Скачать книгу

Paola! Wir haben einen Überfall. Eine junge Frau wurde brutal mit einem Messer verletzt. Sie hat zwar überlebt, aber die Ärzte sagen, die nächsten Stunden sind entscheidend, ob sie durchkommen wird.«

      »Ich mache mich gleich auf den Weg! Maria kannst du mir bitte die Adresse geben…!«

      Ispettore Nero gab sie ihr durch.

      Paola schaute Francesco enttäuscht an.

      »Du musst weg?«

      »Sì! Du hast dir so viel Mühe gegeben mit dem Essen, es ist ein Jammer. Mein Magen knurrt und ich wollte mich einfach nur noch nach dem Essen ausruhen.«

      »Ich mache dir schnell ein Panini und dann können wir das mit dem knurrenden Magen schon einmal ändern.«

      Paola schaute ihn an.

      »Danke!«

      Sie lief nach oben und wollte zumindest ihre Kinder begrüßen und dann wieder los. Während sie die Treppe hochlief, rief sie:

      »Giulia! Luca! Wo seid ihr?«

      Beide kamen angerannt.

      »Ciao, Mamma

      »Kommt her und lasst euch drücken. Ich habe gerade einen Anruf bekommen und muss gleich wieder los. Papa hat ein leckeres Essen gekocht, es ist so schade!«

      Luca sah seine Mutter an und sagte: »Wir heben dir etwas auf, keine Sorge!«

      »Danke!«

      Sie drückte beide noch einmal.

      »Ich hoffe, es dauert nicht so lange. Ich habe euch lieb. Baci! « Sie warf beiden noch einen Handkuss zu und ging die Treppe runter. In der Küche stand ihr Mann mit einem Panini und einer Flasche Mineralwasser bereit.

      »Lass es dir schmecken und pass auf dich auf! Wir lassen dir etwas übrig, dann kannst du später essen.«

      »Danke! Ich flitze jetzt los.«

      Sie nahm ihren Mann in den Arm, hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen und ging los.

      Im Auto tippte sie die Adresse in das Navigationsgerät.

      »Nun komm schon…!«

      Sie versuchte es noch einmal und es klappte. Die Stimme des Navis ertönte:

      »Die voraussichtliche Ankunftszeit zur Via Ponte Pignolo beträgt 20 Uhr und 10 Minuten. Bitte wenden Sie an der nächsten Möglichkeit…«

      Paola biss von ihrem Panini ab und fuhr los.

      4

      Als sie am Tatort ankam, war die Spurensicherung bereits im Einsatz. Ispettore Nero kam auf sie zu.

      »Ciao, Paola!«

      »Ciao, Maria, was haben wir?«

      Maria Nero eine Frau Ende zwanzig mit einem flotten Kurzhaarschnitt klappte ihr Notizbuch auf und fing zu sprechen an.

      »Clarissa Angelo, 23 Jahre, studiert Veterinärmedizin in Milano und war auf dem Weg zu ihren Eltern.«

      »Habt ihr schon mit den Eltern gesprochen?«

      »No, wir haben eine Nachricht auf ihrem telefonino gefunden.« Maria Nero holte aus ihrer Jacke einen Beutel, darin befand sich das telefonino des Opfers.

      »Ach Maria, dann muss ich mich gleich auf den Weg zu den Eltern machen.«

      Ispettore Nero schaute Paola betroffen an.

      »Ich begleite dich, hier ist noch etwas Wichtiges. Laut dem Notfallarzt müssen wir mit dem Schlimmsten rechnen. Der Täter oder die Täterin hat mit einer solchen brutalen Wut auf das Opfer eingestochen, dass sie sehr viel Blut verloren hat.«

      »Madonna!«, entfuhr es Paola, »gibt es Augenzeugen?«

      »! Signor Scarpa. Er steht dort links, ich bringe dich gleich hin. Er steht ziemlich unter Schock. Er bog gerade von der Via Santa Chiara hier in diese Straße und sah sie am Boden liegen.«

      Paola beugte sich zum Boden und schaute sich die Stelle des Verbrechens an. Das Blut war schon dickflüssig und an einigen Stellen getrocknet. Doch die Menge des Blutes ließ auf nichts Gutes hoffen. Paola sah in ihrem Kopf die Szene des Verbrechens vor sich und schüttelte sich. Brutal ohne Zweifel, doch bevor sie sich ein komplettes Bild vom Tathergang machen konnte, musste sie mit dem Augenzeugen sprechen. Hoffentlich hatte er etwas bemerkt, sie war gespannt. Paola sprach noch mit einem anderen Kollegen, der den Inhalt der Handtasche des Opfers überprüfte.

