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sich ihm überlegen. Max nahm sich Zeit in Ruhe Luft zu holen als würde er gleich eine lange Predigt beginnen. Unsere Vorfreude wuchs ins Unermessliche. Selbst Sarah nickte ihm provozierend zu, als könnte sie es kaum noch erwarten.

      Max öffnete seine Lippen. Doch er sprach nicht. Stattdessen riss er seine Arme auseinander und nahm Sarah fest in seine kräftigen Arme. Sie versuchte sich in Gegenwehr, doch es war vergebens. Seine durchnässten Kleider drückten sich eng an Sarahs Körper. Erst als sie sich nicht mehr zu winden versuchte, gab seine Umarmung sie wieder frei. Sarah starrte ihn mit offenem Mund an, während Max sichtlich zufrieden vor ihr stehen blieb. Sie brauchte einige Sekunden, bis sie sich von dem Schreck erholt hatte. Als sie ihn anfahren wollte, kam nur Stottern hervor. Max blieb immer noch gelassen stehen. Er hob lediglich seinen Arm und entleerte seinen Maßkrug über ihrem Kopf.

      Abermals verfielen wir in Gelächter. Nur Sarah blieb diesmal stumm. Sie verzog ihre Lippen vor Wut kraus und sah ihn finster an. Dann verschränkte sie ihre Arme vor sich und zog von dannen. Max eilte hinterher. Er blieb aber nach wenigen Schritten noch einmal stehen und drehte sich zu uns um.

      „Ich glaub wir gehen uns mal ausziehen.“ Zufrieden mit sich und der Welt lachte er auf und war kurze Zeit später ebenfalls verschwunden.

      Als das Lachen leiser wurde, drehte ich mich um und wollte etwas zu Sebastian sagen. Doch auch er war nicht mehr da. Nebenrollen lagen ihm nicht. Während ich mich nach ihm umsah, traf mein Blick auf Amanda und blieb hängen. Sie starrte irgendwo hin. Ein flüchtiger Seitenblick verriet mir, dass es dort nichts zu sehen gab. Ihr Gesicht wurde größtenteils von ihren langen Haaren verdeckt und ich konnte ihre Miene nicht deuten.

      Zu spät dachte ich daran, mich abzuwenden. Sie löste ihren Blick aus der Ferne und ich spürte, wie ihre Gedanken ebenfalls zurückkehrten. Ihr Blick traf den meinen. Ein Zucken ergriff meinen Hals, als ich mich abwenden wollte, es aber nicht konnte. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Aber ihre Augen strahlten kalt. Abermals verkrampfte sich mein Magen.

      Mein Mund öffnete sich. Aber die Worte fehlten.

      Jemand traf mich im Vorbeigehen mit der Schulter. Plötzlich hörte ich wieder all den Lärm.

      Ich erinnerte mich an die vielen Leute um mich herum. Erschrocken dachte ich, welch albernes Bild ich mit geöffnetem Mund abgeben musste.

      „Kommt lasst uns was trinken.“ Ich schlug Fritz mit der Faust gegen die Schulter um ihn aus einem Gespräch zu reißen, damit er mir seine Aufmerksamkeit schenkte.

      „Nicht, dass es wieder zu langweilig wird“, grölte ich und ich hörte meine Stimme im Kopf endlos widerhallen.

      Ich drehte mich um und zog in Richtung Bar davon. Im äußersten Blickwinkel konnte ich gerade noch erkennen, wie Amanda ihren Kopf senkte und in entgegengesetzter Richtung davon schlich.

      Der Rest der Nacht war feucht und laut. Amanda hatte ich nicht mehr zu Gesicht bekommen. Und bald schon hatte ich jeden Gedanken an sie hinunter gespült. Geschreie, Musik und Alkohol zerrissen die Nacht und die Erinnerung an sie in Fetzen.

      Kapitel 2

      Überall war es dunkel. Ab und an sah ich ein Licht aufblitzen. Mein Körper fühlte sich schwer an. Meine Schritte waren im Dunkeln unsicher. Ich fühlte mich, als ob ich gar nicht weiter kam, als würde ich etwas mit schleifen müssen. Immer wenn ich glaubte auszumachen, wo das Licht herkam, entschied sich dieses aus einer anderen Richtung aufzublitzen. Ich war wütend und hilflos.

      Mal hörte ich Schritte neben mir, mal entfernt oder es war völlig still. Auch wenn ich rief, bekam ich keine Antwort. Ich wusste, dass ich nicht allein war und doch war ich es.

      Ich öffnete die Augen. Plötzlich war alles hell. Nein, grell und blendend. Das Licht brannte in meinen Augen. Es brannte sich in mein Hirn und mein Kopf drohte zu platzen.

      Wieder hörte ich Schritte. Doch diesmal halten sie in meinem Kopf wider. Als würde ein Hammer auf einen Amboss schlagen, dröhnte es in meinem Schädel.

