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zwei übergroßen Gemälden beherrscht. Das eine zeigte den Firmengründer, das andere dessen Ehefrau. Davor stand ein schwerer Eichentisch, umrundet von sechs ledergepolsterten Stühlen mit hoher Rückenlehne. Auf der rechten Seite befand sich, ebenfalls aus Marmor, eine eindrucksvolle Rezeption. Die Treppe und alle Ecken der Halle wurden von großen Blumentöpfen mit üppigen Grünpflanzen flankiert.

      »Einen wunderschönen guten Tag«, grüßte Eva Konrad, die vollschlanke, brünette Empfangsdame an der Rezeption und schaute ihn lächelnd an. »Was kann ich für Sie tun?«

      »Kronfeld, Kripo Lindenburg«, stellte sich der Kommissar vor und zeigte ihr gleichzeitig seine Dienstmarke, »ich möchte mit Frau Haingruber sprechen.«

      »Oh«, ihr Lächeln verschwand, »einen Moment bitte, ich melde Sie an.«

      Nachdem sie den Hörer wieder aufgelegt hatte, tat sie mit einem verführerischen Augenaufschlag kund: »Frau Direktor wird Sie gleich empfangen.«

      »Herr Kommissar Kronfeld«, ertönte zwei Minuten später die Stimme von Frau Haingruber. »Ich stehe voll und ganz zu Ihrer Verfügung.«

      Sie klang kühl und machte einen sehr ernsten und fast überheblichen Eindruck. Majestätisch schritt sie langsam die breite Marmortreppe herab und kam auf Kronfeld zu. Als sie ihm die Hand reichte, umnebelte ihn der herbe Duft eines teuren Parfüms und er bemerkte dass ihre Finger mehr Gold zierten, als man für einen Mittelklassewagen ausgeben musste.

      »Kommen Sie, gehen wir in mein Büro«, sagt sie mit einem eisigen Seitenblick auf die Empfangsdame. Kronfeld folgte ihr und warf noch einen verwunderten Blick zurück auf Eva Konrad, die nur gelangweilt mit den Schultern zuckte.

      Das große Arbeitszimmer erstrahlte, wie nicht anders zu erwarten, in einem luxuriösen Ambiente mit edlen Stilmöbeln.

      »Bitte, nehmen Sie Platz«, sie deutete auf die eleganten, lederbezogenen Sessel, die um einen runden Konferenztisch mit Marmorplatte gruppiert waren, setzte sich ihm gegenüber und sah ihn fragend an.

      »Frau Haingruber, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass wir Ihren Mann heute Vormittag tot aufgefunden haben.«

      »Oh, nein«, stöhnte sie auf. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie krampfte die Hände ineinander und senkte den Kopf. Nach einer kurzen Pause blickte sie auf. »Wo haben Sie ihn gefunden?«, ihre Stimme klang brüchig.

      »Er trieb im dichten Schilf, nicht weit von der Stelle, wo das Schiff explodiert ist.«

      »Und…«, sie zögerte einen Moment, »wissen Sie jetzt auch, wie es zu der Explosion kam? Es war doch ein Unfall?«

      »Ich fürchte, es war ein Attentat. Wir müssen noch die Ergebnisse der KTU abwarten, aber es sieht ganz so aus, als hätten der oder die Täter eine Bombe an Bord deponiert. Für Ihren Mann kam leider jede Hilfe zu spät.«

      »Oh mein Gott, das ist ja grauenvoll«, jammerte sie.

      »Herzliches Beileid Frau Haingruber«, sagte Kronfeld mitfühlend, »ja es ist schrecklich, was da passiert ist. Leider muss ich Ihnen noch ein paar Fragen stellen. Hatte Ihr Mann Feinde, kennen Sie jemanden, dem Sie so eine Tat zutrauen würden?«

      »Nein, nein«, kam es schnell zurück, »ich wüsste nicht, wer ihm so etwas antun könnte.«

      »Warum hielt er sich mitten in der Nacht auf seinem Schiff auf und was wollte er in dieser einsamen Bucht? War er vielleicht doch nicht allein dort? Und warum wurde letzte Nacht bei Ihnen eingebrochen? Konnten Sie feststellen, was gestohlen wurde?«

      »Natürlich war er allein dort. Das habe ich Ihnen doch schon erklärt«, sagte Frau Haingruber einen Ton zu schnippisch, »Sie wissen ja nicht, wie anstrengend und stressig es ist, so ein Unternehmen zu führen. Ich weiß nicht, wer ihm das angetan hat und ich weiß auch nicht, was gestohlen wurde. Den Safe hielt mein Mann immer verschlossen, ich kannte ja nicht einmal die Kombination. Ich weiß nur, dass er gewöhnlich einige Geschäftspapiere und etwas Bargeld darin aufbewahrte.«

      Der angesehene Unternehmer und seine Ehefrau zählten, laut Yellow-Press, zu den erfolgreichsten Geschäftsleuten im Land. Ihr Vermögen wurde im zweistelligen Millionenbereich geschätzt. Sie waren gesellschaftlich voll etabliert und verkehrten, wie man hörte, in den besten Kreisen. Wie man ebenfalls in der Regenbogenpresse nachlesen konnte, war der 60-jährige Geschäftsmann leidenschaftlicher Segler. Ein Hobby, das er mit seinen Freunden aus dem Jachtclub teilte, wo er angeblich viel Zeit verbrachte.

