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Zen und die Kunst des Bügelns. Klaus Bodenstein
Читать онлайн.Название Zen und die Kunst des Bügelns
Год выпуска 0
isbn 9783750235267
Автор произведения Klaus Bodenstein
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Die meisten feindlichen Keime, werden von deiner Hautflora bekämpft«, erklärte ihr Charlotte. »Und das sind zum größten Teil kommensale, also freundliche Bakterien, was wir so Flora nennen. Eigentlich müsste es Hautfauna heißen. Freundliche, kooperative Keime. Deine Creme hilft nur gegen ganz wenige schwarze Schafe, die es natürlich auch immer gibt. Die weißen Schafe killt sie dann gleich mit.«
»Sie sind außerdem an dich angepasst, oder umgekehrt«, ergänzte Benjamin. »Du könntest ein paar Tausend Arten auf dir haben, die ich zum Beispiel nicht habe. Da hat sich über viele Jahre eine Art ökologisches Mini-Gleichgewicht entwickelt, basierend auf deiner Ernährung, deinen Gewohnheiten, aber auch deren Ernährungsgewohnheiten und Vorlieben. Ihr seid ein großes, symbiotisches, einmaliges Ganzes.«
Mia sah ungläubig auf ihre Hände, die Finger weit abgespreizt. »Ihr wollt mich verarschen.«
»Nee«, lachte Charlotte. »Wir wollen dir unser Konzept erklären. Weißt du, na, wie soll ich das sagen, wir…« sie sah Benjamin von der Seite an, »wir wollen die im Luftraum befindlichen Mikroben dazu nutzen, Krankheiten zu bekämpfen, um im Beispiel zu bleiben. Oder eben Regen über Wüsten zu erzeugen. Auf biologische Weise. Durch die Luft.«
»Klingt mir verdächtig nach Terrorismus«, warf Daniel ein. »Erinnert mich an einen Science-Fiction-Film, den ich letzte Woche gesehen habe. Monster-Mikrobenmutanten greifen an, oder so was.« Er griff zu seinem Handy und schlug nach, wurde dann aber von einer Twitter-Nachricht abgelenkt.
»Was war das denn für ein Film?« Mia verbrachte viel ihrer Freizeit im Kino und gab gern mit ihrem Wissen an.
»Keine Ahnung. Habe nur einen Ausschnitt auf Youtube gesehen. Die besten Szenen. Irgendwas mit ganz winzigen Außerirdischen.«
»Also damit haben wir nichts am Hut«, grinste Charlotte.
»Du isst doch auch probiotische Joghurts und so was. Und du atmest ständig Millionen von Bakterien ein. Kann man was draus machen. Ein neues Projekt. Biologische IT. Ohne Netzwerk, einfach durch die Luft. Ein Internet of Life.«
Daniel wurde eine Spur wacher und beugte sich über den Tisch. »Klingt interessant. Ein organisches IT-Netzwerk. Hätte was.«
Er schaute in Richtung Küche, aber vom Essen war noch nichts zu sehen. Er nahm einen Schluck von seinem Wein. »Aber mit Bakterien, Krankheiten, und so weiter? Hallo? Kriegst du nur Stress mit. Macht lieber was gegen den Dreck.« Er lehnte sich wieder zurück und tippte mit beiden Daumen etwas in sein Handy.
»Hätte ich was anzubieten«, sagte Benjamin locker. Nach seiner Putzorgie am Morgen waren ihm die guten Ideen und Einsichten nur so zugeflogen, er hatte sich gefühlt, als ob er gute Gefühle und Ideen magnetisch anzog; als ob dies der Tag war, an dem einfach alles passte.
»Wir könnten das kombinieren. Unsere Kleinen könnten in einer dicken Schicht, ein paar Kilometer hoch, das Kohlendioxid in der Luft abgreifen, das die Pflanzen nicht mehr verarbeiten können. Wie, das müssten wir uns noch überlegen. Geh mal davon aus, dass das klappt. Und wir haben gerade ein paar passende Gene dafür gefunden.« Er sah Charlotte an. »Was meinst du? Kriegen wir das hin?«
Obwohl sie saßen, hakte sich Charlotte fröhlich bei ihm ein. Benjamin sah, wie Daniels Schultern nach unten sackten, obwohl er sie beim Tippen nur aus den Augenwinkeln wahrnahm. »Klar geht das! Super Idee! Genial! Wir schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe!«
Benjamin fühlte sich ermuntert. »Na ja, die Dinger, die wir meinen, sind ja wirklich in rauen Mengen in der Atmosphäre vorhanden, also einige Arten davon. Die würden sich selbst in den Wolken noch vermehren, die brauchen die Feuchtigkeit. Die gleichen Bakterien, die den Regen machen würden, könnten den Luftraum regelrecht besiedeln und praktisch überall das überschüssige CO2 in Zucker und Luft umwandeln. Den Zucker brauchen sie zum Leben. Und das von einem Computerspezialisten! Toll!«
»Dann habt ihr beide es ja«, sagte Daniel, etwas sarkastisch.
