er stöhnend.

      Henry lachte schnaubend. „Mitnichten! Das waren wohl die Wachen! Sie haben sich auf dich gestürzt und du hast dich gegen sie gewehrt, wie ein Besessener! Das wird wohl blaue Flecke geben, mein armer Schatz, aber es blieb ihnen leider keine andere Wahl“, meinte er seufzend.

      Amanoues Blick ging nachdenklich ins Leere, dann nickte er langsam. „Isch glaube, isch erinnere misch“, murmelte er vor sich hin, „er `at misch gerufen und gesagt, dass isch fort müsste, jeds gleisch, sonst würde etwas Schlimmes passieren“, er sah auf und plötzlich weiteten sich seine Augen vor Entsetzen. „Und dann“, schluchzte er, „`aben sie misch überfallen! Sie wollten mir wieder wehtun“, schluchzte er so verzweifelt, dass Sebastian ihn sofort in seine Arme zog.

      „Mein armes Kind“, beruhigte er ihn, „du hast wieder einen Albtraum gehabt, niemand, will dir hier etwas Böses!“

      „Doch“, schniefte Amanoue über dessen Schulter hinweg, „da ist eine böse Mann, er kommt auf misch su und tut mir weh! Bald!“

      „Liebling“, versuchte es jetzt auch Henry und strich ihm übers Haupt. „Nie wieder, wird ein böser Mann kommen, das verspreche ich dir! Und die Wachen passen doch auch auf uns auf, Tag und Nacht! Hm?“

      Amanoue sah ihn dennoch zweifelnd an. „Er wird kommen“, sagte er leise, „und er sieht aus, wie Ihr, `err, nur böse.“

      ***

      Den ganzen Tag über löcherten ihn die Soldaten und versuchten ihn über den gestrigen Vorfall auszufragen, doch Amanoue zuckte nur mit den Achseln und beteuerte ihnen immer wieder, dass er sich an nichts erinnern könnte. Allerdings war er auffallend ruhig, sogar als Lucius ihn mittags wieder ärgerte und Benny ihn mit seinen dummen Sprüchen provozierte, ging er nicht darauf ein. Schließlich gaben auch die es auf und so ritten sie nur noch still vor sich hin. Brac sang zwar ab und zu eines seiner schmutzigen Soldatenlieder und versuchte Amanoue damit etwas aufzuheitern, doch der schien gar nichts davon mitzubekommen, so als wäre er tief in seiner eigenen Gedankenwelt versunken.

      Am Abend bat er Matto seine Stute Maid mitzuversorgen, weil ihm jeder Knochen im Leib schmerzte und machte sich sofort auf den Weg zum königlichen Zelt, das noch nicht einmal komplett aufgestellt war. Er half Kai und Sebastian, die Sachen hineinzuschaffen, bereitete selbst das Schlaflager und legte sich gleich danach völlig geschafft ins Bett.

      Selbst als Henry kam, stand er nicht auf und er aß auch nichts, so sehr Sebastian sich auch bemühte und drängte. „So lass ihn doch in Ruhe“, sagte der König endlich und verabschiedete Falco bald nach dem Essen.

      Nachdem Henry sich frischgemacht und ausgezogen hatte, legte er sich zu Amanoue und begann ihn zärtlich zu liebkosen, doch der verkrampfte sich wieder zusehends, als Henrys Liebesspiel immer leidenschaftlicher wurde. Amanoues Körper reagierte auf keine seiner Liebkosungen und so gab Henry es schließlich frustriert seufzend auf. Als Amanoue sich dafür weinend entschuldigen wollte, nahm er ihn einfach in seine Arme und streichelte ihn nur noch eine Weile zärtlich, dann band er sich und ihm wieder das Band um die Handgelenke und beide schliefen bald darauf ein.

      Tatsächlich versuchte Amanoue kurze Zeit später wieder aufzustehen und Henry erwachte augenblicklich, als er den heftigen Ruck an seinem Arm verspürte. Sein Sklave stand vor ihm und zerrte vergeblich an seiner „Fessel“, Henry stand vorsichtig auf, näherte sich ihm langsam und führte ihn behutsam zurück zum Bett. Mit beruhigenden Worten drückte er ihn sanft nieder, legte sich zu ihm und deckte sie wieder zu. Amanoue kuschelte sich an ihn und schien augenblicklich weiter zu schlafen.

      An den nächsten Tagen war er wie ausgewechselt. Er frühstückte mit gutem Appetit und redete den ganzen Tag lang wie ein Wasserfall. Lachte und neckte sich mit den Soldaten, besonders mit Lucius, dem er einen Regenwurm in den Hemdkragen steckte und der sich daraufhin so gar nicht männlich stark verhielt. Kreischend und zappelnd fuhr der aus seiner Gewandung und riss sich fast das Hemd vom Leib, was seine Kameraden, die Amanoue zuvor dazu angestachelt hatten, grölend lachen ließ. Immer mehr Soldaten, schlossen sich nun mittags ihrer lustigen Runde an, deren Mittelpunkt meistens Amanoue war, was der auch in vollen Zügen genoss.

      Nur nachts, wenn Henry mit ihm schlief, schaffte er es nicht, sich zu entspannen, sondern ließ alles nur verkrampft über sich ergehen, da Henry es mittlerweile aufgegeben hatte, sich abzumühen und sich nur noch an ihm befriedigte. Nach draußen, klang dabei nicht ein einziger Ton.

      So vergingen die Tage, sie kamen weiterhin gut voran und die Sache mit dem Band klappte hervorragend. Amanoue hatte es noch einige Male versucht, nachts aufzustehen, doch Henry drückte ihn jedes Mal sanft wieder zurück in die Kissen und schließlich schlief Amanoue einfach wieder durch. Alles schien bestens zu laufen, bis auf eine einzige Sache, im Bett klappte es gar nicht mehr.

      Sobald Henry zärtlich wurde, verkrampfte sich Amanoues Leib und er lag da wie ein Toter, bis Henry es schließlich endgültig aufgab und sich nur noch mürrisch zu ihm ins Bett legte. Er wünschte ihm eine gute Nacht und Amanoue schmiegte sich seufzend an ihn, so als wäre

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