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keuchte ein „STOPP!“ hervor.

      Die Schwester geriet in Panik. „Die junge Frau erstickt.“

      Der Arzt sagte mal wieder gar nichts.

      In diesem Moment blieb mir nur eines übrig. Ich musste das Ruder selbst in die Hand nehmen, wenn ich wollte, dass es mir besser ging.

      Ich gab der Schwester, die mir mit dem Gesicht zugewandt war, ein Zeichen. Sie sollte den Eingriff für einen Moment unterbrechen, damit ich mich darauf konzentrieren konnte zu atmen.

      Ich habe dann Folgendes getan: Ich lenkte meine Aufmerksamkeit auf meine Lunge und stellte mir vor, dass alle Gänge meiner Luftröhre groß und geweitet sind. Ich spürte in mich hinein und in das Gefühl, Luft zu atmen. Frische und sauerstoffhaltige Luft. Ich beauftragte meinen Körper im Geist, das Betäubungsmittel mit jedem Atemzug abzutransportieren.

      Und ohne, dass es mir damals bewusst war, hatte ich in diesem Moment bereits einen Teil von Selbstheilung entdeckt – die Heilung durch den Geist und die Gedanken.

      Nach einigen Minuten ging es mir besser. Ich konnte atmen und es konnte weitergehen.

      „Es kann jetzt ein wenig zwicken“, war das nächste, was ich von dem Doktor hörte.

      Zwicken war hier echt die Untertreibung des Jahrhunderts.

      Es tat unglaublich weh.

      Ich hatte ohnehin permanent starke Nervenschmerzen, und der Eingriff fühlte sich an, als hätte ein Bohrer meinen Hauptnerv getroffen und würde an ihm herumbohren. Es war echt heftig.

      „Ich muss noch etwas tiefer ins Knochenmark hinein.“

      WAAAAS???

      Ich schrie so laut, dass mich das ganze Wartezimmer hörte.

      „So, ich habe es“, sagte der Arzt und ging weg.

      Das letzte, was ich sah, war, dass er heraus ging. Dann wurde ich von der örtlichen Betäubung, die sich in meinem Körper zu einer Vollnarkose entwickelt hatte, in den Dämmerschlaf versetzt.

      Nichts wie weg hier! – Mit dem Moonwalk aus dem Behandlungszimmer

      Ich wachte wieder auf, als meine Mutter wie eine Furie ins Zimmer schoss und sich über mich beugte.

      „Geht es dir gut?“, fragte sie mich.

      Ich konnte nicht antworten, weil ich immer noch stark benommen war und immer wieder einschlief.

      „Und nun zu Ihnen …“, hörte ich sie wütend auf den Arzt einreden, der nur apathisch aus dem Fenster starrte.

      „Was haben Sie mit ihr gemacht? Meine Tochter ist „hart im Nehmen“. Wenn Sie schreit, dann heißt das schon was! Also?“

      Der Arzt schaute nur weiter aus dem Fenster und sagte, so etwas hätte er noch nie erlebt.

      Und weg war ich wieder.

      Als ich wieder zu mir kam, saß meine Mutter neben mir auf der Liege.

      „Du liegst hier schon seit über einer Stunde. Glaubst du, du kannst aufstehen? Du kannst nach Hause …“

      Ich wollte „Ja!“ sagen, schlief aber bereits bei dem Gedanken wieder ein.

      Es dauerte einige Zeit, bis ich mir gedanklich vornehmen konnte hier aufzustehen.

      Ich nahm mir fest vor, meiner Mutter Bescheid zu geben, sie solle mich hier rausbringen. Aber meine Zunge machte bei meinem Vorhaben noch nicht mit.

      Ich versuchte die drei Worte BRING MICH RAUS über die Lippen zu bringen, aber ich nuschelte nur unverständliches Zeug.

      Kurze Zeit später gelangt mir aber die Verständigung mit meiner Mutter.

      „Bring mich hier bitte raus. Der Zustand wird noch länger andauern.“ Ich kannte diese Situationen nur zu gut.

