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Predigten durch ein Jahr. Martin Luther
Читать онлайн.Название Predigten durch ein Jahr
Год выпуска 0
isbn 9783753184319
Автор произведения Martin Luther
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
So geht es noch heutigen Tages mit der rechten ehernen Schlange, unseren Heiland Jesus Christus. Alle Menschen denken, soll ihnen geholfen werden, so kann es das bloße Ansehen oder der Glaube nicht tun. Wer gute Werke tut und sich nicht versündigt, der müßte bei Gott mehr Vorteile haben. Darum predige man, es hilft doch nicht. Dieser nimmt sich dieses vor, ein anderer etwas anderes, denn der Glaube ist nicht jedermanns Ding. Sie wollen einen anderen Weg zu der Gesundheit finden, denn das Ansehen, das ist, den Glauben an Jesu Christus. Aber du lerne: Beschlossen ist es, der Teufel hat dich durch die Sünde so vergiftet, um das du den ewigen Tod am Halse hast; da kannst du nicht weglaufen, sondern mußt schlecht herhalten. Soll dir aber von solchen Gift und dem Tod geholfen werden, so denke du an keine andere Arznei, denn nur an diesen Anblick, daß du den erhöhten Christus am Kreuz mit rechten Augen an siehst, daß er für dich gestorben, sein Leben geopfert, mit seinem Tode für deine Sünde bezahlt, und dich also mit Gott versöhnt hat. Glaubt du das und bist getauft, so bist du richtig wieder geboren durch den Heiligen Geist zum Reich Gottes, da sollst du nicht dran zweifeln. Denn das hast du oben gehört, daß diese Wiedergeburt so zugeht, daß es auch kein anderes Mittel gibt denn nur das Sausen, das ist, an das Wort muß man sich halten, und Glauben, wie es Christus uns vorsagt, daß es also wahr und Amen sei.
Also haben wir auf das einfältigste die Lehre des heutigen Evangeliums: daß wir Menschen von Natur Sünder und des ewigen Todes würdig sind. Aber dadurch sollen wir vom ewigen Tod erlöst werden, wenn wir den Menschen Christum Jesum am Kreuz Ansehen, daß er für uns da bezahlt, den Tod erwürgt, und uns mit Gott versöhnt und zum ewigen Leben gebracht hat.
Diese Lehre ist es, die andere Menschen und ganze neue Herzen macht, daß wir in Sünden, im Tod und anderen Anfechtung sagen können. «Es ist wahr, die alte Schlange, der Teufel, hat mich übel gebissen und schrecklich vergiftet, aber dagegen tröste ich mich, daß ich weiß, wenn auch mein Herr Jesus Christus seiner Menschheit wegen auch das Ansehen hat, er sei voller Gift wie eine andere Schlange, so hat er doch kein Gift an sich, sondern darum hängt, daß er mich von meinem Gift reinigen, und mir helfen will gegen meine Sünden, Tod und Teufel. Deswegen laß nur den Teufel getrost kommen, laß den Teufel mich fressen und mir alles Unglück anlegen, ich will mich an meinen Herrn und Heiland Jesus Christus halten, und mich dessen Trösten, daß er darum erhöht ist, auf das die, die an ihn Glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Wo also dieser Trost gegen das ewige Gift in Herzen ist, da wird auch weiter ein feines, freundliches Leben folgen gegen andere Leute. Wir können so etwas von unseren Herrn Jesus Christus erwarten, daß er uns gegen alles Unglück hilft, so sollen auch wir Hilfe erweisen wo wir können. Denn ein solcher Mensch sieht weit um sich, und ob ihm gleich von anderen Leuten Unrecht geschieht, so läßt er sich doch nicht zum Zorn reizen, sondern erbarmt sich über sie. Denn er sieht, daß solches nirgends anders her kommt, denn von dem Gift, welches wir alles durch den Biß des Teufels empfangen haben, sucht deswegen Mittel, wie er andere auch dahin bringen kann, daß sie zu dieser Arznei kommen und von den schädlichen Gift erlöst werden. Also ist diese Lehre der rechte Brunnen und Quelle, da alle Tugend, alle Trost, alle Freude und Sicherheit her kommt. Gott, der allmächtige, barmherzige Vater, möchte uns um seines lieben Sohnes Christi Willen in dieser Lehre erhalten und daß wir von Tag zu Tag darin wachsen, daß wir ja den Anblick nicht verlieren, und also durch rechten Glauben an Jesus Christus vom ewigen Tode erlöst werden, Amen.
