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Raphael und Larissa nicht ein eigenes Kind bekommen?“, fragte Matthias immer noch verwirrt. „Das habe ich jedenfalls gehört.“

      Christian nickte.

      „Stimmt“, gab er zu. „Sie versuchen es. Aber bisher hat es nicht geklappt.“

      Verwundert sah Matthias seinen Bruder an. Seltsam, ging es ihm durch den Kopf. Immerhin war Larissa bei den Zwillingen gleich beim ersten Mal schwanger geworden. Doch er sagte nichts weiter dazu. Es ging ihn auch nichts an. Nur hatte er das Gefühl, dass sie sich mit ihren zweijährigen Kindern, der vierjährigen Tochter seiner Cousine Emilia und diesem Baby zu viel vornahm.

      „Wie war eigentlich dein Urlaub?“, wechselte Christian das Thema, als Matthias nichts mehr sagte. „Hast du Sophie ins Flugzeug schleifen müssen?“

      „Es war schön“, erwiderte Matthias ausweichend, während sich seine Hände zu Fäusten ballten. „Aber ich muss dir etwas sagen.“

      „Ist irgendetwas mit Sophie passiert?“, fragte Christian besorgt, als er den ernsten Ausdruck im Gesicht seines Bruders sah, doch Matthias schüttelte mit dem Kopf.

      „Nicht direkt“, gab er zu und atmete tief durch. „Sophie ist nicht mitgekommen. Es gab Probleme mit ihrem aktuellen Projekt, daher wird sie noch etwas länger in Amerika bleiben.“

      „Aber ...“, begann Christian verwirrt. „Alexander hat doch erzählt, dass sie sich um den Umzug der Wiener Verkaufsfiliale kümmern soll. Die Räumlichkeiten sind dort zu klein geworden.“

      „Ich weiß“, gestand Matthias angespannt. „Das hat Sophie mir gesagt. Sie war ziemlich verzweifelt, weil sie nicht wusste, was sie machen soll. An dem Tag, als ich in Los Angeles angekommen bin, hatte sie gerade erfahren, dass sich das Projekt verzögert. Daher musste sie sich entscheiden. Na ja, da habe ich angeboten, ihr zu helfen“, ergänzte er, nach kurzem Zögern.

      „Und wie hast du dir das vorgestellt?“, wollte Christian irritiert wissen und sah seinen Bruder fragend an.

      Als er den schuldbewussten Ausdruck in Matthias´ Gesicht sah, wurde er wütend.

      „Das ist nicht dein Ernst?“

      „Ich konnte sie doch nicht hängen lassen“, rechtfertigte sich Matthias und Christian stand auf.

      „Aber mich schon?“, fragte er zornig und ging im Zimmer hin und her. „Wir hatten eine Abmachung“, erinnerte ihn Christian. „Du solltest mir Arbeit abnehmen, damit ich mehr Zeit für meine Frau habe. Stattdessen kann ich jetzt zusehen, wie ich alleine zurechtkomme. Und ich dachte, ich könnte mich auf dich verlassen.“

      „Es tut mir leid“, entschuldigte sich Matthias. „Sophie hat mir einfach leidgetan.“

      „Matthias, darum geht es doch nicht“, sagte Christian aufgebracht. „Ich muss mich auf dich verlassen können, wenn wir zusammen arbeiten wollen. Ich kann schließlich auch nicht alles hinschmeißen und für ein paar Monate verschwinden. Diese Farm ist unser Erbe. Unsere Eltern haben hart gearbeitet, um sie aufzubauen. Und wenn du nicht gewillt bist, deinen Beitrag zu leisten, dann sag es mir ins Gesicht. Aber mach keine Versprechungen, die du nicht halten kannst.“

      „Ich habe nie gesagt, dass ich nicht auf der Farm arbeiten möchte“, versuchte Matthias, seinen Bruder zu beschwichtigen. „Es geht doch lediglich um ein paar Wochen. Vielleicht zwei Monate oder drei. Im Grunde nur so lange, bis Sophie aus Amerika zurückkommt. Danach kümmere ich mich um den Zuchtbetrieb.“

      „Es sei denn, jemand anderes aus unserer Familie braucht dringend Hilfe“, erwiderte Christian sarkastisch. „Aber egal, ich bin ja nur dein Bruder. Ich werde einfach meine Hochzeitsreise verschieben, bis ich dann an der Reihe bin.“

      „Wovon redest du?“, fragte Matthias verwirrt. „Davon war doch nie die Rede. Im Gegenteil, ich habe extra mit Alexander ausgemacht, dass ich erst Ende August nach Wien fahre. Schließlich habe ich versprochen, dich in dieser Zeit zu vertreten.“

