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und man beschuldigte ihn, seine Aufgaben nicht gewissenhaft erledigt zu haben. Er ließ es über sich ergehen. Der Staatsanwalt schaltete sich ein, um wegen fahrlässiger Tötung zu ermitteln. Er ertrug es stoisch, und beantwortete alle Fragen. Für die Einstellung des Verfahrens interessierte sich kein Schwein mehr. Sybilles Mutter hatte gegen ihn eine einstweilige Verfügung erwirkt, damit er sich ihr nicht mehr nähern durfte. Er bedauerte diesen Schritt, aber er wehrte sich nicht.

      Er hatte alles gesagt, was er wusste, bis auf eine Sache. Niemand wusste von dem Notizbuch. Friedrich hatte einen kleinen Abschnitt davon zu einem befreundeten Wissenschaftler gegeben, der ihn mit der Radiokarbonmethode untersucht hatte Das Ergebnis lag ihm seit einer Stunde vor, und seitdem hielt er das kleine rote Buch in der Hand. Auch auf seine Nachfrage hin, hatte der Paläontologe sein Ergebnis sicher bestätigt.

      Die Schrift in dem Buch war sieben Millionen Jahre alt. Koller konnte sich diese Tatsache nicht erklären, aber das musste er auch nicht. Er würde in exakt 103 Tagen in der Grotte sein. Darauf konnte Bille sich verlassen, selbst wenn die Hölle zufrieren sollte.

       3. Staubfee Deluxe

      Daniel Muggeneder war charmant, wenn er es wollte. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er aber damit ein Ekel zu sein. Bereits in der Schule bereitete es ihm ein sichtliches Vergnügen die Mädchen in seiner Klasse zum heulen zu bringen. Natürlich war er der ganze Stolz seines Vaters, und geliebt von seiner Mutter.

      Nach einem glänzenden Schulabschluss, und einem Magister in Pseudowissenschaften, wie es sein Vater nannte, nahm er seinen Platz im Familienunternehmen ein. In die Reinigungsbranche einzusteigen war nie sein Traum gewesen, aber es ermöglichte die Art von Annehmlichkeiten, die er so gerne sich und anderen vorführte. Nach wenigen Jahren übernahm er die Geschäftsführung seines Vaters und baute das Unternehmen weiter aus. Wer heute ein Gebäude in Wien reinigen lassen wollte, rief zuerst bei ihm an, denn seine Preise waren unschlagbar günstig. Das brachte natürlich ein besonderes Problem mit sich. Personal. Wo auch immer er fündig wurde, egal ob in Österreich, Ungarn, Slowenien oder auch Polen, er stellte Frauen ein, soviel er konnte, denn die Fluktuation war enorm. Kaum eine Putzkraft hielt es länger als drei Monate bei ihm aus. Nicht nur, weil seine Bezahlung mies war, sondern weil er teilweise aus fadenscheinigen Gründen das Geld einbehielt. Natürlich auch, weil er sich oft im Ton vergriff, und die Frauen deshalb wieder in ihre Heimat zurückkehrten, oder sich eine neue Stelle suchten. Besonders zu Polen hatte er einen guten Draht, da er selber aus dem Land stammte. Sein Vater hatte bereits den Namen seiner zweiten Frau angenommen, und aus dem Vornamen Danylow, wurde Daniel. Seinen Akzent hatte er immer gut versteckt, und dieser war heute fast nicht mehr wahrnehmbar.

      Er saß gemütlich in seinem Sessel, und betrachtete sich nackte Frauen in Putzkostümen im Internet. Ein Fetisch, der sich im Laufe der Jahre bei ihm ausgeprägt hatte, und heute eine Art Zwang bei ihm auslöste. Selbst jede Freundin, die er jemals hatte, musste sich dieser Kleiderordnung unterziehen, zumindest im Schlafzimmer.

      Heute würde er eine ganz besondere Putzfrau kennen lernen. Sein Gruppenleiter hatte ihm Abrechnungen vorgelegt, die eigentlich unmöglich waren, denn seine Zeitvorgaben waren nicht zu schaffen, was er natürlich wusste. Dieses besondere Wesen hatte aber nicht nur das Arbeitspensum erreicht, sie hatte auch eine schriftliche Belobigung ihres Betriebes erhalten. Ein noch nie da gewesener Vorgang, der seine Neugierde geweckt hatte. Endlich klopfte es an der Tür. Mit einem missmutigen Blick auf die Uhr, blaffte er ein “Herein“, und klickte den Bildschirmschoner an, der Tabellenreihen anzeigte. Leise öffnete sich die dicke, mit Leder bezogene Tür, und seine Sekretärin schob vorsichtig ihren Kopf herein.

      „Die Putze ist schon da, soll ich sie herein bitten?“

      Eigentlich waren es bis zum Termin noch fünf Minuten, aber Daniel Muggeneder war kein besonders geduldiger Mensch, weshalb seine Mitarbeiter immer auf der Hut waren, etwas Dummes zu machen oder zu sagen.

