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Gesellschaft. Die Herrschaften waren ihm zu versnobt.

      »Über seine Charaktereigenschaften möchte ich mich nicht äußern, aber vielleicht spielen die bei dem Fall sogar eine Rolle?«, meinte Lackner lakonisch, »finden Sie raus, womit wir es hier zu tun haben. Ich erwarte morgen Ihren ersten Bericht.«

      Das Unternehmen Haingruber kannte jeder in der Stadt. Es war vom Vater des jetzigen Inhabers gegründet worden. Den Anfang hatte der Geschäftsmann mit einem Bahnhofskiosk gemacht, den er mit seiner Frau betrieb. Es dauerte nicht lange, da eröffnete er seine erste Filiale, ein kleines Geschäft mit Tabakwaren und Zeitungen. Die zweite Filiale war schon ein etwas größerer Laden, dann kamen die dritte, vierte und fünfte Filiale. Schließlich gründete er sein Großhandelsunternehmen. Der ehrgeizige Aufsteiger erwarb im Gewerbegebiet der Stadt ein großes Grundstück, baute dort ein riesiges Lagerhaus und ein eigenes Bürogebäude.

      Als er schließlich vor Jahren seinem Sohn Dieter die Firma übergab, war durch seine außergewöhnliche Geschäftstüchtigkeit und hervorragenden geschäftlichen Verbindungen ein stattliches Unternehmen entstanden.

      Und der inzwischen 60-jährige Haingruber Junior verstand es ausgezeichnet, die geschäftlichen Beziehungen zu nutzen, die Firma weiter auszubauen und die Umsätze noch zu steigern. Allerdings hatte er den Ruf, ein knallharter Geschäftsmann zu sein und wenn es sein musste, über Leichen zu gehen.

      Zurück in seinem Büro setzte sich Kommissar Kronfeld an seinen Schreibtisch und studierte die Berichte. Es war in der Nacht von Samstag auf Sonntag passiert, ziemlich genau um Mitternacht. Er überflog kurz die Zeugenaussagen.

      Dann las er die Aussage der Ehefrau. Die Beamten hatten am Sonntagmorgen das Schiff anhand der Wrackteile identifiziert und Name und Adresse des Schiffseigners im Jachtclub erfahren. Am späten Vormittag suchten die Polizisten dann die Adresse des Mannes auf, trafen dort aber nur seine Ehefrau an.

      Nachdem ihr berichtet wurde, was geschehen war, gab Frau Haingruber an, ihr Mann wäre am Samstag allein zum Segeln gefahren. Seitdem habe sie nichts mehr von ihm gesehen oder gehört. Dass ihr Mann in der Nacht nicht nach Hause gekommen war, wunderte sie nicht, es kam öfters vor, dass er auf dem Schiff übernachtete. Warum die Jacht nicht ordnungsgemäß am Steg vertäut war, sondern in einer einsamen Bucht ankerte, konnte sie nicht erklären.

      Der Bericht der kriminaltechnischen Untersuchung war noch sehr dürftig. Man hatte bisher immerhin mit Sicherheit festgestellt, dass eine gewaltige Detonation stattgefunden hatte. Die vorläufige Vermutung ging davon aus, dass im Inneren des Schiffes eine Bombe explodiert war, die die Jacht völlig zertrümmerte. Im Wasser schwamm jede Menge Kleinholz, was die Aufgabe der Kriminaltechniker nicht gerade einfach machte. Aber die Sachverständigen arbeiteten weiterhin beharrlich und fieberhaft am Tatort.

      Nachdenklich schaute Kronfeld aus dem Fenster. Wenn der Mann auf dem Boot gewesen war, würde man seine Leiche sicher bald irgendwo im See finden. Wenn nicht, musste er ja irgendwann wieder auftauchen.

      Er beschloss, erst mal in die Kantine zu gehen. Ohne Wurstsemmel und Kaffee zum Frühstück konnte er sich nicht konzentrieren. Er hasste es, unterwegs schnell eine Kleinigkeit zu essen, wie es einige der Kollegen taten. Bei ihm löste das nur schlechte Laune und Stress aus.

      Nach seinem Imbiss, auf dem Weg zum Parkplatz, entschied er, die Ermittlungen mit der Befragung von Frau Haingruber zu beginnen. Anschließend wollte er zum See rausfahren und den Tatort besichtigen.

      Als er gerade in sein Auto stieg, ertönte der Klingelton seines Handys. Der Chef war dran.

      »Hören Sie Kronfeld. Frau Haingruber hat gerade angerufen. Sie hat einen Einbruch in ihre Villa gemeldet, der wohl letzte Nacht passiert ist. Die Streifenbeamten sind schon dort und die Spusi ist auch schon unterwegs.«

      »Ich bin gerade auf dem Weg zu ihr«, bestätigte Kronfeld und fuhr los.

