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Drakoria - Vom Blut des Sternenwolfes. Gwain Beisemann
Читать онлайн.Название Drakoria - Vom Blut des Sternenwolfes
Год выпуска 0
isbn 9783738064414
Автор произведения Gwain Beisemann
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Kapitel 2 – Geist des Feuers
„Ihr müsst ihn gehen lassen, und das wisst ihr, wir brauchen ihn, jetzt mehr denn je“ Die Worte des Drachen schallten in Darias Kopf wie glühendes Eisen „Wir brauchen ihn ebenfalls jetzt, und zwar nicht weniger als ihr“ „Unsere Schicksale sind verwoben Asteri, es ist unser beider Feind, welchen er bekämpfen wird. Wenn Mutran seine volle Macht erreicht hat, dann werden die Maladrier schnell in die Knie gehen, das sage ich euch, sie werden weggefegt werden wie ein Weizenfeld, das man in der Sommerhitze anzündet. Kogaan min, afton kuron bi Stryk“ „Ich glaube euch ja“ erwiderte Daria „Aber momentan ist er hier am besten aufgehoben, seine Ausbildung kann er vielleicht nächstes Jahr abschließen“ Tyrs Schnauben war deutlich zu hören, obwohl Daria ihn momentan nicht sah „Ihr versteht immer noch nicht, nächstes Jahr könnte es bereits zu spät sein, also lasst ihn seine Ausbildung so schnell wie möglich abschließen. Unsere Rückkehr hat die Welt erschüttert, und nun liegt es an ihm das Gleichgewicht wieder herzustellen, oder bei diesem Versuch sein Leben zu lassen“ „Wir können ihn sicherlich auch hier in Tarna unterrichten, bestimmt finden wir noch jemanden der ein Lehrer zu sein vermag“ Daria wusste genau, dass diese Antwort den Drachen nicht zufriedenstellen konnte und fügte in beifälligem Ton an „Nur kenne ich niemanden“ „Die Feuer erheben sich, die Heere wachsen, das Eis bricht, die Zeit ist gekommen. Ihr könnt nicht verhindern, dass er mit mir nach Nortagard kommt, pa Aventos“ Der aufziehende Wind ließ die Banner links und rechts der Festung heftig flattern und erzeugte einen pfeifenden Ton, welcher von den Mauern widerhallte. Die Asteri versuchte einen klaren Kopf zu fassen, doch bei allem was sie auch tat, sie musste Ardik gehen lassen. Es war zum Wohle aller Völker von Tarna und Nortagard. Fast eine halbe Stunde verstrich, bevor sie schließlich all ihre Kraft zusammennahm und antwortete „Na gut, ich werde ihn gehen lassen, ihr hattet recht, sein Schicksal ist nicht nur auf Tarna beschränkt, es tut mir leid, dass ich euch angezweifelt habe“ Daria konnte den Drachen zufrieden brummen hören, bevor er aus seiner Deckung von einer der Festungszinnen herabsprang und ohne eine weiteres Wort zu verlieren wieder davonflog. Es würde eine schmerzliche Erfahrung werden, doch Daria wusste was getan werden musste, seit ihrer ersten Begegnung mit Ardik hatte sie es gewusst. Mit gesenktem Kopf aber mit dem Wissen alles richtig gemacht zu haben kehrte sie in die inzwischen verlassene Haupthalle zurück. Hier war alles still geworden, nichts rührte sich, sie legte die Hand auf die kalte Marmorplatte und begann einige Male tief ein- und auszuatmen. Tyr hatte bereits mit Ardik gesprochen, so viel war klar, trotzdem würde es ihr schwer fallen ihm zu sagen, dass er den Silbernen Raben für eine Zeit lang verlassen müsse. Sehr viel hatten sie in letzter Zeit erlebt, so viel, dass es sie auf eine besondere Art und Weise verband. Kalter Nebel wich, Sonne bedeckte die Mauern und Türme von Winterwacht, doch die lodernde Glut am Horizont begann langsam wieder hinter selbigen zu verschwinden. Die Nacht brach ein, das glitzernde Sternenzelt breitete sich wie eine Decke über allem aus, und Daria beobachtete nur, sie beobachtete wie sich kleine Sternschnuppen ihren Weg über das große, schwarze Zelt bahnten, nur um schließlich vom unendlichen Nichts