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Blaumann herum und hatte zumindest einen verletzten Daumen.

      Ich dachte wirklich, ich hätte meine Größe von ihm geerbt und die Zickigkeit von meiner Mutter.

      Die beiden waren vielleicht ein bisschen bescheuert, doch ansonsten okay.

      Haue? Schlagen gab es bei uns nicht. Jedenfalls nicht von Mama und Papa. Mama ging lieber in den Keller und schrie ihr Fettröllchen- Strampelrad an. Paul lief in den Garten und rauchte mal die heimliche, verbotene. Wenn es ganz schlimm kam, schliff er allerdings schon mal ne Tür ab.

      Bis tief in die Nacht!!!

      Unter uns Geschwistern war das anders. Simon hatte schon mehr als eine Maulschelle von mir gekriegt und Kathy konnte super treten. Zurücktreten, meinte ich.

      Und meine Geschwister? Die waren jetzt nur noch halbe Supernervensägen, oder was?

      Da war Kathy, die zwei Jahre jünger, also fünfzehn war und keinen Respekt vor meinem Eigentum besaß. Sie presste ihren fetten Hintern in meine schicken Klamotten und ruinierte sie dadurch gründlich. Die besaß schon mehr Busen als ich.

      Und Simon, der wie angeklebt an seinem Idioten- Kumpel Kevin hing?

      Was hatte Papa äh, Paul gesagt, als ich mich über Kumpel Pickelgesicht Kevin beschwerte, als der mir an den Hintern griff?

      „Du wirst doch wohl mit einem pubertierenden Fünfzehnjährigen fertig werden?“

      Klar doch.

      Mama hatte mir eine supi- irre- hohle Predigt über gewaltfreie Problemlösungen gehalten, nachdem ich Kevin in die dämliche Fresse gehauen hatte, weil er mir grad mal eben an die Möpse griff.

      Auch seine Mutter war angepisst, wegen dem Blut auf seinem Hemd und der dicken Nase. Und weil ich sie fragte, was bei ihnen Zuhause denn Sache war, weshalb ein Pickelhengst wie ihr Ableger jedem Mädchen gleich in die Intimzone griff.

      Dabei war sie eine schicke, sehr vornehm tuende Lady, die bei jeden zweiten Satz erwähnte, das ihr Alter Arzt war. Als würde Mama das zwischen dem Kaffee einschenken und Törtchen herbei schleppen, vergessen. War mir so auf die Nerven gegangen, das mir das mit den Pornos rausgerutscht war.

      Woher hatte Pickel- Kevin diese total widerlichen, perversen DVDs her, die sie heimlich bei Simon guckten?

      In dem folgenden Tumult ( hinterher war es lustig, aber steh mal zwischen den Furien !!! Und überlebe !!!! ) übersahen die um sich schnappenden Mamas ganz, sich und mich zu fragen, woher ich das denn wusste. Wäre mir echt schwer gefallen, darauf zu antworten.

      Nein, ich hatte nichts zufällig gesehen. Das Wissen kam aus Simons Erinnerung. Echt fiese Sequenz, die ich auf meinem geheimen übersinnlichen Kanal abbekommen hatte. Igittigitt. Danach wusch ich mir tagelang ganz manisch die Hände.

      Seitdem war Simon so sauer mit mir, das er kein Wort mit mir sprach. (Echt eine Erholung.) Und Kumpel Arschgesicht durfte nicht mehr zu uns. Wogegen ich bestimmt nichts gegen hatte.

      Aber Papa .. äh .. Paul grinste nur und nannte mich: “ Mein kleiner Klitschko.“

      Wenn es keiner hörte.

      Also, das war doch eine ganz normale Familie, oder was?

      Ich klemmte die Schultasche zwischen meine Beine und kramte das Handy raus. Schaltete an. Viele Plings. Hhmm. Mal sehen.

      56 verpasste Anrufe. Ha. Und das in knapp drei Stunden. Cool. Das sollte mal einer toppen.

      24 mal auf den Anrufbeantworter gesprochen, jetzt war das Ding voll. Gut.

      38 Mails. Hatten sich jetzt wohl aufs Tippen verlegt.

      Die Anrufe kamen fast alle von unserem Hausanschluss.