      Die Sonne brannte mir ins Gesicht. Ich verfluchte sie. Mein Kopf rutschte von meinem Arm und schlug auf Fliesen. Ein Schlag, und mein Kopf fühlte sich an, als wäre er selbst ein Amboss.

      Ich versuchte mich aufzurichten, um wieder die Kontrolle zu erlangen.

      Aber vergebens. Meine Hand rutschte kraftlos über die Fliesen hinweg.

      Ich schloss die Augen und versuchte mich zu beruhigen. Erinnerungsfetzen flogen vor meinen Augen vorbei. Mir wurde trunken und übel. Mein Mund war ganz verklebt und ich hatte Durst. Das brachte mich auf einen Gedanken und mir wurde schlagartig noch schlechter. Ich hörte Gelächter, dann wurde es still. Mein Magen verkrampfte und ich riss die Augen auf. Wieder durchflog ein Blitzgewitter mein Gehirn.

      Willenlos gab ich mich dem Schmerz hin. Als er nachließ drehte ich meinen Kopf und erkannte, dass ich nicht weit entfernt vom Pool lag.

      Jedes Bild schmerzte. Ich drehte mich auf den Rücken und starrte in die Sonne. Schmerz explodierte in meinem Kopf und schüttelte meinen ganzen Körper. Ich verfluchte die Schritte, die mich verfolgt hatten. Ich verfluchte so vieles und doch starrte ich nur in die Sonne und genoss den Schmerz. Obwohl ich ihn spürte, merkte ich, wie er einen Teil von mir betäubte.

      Erneut hörte ich Schritte. Der Boden vibrierte. Ich wollte, dass diese Illusion aufhörte, und richtete meinen Oberkörper auf. Ein Schatten bewegte sich. Abermals explodierte mein Kopf. Es war ein Fehler gewesen und ich wusste es. Ich zuckte zusammen und mein Oberkörper kippte zur Seite. Ich musste würgen, doch ich leistete dem Drang, mich zu übergeben Widerstand. Erneutes Schütteln ergriff mich, als ich es hinunter schluckte. Es brannte im Hals. Erschöpft ließ ich meinen Kopf hängen. Ich versuchte mich zu beruhigen, und mich zu sammeln. Ich schüttelte den Kopf. Doch dieser erinnerte sich sogleich daran, dass das in meinem Zustand keine gute Idee war. Ich schloss die Augen und blieb auf einen Arm gestützt auf der Seite liegen.

      Eine Weile geschah nichts und ich sah keinen Anlass, mich zu bewegen. Dann endlich bekam ich den Schatten zu Gesicht. Es war Jane. Sie schien von mir keine Notiz zu nehmen oder nehmen zu wollen. Ich konnte ihr Gesicht nicht erkennen. Und doch sah ich ihre ausdruckslose, starre Miene. Pflichtbewusst und stumm. Sie hatte mich schon oft so angesehen. Als würde sie durch mich hindurchschauen.

      Bevor ich den Gedanken gefasst bekam sie anzusprechen, war der Schatten wieder verschwunden. Zurück blieb ein Haufen Verwirrung und das Gefühl eines sich drehenden Bodens. Ich kannte es zur Genüge, und hasste es. Ich starrte gegen die Hauswand und versuchte den Eindruck zu ignorieren.

      Die Augen schließen konnte ich auch nicht, es machte es nur noch schlimmer. Ich musste etwas tun, meine Gedanken wegschicken, sie zum Schweigen bringen. Mein Magen verkrampfte, als sich Erinnerungen hervorkämpften.

      Jane eilte an mir vorbei und suchte das Chaos zu beseitigen. Meine Augen folgten ihren raschen Schritten. Die grelle Sonne leuchtete in jeden Winkel und ließ erahnen, welch ein Unwetter hier gewütet haben musste. Aber viele Spuren waren bereits beseitigt und Janes entschlossener Gang sprach Bände.

      Als sie an mir vorbei ins Haus eilte, war sie voll beladen mit großen Kisten überfüllt mit leeren Flaschen. Unter ihrem Arm waren verloren gegangene Badetücher geklemmt und über ihren Rücken hing eine pralle Mülltüte. Mir öffnete sich der Mund. Und weg war sie. Sie irritierte mich mit ihrer Geschwindigkeit. Wieder war da etwas, das ich nicht fassen konnte.

      Es war als hätte sich die gesamte Welt verschworen, eine nicht aufzuhaltende Eigendynamik zu entwickeln. Das trunkene Gefühl meiner Sinne griff auf meine Gedanken über und zeichnete eine verworrene fremde Welt. Obwohl ich auf dem Boden lag, fand ich keinen Halt.

      Schlürfende Schritte rissen mich in diese Welt zurück. Verwundert drehte ich mich um und sah zwei Gestalten aus einer Hecke herausstolpern. Leises Kichern ertönte, während sich das Pärchen gegenseitig stützte und wenig gradlinig am Garten entlang zum Vorhof taumelte. Sie waren so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie von mir keine Notiz nahmen. Dass ich mich reflexartig geduckt hatte, war völlig unnötig gewesen.

      Der

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