Скачать книгу

      Matthias´ Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, während seine Mutter ihn mit Fragen bombardierte, ohne dass er eine Chance zum Antworten hatte.

      „Es geht mir gut“, erwiderte er schließlich, als sie Luft holte. „Sophie und ich hatten eine schöne Zeit. Leider war sie beruflich sehr eingespannt, sodass ich oft alleine losgezogen bin. Sie konnte auch nicht mit mir zurückfliegen, sondern musste dortbleiben. Ihr Projekt in Los Angeles hat sich verzögert.“

      Mit hochgezogenen Brauen sah Melanie de Luca ihren Sohn an.

      „Ich dachte, sie muss in Wien für ihren Bruder ein paar Dinge erledigen? Christin hat jedenfalls so etwas am Telefon erwähnt.“

      „Das stimmt schon“, gab Matthias zu und setzte sich mit seinen Eltern an den gedeckten Tisch. „Eigentlich sollte Sophie mit ihrem Auftrag auch längst fertig sein. Doch der Eröffnungstermin hat sich verschoben. Und sie wollte ihre Arbeit ordentlich beenden.“

      „Ja, das kann ich verstehen“, antwortete Carlos de Luca lachend und goss sich etwas Kaffee ein. „In dieser Hinsicht kommt sie ganz nach ihrem Vater. Mein kleiner Bruder wollte auch immer, dass alles perfekt ist. Damit hat er unsere Eltern oft in den Wahnsinn getrieben. Wenn ihm beispielsweise ein Punkt in einer Prüfung fehlte, hat er sich anschließend in seinem Zimmer eingeschlossen und wie verrückt gelernt“, berichtete er kopfschüttelnd. „Und als er später begonnen hatte, seine Firma aufzubauen, hat er oft nächtelang kaum geschlafen. Da wundert es mich nicht, dass seine älteste Tochter genauso ist.“

      Matthias´ Lippen verzogen sich zu einem Lächeln und er griff nach einem Stück Toast.

      „Das hast du uns bisher noch nie erzählt.“

      Carlos zuckte mit den Schultern und trank einen Schluck Kaffee.

      „Es hat sich nie ergeben. Außerdem gibt es so einige Geschichten aus meiner Kindheit, die ihr Kinder nicht unbedingt wissen müsst.“

      „Was vielleicht auch besser ist“, warf Melanie de Luca ein und sah ihren Mann belustigt an. „Du willst sie schließlich nicht auf dumme Gedanken bringen.“

      Carlos erwiderte das Lächeln seiner Frau und Matthias sah seine Eltern neugierig an. Doch sein Vater schüttelte nur mit dem Kopf.

      „Deine Mutter hat recht, ich sollte nicht mit den alten Geschichten anfangen. Nur so viel“, ergänzte er vergnügt. „Meine Brüder und ich waren auch einmal jung und haben ein paar sehr verrückte Dinge angestellt. Und das nicht immer zur Freude unserer Eltern.“

      Nach dieser Aussage häufte er sich etwas Rührei auf den Teller und sie begannen zu essen.

      Nachdem Matthias mit dem Frühstück fertig war, verabschiedete er sich von seinen Eltern und machte sich auf die Suche nach Christian. Inzwischen müsste er im Büro sein, ging es ihm durch den Kopf und er schlenderte nachdenklich den Weg entlang. Noch immer hatte er keine Ahnung, wie er seinem Bruder sagen sollte, dass er die Leitung des Tierbereiches vorerst nicht übernehmen konnte. Und er wünschte sich, er hätte mehr Zeit, um sich darüber Gedanken zu machen.

      Als er das einstöckige Gebäude mit rotem Ziegeldach und einer Steinfassade erreichte, wurde ihm klar, dass seine Frist abgelaufen war. Er konnte das Gespräch nicht weiter aufschieben. Schließlich war bereits alles abgesprochen. Außerdem hatte Alexander geplant, mit seiner Frau Ronja und dem gemeinsamen Sohn Michael ebenfalls zur Hochzeit zu kommen. Spätestens dann würde es herauskommen. Und er wollte nicht, dass sein Bruder es auf diese Weise erfuhr.

      Noch einmal holte Matthias tief Luft, dann ging er langsam in das Verwaltungsgebäude hinein. Als er die junge dunkelblonde Frau erblickte, die am Schreibtisch im Eingangsbereich saß, blieb er mitten in der Bewegung stehen. Irritiert sah er sie an, und für einen kurzen Moment vergaß er ganz den Grund seines Besuches.

