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      Ich bin eine Sklavin der Liebe. Die Gedanken an ihn schmerzen mich wie Peitschenhiebe. Mein Stolz ist inzwischen völlig dahin. Jetzt bin ich nicht nur mutlos sondern auch entwürdigt. So als hätte er mir alles Leben ausgesaugt und mich dann weggeworfen.

      Für einen Moment denke ich darüber nach ihn zu vergessen. Mit dem zufrieden zu sein was ich kriegen kann. Meine Zukunft mit dem kleinen Michi verbringen.

      Doch ich zweifle ob ich das fertig bringen würde. Lieber ein langweiliges Leben als ein einsames Leben?

      Keine von beiden Alternativen gefällt mir. Und so hoffe und bete ich weiter. Träume von einem Leben mit Richard. Da ich nicht aufgeben kann verdoppele ich meine Anstrengungen. Ich dringe aber absolut nicht zu ihm vor - er hat eine Mauer um sich gebaut die ich nicht überklettern kann.

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      Die Zeit vergeht und nichts wird besser, eher schlechter da sich auch die Freunde jetzt öfter von mir zurückziehen. Männer können vielleicht nerven!

      Ich liebe Männer, bin gern in ihrer Nähe. Aber jetzt gerade habe ich die Nase von den Kerlen gestrichen voll!

      Am liebsten würde ich auswandern und alles hinter mir lassen. Ich weiß nicht mehr was ich tun soll. Ich will gern mit meinen Freunden zusammen sein doch weil ich eine Frau bin betrachten sie mich nicht wirklich als Freund. Ich bin nur ein Anhängsel, eine Klette. Ich bin so scheiß wütend. Was kann ich dafür so zu sein? Durch und durch Frau und doch ganz anders.

      Ich liebe Männer, will sie immer um mich haben. Warum muss alles immer schwarz oder weiß sein? Eine Frau allein muss sich unter Frauen bewegen. Männer alleine bewegen sich unter Männern, Paare unter Paaren.

      Noch nie ist das so deutlich für mich wie zu diesem Zeitpunkt. Noch nie hat es mich so geschmerzt anders zu sein. Ich will Gefühle zeigen, ich kann nicht allein sein. Ich will mich nicht unerwünscht fühlen. Es gibt keinen Ausweg, eine Sackgasse. Aus. Ende. Mein Leben ist ein Kartenhaus aus Lügen und jetzt ist es zusammengebrochen.

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      Ich bin wie von Sinnen. Es reicht mir nicht gelegentlich eine Nacht mit Richard zu verbringen, ich will mehr. Wenn er nicht in meiner Nähe ist fühle ich mich so verloren, so als wäre ich der einzige Mensch auf Erden. Wie nach einer großen Flut die alles weg gespült hat.

      Ich hasse es allein zu sein. Es ist so still, so verdammt still. Nicht einmal ein Windhauch, das muss einen ja in den Wahnsinn treiben!

      Es ist so schwer für mich Richard in solchen Momenten nicht anzurufen. Es sind höllische Qualen. Ich sehne mich so sehr nach ihm. Manchmal setze ich mich auf den Balkon und eine rauche eine Zigarette obwohl ich eigentlich gar nicht rauche und höre den Zikaden zu. Beruhigt hat mich das auch nicht.

      Wenn man keinen Ausweg mehr sieht, versucht man die unsinnigsten Dinge. Ich versuche mir Rat zu holen und lese das Buch "Warum Männer sich nicht binden wollen". Nach dem ersten Kapitel weiß ich dass "mein" Mann zu den völlig Unbrauchbaren gehört. Rat: machen Sie dass Sie wegkommen!

      Es ist mir als ob die Sonne plötzlich durch die Wolken bricht, ich sehe viel klarer als zuvor.

      Ich weiß plötzlich dass es nicht an mir liegt. Er ist nur ein elender Feigling. Einen Mann der Angst vor mir hat kann ich doch nicht lieben, oder?

      Es ist schwer einen Traum aufzugeben.

       Meine Hoffnung ist noch nicht tot, will einfach nicht sterben. Noch bin ich bereit zu einem Neuanfang. Zu ideal erscheint mir dieser Mann, er hat beinahe alles was ich mir wünsche, er ist mein Traumprinz (mal abgesehen von seiner Bindungsangst).

      Ich muss mich an den Gedanken gewöhnen ohne ihn zu sein. Ich darf nicht zulassen dass er mein Leben zerstört nur weil er unfähig ist eine Bindung einzugehen. Ich muss es beenden und damit aufhören das Opfer - die Unterlegene zu sein.