Charlotte legte ihm ihre Hand auf die seine und strahlte ihn an. »Ohne dich schaffen wir das nie, Daniel! Weißt du, das ist ein Netzwerk, das ist nicht einfach ein Bakterium, eine genetische Info, das ist ein wahnsinnig riesiges Netz, mit allen möglichen Verbindungen, mit Informationsflüssen, mit Energiebilanzen, du weißt schon. Und ob du’s glaubst oder nicht, die stimmen sogar darüber ab, was sie machen. Ein Bio-IT-Netz. Und vielleicht mit mehr Fantasie für Investoren als all die letzten IT-Projekte der letzten Zeit, da läuft doch kaum noch was. Das ist gigantisch! Was meinst du?«
Daniel blies sich wieder ein wenig auf und wirkte etwas voller. Das hat Charlotte prima gemacht, dachte Benjamin. Hätte er selber niemals so hingekriegt.
»Es gibt doch so was wie vernetztes Rechnen«, setzte er nach. »Wie die Leute, die zu Hause am Rechner Proteine falten oder RNA zusammensetzen. So was bräuchten wir dann auch.« Daniel sah von seinem Telefon auf und Benjamin stirnrunzelnd an.
»Dieser Preis ist übrigens immer noch nicht vergeben, soweit ich weiß«, bemerkte Mia. »Vielleicht habt ihr da ja auch eine Chance.«
»Welcher Preis?«, fragten Benjamin und Charlotte wie aus einem Mund.
»Fünfundzwanzig Millionen Pfund. Von Al Gore und Richard Branson, unterstützt von Prince Charles, glaube ich. Für den, der ein gutes Verfahren findet, das Mehr an Kohlendioxid elegant aus der Atmosphäre zu entfernen.«
»Das isses doch!« Daniel schien sich entschieden zu haben und haute auf den Tisch. »Dann lass uns das machen! Ich bin dabei.« Er hechelte Charlotte freudestrahlend an. Benjamin fragte sich, an welche Belohnung der Hund in ihm wohl dachte.
Zwei Kellner kamen mit dem Essen, jeder mit zwei Tellern, zugedeckt mit Messing-Hauben. Sie platzierten es vor sie und nahmen die Hauben gleichzeitig ab.
»Voilà! Wir wünschen einen sehr guten Appetit!«, sagte ihnen einer der Kellner, und strahlte Benjamin an. Der sah auf seinen Teller. Im Vergleich mit den anderen, die wahre Berge an exotischem Fleisch und Beilagen vor sich hatte, wirkte sein Essen sehr Nouvelle Cuisine. Je weniger, desto teuer. Benjamin dachte an den Preis von mehr als dreißig Euro. »Guten«, wünschte er den anderen. Sein Magen meldete sich, als Benjamin das Essen sah. Er hatte Hunger und fragte sich, ob seine Portion ausreichen würde. Vielleicht konnte er sich später noch ein Dessert bestellen.
Für eine Weile hörte man nur Essgeräusche und den einen oder anderen lobenden Kommentar und Vergleiche zwischen den Speisen. Das Restaurant war eine gute Wahl gewesen, fand Benjamin. Die anfängliche Fremdheit zwischen ihnen war komplett verschwunden. Dieser Daniel, auch wenn er Charlotte immer so ansah, was Zen nicht gefiel, hatte ihn auf eine gute Idee gebracht.
Chlorophyllähnliche Komplexe gab es in vielen Bakterien. Einige waren sowohl zu aerober und anaerober Atmung fähig. Dazu gehörte Pseudomonas syringae, sein Kandidat für künstliche Beregnung und für den Stafettenlauf ins menschliche Genom, den er mit Charlotte besprochen hatte. Pseudomonas bezog seine Energie zumeist anaerob von den Pflanzen, auf denen es saß und von denen es sich ernährte.
Das war jedoch kein großes Problem. Den aeroben Teil, die Sauerstoff-Erzeugung durch die Fotolyse von CO2 und Wasser, konnte er mit Sicherheit verstärken. Oder sie würden es gleich ganz durch ein vorhandenes und besseres bakterielles Fotolyse-System ersetzen. Er hatte da schon eines im Auge.
Vor Mia lag ein bleiches Stück vom Krokodil-Steak, das aussah wie das herausgelöste Sixpack eines Sportlers.
»Wenn ihr so was machen wollt«, sagte sie und schnitt das Fleisch in drei Teile, »CO2 aus der Luft rausholen, weltweit, Regen machen, über all den Wüsten, und euern Heil und Segen auf die Leute regnen lassen wollt«, sie schob sich ein Stück in den Mund, biss es in zwei Teile, kaute kurz und schluckte, »echt lecker, Leute.« Sie leckte sich die Lippen.
»Wenn ihr das machen wollt, braucht ihr Geld. Viel Geld. Mehr Geld, als ihr euch vorstellen könnt. Viel mehr.« Sie widmete ihre Aufmerksamkeit