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Atlantis wird nie untergehen. Giorgos Koukoulas
Читать онлайн.Название Atlantis wird nie untergehen
Год выпуска 0
isbn 9783738029390
Автор произведения Giorgos Koukoulas
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Alexandros, bist du’s?!“
Überrascht wandte er den Blick in die Richtung, aus der die vertraute Frauenstimme kam. Die Morgensonne, noch tief am Himmel, traf ihn direkt ins Gesicht. Er hielt sich die Hand über die Augen, um sie vor dem grellen Licht zu schützen. Mit Mühe konnte er erkennen, wer nach ihm rief, aber sein Herz begann allein schon beim Klang der Stimme doppelt schnell zu schlagen. Sie stand auf, damit er sie leichter sehen konnte. Dann schob sie ihren Stuhl zur Seite und legte den ganzen Weg zwischen den Tischen zurück, der zwischen ihnen lag, umarmte ihn und küsste ihn auf die Wange.
Er suchte angestrengt nach den richtigen Worten zur Begrüßung. Doch er brachte keinen Ton über die Lippen, genau wie in den Albträumen, die er als Kind hatte, wenn er mit ganzer Kraft schreien wollte, ihn aber niemand hörte. Er brauchte einige Sekunden, um sich wieder zu fangen. Afroditi stand leibhaftig vor ihm. Fast zwei lange Jahre hatten sie sich nicht gesehen. Ihre Neuigkeiten erfuhr er gelegentlich über die wenigen gemeinsamen Freunde, zu denen er jedoch selten Kontakt hatte. Er hatte sich unzählige Male ihre Begegnung ausgemalt und dutzendfach mögliche Dialoge ausprobiert, die seine Gefühle verbergen würden. Doch ohne Erfolg, die vielen Proben hatten offenbar nichts gebracht ...
„Jetzt sag bloß nicht, dass du mich schon vergessen hast?“, übernahm sie, wie immer, die Zügel bei der Gesprächsführung, da die Verwirrung ihres früheren Freundes überdeutlich war. „Gut siehst du aus, wenn auch ein bisschen blass für Santorin. Wahrscheinlich bist du noch nicht so lange auf der Insel.“
Die ersten Wörter formten sich zögerlich in seinem Mund. Zum Glück funktionierten seine Stimmbänder doch noch!
„Ja, genau ... gestern bin ich angekommen ... gerade erst ...“
„Ich freue mich ja so, dich zu sehen! Kommt, setzt euch zu uns, ich will hören, was es Neues bei dir gibt, natürlich nur, wenn dein Freund nichts dagegen hat.“ Afroditi wies mit einer leichten Kopfbewegung in Nikodimos’ Richtung.
Der Professor nahm die Einladung der charmanten jungen Frau freudig an, vor allem aus Neugier, welcher Art ihre Beziehung zu Alexandros war. Dessen unterkühltes und ungeschicktes Verhalten ihr gegenüber hatte er wohl bemerkt. Afroditi führte sie an ihren Tisch.
„Darf ich vorstellen: Takis, mein Verlobter, und sein Cousin Dimitris. Und hier ist Alexandros, ein guter, alter Freund von mir und Herr ...“ Afroditi wandte sich an Alexandros, wobei sie höflich ihre Hand auf den Rücken des Professors legte. „Du hast uns deinen Freund noch nicht vorgestellt, wie heißt er denn?“
Alexandros war zur Salzsäule erstarrt. Er stockte bei seinem Versuch zu antworten. Seine Zunge war wie gelähmt. Dass er Afroditi so überraschend getroffen hatte, damit wurde er ja noch fertig. Doch die neue Information über die Verlobung war der Knock-out für ihn. Der Professor bemerkte Alexandros’ aufgewühlten Zustand und stellte sich eilig selbst vor.
„Nikodimos, ich bin Alexandros’ alter Archäologieprofessor von der Uni und mittlerweile ein guter Freund von ihm. Vielen Dank für die freundliche Einladung an Ihren Tisch. Machen Sie Urlaub auf der Insel?“
Er setzte sich neben Afroditi und begann ein lockeres Gespräch, um Zeit zu gewinnen, bis sich sein Schüler wieder gefangen hatte. Das Wort ergriff der blonde Mann mit der dicken Zigarre, den die junge Frau kurz zuvor als Takis vorgestellt hatte.
„Wir sind Unternehmer. Ich habe eine Hotelkette in Ia, Imerovigli und Fira. Angeregt durch die verschiedenen Namen, die die Insel im Laufe der Jahre angenommen hat, habe ich die Hotels Santorini Palace, Thera Palace und Calliste Palace genannt. Es handelt sich um die besten und teuersten Anlagen auf der Insel.“
Er machte eine Pause, um einen tiefen Zug aus seiner imposanten Zigarre zu nehmen. Afroditi versuchte, zum Gespräch beizutragen.
