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Magengegend und zwischen meinen Schenkeln.

      "Hey", sagte ich, nachdem ich mir das Ganze eine Weile schweigend gefallen lassen hatte, "willst du mich anmachen?"

      "Anmachen?" Amber fuhr sich mit der Zunge über ihre Lippen, "anmachen nennst du das?"

      Sofort wieder etwas nervös wendete ich den Blick von ihr ab, schaute zu Maureen herüber und gab ihr ein Zeichen für die nächste Runde.

      Maureen hatte schon mit einer neuen Bestellung gerechnet. Mit wütenden Augen trabte sie an, eine neue Flasche sprudelloses Wasser stellte sie sicherheitshalber gleich mit auf den Tisch.

      "Ein neues Wasser habe ich nicht bestellt, na, gut, wo es schon mal da ist ..." Amber musterte Maureen wie ein Restaurantkritiker.

      Als würde sie es förmlich auf eine Konfrontation anlegen, lehnte sie sich nun ein Stück weit zurück und streckte ihre Arme weit nach oben aus. Man kam nicht umhin, ihr direkt auf ihr Dekolleté zu starren. Ich war von diesem Anblick wie hypnotisiert, aber Maureen funkte dazwischen. Kein Wort zum Wasser, das sie gar nicht bringen sollte, stattdessen wendete sie sich nun mir zu und sagte: "Schon gehört? Nächste Woche stellt der Chef zwei neue ein."

      Was sollte das? War sie von allen guten Geistern verlassen, mir in die Parade zu fahren? Ich fand es unmöglich, dass meine liebe Kollegin ausgerechnet jetzt Lust hatte, ein Schwätzchen mit mir zu halten. Wo ich doch als Gast dort, und nicht im Dienst war. Maureen hatte kein Gespür dafür, wann es unpassend war. Sie blieb einfach am Tisch stehen. Hallo! Schleich dich mal schleunigst, versuchte ich ihr mit einem bösen Blick zu suggerieren, aber Mrs. Super-Surferin rührte sich nicht vom Fleck.

      Amber sah sie entgeistert an und auch ich sagte keinen Ton. Also zischte sie nach einer Weile mit einem arroganten Spruch auf den Lippen wieder ab.

      Amber und ich verstanden uns gut. Schnell hatte ich das Gefühl, als wäre es nicht erst gestern gewesen, dass wir uns wiedergesehen hatten. Nichts fühlte sich fremd an, und dass sie so wenige Berührungsängste hatte, gefiel mir besonders.

      Nachdem wir eine Weile über dies und jenes geplaudert hatten, kamen wir auf das Thema zu sprechen, das gerade in der Stadt in aller Munde war. Diese Sache beschäftigte wirklich jeden, und weil ich ganz in der Nähe des Parks wohnte, in dem man die abgetrennten Arme des zuletzt vermissten Mädchens gefunden hatte, war es mir wichtig, Amber zu warnen. Schließlich würde sie ja demnächst bei mir wohnen. "Gib Obacht, wenn du nachts durch den Park gehst. Vielleicht ist es besser, du meidest ihn. Oder du nimmst dir Pfefferspray mit und hältst es griffbereit".

      Ich hatte Sorge, dass ihr etwas zustoßen könnte. Wenn ich nur darüber nachdachte, wie oft ich nachts, mit Unmengen Wein im Blut, durch den Park geschlendert war, lief es mir sofort wieder eiskalt den Rücken runter. Ich wollte mir lieber nicht ausmalen, was alles hätte passieren können.

      "Ich kannte eine von ihnen", flüsterte Amber plötzlich und beugte sich ein Stück weit zu mir herüber.

      "Häh, wie, wen?", stotterte ich.

      "Von den verschwundenen Frauen."

      "Du spinnst."

      Ich dachte im ersten Moment, sie würde mich an der Nase herumführen. Dieses Thema war nichts, worüber man spaßen sollte. Doch schnell glaubte ich ihr, dass sie keine Witze machte, sondern etwas wusste, was man aus der Zeitung so noch nicht erfahren hatte. Mein Spürsinn war geweckt. Ich hätte sie auf der Stelle ausquetschen können wie eine Zitrone, tausend Dinge gingen mir im Kopf herum. Alles wollte ich wissen. Alles. Doch ich musste mich beherrschen, sie nicht mit Fragen zu überschütten und ruhig zu bleiben.

      "Erzähl mal!", sagte ich gespielt unaufgeregt, was schwierig war, denn dass Amber behauptete, eines der Mädchen zu kennen, war eine Info, die mich wirklich von den Socken riss. Um nicht vor Neugierde zu hyperventilieren, trank ich ohne zu fragen einen großen Schluck ihres Stillen Wassers.

