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      Christiane Schünemann

      Schreiben.

      Essays

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Kate Morton. Ins Notizbuch geschaut

       Mit Tinte auf Papier. Handschriftliche Erfahrungen

       John Irving. Und wie er schreibt

       Karen Blixen. Eine Meisterin des ersten Satzes

       Giovanni Boccaccio. Eine Schreibwerkstatt der Renaissance

       Schreiben im Duett. Zusammen schreibt man weniger allein

       Johann Wolfgang von Goethe. Von Klassikern lernen

       Edgar Allan Poe. Der Begründer der Detektivgeschichte

       Ein Lied auf die Stenografie. Im Sprechtempo schreiben

       Charles Dickens. Sein Geizhals und die Geister

       Impressum neobooks

      Kate Morton. Ins Notizbuch geschaut

       Faible fürs Notieren

      Kate Morton, die bisher fünf Romane veröffentlicht hat, die sich weltweit bestens verkauft haben, entwickelt ihre Romane in Notizbüchern. »I am absolutely a notebook person.« Ein neues Buchprojekt beginnt sie immer mit dem Aussuchen eines neuen Notizbuches. Dabei müssen ihr das Cover, das Papier, die Linienführung und die Art der Bindung gefallen.

      Für ihre Romane recherchiert sie aufwendig. Sie liest viele Bücher, Zeitungen, Briefe und Tagebücher. Sie sieht sich Filme aus der Zeit an, in der ihre Geschichte spielt. Und sie hört die Musik dieser Zeit. In ihren Notizbüchern sucht sie Antworten auf ihre eigenen Fragen, die da sind: »Was macht die Person?«, »Warum macht sie das?«, »Wie hängen verschiedene Sachen miteinander zusammen?« Auf diese Weise entsteht die Struktur eines Romans. »Für mich ist die Struktur, die Architektur des Buchs, Teil der Freude am Schreiben.« Diese teilweise unordentlichen Notizbücher, in die sie Zettel auch klebt und tackert, gehören nur ihr allein. Ein anderer könnte damit sowieso nichts anfangen.

      In ihrem Roman Der verborgene Garten gibt es die Autorin Eliza Makepeace, die wie Kate Morton mit Notizbüchern arbeitet: »Zwölf Notizhefte hatte sie schon gefüllt und konnte nicht aufhören. Im Gegenteil, je mehr sie schrieb, desto lauter schwirrten die Geschichten ihr im Kopf herum und drängten darauf, freigelassen zu werden. Sie wusste nicht, ob sie etwas taugten, und eigentlich war ihr das auch egal. Sie gehörten ihr, und indem sie sie niederschrieb, wurden sie wirklich.«

       Versuche und Erfolge

      Bevor ihr erster Roman veröffentlicht wurde, hatte Kate Morton zwei Romanmanuskripte fertig gestellt, die kein Verlag haben wollte. Die ersten beiden Manuskripte hatte sie am Markt orientiert geschrieben. Dann hat sie sich damit abgefunden, eine »abgelehnte Autorin« zu sein. Das dritte Manuskript hat sie dann nur für sich geschrieben. Die ersten beiden Manuskripte waren jedoch nicht umsonst gewesen, denn damit hatte sie eine Agentin – später auch Freundin – gewonnen, der sie aus reiner Gewohnheit ein paar Kapitel geschickt hatte. Diese Agentin hat dann einen Verleger gefunden, der sich für Kate Mortons noch unvollendetes Manuskript interessiert hat. Ihr erster Sohn war zu dieser Zeit zehn Monate alt, und sie hatte schon einige Zeit nichts mehr geschrieben. Die Großmütter kümmerten sich um ihr Enkelkind, und Kate Morton beendete in gerade mal vier Wochen den Roman, der unter dem deutschsprachigen Titel Das geheime Spiel erschienen ist. Ihrer Agentin hat sie den Roman Die verlorenen Spuren gewidmet: »Für Selwa, Freundin, Agentin, Heldin«.