      5

      Kommissar Kronfeld fand das vornehme Landhaus der Haingrubers in ›Karlshöhe‹ auf Anhieb. Ein Streifenwagen stand vor der Einfahrt. Die Beamten waren schon dabei, die Nachbarn zu befragen.

      Die Haustüre stand offen und er ging, ohne anzuläuten, hinein. Schon in der Diele, die eher einem kleinen Vestibül glich, zeugte die erlesene Einrichtung von Reichtum und gutem Geschmack.

      Zwei Mann von der Spurensicherung waren in ihren weißen Schutzanzügen im Eingangsbereich beschäftigt. Kronfeld winkte ihnen zu und einer der beiden sagte: »Da hinten, zweite Tür links.«

      Dort befand sich das Arbeitszimmer von Dieter Haingruber, wo drei weitere Mitarbeiter der Spurensicherung bei der Arbeit waren. Er begrüßte die Kollegen, sah ihnen kurz bei der Arbeit zu und fragte dann: »Wo ist die Dame des Hauses?«

      »Im Wohnzimmer«, sagte Ralf Krüger, mit dem Daumen hinter sich deutend, im Vorbeigehen. Krüger, ein Freund von Kronfeld und außerdem Chef der Spurensicherung, ließ es sich nicht nehmen, höchstpersönlich an den Tatorten zu erscheinen. Er liebte seinen Beruf und fand die Arbeit auch nach über 20 Dienstjahren noch aufregend und spannend.

      »Morgen Ralf, kannst du mir schon was sagen?«

      »Morgen Korbinian«, Krüger blieb stehen, »ja, kann ich. Offensichtlich hat der Einbrecher etwas Bestimmtes gesucht, es wurde nur der Schreibtisch im Arbeitszimmer durchwühlt und der Safe ist aufgebrochen. Im Haus sind jede Menge Wertgegenstände, die haben den Kerl aber wohl nicht interessiert«, sagte er und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.

      »Sieht nach Auftrag aus«, rief er Kronfeld noch über die Schulter zu, als dieser sich schon auf dem Weg zum Wohnzimmer befand.

      Frau Haingruber saß blass auf einem der drei Sofas, die vor dem offenen Kamin gruppiert waren und zerknüllte nervös ein Taschentuch in ihren Händen. Sie war etwa Mitte fünfzig, elegant gekleidet und machte einen sehr gepflegten Eindruck.

      Kronfeld schaute sich kurz um. Der große Raum sah aus wie das Prunkzimmer eines Schlosses. Für seinen Geschmack etwas zu klotzig und total übertrieben, wenngleich die Möbel sicher ein Vermögen gekostet hatten.

      Neben der Hausherrin stand eine kleine, unscheinbare Frau mittleren Alters. Sie kam mit forschen Schritten auf den Kommissar zu und stellte sich vor: »Emmi Neumann. Guten Tag, Ich bin die Haushälterin.«

      »Kommissar Kronfeld, grüß Gott«, sagte der Ermittler höflich und lächelte sie an. Dann wandte er sich der Sitzgruppe zu.

      »Frau Haingruber?«, sprach er die Dame an, »können Sie mir ein paar Fragen beantworten?«

      Sie blickte ihn leicht verwirrt an und sagte weinerlich: »Was geht hier eigentlich vor? Gestern hat man unsere Jacht in die Luft gejagt, mein Mann ist verschwunden und heute Nacht der Einbruch. Ich kann mir das alles nicht erklären.«

      »Sie haben also den Einbruch heute früh selbst entdeckt?«

      »Jaja, das hab ich doch schon am Telefon gesagt. Jemand ist ins Haus eingebrochen und hat uns bestohlen.«

      »Können Sie mir mehr zu dem Einbruch sagen? Haben Sie in der Nacht irgendetwas gehört oder ist etwas Ungewöhnliches vorgefallen?«, begann Kronfeld seine Befragung.

      »Nein, natürlich habe ich nichts gehört«, sagte sie gereizt, »ich habe fest geschlafen und war heute früh völlig überrascht und total schockiert, als ich das Durcheinander im Büro meines Mannes entdeckte.«

      »Warum gingen Sie denn in das Arbeitszimmer? Was wollten Sie da?«

      »Nichts wollte ich da, die Tür stand einen Spalt offen, gestern Abend war sie aber zu. Da bin ich ganz sicher. Das hat mich stutzig gemacht und ich hab eben nachgesehen.«

      »Haben Sie auch schon nachgesehen was gestohlen wurde? Oder können Sie sich vielleicht vorstellen, wonach der Einbrecher gesucht hat?«

      »Keine Ahnung. Ihre Leute wollten, dass ich hier warte, bis sie mit der Arbeit fertig sind. Oh Gott, wo ist bloß mein Mann.« Sie rang verzweifelt die Hände. »Er wird sich fürchterlich

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