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ausgesucht. Aber er behielt seine Meinung für sich, um seine Cousine nicht vor den Kopf zu stoßen. Immerhin hatte sie es nur gut gemeint. Doch so ganz konnte er seine schlechte Laune nicht verbergen. Dafür war sein Hunger inzwischen zu groß.

      „Tut mir leid“, entschuldigte sich Sophie, während sie ausstiegen. „Ich hätte wissen müssen, dass die Fahrt um diese Zeit länger dauert.“

      Matthias sagte nichts dazu, sondern ging nur mit schnellen Schritten auf das Gebäude zu. Er wollte jetzt endlich etwas essen. Seine letzte Mahlzeit lag schon mehrere Stunden zurück und er spürte bereits ein richtiges Loch in seinem Bauch.

      Schweigend folgte ihm seine Cousine, ohne auf die schlechte Stimmung ihres Cousins einzugehen. Matthias konnte jedoch deutlich ihren Blick in seinem Rücken spüren. Er kannte diese Reaktion nur zu gut. Sie wollte, dass er etwas sagte. Aber er schwieg und öffnete die Tür zum Restaurant, wo ihnen fast sofort ein lächelnder Kellner entgegenkam.

      „Mrs. de Luca. Es freut mich, Sie zu sehen. Bitte folgen Sie mir. Wir haben für Sie und Ihren Begleiter noch einen Tisch am Fenster frei.“

      Überrascht sah Matthias seine Cousine an, diese zuckte aber nur mit den Schultern.

      „Ich habe dir doch gesagt, dass ich öfter hier bin“, flüsterte sie ihm leise auf Deutsch zu, während sie dem Kellner folgten.

      Kurze Zeit später saßen sie an einem freien Tisch und ihnen wurde als Vorspeise eine Schüssel mit warmer Gemüsesuppe serviert.

      Verwundert sah Matthias erst den Kellner und dann seine Cousine an, denn sie hatten noch gar nichts bestellt. Aber als diese ihm nur freundlich zulächelte, zuckte er mit den Schultern und begann zu essen.

      „Willst du nichts essen?“, wollte Matthias nach einer Weile wissen, als sein größter Hunger gestillt war. „Du stocherst ja nur in der Suppe herum.“

      „Was?“, fragte sie verwirrt und sah ihn an. „Entschuldige, ich war in Gedanken.“

      „Ist alles in Ordnung mit dir?“, wollte Matthias besorgt wissen und verfluchte sich selbst, weil er seit ihrem Wiedersehen nur mit seinen eigenen Bedürfnissen beschäftigt gewesen war.

      „Es ist nichts“, erwiderte Sophie ausweichend und begann zu essen.

      Matthias glaubte ihr kein Wort. Eindringlich betrachtete er sie und überlegte, was vorgefallen sein könnte. Schließlich hielt er die Ungewissheit nicht mehr aus und verschränkte die Arme vor seiner Brust.

      „Jetzt sag schon“, forderte er sie mit ernster Miene auf. „Ich dachte, du freust dich darüber, dass ich dich für ein paar Wochen besuchen komme, bevor du nach Deutschland zurückmusst.“

      „Natürlich freue ich mich, dich zu sehen“, sagte sie schnell und sah ihn mit einem schwachen Lächeln an. „Ich weiß nur nicht, wie ich es meiner Familie beibringen soll, dass ich nicht mit dir zurückfliegen kann.“

      „Wie meinst du das?“, fragte Matthias verwirrt. „Es ist doch alles abgesprochen. Schließlich läuft dein Vertrag mit der Firma aus.“

      „Das stimmt“, gab Sophie zögernd zu und sah ihn nachdenklich an. „Doch sie haben mich gebeten, noch etwas länger zu bleiben. Die Eröffnung der Filiale, um die ich mich in den letzten Monaten gekümmert habe, wurde verschoben. Es gibt ein paar Probleme, die noch beseitigt werden müssen. Kurz bevor ich zum Flughafen gefahren bin, hat es mir mein Chef mitgeteilt“, ergänzte sie angespannt und sah ihren Cousin mit ernster Miene an. „Ich habe bis Montag Zeit, es mir zu überlegen.“

      „Können sie das so einfach von dir verlangen? Du hast an diesem Projekt doch bestimmt nicht alleine gearbeitet“, erwiderte Matthias verwirrt. „Außerdem ist deine Arbeitserlaubnis in Amerika nur begrenzt.“

      „Das ist nicht das Problem“, gab Sophie zögernd zu und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. „Die Erlaubnis gilt für drei Jahre. Ich könnte also bleiben. Aber ich habe meinem Bruder versprochen, in der Wiener Verkaufsfiliale beim Umzug zu helfen. Alexander möchte nämlich, dass jemand von der Familie dabei ist.“

      Überrascht sah Matthias seine Cousine an. Von diesem Umzug hörte er heute zum ersten Mal. Aber warum hätten sie es mir auch sagen sollen?, ging es ihm gleich darauf durch den Kopf. Schließlich hatte er mit dem Verkauf der de-Luca-Kollektionen rein gar nichts zu tun.