      „Stimmt“, erwiderte Christian mit ernster Miene und verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Aber woher soll ich wissen, dass du dich daran hältst. So wie ich das sehe, änderst du deine Versprechen ziemlich schnell. Außerdem finde ich es äußerst dreist von dir, dass du mich erst jetzt darüber informierst, wo bereits alles abgesprochen ist. Glaubst du nicht, ich hätte ein Recht darauf gehabt, es vorher zu wissen? Dann hätte ich eine andere Lösung finden können. Stattdessen stellst du mich vor vollendete Tatsachen und das nur zwei Tage vor meiner Hochzeit.“

      Matthias sah seinen Bruder an und holte tief Luft. Ich habe es ganz schön verbockt, ging es ihm durch den Kopf, denn Christian hatte recht. Er hatte Mist gebaut und dadurch das Vertrauen seines Bruders verloren. Statt mit ihm zu reden, hatte er das Gespräch immer weiter vor sich hergeschoben. Aber im Grunde war er sowieso nie glücklich darüber gewesen, als Leiter des Zuchtbereiches anfangen zu müssen. Für ihn war die Arbeit auf der Farm immer nur zweite Wahl. Und als Sophie ihm die Möglichkeit geboten hatte, etwas anderes zu machen, hatte er sofort zugegriffen.

      „Es tut mir leid“, sagte Matthias leise und sah seinen Bruder entschuldigend an. „Ich hätte mit dir reden sollen. Doch als Sophie mir von ihrem Problem erzählte, hörte es sich einfach interessanter an als die Kaninchenzucht.“

      „Wieso hast du nichts gesagt?“, wollte Christian verwirrt wissen. „Es war doch dein Vorschlag, dich um die Tiere zu kümmern.“

      „Ich weiß“, gab Matthias zu und beschloss, endlich die Wahrheit zu sagen. „Aber nur, weil ich mich für die Feldarbeit noch weniger interessiere.“

      „Und wofür interessierst du dich?“, wollte Christian mit ernster Miene wissen.

      „Für die Theorie“, gab Matthias zögernd zu. „Ich war noch nie besonders scharf darauf, als Bauer oder Tierzüchter zu arbeiten. Stattdessen würde ich lieber andere Landwirte bei ihrer Arbeit durch Fortbildungen und Schulungen unterstützen.“

      Überrascht sah Christian seinen Bruder an.

      „Ich hatte keine Ahnung“, erwiderte er nachdenklich und setzte sich wieder auf seinen Stuhl. „Ich dachte immer, du möchtest ins Familienunternehmen einsteigen, so wie ich.“

      „Früher hatte ich das vor“, gab Matthias frustriert zu und zuckte mit den Schultern. „Wieso auch nicht, schließlich bin ich hier aufgewachsen und kenne den Betrieb. Na ja, wenigstens in der Theorie. Da habe ich mir die Frage gar nicht gestellt, ob ich mit meinem Studium auch etwas anderes anfangen könnte.“

      „Und wann hast du deine Meinung geändert?“

      „Vor ein paar Monaten“, gab Matthias zögernd zu. „Ich hatte ein Praktikum im Ländlichen Fortbildungsinstitut. Das hat mir sehr großen Spaß gemacht. Zum ersten Mal hat sich die Arbeit für mich richtig angefühlt. Es war interessant, verschiedene Betriebe und Bauern kennenzulernen. Und mir wurde klar, dass ich gerne auch weiter in diesem Bereich arbeiten möchte. Doch versteh mich nicht falsch“, ergänzte er beschwichtigend, als Christian sich in seinem Stuhl zurücklehnte. „Das sind natürlich nur Träume. Nicht, dass du denkst, ich hätte hinter deinem Rücken …“

      Weiter kam Matthias nicht, denn Christian winkte ab und sah seinen Bruder mit ernster Miene an.

      „Was genau willst du machen? Wie hast du dir deine Zukunft vorgestellt?“

      „Ich kann Alexander jetzt nicht mehr absagen, also muss ich mich um die Verkaufsfiliale in Wien kümmern“, sagte Matthias vorsichtig. „Anschließend komme ich zurück auf die Farm und übernehme den Tierbereich, wie ich es versprochen habe.“

      „Nein“, sagte Christian entschieden und Matthias sah ihn verwundert an.

      „Aber ...“, begann er zu sprechen, wurde aber sofort von seinem Bruder unterbrochen.

      „Matt, ich werde dich nicht dazu zwingen, auf der Farm zu arbeiten. Glaub mir, damit ist keinem von uns geholfen“, sagte Christian mit ernster Miene. „Natürlich wäre es schön gewesen. Aber wenn du dich mehr für den theoretischen Teil

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