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Attacke überlebt. Ärgerlich zog er die Augenbrauen hoch, er hatte doch alles vorher geübt, kaufte sich sogar mehrere Kleiderpuppen, um die Stiche des Messers gekonnt zu üben. Jetzt das! Er wurde zusehends wütender. Sein Plan B sah vor: In das Krankenhaus zu fahren um, endgültig Clarissa das Licht auszupusten. Seine Gedanken schaukelten sich hoch, er bekam bessere Laune. In seinem Kopf ging er das bevorstehende Szenario durch, doch der Gedanke, dass sie vielleicht noch ohne Bewusstsein dort liegen würde, machte ihn missmutig. Er wollte, dass sie alles mitbekommt. Wie er zur Tür reinkommt, wie sie ihn mit Angst erfüllten Augen anschaut, versucht zu schreien; doch er seine Macht spielen lässt und ihr die Kehle zuhält, um dann seinen finalen Plan umzusetzen. Doch jetzt musste er seine Gedanken im Zaum halten. Dieser Plan konnte nur umgesetzt werden, wenn er wieder ruhig und besonnen wurde. Er wollte schließlich nicht auffliegen.

       Diese Schlampe!

      Als er sie attackierte, wirkte sie so, als würde sie einen Zusammenhang erkennen. Sie ahnte vielleicht etwas, aber er durfte nicht zulassen, dass sie tatsächlich verstand, um was es ging. Diese Überraschung wollte er sich bis zum Schluss aufheben. Er sah wie eine Fliege auf dem Armaturenbrett hin und her lief. Er pfiff ganz leise und starrte auf das Tier. Vorsichtig legte er eine Hand auf das Armaturenbrett, dann ein kräftiger und schneller Griff, er hielt die Fliege in seiner Hand.

      Er schnalzte mit der Zunge und atmete ganz schwer, dann zerquetschte er die Fliege und atmete tief durch. Sein Blick war eiskalt.

      Ein Passant schlenderte an seinem Wagen vorbei und schaute hinein. Er sah eine Person im Wagen sitzen, die plötzlich schnell seitlich auf den Beifahrersitz schaute. Völlig unbekümmert ging der Passant weiter und ahnte nicht, dass er gerade an einem Menschen vorbeigekommen war, der die Polizei von Verona, an ihre Grenzen bringen sollte und demnächst die Stadt in Atem halten würde.

      Die Sonne schien durch die Windschutzscheibe, es würde ein heißer Tag werden. Der Wagen setzte sich langsam in Bewegung, fädelte sich in den Verkehr ein und fuhr zum Krankenhaus.

       Ich muss mich in den Krankenhauscomputer hacken, dann weiß ich, wann ich endlich dieses Problem aus der Welt schaffen kann.

      

      Entschlossen setzte er seinen Weg fort, er wurde ruhiger und fing hämisch zu lachen an, ließ die Seitenscheibe herunter und warf die tote zerquetschte Fliege aus dem Wagen.

      10

      Maria Nero nahm an ihrem Schreibtisch Platz. Mehrere Notizzettel lagen vor ihr. Einen nach den anderen schaute sie sich an, doch sie vermisste eine Nachricht, nämlich die von Assistente Carlo Mazzola. Sie drehte sich um, doch er war gar nicht im Büro. So griff sie zum Telefon und wollte ihn anrufen. Just in diesem Moment klopfte ihr jemand auf die Schulter.

      »Maria… «,

      sie drehte sich um, es war Carlo.

      »Gerade wollte ich dich anrufen.«

      Carlo schaute sie mit einer etwas zu sehr aufgesetzten Reue an und meinte: »Scusa

      Dabei drehte er seine Mundwinkel nach unten.

      »Na erzähl schon, was gibt es?«

      Carlo schaute sie lächelnd an.

      »Ich war in der Zwischenzeit bei Signor Scarpa und habe eine DNA-Probe entnommen. Das ist ja ein reizender Mann, er hatte vollstes Verständnis. Die Probe habe ich sofort zum Labor gebracht, daher hat es etwas länger gedauert. Zu dem Professore in Milano… Ich habe mit dem Sekretariat gesprochen. Es handelt sich um Professore Marini. Er war gerade in einer Vorlesung, aber ich habe seine Direktwahl bekommen. Wenn du willst, rufe ich gleich einmal an. Die Vorlesung sollte jetzt vorbei sein.«

      Maria schaute ihn bewundernd an.