      „Kann sich nicht jemand anderes darum kümmern?“, fragte Matthias nach kurzem Schweigen, als er sah, wie seine Cousine wieder zu grübeln begann. „Unsere Familie ist schließlich sehr groß.“

      Sophie schüttelte mit dem Kopf.

      „Leider nicht“, gab sie angespannt zu und berührte mit einer Hand ihre Schläfe. „Die Einzigen, die infrage kommen würden, sind meine Brüder. Aber Raphael kann die Vertriebsfiliale in München nicht solange alleine lassen. Und Alexander muss sich um die Leitung der Firma kümmern.“

      „Verstehe“, erwiderte Matthias nachdenklich. „Eine blöde Situation.“

      „Das kannst du laut sagen“, sagte Sophie traurig und seufzte auf. „Egal, wie ich mich entscheide, einen muss ich enttäuschen. Dabei wäre es mir so wichtig, die Arbeit ordentlich abzuschließen. Ich habe schließlich einen Ruf zu verlieren. Aber ich will auch meinen Bruder nicht im Stich lassen. Immerhin soll ich nächstes Jahr die Leitung des Onlineversands in Wien übernehmen.“

      Eindringlich betrachtete Matthias seine Cousine. Eine schwere Entscheidung, ging es ihm durch den Kopf und er wünschte, er könnte ihr helfen. Plötzlich hatte er eine Idee.

      „Wann genau sollst du denn in Wien anfangen?“, wandte er sich an Sophie, während sein Herz vor Aufregung schneller schlug. Möglicherweise gab es für ihn doch noch einen Weg, seinen Arbeitsbeginn auf der Farm zu verzögern.

      „Gleich nach Christians Hochzeit“, gab sie verwirrt zu. „Alexander dachte, es wäre eine gute Idee. Da ich schon in Österreich bin. Wieso?“

      „Na ja“, gab er zögernd zu. „Was hältst du davon, wenn ich dich vertrete? Jedenfalls so lange, bis du mit deiner Arbeit hier fertig bist.“

      „Du?“, fragte sie ungläubig. „Aber du verstehst doch gar nichts von Betriebswirtschaft oder dem Verkauf.“

      „Muss ich ja auch nicht“, erwiderte er gelassen und beobachtete den Kellner, der mit einem Lächeln auf dem Gesicht den Tisch abräumte. „Du hast selbst gesagt, dass nur jemand aus der Familie anwesend sein soll“, ergänzte er, nachdem sie wieder alleine waren, und sah Sophie eindringlich an. „Und ich muss sowieso noch einmal nach Wien, um meine Wohnung leer zu räumen.“

      „Das würdest du wirklich für mich tun?“, fragte Sophie hoffnungsvoll und Matthias nickte.

      „Jedoch geht es erst, wenn mein Bruder von seiner Hochzeitsreise zurück ist“, warf er ein. „Außerdem bin ich noch bei einem Freund zum Geburtstag eingeladen. Aber ab Ende August hätte ich Zeit. Natürlich nur, wenn Alexander einverstanden ist.“

      „Mein Bruder hat bestimmt nichts dagegen“, erwiderte Sophie erfreut. „Ich werde ihn später gleich anrufen. Vielen Dank. Dafür schulde ich dir etwas.“

      „Das tust du nicht“, erwiderte Matthias lachend und griff nach ihrer Hand. „Ich mache es wirklich gerne. Also hör auf zu grübeln und fang endlich an zu essen. Sonst denkt der Besitzer des Restaurants noch, es schmeckt dir heute nicht.“

      Lachend sah seine Cousine ihn an und zum ersten Mal, seit seiner Ankunft in Amerika, hatte Matthias das Gefühl, die alte Sophie vor sich zu haben. Jetzt konnte er nur noch hoffen, dass sein Cousin zustimmen und sein eigener Bruder nicht allzu sauer reagieren würde.

      Vier Wochen später.

      Ein Lächeln huschte über Matthias´ Gesicht, als er seinen Wagen auf dem Parkplatz seiner Eltern zum Stehen brachte, und er stieg aus. Endlich zu Hause, ging es ihm durch den Kopf und er sah sich zufrieden um. Auch wenn er es nicht gerne zugab,

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