      Es ist ein langer Prozess. In meinem Herzen ist nur noch Wut und Trauer. Ich habe nur das Bedürfnis zu weinen oder laut zu fluchen. Ich bin so erfüllt davon, kann nichts anders denken oder fühlen.

      Ich weine drei Tage und Nächte, liege buchstäblich am Boden. Doch das ist auch das Gute daran - wenn man am Boden liegt kann man nicht tiefer fallen. Man hat die Wahl: kriechen oder wieder ausstehen. Ich stehe auf.

       Kein Mann auf dieser gottverdammten Welt hat das Recht mich zu demütigen. Niemand - sei es nun ein Freund, Bekannter oder Liebhaber.

       Ich brauche niemanden um mich wie ein Mensch zu fühlen. Ich bin ein Mensch. Niemand auf der Welt kann etwas dafür oder dagegen tun. Ich bin ein eigenständiger, denkender, fühlender Mensch. Wenn ich es nicht zulasse dass jemand auf mir herum trampelt dann geschieht es auch nicht. Es ist wichtig was ich denke, nicht die anderen. Ich werde wie Phönix aus der Asche steigen .

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      Ich war im Grunde meines Herzens immer spießig. Früher noch mehr als heute. Ich gehörte immer zu den guten Kindern. Habe nie etwas wirklich Schlimmes getan. Habe bis auf ein paar Ausnahmen weder geraucht noch getrunken und Gott bewahre, nie Rauschgift genommen. Wahrscheinlich fühle ich mich gerade deshalb so von diesen Typen angezogen.

      Verrucht muss er sein, ein wenig gefährlich oder wenigstens depressiv. Anders als die Norm. Es muss kribbeln wenn man ihn berührt. Gute Jungs haben mich nie interessiert, tun sie auch jetzt nicht. Je schlechter ihr Ruf desto anziehender. Dass ich auf diese Weise immer wieder auf die Nase falle ist ganz natürlich aber ich kann diese Spielchen trotzdem nicht lassen.

      Darum auch das kleine Abenteuer mit Marco. Natürlich verstößt es gegen meine moralischen Grundsätze mit jemand vom Arbeitsplatz ein Verhältnis anzufangen. Aber er ist niedlich und er hat mit mir getanzt, sehr eng. Tanzen finde ich sehr erotisch, dafür hat er Pluspunkte. Er hat einen knackigen Hintern und den denkbar schlechtesten Ruf. Mal sehen, vielleicht bekommt er noch eine zweite Chance bei mir.

      Mir gehen so viele Dinge im Kopf rum. Geld macht nicht glücklich aber es wäre schön genügend zu haben. Wer Geld hat der hat auch Möglichkeiten. Ich hätte die Chance mein Umfeld positiver zu gestalten. Ein Haus oder eine Wohnung in der man beruhigt Gäste empfangen kann. Kleidung die mich von anderen hervorhebt. Die Freiheit nur zu arbeiten wenn es mir Spaß macht. Ich könnte gelassen sein, nur tun wozu ich Lust habe. Man sagt doch das Glück ist ein Rindvieh und sucht immer seinesgleichen, vielleicht werde ich dann ja auch meinem Traummann begegnen.

      Es ist ein Donnerstag im Juli 1996.

      Ich habe mich so gut wie möglich gestylt an diesem Abend. Ich gehe mit einer Freundin aus, eine der wenigen Frauen mit denen ich klar komme. Es besteht die Möglichkeit dass ich Richard treffe. Tausend Mal habe ich durchgespielt wie ich mich dann verhalten soll. Ich kann noch nicht glauben dass ich ihn wiedersehen soll, vermute er wird mir weiter ausweichen.

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      Doch manchmal kommt es eben doch anders als man denkt. Meine ganzen Vorsätze schwanden mit der ersten Umarmung dahin.

      Ja, er tauchte tatsächlich auf und hat getan als sei nichts passiert. Immerhin eine Stunde habe ich es geschafft ihn völlig zu ignorieren. Dann kapitulierte ich und sank buchstäblich in seine Arme.

      Entweder ist dieser Kerl der abgebrühteste Mensch den ich je getroffen habe oder es ist eben seine Art mit der man leben muss oder ihn vergisst.

      Was auch immer, ich bin ihm gegenüber völlig wehrlos. Mein Gefühl ist stärker als mein Verstand.

      Ein Lächeln - oh dieses hinreißende Lächeln, genügte um meinen Ärger auf Richard zu vergessen. Als er mich dann, noch dazu in aller Öffentlichkeit und vor seinen Freunden, umarmte

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