      Vielleicht hat sich Kate Morton, als sie ein Buch ihres ersten veröffentlichten Romans in den Händen hielt, gefühlt wie Eliza Makepeace: »Es war ihre erste Geschichte, die sie auf Papier festgehalten hatte, und es war ganz eigenartig gewesen, ihre Gedanken und Ideen in schriftlicher Form vor sich zu sehen. Ihre Haut fühlte sich plötzlich ungewöhnlich empfindlich an, irgendwie entblößt und verletzlich. Der Wind kam ihr kühler vor, die Strahlen der Sonne wärmer. Sie wusste nicht recht, ob ihr das Gefühl angenehm war oder ob es sie störte.«

       Themen und Figuren

      Kate Mortons Hauptfiguren – sie schreibt gern aus verschiedenen Perspektiven und in mehreren Zeitebenen –, sind Frauen, denn sie selbst stammt aus einer Familie mit vielen Frauen. Sie ist die älteste von drei Schwestern. Ihre Mutter hat zwei Schwestern, und ihre Großmutter gar fünf. »Bei der Art von Büchern, die ich gerne schreibe, entstehen die Geheimnisse und Rätsel aus der Komplexität der Familienbeziehungen heraus. Schwestern zum Beispiel sind sehr wichtig in meinen Büchern, weil die Beziehung einerseits von absoluter Loyalität und Vertrauen geprägt ist, andererseits gibt es zwischen Schwestern aber auch sehr großes Potenzial an Verrat. Von solchen Geschichten träumen Schriftsteller.« Und sie schreibt gern über Geheimnisse: »Für meine Bücher fasziniert mich an Geheimnissen am meisten, dass sie ihre Ursprünge bereits in der Vergangenheit haben. Sie bleiben eine ganze Zeit lang verborgen, aber irgendwann kommen sie immer an die Oberfläche.«

      Auf die Frage nach der Idee zu ihrem vierten Roman Die verlorenen Spuren antwortete Kate Morton in einem Video-Interview: »Der Roman basiert nicht auf einer einzigen Idee. Es sind vielmehr verschiedene kleine Ideen zusammengeflossen. 2008 haben meine Familie und ich für drei Monate in London gelebt. Als ich dort war, hatte ich plötzlich dieses Bild vor Augen: Eine Frau rennt durch die Straßen, will unbedingt jemand Bestimmtes treffen und muss dann feststellen, dass das Haus, wo sie hinwollte, zerbombt wurde. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht, wer sie war oder was sie wollte, aber ich hatte eben dieses Bild vor Augen. Außerdem sah ich das Bild von einer jungen Frau in einem Baumhaus. Auch hier wusste ich, sie wird etwas Schreckliches mit ansehen, aber was, das war mir noch nicht klar. Diese Figur habe ich sehr lange mit mir rumgetragen. Ich habe versucht, sie in andere Geschichten einzubauen, aber sie wusste es besser als ich und weigerte sich, in einer der Geschichten zu bleiben. Zum Glück habe ich sie aufgehoben, denn was ich erst nicht wusste, die beiden Puzzleteile gehörten zusammen. Und als mir klar war, wie diese beiden Frauen zueinander stehen, war mein neuer Roman geboren.«

      Sie kennt das Ende ihrer Geschichten, obwohl sie manchmal gar nicht weiß, wie sie dahin kommen wird. Aber sie hat Vertrauen, dass sie dafür die Ideen finden wird. Diese Erfahrung macht auch Eliza Makepeace: »Figuren, die in ihrem Kopf herumgespukt waren, wurden deutlicher, wenn sie sie zu Papier brachte. Sie bekamen Charakterzüge, die Eliza ihnen gar nicht gegeben hatte, sagten Dinge, von denen sie gar nicht wusste, dass sie sie dachten, benahmen sich unvorhersehbar.«

      Schreiben ist eine WUNDERbare Erfahrung.

       Plan und Freiheit des Erzählens

      Am Computer arbeitend schreibt Kate Morton dann die Kapitel bis zu zehnmal ab oder neu. So lange, bis sie die nötige Tiefe haben. Ihre Notizbücher geht sie immer wieder durch, um wirklich alles in die Geschichte zu bringen, was ihr eingefallen ist.

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