      „Glaubst du denn, dass du gehen kannst?“

      „Nein“, sagte ich, „aber egal! Ich möchte hier weg!“

      Wir versuchten, unser Vorhaben in die Tat umzusetzen. Meine Mutter richtete mich auf, und es ging mir ein kleines bisschen besser. Ich hatte das Gefühl, ich könnte es wirklich bis ins Auto schaffen.

      Eine Schwester kam herein. „Ah, schön. Sie sitzen. Geht es Ihnen besser?“

      „Ja“, log ich.

      „Möchten Sie noch eine Schmerztablette?“

      Ich hörte noch ihre Frage und war in dem Moment schon wieder weggedöst.

      Glücklicherweise saß ich mehr oder weniger mit dem Rücken zu der Frau und meine Mutter schaltete blitzschnell: „Nein, danke! Es geht ihr schon deutlich besser.“

      „Geben Sie uns noch eine Minute. Dann werden wir gehen.“

      „Ja, gut. Dann werde ich auch Mittag machen. Der Arzt ist schon lange fort.“

      Die Schwester verließ den Raum und meine Mutter rüttelte mich wach.

      „Alles klar. Ich bin wach. Bloß weg hier, bevor ich wieder weg bin!“

      „Deinen Humor verlierst du auch in den schwierigsten Situationen nicht, nicht wahr Krissi?“

      Wir lachten beide, als wir herausgingen. Na ja, eigentlich ging nur meine Mutter. Mich schleifte sie hinter sich her. Ich konnte meine Füße nicht anheben und schlitterte in einer Art Moonwalk über das Parkett.

      Die ganze Rückfahrt verbrachte ich mehr oder weniger schlafend oder ich übergab mich.

      Mit der Knochenmarksprobe und der damit einhergehenden Tortur bekam ich meinen zweiten Nachschlag oder die zweite Erinnerung daran, gedanklich neue Wege einzuschlagen und in meinem Bewusstsein zu wachsen. Oder anders ausgedrückt: ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass ich selbst in der Lage bin, meine Gesundheit wiederherzustellen. Ich wurde aufgefordert, mich gedanklich neu zu orientieren und alte Glaubensmuster loszulassen.

      Zu dem Zeitpunkt war ich aber einfach noch nicht so weit. Ich hielt immer noch an gelernten und verstandenen Glaubenssätzen fest und gab die Verantwortung für meine Gesundheit an einen Anderen weiter.

      Ich brauchte diese „Nachschläge“. Ich brauchte diese Art von „Behandlung“, damit ich lernen konnte. Es war mein Weg zu lernen, auf mich zu vertrauen und nicht in dem Vertrauen zu verweilen, welches uns Menschen von Kindesbeinen eingeimpft wird: Wenn du gesundheitliche Probleme hast, dann hilft dir der Arzt. Niemand sonst ist dazu in der Lage.

      Ich hielt ich an diesem gelernten Glaubenssatz fest. Zu dem Zeitpunkt war dieses Gedankenkonstrukt immer noch stärker als jede Realität, die ich direkt vor mir hatte.

      Du merkst schon jetzt, wie stark gedankliche Muster sein können und wie blind sie den Menschen doch für das Offensichtliche machen können.

      Laborbefund und Diagnose des Facharztes

      Nach seinem Herbsturlaub meldete sich der Hämatologe bei mir, um mir den Laborbefund mitzuteilen – wie gewohnt gab er sich nicht besonders viel Mühe. Im Gegenteil: Dieses Telefonat war gnadenlos.

      „Hallo, junge Frau. Ich habe hier den Befund vor mir liegen.“

      Durchs Telefon höre ich, wie er gerade erst dabei ist, den Umschlag aufzureißen.

      „So, also …“

      Der Arzt war dabei zu lesen …

      „Der Laborbefund Ihrer Knochenmarksprobe und die Auswertung des Blutes ergibt …“

      …

      „Sie haben nichts. Sie sind gesund!“

      OK. Das war zu viel.

      Wie kann ein Mensch mit sehr wenig Blut im Körper als gesund bezeichnet werden? Wie kann ein Arzt eine gesundheitliche Schere von A: kerngesund, und B: Leukämie errichten? Das war eindeutig zu viel des Guten! Ich war wirklich kurz davor, meine Fassung

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