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      Brac deutete mit seiner riesigen Pranke nach vorne. „Der links, heißt Amadeus und der rechte Frowin! Wir haben sie auf der Burg kennengelernt und schon so manches Bierchen mit ihnen gebechert! Ich sag dir, die zwei können vielleicht `n Stiefel vertragen! Die saufen mich glatt unter den Tisch“, antwortete er vergnügt.

      Amanoue zog seine glatte Stirn kraus und sah ihn zweifelnd an. „`aben die denn keine eigene? Isch dachte, Stiefel wären bei die Ausrüstung mit dabei?“

      Alle um ihn herum, fingen augenblicklich an schallend zu lachen, sogar Benny, so dass Amanoue sich verdutzt zu allen Seiten umblickte.

      „Oh Mann, Manou“, keuchte Matto hinter ihm, „der war wieder mal echt hammermäßig gut!“

      Finn drehte sich noch immer grinsend zu ihnen um. „Manou, das bedeutet nicht, dass die armen Kerle keine Stiefel haben, sondern dass sie eben so viel Bier saufen können, wie eben in einen Stiefel passt“, erklärte er.

      „Ja, ja, isch weiß schon, das sagt man eben bei eusch so“, winkte Amanoue genervt ab. „Ihr seid eine wirklisch komische Volk!“

      „Der einzige, der hier komisch ist, bist wohl du“, gab Benny spöttisch über seine Schulter zurück.

      Amanoue verdrehte seine Augen und warf Brac einen noch nervigeren Blick zu, doch der grinste ihn nur aufmunternd an. „Also ehrlisch, mit jedem könnte isch klarkommen, aber der, `at mir noch gefehlt! Konntest du den nischd auch eintauschen?“, brummte er, was Brac erneut auflachen ließ.

      „Vielleicht beim nächsten Mal, hm? He, Benny! Willste nich lieber weiter vorne mitreiten? Da wärste auch viel näher bei seiner Majestät, wo du doch sein Knappe bist“, rief der riesige Mann scherzhaft nach vorne.

      Benny drehte sich mit einem überheblichen Blick im Sattel um. „Ph! Das hätte unser asconisches Flittchen wohl gerne! Aber Pustekuchen, mir gefällt es hier außerordentlich gut und außerdem hat seine Majestät mich freigestellt! Er sagte, dass ich viel mehr lernen würde, wenn ich mit einem so erfahrenen Ritter“, er deutete auf Brac und verbeugte sich spöttisch, „wie Euch, reiten würde!“

      „Pass bloß auf, du Rotzlöffel, sonst reiten wir wirklich mal `ne Runde!“, gab Brac empört lachend zurück. „Bengel!“, meinte er noch kopfschüttelnd, als Benny es nur mit einer lässigen Handbewegung abtat.

      Amanoue sah Brac wieder zweifelnd von der Seite her an. „Brac?“

      „Hm?“

      „Isch denke, du bist su gutmütig! Wieso langst du ihm nischd eine paar?“

      „He!“, schnauzte Benny zurück, „das habe ich gehört!“ Er drehte sich weit zu ihm um, „pass du bloß auf, sonst fängst du `n paar! Wäre nicht das erste Mal, dass du von mir Prügel beziehst“, meinte er schnippisch.

      Jetzt stieß Amanoue nur ein arrogantes „Ph!“ aus und tat so, als würde es ihn nicht im Geringsten kümmern.

      „Jetzt hört schon auf, alle beide! Sonst kann`s echt passieren, dass ihr beide eine von mir geknallt kriegt“, raunte Brac zwar kopfschüttelnd, aber auch grinsend.

      Der restliche Tag verlief relativ ruhig und zur Mittagspause stellte Brac ihm die neuen Männer vor, die sich als recht sympathisch erwiesen. Lucius neckte daraufhin Amanoue sofort wieder und zog ihn bei jeder Gelegenheit an seinem langen Zopf, worüber sich Amanoue fürchterlich aufregte, was Lucius allerdings nur noch mehr anstachelte, ihn fortwährend zu ärgern.

      „So eine Blödmann“, murrte Amanoue, als sie weiterritten und stopfte seinen zerrupften Zopf hinten in den Kragen. „Wieso musstest du ausgerechnet so eine Idiot bei dir aufnehmen?“

      „Tja“, meinte Brac achselzuckend und breit grinsend, „ich sagte dir doch, die passen zu uns!“

      Am Abend versorgte er selbst sein Pferd, dann verabschiedete er sich und marschierte zum königlichen Zelt. Gut gelaunt trat er ein und sah zu seinem Erstaunen Henry über einige Briefe brüten. Er näherte sich ihm zögerlich und wollte gerade vor ihm niederknien, doch Henry hielt ihn auf und zog ihn stattdessen auf seinen Schoß.