      „Habt Ihr alle euren Kopf nur zum Haare scheren? Natürlich soll sie herein, wozu mache ich denn sonst Termine? Außerdem ist das keine Putze, Du alte Fledermaus, sondern eine Reinigungsfachkraft, kapiert?“

      Amelie Fichtl zog den Kopf ein, als ob sie von Steinen getroffen worden war. Ihr Chef bezeichnete seine Angestellten als alles Mögliche, nur nicht als Reinigungsfachkräfte, aber was spielte das schon für eine Rolle. Sie schob die Putzfrau ins Büro, und schloss schnell die Tür.

      Der eklige Gesichtsausdruck verschwand augenblicklich aus Daniels Gesicht, und ungläubiges Erstaunen machte sich breit. Was da an seinen Schreibtisch heran trat, war eine jener Frauen, welche er an offiziellen Anlässen zu Gesicht bekam, wie dem Wiener Opernball, oder ähnlich prominente Events, aber die nie ein Wort mit ihm wechseln würden.

      Die Erscheinung, die vor ihm stand, hatte lange kastanienbraune Haare, grüne Augen und eine Haut wie zart schokolierte Milch. Selbst unter der unvorteilhaft wirkenden Uniform seiner Reinigungsfirma, konnte er die makellos langen Beine erkennen. Für einen Moment hatte es ihm die Sprache verschlagen, und er klickte unbewusst alle Schmuddelseiten weg.

      „Sie haben mich rufen lassen“, säuselte es in seinem Ohr.

      Muggeneder klappte den Mund zu und sammelte sich. Er setzte sich aufrecht in den Ledersessel und rückte seine Krawatte gerade.

      „Sie, äh …, haben ausgezeichnete Arbeit geleistet, wie es aussieht, Frau … äh“, er warf einen Blick auf die Personalmappe, aber sie kam ihm zuvor.

      „Feonora Honig, aber meine Freunde nennen mich Honey, oder Fee“, flötete sie ihm entgegen.

      „Ja, natürlich“, bemühte er sich schnell zu antworten, „es ist mir eine ganz besondere Freude, Frau Fee, äh, ich meine Frau Honig.“

      Er suchte die Dienstpläne heraus und hielt sie Feonora vors Gesicht, konnte aber seinen Blick nicht von ihren Augen lösen.

      „Wie erklären Sie sich das, Frau Honig?“, fragte er mit sanfter Stimme.

      Feonora Honig besah sich das vorgehaltene Dokument, und zog die Nase kraus, was bei ihm ein Kribbeln im Bauch auslöste, und ihn schwindelig werden ließ.

      „Ich kann mir auch nicht erklären, warum Sie mir seit drei Monaten kein Geld überwiesen haben. An meiner Arbeit scheint es ja nicht zu liegen.“

      Dabei lächelte sie ihren Gegenüber mit strahlenden Augen an, und legte zwei Reihen perfekter Zähne frei. Ungläubig starrte Muggeneder auf das Blatt und lief blutrot an. Er hatte ihr aus Versehen die Anweisungen zur Nichtzahlung vorgehalten. Er klatschte die Mappe mit Karacho auf die riesige Arbeitsplatte, sprang von seinem Sitz hoch, und schrie aus Leibeskräften nach seiner Assistentin, die sogleich ihren Kopf zur Tür herein steckte.

      „Ja Chef, was ist denn?“

      „Was ist? Was ist? Ja was wird schon sein, Fichtl?! Alle, außer mir“, er überlegte eine Sekunde, „und Frau Honig hier, haben offensichtlich keine Ahnung was sie tun. Sehen Sie zu, dass die Gehälter von Frau Honig heute noch angewiesen werden. Aber dalli! Ein Skandal ist das! Alles muss man alleine machen.“

      Er brummelte noch vor sich hin, während die Gesichtsfarbe wieder in den Normalbereich wechselte, und die gescholtene Sekretärin schnellstens verschwand, um weiteren Ausbrüchen zu entgehen. Nach einem peinlichen Schweigen setzte er die Unterhaltung fort.

      „Wie haben Sie es geschafft alle Vorgaben zu erfüllen, Frau Honig? Das kommt, äh, nicht so häufig vor, obwohl ich meine Mitarbeiter sehr unterstütze, auch wenn sie etwas langsam sind. Menschen sind ja das Wichtigste in einer Firma, finden Sie nicht auch, Frau Honig?“

      „Nennen Sie mich doch bitte Feonora, sonst habe ich das Gefühl, dass Sie meine Mutter meinen“, säuselte sie zurück. „Ich habe doch hoffentlich nichts falsch gemacht. Ich habe immer mein Bestes gegeben, um nicht aufzufallen. Ich dachte, dass erfüllen der Vorgaben wäre gut, oder etwa nicht?“

      Muggeneder spielte nervös mit einem seiner Luxusstifte, und grinste jetzt wie ein Schüler, der seinem Lehrer einen Streich spielen wollte.

      „Nein, nein, Sie haben gar nichts falsch

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