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Champagner zum Brunch. Petra S. Korn
Читать онлайн.Название Champagner zum Brunch
Год выпуска 0
isbn 9783742779359
Автор произведения Petra S. Korn
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Zu später Stunde, es herrschte bereits Nachtruhe auf dem Platz, saßen sie immer noch da und planten ihre Urlaubstage. Herbert hatte sich bereits zu Hause im Internet informiert, was sie alles unternehmen könnten. Er breitete seine Wanderkarte auf den Knien aus und suchte, im schwachen Lichtschein einer Taschenlampe, die Route zu der Sommerrodelbahn, die Morgen ihr erstes Ziel werden sollte, als sich die gewaltige Explosion ereignete. Erschrocken sprangen die vier von ihren Stühlen.
»Himmel, was war das denn«, sagte Jörg.
»Mist, ich hab nichts gesehen, was ist passiert?«, fragte Herbert.
»Ein Begrüßungsfeuerwerk für uns war das sicher nicht«, bemerkte seine Freundin flapsig. Svenja lief näher ans Ufer.
»Das war eine Explosion, ich hab´s gesehen. Schaut mal, da drüben, sieht aus als würde es brennen«, rief sie den anderen zu. Die drei Freunde folgten ihr ans Ufer.
»Tatsächlich, da brennt´s auf dem See. Oder an Land?«
Alle versuchten, in der Dunkelheit irgendetwas zu erkennen, was aber unmöglich war.
Der laute Knall hatte auch die anderen Urlauber in ihren Wohnwägen geweckt, überall gingen die Lichter an und Köpfe erschienen an den Fenstern. Einige Leute kamen heraus, liefen durcheinander und fragten sich gegenseitig, was passiert war.
Auch Richy Gebauer, der übergewichtige Eigentümer des Campingplatzes, kam eilig angerannt. Er war gerade nach dem Genuss von zwei Flaschen Bier eingenickt, als er bei dem Getöse vor Schreck aus seinem Fernsehsessel fiel. Zielgerichtet wandte er sich direkt an die vier Neuankömmlinge.
»Was habt ihr angestellt«, schrie er die jungen Leute an. Die Studenten protestierten, sie hätten gar nichts angestellt. Sie beteuerten ihre Unschuld und erzählten ihm von ihren Beobachtungen. Als Gebauer sich davon überzeugt hatte, dass der ohrenbetäubende Lärm tatsächlich nicht von ihnen verursacht worden war, lief er zu den anderen Feriengästen, die am Ufer standen und gebannt über den See schauten. Alle redeten und gestikulierten wild durcheinander.
»Was ist da los?«, fragte er einen dicken Mann, der auf den See zeigte und immer rief: »Es brennt, es brennt!«
Eine Frau schrie hysterisch: »Ein Bombenanschlag, Terroristen, sie wollen uns alle umbringen.«
Ihr Mann schimpfte: »Blödsinn, du siehst zu viel fern. Da ist nichts, los wir gehen wieder ins Bett.«
Ein älterer Mann versuchte die anderen zu beruhigen: »Das kam bestimmt vom Dorffest. Die haben da heute Böllerschützen. Das Krachen von den Böllern hört man meilenweit über das Wasser. Jetzt ist ja wieder Ruhe. Gute Nacht.«
Als nichts mehr zu hören und zu sehen war, verstummten die Neugierigen langsam und gingen wieder in ihre Wohnwägen zurück. Nur die vier Studenten standen noch diskutierend da. Richy Gebauer kam zu ihnen.
»Außer euch hat wohl keiner was gesehen. Könnt ihr euch erklären, was da los war?«
Jörg spekulierte: »Es war bestimmt eine Explosion und da war auch Feuer zu sehen, aber jetzt sieht man gar nichts mehr.«
»Tja«, meinte Gebauer, »da alarmiere ich am besten die Polizei. Sollen die schauen, was da los ist.«
Er stapfte zu seiner Baracke zurück. Dort befand sich neben seiner Wohnung auch das Büro des Campingplatzes. ›Nicht zu fassen‹, dachte er verdrießlich, ›was fällt den Leuten ein, mich mitten in der Nacht zu stören.‹
Seehausen, die nächstliegende und zugleich auch größte Ortschaft am See, mit ca. 8000 Einwohnern, verfügte über eine eigene Polizeidienststelle. Herzhaft gähnend wählte Gebauer die Nummer.
Eine halbe Stunde nach dem Anruf fuhren zwei Polizisten in ihrem Dienstwagen vor. Gebauer erwartete sie, leicht fröstelnd, nur mit Shorts und Unterhemd bekleidet, an der Schranke zum Campingplatz.