      Ob er allerdings nur allein segelte oder die Jacht vielleicht für amouröse Abenteuer nutzte, hatte noch kein Klatschreporter herausgefunden.

      Die sollten vielleicht mal die Franzi von der ›Seerose‹ fragen.

      »Diese Frage muss ich Ihnen jetzt stellen«, setzte Kronfeld seine Befragung fort, »wo waren Sie in der Nacht, als sich die Explosion ereignete?«

      Frau Haingruber stand auf, ging zum Schreibtisch, nahm eine Zigarette aus dem ledernen Etui und zündete sie genussvoll an, ehe sie mit fester Stimme antwortete: »Ich ging am Samstagabend mit einer Freundin ins Theater, mein Mann machte sich nichts aus Theaterbesuchen, er war wie die meisten Männer ein Kunstbanause.« Sie sah Kronfeld geringschätzig von der Seite an, »ich traf mich mit meiner Freundin so gegen sieben Uhr vor dem Festspielhaus. Das Stück dauerte bis elf Uhr, anschließend besuchten wir ein stadtbekanntes Weinlokal, was der Inhaber sicher bezeugen kann. Wir sind dort Stammgäste. Von dort bin ich so gegen drei Uhr mit einem Taxi nach Hause gefahren.«

      ›Mein Gott, die rasselt das ja herunter, wie einstudiert‹, dachte Kronfeld skeptisch. Dass sie an diesem Abend ziemlich beschwipst und bester Laune war, erzählte sie dem Kommissar nicht. Aber der Wirt des Lokals konnte sich später noch sehr gut daran erinnern. Er erinnerte sich auch daran, dass er ihr schließlich zur Sperrstunde telefonisch das Taxi bestellt hatte.

      »Noch eine Frage, die Sie mir bitte wahrheitsgemäß beantworten möchten: Führten Sie eine gute Ehe oder gab es private Probleme? Ging Ihr Mann fremd?« Ihre herablassende Art provozierte Kronfeld dazu, so indiskret zu werden.

      »Was erlauben Sie sich«, rief sie empört, »Sie wissen wohl nicht, mit wem Sie es zu tun haben. Unsere Ehe war glücklich, das ist ja wohl stadtbekannt. Das steht doch in jedem Boulevardblatt.«

      Korbinian Kronfeld verkniff sich ein Grinsen. Er kannte solche Berichte der Boulevardblätter. Was dort geschrieben stand, war meistens von den Prominenten selbst diktiert und total geschönt. Oder von windigen Journalisten frei erfunden, falls die Promis von sich aus nichts Aufregendes erzählten. Solang die darin beschriebenen Personen gut weg kamen, dementierten sie die Storys natürlich nicht. Aber wehe, die Schlagzeilen waren negativ, dann drohten Verleumdungsklagen. Die Berichte über die Haingrubers fielen aber mit Sicherheit immer positiv aus, schließlich zahlte die Firma viel Geld für Werbeanzeigen in diesen Blättern. Kronfeld verzichtete auf einen Kommentar zu diesem Thema und verabschiedete sich schleunigst.

      Als er auf dem Rückweg die Eingangshalle durchquerte, lächelte ihn Eva Konrad vom Empfang an. Kronfeld ging zu ihr, setzte seinerseits ein charmantes Lächeln auf und sagte: »Eine aufmerksame Mitarbeiterin wie Sie weiß doch über alles in der Firma Bescheid. Sie wissen sicherlich auch, wie es um die Ehe der Haingrubers bestellt war. Gab es da vielleicht manchmal Reibereien?«

      Die 29-Jährige blickte sich verstohlen um und flüsterte, zum Kommissar gebeugt: »Ich könnte Ihnen schon was erzählen, aber nicht hier. Die Wände haben Ohren, verstehen Sie. Wir könnten uns nach Feierabend in dem kleinen italienischen Eis-Cafe am Stadtplatz treffen.«

      »Wann?«

      »Um halb sieben bin ich da.«

      »Okay, ich auch«, lächelte der Kommissar, winkte und ging. Auf dem Weg zum Auto schaute er auf seine Armbanduhr. ›Da hab ich gerade noch Zeit, meinen ersten Bericht zu schreiben‹, dachte er und machte sich auf den Weg in sein Büro.

      10

      »Was ist denn eigentlich passiert«, fragte Eva Konrad neugierig, nachdem die

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