      „Sie sind nicht Jenna“, sagte er verwirrt und konnte seine Überraschung nur schwer verbergen.

      Auf keinen Fall hatte sein Bruder ihre aktuelle Gutsekretärin Jenna Bade entlassen und auch sein Vater hatte nichts von einer Kündigung erwähnt. Doch was macht diese Frau dann an ihrem Computer?

      „Tut mir leid“, erwiderte die blonde Frau entschuldigend, als sie ihn sah und stand auf. „Ich habe Sie gar nicht reinkommen hören. Falls Sie Frau Bade suchen, die ist krank“, ergänzte sie schnell und kam auf ihn zu. „Herr de Luca hat mich daher gebeten, sie kurzfristig zu vertreten.“

      „Ist das wahr?“, fragte Matthias überrascht und sah sie nachdenklich an. Wenn er so eine Entscheidung trifft, dann ist er im Moment wirklich nicht mehr zurechnungsfähig, ging es ihm durch den Kopf. Sie ist ja noch ein halbes Kind. „Ist Christian in seinem Büro?“, wollte er etwas ungeduldig wissen. Denn er musste dringend mit ihm sprechen.

      Die junge Frau nickte, sah Matthias aber erneut entschuldigend an.

      „Herr de Luca möchte aber nicht gestört werden“, sagte sie zögernd und sah in die Richtung des Büros. „Vielleicht kommen Sie später noch einmal wieder.“

      Matthias ließ sich davon aber nicht beeindrucken, sondern sah sie nur mit ernster Miene an.

      „Für mich hat er Zeit. Ich bin nämlich sein Bruder.“

      Und ohne auf das überraschte Gesicht der Frau zu achten, ging er an ihr vorbei.

      „Hast du unsere Gutsekretärin wirklich durch dieses Kind ersetzt?“, fragte Matthias ohne Begrüßung, als er das Büro seines Bruders betrat, und schloss die Tür.

      Überrascht schaute Christian von seinen Papieren hoch und sah seinen Bruder an.

      „Matt? Du bist schon da?“ Lächelnd stand er auf, um ihn zu umarmen.

      „Ja“, erwiderte Matthias mit ernster Miene. „Seit etwa einer Stunde. Aber was ist mit diesem Kind?“, kehrte er sofort zum Thema zurück. „Wieso kümmert sie sich um das Büro?“

      „Kind?“, fragte Christian verwirrt, dann verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln. „Ach so, du meinst Janina. Ich war in einer Notlage. Jenna ist plötzlich krank geworden und es gab sonst niemanden, der einspringen konnte. Außerdem“, ergänzte Christian belustigt, während er sich zurück an seinen Schreibtisch setzte. „Ich würde dir raten, sie nicht als Kind zu bezeichnen. Janina Scheld ist 19, also so alt wie unsere Schwester. Und sie ist Manuelas Freundin. Sie wollen im Herbst zusammen in München studieren.“

      „Seltsam“, erwiderte Matthias verwirrt und setzte sich ebenfalls hin. „Ich habe noch nie von dieser Freundin gehört. Dabei hat Manuela in den letzten Jahren die Wochenenden fast immer bei mir verbracht.“

      Christian zuckte mit den Schultern.

      „Also wenn ich unsere Schwester richtig verstanden habe, ist diese Freundschaft auch noch ziemlich frisch. Janina hat im Internat viel Unsinn angestellt. Scheinbar, um ihre Eltern zu provozieren. Aber es hat wohl nie funktioniert. Erst als sie jetzt schwanger geworden ist, sind sie ausgerastet.“

      „Sie ist schwanger?“, fragte Matthias fassungslos und dachte an die junge Frau mit den blauen Augen, die er eher auf 16 geschätzt hätte.

      Christian nickte.

      „Und da sie das Kind nicht abtreiben, sondern behalten möchte, haben ihre Eltern sie rausgeschmissen.“

      Entsetzt sah Matthias seinen Bruder an.

      „Was? Wie kann man so etwas tun?“

      „Das haben wir uns auch alle gefragt“, antwortete Christian ernst und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Na ja, auf jeden Fall hat Manuela zufällig davon erfahren und versprochen, ihr zu helfen.“

      „Und wie genau stellt sie sich das vor?“, wollte Matthias irritiert wissen. „Sie wird in den nächsten Jahren mit ihrem Studium genug beschäftigt sein.“

      „Stimmt“, gab Christian zu. „Aber Jessicas Schwester Larissa hat versprochen, Janina zu unterstützen. Sie arbeitet sowieso nur halbtags in der Verkaufsfiliale

Скачать книгу