»Guten Abend Richy«, begrüßte Polizeiobermeister Rudi Schillinger seinen alten Schulfreund Gebauer, »jetzt erzähl nochmal in aller Ruhe, was da vorhin passiert ist. Aus deinem Gestammel am Telefon bin ich nämlich nicht schlau geworden.«
»Da fragst du am besten gleich meine neuen Gäste«, murrte Gebauer gereizt, »ich selbst hab ja nichts gesehen, bin nur durch den Riesenknall aus dem Stuhl gefallen.«
Sie gingen gemeinsam zum Wohnwagen der Studenten, die noch immer im Vorzelt saßen und auf die Polizisten warteten. Während Schillinger die Vier zu dem Vorfall befragte, nahm sein Kollege, Polizeiobermeister Anton Griesmaier, schon mal die Personalien auf. Die Zeugen konnten natürlich nur vage beschreiben, wo sich die Explosion ereignet hatte.
»Hm, das könnte in der Altwalchener-Bucht gewesen sein, was meinst du, Toni?«, überlegte Schillinger.
»Ja, könnte, oder auch nicht. Hilft nichts, da müssen wir rüberfahren und nachschauen«, antwortete Griesmaier griesgrämig. »Die anderen Gäste befragen wir morgen. Die haben ja offensichtlich nichts gesehen und schlafen sicher alle schon wieder.«
Damit verabschiedeten sich die Beamten. Die jungen Leute waren todmüde und froh, endlich ins Bett zu kommen. Genauso wie Richy Gebauer.
Der Polizeiwagen bog in die schmale, geschotterte Zufahrtstraße ein, die zur Altwalchener-Bucht führte. Die Landstraße war wenigstens mit Straßenlaternen beleuchtet gewesen, aber hier konnten sich die Polizeibeamten nur durch ihr Scheinwerferlicht und den Vollmond orientieren. An der Bucht angekommen, stiegen die beiden aus und schlichen, mit ihren Taschenlampen ausgerüstet, in Richtung Ufer.
»Da vorne glänzt irgendwas, da liegt etwas im Schilf. Siehst du es?«, fragte Schillinger seinen Kollegen.
»Ja, richtig«, antwortete Griesmaier, »das schauen wir uns mal näher an. Hoffentlich kommen wir trockenen Fußes dort hin«, gab er noch zu bedenken. Als die beiden näher kamen, stellten sie fest, dass der glänzende Gegenstand ein Teil einer abgerissenen Schiffsreling war. Verdutzt schauten sie sich an und versuchten weiter in das dichte Schilf vorzudringen.
»Es riecht hier irgendwie brenzlig oder verkohlt, findest du nicht?«, murmelte Schillinger.
»Ich würde sagen, hier stinkt´s gewaltig. Wir sind jedenfalls an der richtigen Stelle. Ich glaub, da im Schilf liegt noch so ein metallenes Teil.«
Nach zwei weiteren Schritten fluchte Griesmaier: »Oh, verdammt, jetzt krieg ich nasse Füße«, und hüpfte zurück.
»Wie sollen wir denn dahin kommen? Es gibt keinen Steg und es ist unmöglich, von hier aus mehr zu sehen. Außerdem ist es zu dunkel. Glaubst du, dass da tatsächlich ein Schiff explodiert ist?«
»Ja, das glaube ich, auch wenn es ziemlich unglaublich klingt. Ich kann mir jedenfalls nichts anderes vorstellen..., allerdings kann ich mir auch nicht vorstellen, wie so etwas passieren kann.
Es schien aussichtslos, einen Überblick zu bekommen und abzuschätzen, was eigentlich genau passiert war.
»Wir verständigen am besten gleich die Kollegen von der Kriminalpolizei und die Spurensicherung. Das heißt allerdings auch, dass wir hier warten müssen, bis die ankommen. Und das kann dauern.«
»Okay, ich sag in der Dienststelle Bescheid.« Griesmaier ging zum Auto, »und dann machen wir´s uns hier so richtig gemütlich. Hast du deine Spielkarten dabei?«
Als die Kripobeamten und ihre Kollegen von der Spurensicherung aus der 30 Kilometer entfernten Kreisstadt endlich an der Bucht eintrafen und ihre Arbeit aufnahmen, dämmerte schon der Morgen. Die Bergungsarbeiten dauerten bis zum Nachmittag. Es wurden jede Menge Einzelteile der zerfetzten Jacht aus dem Wasser gefischt und auch vom Grund des Sees geborgen.
Vom Schiffseigner aber fehlte jede Spur.
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