      Nur einer war von meiner Freundin Melanie.

      Sieben Mails waren von ihr, und Daniel hatte es immerhin auf zwei Mails gebracht.

      Zwei mickrige Mails! Dieser Arsch. Mehr war ich ihm wohl nicht wert.

      Ich öffnete die jeweils letzten von jedem.

      Daniel:

      Sorry, sorry, sorry. Aber ich kann doch nichts für meine Gefühle. Ist halt so passiert. Können wir nicht Freunde bleiben? BIIITTTTE.

      Ich konnte es nicht fassen. War das der Kerl, der mir die letzten drei Monate seitenlange Gedichte und kiloweise kopierte Bücherausschnitte mailte? Und alle diese süßen Comics von Liebe und Leidenschaft.

      Wann immer er eins im Internet fand, und dort verbachte er sehr viel Zeit, schickte er mir sie sofort weiter. Hunderte kleiner Liebesbeweise von Menschen aus aller Welt, die ihren Liebsten ihre Zuneigung zeigten .... so niedlich .... Moment mal.

      Dämmerte es mir?

      Das musste wohl eine Morgendämmerung sein.

      Nichts davon war von ihm. Alles nur gefunden, gelesen, kopiert und geschickt. Hatte der Kerl je was von sich geschickt? Einen einzigen eigenen Gedanken?

      Wunderte es mich, das im Anhang ein Comic von Shoopy war, der mit seinem Hundenapf im Maul traurig davon trottete?

      Was heulte ich eigentlich um diesen Mistkerl?

      Wenn er nur nicht so gut gerochen hätte und seine Haut sich so fest und weich angefüllt .... das waren die Hormone, nur die verdammten Hormone. Deshalb musste ich auch heulen.

      Wenn es nur nicht so weh getan hätte. So furchtbar weh.

      Da half nur noch wütend werden.

      Deshalb öffnete ich Melanies letzte Mail.

      „Du warst heute nicht in der Schule und deine Mutter sagt, sie wüsste nicht, wo du bist. Ich mache mir jetzt Sorgen. Bitte melde dich, ich will dir das alles erklären. Ich weiß ja auch nicht, was in mich gefahren ist, ich hasse mich für jeden einzeln Kuss. Und an Montag wollte ich mich nur mit Daniel treffen, um klarzumachen, das es wirklich nicht geht. Keine Ahnung, warum es so anders kam. Es .... „

      Ich wollte kein einziges Wort weiterlesen und löschte die Mail sofort.

      Hallo? Was war denn das? Diese blöde Kuh beschrieb mir im einzeln jedes Gefühl, das ging noch eine ganze Seite so weiter. Musste das sein? Das wollte ich nicht lesen!!!!!!!!!!!

      Verdammt, sie war meine Freundin gewesen.

      Meine einzige Freundin.

      Die Freundin, mit der ich mein wichtigstes Geheimnis teilte. Die mich vor dem alltäglichen Wahnsinn rettete und die Überfürsorglichkeit meiner Mama nicht zu einem Problem werden ließ.

      Bei Melanie konnte ich mich ausheulen. Wir probierten zusammen die ersten Tampons.

      Sie war die einzige, bei der mich meine Gluckenmama übernachten ließ. Mit der ich all diese verbotenen Filme gucken durfte, die es bei uns zuhause nicht gab.

      Nein, keine Pornos. ( Die gab es bei ihnen übrigens auch nicht )

      Phantasie- Filme. Das große, rote Tuch vor Martinas strengen Augen.

      Angefangen von: Die Unendliche Geschichte bis zu The sixth sence.

      Mama hasste alle Phantasie- Filme. Kein Twilight, kein Underworld.

      Und ….. oh Gott, keine ZOMBIE- Filme !!!!!!

      Gab es bei uns nicht.

      Guckte ich alles bei den gemütlichen Mädelsabenden bei Melanie. Quatschen, schminken, Jungs vergleichen. Ja, schon mal einen Sekt probiert und ein Kondom über ne Gurke gezogen. ( Ja, schon klar, besser keine Gurke nehmen, ne kleine Möhre tat es auch.)

      Meine Freundin.

      Die Freundin, die ich knutschend mit meinem

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