„Ja, Takis’ Familie stammt von der Insel. Er hatte das Glück, sein erstes Hotel zu errichten, als der Tourismus hier gerade richtig einsetzte ..." Ihr Verlobter unterbrach sie wenig galant.
„Nicht Glück, mein Schatz. Kompetenz und Weitblick! Das, was jeder große Unternehmer braucht, um erfolgreich zu sein.“ Afroditi sackte auf ihrem Platz in sich zusammen, und er fuhr unbeirrt fort: „Für Amateure ist die Insel ein hartes Pflaster. Es braucht Geschick und Talent, um eine Firma wie meine aufzubauen. Unsere Hotels bekommen Empfehlungen von den exquisitesten Reiseführern und erzielen jedes Jahr den höchsten Reingewinn. Alle berühmten Schauspieler, Reeder und Millionäre kommen zuerst zu uns. Mein Managementkonzept ist dem der größten Hotelketten weltweit ebenbürtig. Ich habe zum Glanz der Insel beigetragen, und die Lokalmatadore von Santorin bitten mich darum, an ihren politischen Events teilzunehmen.“
Der Professor unternahm einen Versuch, dem Gespräch eine leichtere Note zu geben.
„Wahrscheinlich haben Sie vergessen, dass es noch einen weiteren Namen für diese Insel gibt. Die älteste bekannte Bezeichnung war laut Herodot ursprünglich Strongyle, also die Runde, vermutlich wegen ihrer Form. Später wurde sie Kalliste, die Schöne, genannt. Damals siedelten sich hier die Phönizier an. Nach den Phöniziern wurde sie von den Spartanern kolonisiert, die ihr den Namen des ersten Siedlers gaben, nämlich Thera. Die jüngste Bezeichnung, also Santorin, setzte sich bei den venezianischen Eroberern im Mittelalter durch. Es handelt sich um eine Verballhornung des Namens „Santa Irene“, einer katholischen Kirche, die es damals auf der Insel gab. Nach der Befreiung Griechenlands wurde Thira als offizieller Name eingeführt, die neugriechische Form von Thera. Auf ausländischen Landkarten wurde sie allerdings weiterhin als Santa Irene verzeichnet. Daraus machten die Einheimischen dann mit einer kleinen Abwandlung Santorin, was sich schließlich einbürgerte.“
„Eine super Idee. Hörst du, Dimitris?“, der Großunternehmer wandte sich an seinen Cousin. „Unser nächstes Luxushotel werden wir Strongyle Palace nennen!“
Afroditi versuchte noch einmal, das Gesprächsthema vom Business ihres Verlobten abzulenken.
„Aber in den letzten Jahren, Herr Professor, werden von staatlicher Seite konzertierte Anstrengungen unternommen, den antiken griechischen Namen der Insel wieder aufleben zu lassen. Das ist auch der Grund, warum in allen offiziellen Broschüren und bei allen Fahrplänen für die Schiffe und Flugzeuge der Name Thira erscheint. Leider ist es aber anscheinend für die Insel sehr schwierig, den ausländischen Namen abzulegen, der ihr aufgestülpt wurde ...“
„Was soll’s, Thira oder Santorin, lauter unwichtiges Zeug, mit dem wir uns hier abgeben. Hauptsache, die Touristen kommen und lassen die Kasse klingeln. Dann können sie die Insel meinetwegen nennen, wie sie wollen“, unterbrach Takis das für ihn belanglose Gespräch und beendete es mit einem gelangweilten Gähnen.
Alexandros traute seinen Ohren nicht. Nur mit Mühe unterdrückte er seinen ersten spontanen Impuls, eine abfällige Bemerkung über Takis’ abstoßendes, rüpelhaftes Verhalten gegenüber Afroditi zu machen. Die Unterhaltung setzte sich im gleichen Takt fort. Jedes Mal, wenn Afroditi versuchte, mit Alexandros zu sprechen oder das Thema zu wechseln, wurde sie von ihrem Verlobten auf geradezu unverschämte Art unterbrochen. Der anmaßende Typ riss das Gespräch an sich. Er lobte sich selbst und sein Unternehmen ständig, wobei er keine Gelegenheit ausließ, die Frau an seiner Seite herabzuwürdigen. Der Professor fügte sich aus Respekt vor Alexandros’ Bekanntschaft in die Lage. Er ertrug die Geschwätzigkeit seines Gesprächspartners, nickte stoisch mit dem Kopf oder stimmte dem Gesagten einfach schweigend zu. Er wusste sehr gut, dass es zu nichts führte, Personen dieses Schlages Kontra zu bieten.
Das Schauspiel, das sich hier bot, war nicht normal und hatte Alexandros aufgebracht. Wie konnte sich die junge Frau, die er so sehr geliebt hatte, dermaßen verändert haben? Während er sie beobachtete, verglich er die Beziehung der beiden in Gedanken unbewusst mit einem weithin bekannten astronomischen Phänomen.
Die Sonne ist in unserem Planetensystem die Quelle des Lebens und damit auch des Menschen selbst. Sie ist sogar noch viel