      "Ich kannte sie nur flüchtig, weißt du?"

      "Flüchtig?"

      "Ja, also, ähm ... wir hatten uns nicht viel zu sagen, Tracy Kaufman und ich ..."

      "Tracy Kaufman? Du kennst ihren vollen Namen? Der wurde nie bekanntgegeben!"

      Ich platzte fast vor Spannung. Ich musste unbedingt mehr erfahren.

      "Hach, soweit ich weiß ... und was ich so mitbekommen habe ... also ... was man so liest und hört ...", sie stotterte herum, "war Tracy das dritte Opfer".

      Das waren Informationen, die ich hören wollte.

      "Und weiter?"

      "Ich kannte sie aus einem Work-Shop."

      Ich musste mich beherrschen, nicht ständig Ambers Sätze nachzuplappern. Nur zögerlich rückte sie mit der Sprache raus. Immer wieder ließ sie den Blick durch die Bar schweifen. Die interessantesten Infos über Tracy Kaufman hatte sie sich bis zum Schluss aufgehoben. So verriet sie, dass sie mit der verschwundenen jungen Frau gemeinsam Model gestanden hatte.

      "Nackt", schob sie hinterher.

      "Nackt?"

      "Ja, aber gegen Bezahlung."

      "Du bist Nacktmodel? Tracy Kaufman war Nacktmodel?"

      Amber lächelte wieder verschämt.

      "Viele angehende Künstler malen Akte."

      "Schon klar."

      "Maureeeeen!" Ich machte das gewohnte Handzeichen.

      Amber nahm nun ihren Stuhl und rutschte dichter an mich heran.

      "Sie war unheimlich hübsch, das Lieblingsmodell des gesamten Kurses."

      Während Amber von Opfer Nummer Drei erzählte, benebelte der Rotwein meine Sinne. Ich spürte ihren Atem an meinem Ohr, konnte nun noch intensiver ihr Parfüm riechen.

      Maureen brachte den dritten Gang Rotwein. Jetzt hatte jeder von uns fast eine Flasche Alkohol intus.

      "Soll ich dir was verraten?" Amber schaute mich lasziv provokant an. Sie hatte wieder diesen Unterton in ihrer Stimme, "du darfst es aber keinem erzählen!"

      "Ich schweige wie ein Grab", schwor ich und verdrehte sofort die Augen ob dieses bescheuerten Vergleichs.

      "Wir hatten mal was miteinander!"

      Mir blieb fast das Herz stehen. Was hatte sie da gesagt? Jetzt nur nicht aufdringlich werden. Ausreden lassen. Amber wollte davon erzählen. Sie hätte sonst kaum davon angefangen. Offenbar hatte sie das Bedürfnis, sich jemandem anzuvertrauen.

      "Es war nur ein einziges Mal. Auf der Abschiedsparty dieses Work-Shops. Wir hatten schon einiges getrunken. Tracy war echt schräg drauf, sie hat auf so komisches Zeug gestanden."

      Komisches Zeug? Was meinte sie damit? Was hatte das zu bedeuten? Meinte sie Fesselspiele, SM? Ich wollte alles wissen, jedes noch so kleine Detail interessierte mich, aber Amber war plötzlich ziemlich reserviert und gab keine weiteren Informationen preis. Schon wieder ließ sie ihren Blick ängstlich durch die Bar schweifen.

      Entweder hatte sie zu viel getrunken oder noch zu wenig. Sie wechselte plötzlich sogar das Thema und erkundigte sich nach der genauen Quadratmeterzahl des Zimmers. Was? Nein! Das war jetzt nebensächlich! Ich versuchte, sie wieder auf Tracy Kaufman zurückzulenken. Ich wollte unbedingt mehr erfahren.

      "Ihr hattet mal was? Hat sie sich von dir auch malen lassen?"

      Amber musste nicht lachen. Auch gut.

      "Ich bin nicht lesbisch", sagte sie, "jedenfalls ... ähm … also ... nicht nur".

      Ich wollte ihr nicht zu nahe treten. Aber schließlich hatte sie damit angefangen! Ich stellte mir vor, wie es zwischen den beiden abgelaufen sein könnte. Wie sie sich küssten, wie Ambers Zunge in Tracys Mund verschwand, wie sie sich gegenseitig über ihre Brüste streichelten, die zuvor im Akt verewigt worden waren.

      "Und wie war es?", platzte es nun doch aus mir heraus.

      Amber verdrehte die Augen. Offenbar hatte sie mit dieser Frage gerechnet.

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