      »Das hört sich gut an. Sehr gut gemacht, Carlo. Ich spreche mal mit Paola und frage sie, wann es ihr passt. Danke, Carlo, dann rufe ich Professore Marini gleich selber an.«

      Carlo strahlte über das ganze Gesicht, so sehr freute er sich über das Lob von Maria.

      »Gern geschehen!«

      Er gab ihr den Zettel mit der Rufnummer und ging dann an seinen Schreibtisch. Maria erhob sich und klopfte an die Tür des Büros von Paola.

      »Avanti!«

      »Kann ich dich kurz stören?«

      Paola deutete mit der Hand hereinzukommen, da sie gerade telefonierte. Maria setzte sich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch.

      »Signor Angelo, können wir uns in einer Stunde im Krankenhaus treffen?«

      Während sie das sagte, schaute sie zu Maria und machte eine Geste mit der Hand, die besagte: ›Kannst du auch ?‹

      Maria nickte ihr zu.

      »Gut, Signor Angelo, dann treffen wir uns in einer Stunde in der Cafeteria. Meine Kollegin Ispettore Nero kommt auch mit. Bis nachher!«

      Paola legte auf, dann wandte sie sich zu Maria und schaute sie fragend an.

      Maria begann zu sprechen: »Ich habe die Nummer von Clarissa Angelos Professore aus Milano, ein gewisser Marini. Ich wollte fragen, wann wir dorthin fahren wollen? Wenn wir heute noch die Befragung mit den Eltern haben, dann vielleicht gleich morgen Vormittag? Heute wäre zu spät? Oder? Was sagst du?«

      Man sah Maria an, dass sie gerade ganz unschlüssig vor Paola saß. Auch Paola überlegte, dann sagte sie spontan: »Besser morgen, aber dann fahren wir ganz früh los, damit wir wieder rechtzeitig zurück sind. Du kennst den Verkehr?«

      Maria schaute sie an und sagte keck:

      »Wie wär’s mit Zugfahren?«

      »Mmh… «, das hörte sich auch nicht schlecht an, fand Paola.

      »Rufe bei ihm an und lote erst einmal aus, wann er Zeit hat? Ich bin für alles offen…«

      Das ließ sich Maria nicht zweimal sagen und ging schnurstracks zu ihrem Schreibtisch. Keine drei Minuten später stand sie wieder vor ihr.

      »Wenn du noch immer für alles offen bist…wir haben heute um 16 Uhr einen Termin beim Professore. Der Zug ist um 19.53 Uhr wieder zurück in Verona. Dann wären wir zumindest heute etwas früher im Bett als gestern? Soll ich bestätigen?«

      Maria zwinkerte Paola an.

      Paola überlegte…

      »Wir können auch, wenn wir mit der Befragung schnell fertig werden, einen Zug früher zurück nehmen… «

      Maria wollte noch eins draufsetzen, aber Paola winkte ab.

      »OK, ok, ich gebe mich geschlagen. Wir machen das, besorgst du die Karten?«

      Marias Mund zog sich zu einem breiten Grinsen und Paola musste unwillkürlich anfangen zu lachen.

      »Bin schon weg, muss Karten bestellen… «, es hörte sich wie ein Singsang an, als Maria dies aussprach.

      Paola rief in der verbleibenden Zeit bei ihrem Mann Francesco an und sagte ihm, dass sie in circa einer Stunde im Krankenhaus mit den Eltern von Clarissa Angelo ein Gespräch führen würde und bei der Gelegenheit kurz bei ihm hereinschauen könnte, sofern er nicht im OP stand. Dann rief sie beim Vice Questore an und teilte ihm den bisherigen Ermittlungsstand mit. Der Vice Questore war natürlich unzufrieden, denn es gab überhaupt noch keine Anhaltspunkte. Weder kannten sie ein Motiv, noch gab es Verdächtige. Aber immerhin konnte sie ihm sagen, dass sie sich heute noch auf den Weg nach Milano machen, um neue Erkenntnisse über das Umfeld von Clarissa Angelo zu erfahren. Dann teilte sie ihm den Stand der Spurensicherung mit und augenblicklich hörte er sich etwas entspannter an. Plötzlich schoss der Gedanke in ihr hoch, dass sie heute nicht mehr persönlich auf ein Gespräch zum Vice Questore musste. Mit dieser Erkenntnis ging es ihr deutlich besser und sie verabschiedete sich überschwänglich

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