verschlungen zu werden. In weiter Ferne lag der Krieg nun nicht mehr, was sie hier erlebt hatten war nicht mehr als ein kleiner Konflikt und einige Scharmützel gewesen, gegen das was ihnen nun bevorstand. Ihnen stand die Neuaufnahme eines Krieges bevor, welcher Tarna vor nur etwa 400 Jahren fast gänzlich vernichtet hätte, in nicht allzu vielen Wochen brach das Jahr 497 des zweiten Zeitalters an „497 Jahre, und es beginnt schon wieder“ flüsterte Daria in sich hinein, während sie weiter den Lauf der Sterne verfolgte. Alles was man über diese Zeit wusste, waren alte Sagen und Legenden, sowie einige Schriften, die Tatsache, dass die Drachen nun aber zurückgekehrt waren, eröffnete ihnen vollkommen neue Möglichkeiten, einige von ihnen hatten den Drachenkrieg miterlebt, denn sie waren fast so alt wie die Zeit selbst. Niemand konnte ihrem Willen entfliehen, und das wusste Daria, sie musste Ardik gehen lassen und zwar so schnell wie möglich „Väl Abdte!“ erklang es aus einer dunklen Ecke der Halle, es war Raikan, welcher gerade dabei war seinen Dolch an einem kleinen, goldglänzenden Stein zu schärfen „Väl Abdte“ erwiderte Daria und stellte sich wieder aufrecht hin. Raikan ließ den Schleifstein zurück in seine Tasche gleiten „Ich weiß zwar nicht WAS ihr mit dem Drachen dort eben besprochen habt, aber ich glaube ich kann aus Erfahrung vermuten das es nichts Gutes war, habe ich recht?“ Erschrocken von dieser Aussage konnte Daria nicht verhindern, dass sie reflexartig an den Griff ihrer Waffe packte, sich dann jedoch wieder ein wenig entspannte und krampfhaft nach einer Antwort suchte „Das geht euch überhaupt nichts an“ Eine bessere Aussage fiel ihr zur Zeit nicht ein und Raikan verzog das Gesicht „Ich glaube schon, dass es mich wohl etwas angeht, ich bin Teil des Ethan Koraki geworden, also steht es mir auch zu alles zu erfahren was ihr besprecht“ „Egal mit wem“ fügte er an „In dieser Angelegenheit habt ihr nichts zu suchen, das ist allein eine Sache zwischen mir und Ardik. Es geht um mehr als nur um den Krieg gegen die Maladrier“ „Ach nein? Worum geht es dann?“ Daria versuchte sich zurückzuhalten, denn sie war gerade im Begriff alles preiszugeben „Es geht um Dinge, die größerer Natur sind als die Konflikte der Menschen, und auch größer als allein die Tarnas. Mächte sind am Werk, welche es vermögen unsere gesamte Welt zu verschlingen und in den Abgrund zu reißen, wahrlich, es geht euch nichts an!“ Raikan trat einige Meter zurück, verschränkte die Arme und antwortete „Dann werde ich morgen mit Ardik selbst darüber sprechen, und er wird mir erklären, was ihr nicht preisgeben wolltet“ „Ihr könnt es gerne tun, er wird euch sicherlich mehr verraten, aber ich für meinen Teil werde an euch kein Sterbenswörtchen verlieren“ „Wir ihr meint“ spie Raikan aus und wand sich von ihr ab. Eigentlich hätte Daria ihm liebend gerne von allem erzählt, aber sie hatte die Provokation absichtlich gewählt, Raikan sollte es von Ardik erfahren, nicht von ihr. Mit der Zeit jedoch fragte sie sich ob es überhaupt einen Unterschied machen würde. Den Rest der Nacht verbrachte sie damit, Einträge in ihr Tagebuch zu machen und begonnene Zeichnungen zu vollenden, ein angespitztes Stück Holz diente ihr dabei als Federersatz. Das Zimmer in welchem sie sich befand, schien anders als die anderen Räume der Festung kalt und düster, doch hier war für sie der beste Ort die vergangenen Ereignisse niederzuschreiben. Ein scharfes Kratzen zog sich an ihre Ohren, als das Eichenholz über das schneeweiße Papier zu schaben begann „23. Tag des zehnten Monats im Jahre 497 2Ë. Es ist vollbracht, Winterwacht ist frei, fast die gesamte Nacht mussten wir uns durch die Reihen und Mauern des Feindes kämpfen.