      »Etwas Interessantes dabei?«

      Salvatore Torri nickte Paola zu.

      »Ich bin mir noch nicht sicher, ich muss es erst überprüfen. Schau hier an der Schnalle der Tasche hängt eine Faser. Die Schnalle ist recht scharfkantig, vielleicht haben wir hier nicht nur eine Faser, sondern auch noch etwas Hautabschürfungen und DNA vom Täter.«

      Paolas Augen weiteten sich. »Das wäre gut! Ich warte deinen Bericht ab und dann sehen wir weiter. Danke Salvatore! Gute Arbeit! Wir sehen uns morgen in der Questura.«

      Sie drehte sich um und lief zum Zeugen.

      »Buonasera, Signor Scarpa, mein Name ist Commissario Rossi. Ich bin die leitende Ermittlerin. Sie haben das Opfer gefunden?«

      Signor Scarpa nickte, man sah ihm an, wie sehr ihn das eben Erlebte noch immer in den Knochen steckte.

      »Piacere! Buonasera, Commissario, ja, ich habe das arme Mädchen gefunden.«

      Dann wisperte er: »Sie hat so geblutet! Madonna!« Er bekreuzigte sich. »Ich habe nur noch jemanden weglaufen sehen, wäre ich doch nur eine Minute früher um die Ecke gelaufen, dann hätte ich ihr helfen können.« Ihm standen Tränen in seinen Augen. »So etwas habe ich noch nicht gesehen. Entschuldigen Sie.«

      Paola schaute ihn besorgt an und fragte: »Geht es wieder, wollen wir uns in das Polizeiauto setzen.«

      Signor Scarpa nickte ihr zu.

      Im Auto angekommen, beruhigte er sich und Paola konnte die Zeugenaussage fortsetzen.

      »Wenn ich doch nur mehr hätte tun können!«, rief Signor Scarpa immer wieder aus.

      Paola versuchte ihn zu beruhigen und lobte seine besonnene Art sofort Hilfe geholt zu haben.

      »Meinen Sie, sie kommt durch?«

      Paola sah ihn an und erkannte die große Betroffenheit in seinem Gesicht.

      »Sie haben auch eine Tochter, ist das so?«

      Er war auf einmal ganz ruhig und fragte ganz beklommen:

      »Ja, wieso fragen sie?«

      Paola schaute ihn an. »Das spüre ich.«

      Mehr musste sie nicht sagen, sie nickten sich zu. Leider hatte der Zeuge nur noch einen Schatten wegrennen sehen. Er hatte sich um Clarissa gekümmert, einen Notarzt und die Polizei gerufen. Dann hatte er sich zu ihr hingekniet und auf den Rettungswagen gewartet.

      »Hat das Opfer etwas zu Ihnen gesagt oder sich irgendwie bemerkbar gemacht?«, fragte Paola.

      »Als ich angerannt kam, hatte ich sie angesprochen, doch sie schien bewusstlos zu sein. Als ich mich über sie beugte um zu schauen, öffnete sie nur kurz die Augenlider und hauchte so etwas wie: Famiglia Ma… Ich habe schon überlegt, was sie meinen könnte. Vielleicht Mamma? Leider habe ich nicht mehr verstanden. Ich hoffe, sie kommt durch und sie finden den Täter!«

      »Glauben Sie«, fragte Paola, »dass es ein männlicher Täter war?«

      Signor Scarpa überlegte und sagte dann: »Ich glaube, es war ein Mann, aber ich habe ja nur einen Bruchteil einer Sekunde

Скачать книгу