      „So früh schon da, mein kleiner Schatz?“, fragte der König und gab ihm einen Kuss.

      Amanoue lächelte zart und legte ihm seine Hände auf die breiten Schultern. „Isch wollte nischd wieder `erumstreunen“, antwortete er schmunzelnd, „und außerdem `abe isch eine Bären`unger! Und“, er sah ihn verschmitzt an, „die Jungs, `aben keine Birr mehr“, meinte er, mit einer Achsel zuckend, „`ier gibt es wenigstens Wein, wenn er auch sauer wie Essig ist“, sagte er noch und Henry lachte schnaubend auf.

      „Du kleines Biest“, raunte er vorwurfsvoll, doch dann küsste er Amanoue liebevoll. „Warum bilde ich mir jedes Mal ein, dass du vielleicht doch Sehnsucht nach mir gehabt haben könntest?!“, brummte er, ihn von seinem Schoß schiebend und gab ihm einen Klaps. „Geh und wasche dich, du riechst nach Pferd!“, scheuchte er ihn fort und Amanoue schlenderte lachend nach hinten.

      Er zog sich aus, wusch sich gründlich und zog sich wie selbstverständlich Henrys Morgenrock über. Danach stiefelte er wieder zurück zum Tisch und spähte neugierig über Henrys Schulter. „Von wem, sind diese Briefe?“, fragte er geradeheraus, „isch `offe, es sind gute Nachrischten?“

      Der König rollte den Brief, den er gerade gelesen hatte, zusammen und legte ihn zu zwei weiteren Pergamentrollen dazu. Wie Amanoue erkennen konnte, trug eine der Botschaften das königliche Siegel und eine das Zeichen von Herzog Richard, Henrys Onkel. Das dritte Siegel war ihm allerdings unbekannt. „Ihr `abt eine Nachrischt von die Königin er`alten?“, hakte er nochmals wie nebenbei nach.

      Henry sah ihn erstaunt an. „Woher weißt du das?“

      „Es trägt die königlische Siegel und diese dort, ist doch die Siegel von Eure Onkel, nischd?“

      Henry nickte lächelnd. „Ja, mein Schatz! Richard bittet mich um Verzeihung und möchte sich mit mir aussöhnen“, erwiderte er, wobei er nachdenklich die Briefrollen ansah.

      „Aber das werdet Ihr doch, oder `err?“ Amanoue glitt wieder auf seinen Schoß und strich ihm mit beiden Händen über die Brust.

      Henry lehnte sich zurück und sah ihn ernst an. „Weißt du, Kätzchen, das ist nicht so einfach, wie du denkst. Er hat mich im Stich gelassen! Und ist einfach ohne meine Erlaubnis abgezogen! Gut, wir hatten einen heftigen Streit und ich war ziemlich ungehalten, aber das rechtfertigt nicht sein Verhalten, mir gegenüber! Schließlich bin ich der König und auch wenn er mir ein lieber Verwandter ist, kann er nicht so handeln! Das hat mich tief verletzt“, sagte er betrübt.

      Amanoue nickte verlegen. „`abt ihr wegen mir gestritten?“, fragte er vorsichtig.

      Henry seufzte tief und zog ihn an sich. „Kätzchen, es ist letztlich völlig gleich, über was wir gestritten haben, ich bin der König und Richard hätte meine Entscheidung akzeptieren müssen!“

      „Misch mitsunehmen“, seufzte Amanoue und schmiegte sich an Henrys breite Brust.

      Der König strich ihm zärtlich über den Rücken, als Falco hereinkam und am Zelteingang salutierte. „Kätzchen, sei so lieb und setz dich auf deinen Stuhl, ja?“, flüsterte er Amanoue ins Ohr und schob ihn sanft von sich.

      Amanoue blickte verwundert auf, folgte dann aber seinem Blick zum Eingang hin. „Oh“, machte er, als er den Hauptmann dort erkannte und stand sofort auf. Ohne zu zögern trat er um den Tisch herum und setzte sich auf den ersten freien Stuhl neben Henry.

      „Hauptmann“, begrüßte der den wartenden lächelnd und lud ihn mit einer Handbewegung ein, ebenfalls Platz zu nehmen.

      „Danke, Eure Majestät!“, erwiderte Falco wie immer schneidig, marschierte gleich von vorne hinter den Tisch und setzte sich neben Amanoue. Beide sahen sich nur kurz verstohlen an und nickten dabei kaum merklich, während der König ein Zeichen gab, damit Kai die Briefe fortnahm.

      „Ähm, geht es der Königin gut?“, fragte Amanoue, Henry wieder

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