Am zweiten Sonntag nach Trinitatis
Lukas 14,16-24
Er aber sprach zu ihm: es war ein Mensch, der machte eine groß Abendmahl und lud viele dazu. Und sandte seinen Knecht aus zur Stunde des Abendmahls, zu sagen den Geladenen: Kommt, denn es ist alles bereit, und sie fingen an alle nacheinander sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft, und muß hinausgehen und ihn besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. Und der andere sprach: Ich habe Joch Ochsen gekauft, und ich gehe jetzt hin, sie zu besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. Und der dritter sprach: Ich habe ein Weib genommen; darum kann dich nicht kommen. Und der Knecht kam und sagte das seinem Herrn wieder. Da ward der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knechte: Gehe aus bald auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die armen und Krüppel und Lahmen und Blinden herein. Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da. Und der Herr sprach zu dem Knechte: Gehe aus auf die Landstraßen und an die Zäune, und nötige sie herein zukommen, auf das mein Haus voll werde. Ich sage euch aber, daß der Männer keiner, die geladen sind, mein Abendmahl schmecken wird.
Dieses Evangelium hat man darum auf den heutigen Sonntag gelegt, weil man in dieser Woche das Fest des Fronleichnam Christi begangen hat, wie es noch heute bei den Katholiken gefeiert wird. Denn sie haben das Abendmahl, wovon dieses Evangelium berichtet, auf das Sakrament gedehnt und damit bestätigt die einige Gestalt des Sakramentes, welches, wie wir wissen, eines der vornehmsten Stücke ist, darüber wir mit ihnen nicht einig sind.
Weil nun das junge Volk nichts von diesem Fest und dem Prunk weiß, und die Alten auch vergessen haben, ist es gut, daß man davon predigt, denn wenn unsere Jugend in die Kirchen kommt oder solch ein abgöttisches Wesen sieht, sie sich nicht daran ärgern, und sagen können, daß dieses nicht richtig ist, daß man solch einen falschen Gottesdienst anrichtet und dabei soviel Geld ausgibt, und nicht nach der Meinung kommen, daß man den Sakrament gedenkt und ehrt. Die Katholiken aber tragen nicht das ganze Sakrament in Brot und Wein herum, sondern durch das Brot allein machen Sie es zu einer Schmach und Schande. Sie selbst aber kommen dabei zu den höchsten Ehren, denn diesen Unterschied wollen sie damit erhalten, daß der Pfaffenstand ein besonders hoher und schöner Stand sei vor Gott. Denn den einfachen und gemeinen Christen dürfe man nicht das ganze Sakrament geben, sie müssen sich an dem Brot alleine begnügen lassen.
Diesen Unterschied machen sie mit dem Fest Fronleichnam, damit sie ihren eigenen Stand, wie gesagt, vor anderen Worten hoch halten wollen, damit aber den heiligen Sakrament Schande und Schmach bereiten und auch unserem Herrn Jesus Christus, welcher dieses Sakrament nicht darum eingesetzt hat, daß man einen Unterschied mache zwischen den geistlichen (wie sie erdichtet haben) und einem einfachen Christenstand. Christus hatte auch nicht für diesen oder einen besonderen Stand gelitten, und ist gestorben, sondern zum Trost seiner christlichen Kirche, welche nicht geteilt, sondern ein einiger Leib ist des einigen Hauptes Jesu Christi, in dem alle Glieder, gleich sind, obwohl der Beruf und die Werke ungleich und unterschiedlich sind.
Diesen Mißbrauch, der sehr groß und gefährlich ist, sollte man nicht vergessen, sondern von der Kanzel fleißig predigen, weil die Katholiken so verstockt und unbußfertig auf ihrem gottlosen Wesen bestehen. Denn wie kommt das heilige Sakrament dazu, daß man es dazu gebraucht um einen Unterschied unter den Christen zu machen, so es doch unser Heiland Jesus Christus gerade dazu eingesetzt hat, um uns einen Trost und ein gutes Gewissen zur Stärkung unseres Glaubens. Denn das Sakrament soll in der Christenheit gleich wie ein Band sein, mit dem die Christen zusammen verbunden sind, daß sie gleich wie ein Brot oder ein Kuchen sind, nicht allein damit, daß sie zugleich einen Gott, ein Wort, eine Taufe, ein Sakrament, einer Hoffnung und Zuversicht haben, sondern auch ein Leib sind, wo ein Glied dem anderen die Hand reicht, helfen, raten und das Leid zusammen tragen. Diesen Brauch des heiligen Sakramentes haben die Katholiken ganz und gar aufgehoben, daß allein Sie sich das Sakrament angemaßt haben, und sich dadurch zu einem besonderen Haufen gemacht, der besser sein sollte, als die einfache Christenheit. Damit nun aber die einfachen Christen auch eine Gestalt haben und nicht ganz verachtet sind, haben sie dieses Fest acht Tage lang im Jahr gehalten, wo man dieser einen Gestalt mit einem großen Gepränge durch die Stadt mit Spielen und Musik, damit den Leuten die Augen darüber übergingen, daß sie denken mußten, obwohl der Priesterstand viel herrlicher wäre und größer vor Gott, so hätten sie doch auch etwas, womit man sich rühmen könne.
Zu diesem allen hat das heutige Evangelium ihnen auch gedient. Gleich als hätte dieser Hausvater ein Mahl für Mäuse angerichtet,