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und kompetente Werkstätten gäbe es auch noch ein halbes Jahrhundert für dieses Auto.

      Bei näherer Rücksprache mit Konstanze ergab sich allerdings, dass sie keinen Mercedes Benz Cabrio 190 SL, schwarz mit roten Ledersitzen besaß, sondern ein Mercedes Benz Cabrio SL 560, Bj. 1981 in grün, das mir überhaupt nicht gefiel. Es war eine echte Enttäuschung. „Wenn du schon einen Sportwagen haben willst, warum kaufst du dir keinen Porsche?“ Es war meine Frau, die mir diese Frage gestellt hatte.

      „Ja, warum eigentlich nicht?“, sagte ich mir. Für gewöhnlich kostet ein Porsche ein Vermögen. Dieser hier wurde im Internet angeboten und war gebraucht so teuer wie ein neuer VW Golf, ein schwarzer Porsche 911 Carrera 2, Cabrio mit schwarzen Ledersitzen. Der Verkäufer hatte sich das Auto gerade erst drei Wochen zuvor gekauft. Das hätte mich stutzig machen müssen. Aber er versicherte mir, dass der Vorbesitzer ein Automechaniker gewesen sei. Das Auto würde etwas Öl verlieren, was bei einem älteren Porsche nicht ungewöhnlich sei, denn er fährt in Verbindung mit dem luftgekühlten Motor mit 12 Litern Öl spazieren. Ansonsten sei das Auto aber in Ordnung und er würde es nur verkaufen, weil er gemerkt hat, dass er ihn nicht braucht. Wer braucht schon einen Porsche? Nachdem ich ihn gekauft hatte, wurde mir bei genauer Inspektion klar, worauf ich mich eingelassen hatte. Es zeigte sich, dass an den vier Rädern Reifen von drei verschiedenen Herstellern montiert waren, der vordere Querlenker musste erneuert werden, abgesehen von den Bremsblöcken und Belägen. Der Wagen hatte einen starken Ölverlust, weil ein ursprünglich gebogener Ölschlauch durch einen geraden ersetzt worden war, der dadurch geknickt war und einen Ölstau verursachte. Ein Zylinderkopf war lausig repariert worden. Man hatte eine Hülse in eine Ventilführung eingebaut und eine Ventilfeder war gebrochen, wobei sich das gebrochene Endteil in das Federgewinde eingespult hatte, zum Glück, sonst wäre der Motor ein Totalschaden gewesen. Es war auch, wie man der Schilderung entnehmen kann, die reinste Eselei, ein solches Auto einfach so blauäugig zu kaufen. Aber so etwas gehört gelegentlich auch dazu, „Lehrgeld“ zu bezahlen, etwas, das in der Berufswelt unterdessen völlig aus der Mode gekommen ist. Jetzt, nachdem alles sachgemäß in Ordnung gebracht wurde, ist das Auto die reinste Lebensfreude, auch wenn es bis zu diesem Punkt eine finanzielle Herausforderung war und auch ich dieses Auto eigentlich gar nicht brauche.

      In Karlsruhe, auf der Durchgangsstraße in Richtung Wörth, vor der Rheinbrücke wurde ich zum ersten Mal geblitzt. Ich hätte es eigentlich wissen müssen, denn das ist mir hier schon einmal passiert. Aber so ist es nun einmal. Man sitzt in einem schnellen Auto und fährt in den Urlaub und träumt vor sich hin. Das wissen auch die Stadtväter und lassen immer an den schnellen Ein- und Ausfahrtsstraßen die Blitzer aufstellen, an Orten, an denen man automatisch schneller fährt, weil einem keine Fußgänger in die Quere kommen. Mit dem festen Vorsatz, jetzt doch etwas kontrollierter autozufahren, fuhr ich auf der A35 über die Grenze und weiter in Richtung Straßburg. In Straßburg mündete die Autobahn direkt in eine Schnellstraße, die durch die Stadt führt. Hier wurde ich das zweite Mal geblitzt. Na, das ging ja schon gut los. Mir schwante, dass mich meine Reise zu dem Start und Ausgangspunkt einer Wanderung mit meinem Hund und einem Esel durch die Cevennen für längere Zeit zu einem Fußgänger degradieren würde. Ich war mir plötzlich nicht sicher, ob ich meinen Führerschein nach Beendigung der Reise noch haben würde, wenn ich wieder zu Hause angekommen bin.

      Das ist das Los eines Porschefahrers. Man ist immer ein paar km/h zu schnell auf der Straße, ohne es zu merken. Nobby machte während der Fahrt das einzig Richtige: Er schlief und störte mich nicht ein einziges Mal. Gelegentlich dachte ich, anhalten zu müssen, und ihm die Gelegenheit zu geben, sein Geschäft zu machen, aber Nobby war zufrieden. Er hatte die Angewohnheit, während der Fahrt weder zu trinken noch etwas zu essen. Bei meinen Tankpausen lief er mit mir zwar spazieren und fand auch gelegentlich den einen oder anderen Punkt, an dem er seine Duftmarke hinterlassen musste, ich hatte aber den Eindruck, dass es für ihn nicht unbedingt zwingend war.

      Irgendwann während der Fahrt merkte ich, dass ich sehr müde geworden war. Die vergangenen Tage und die körperlichen und mentalen Strapazen waren nicht spurlos an mir vorbeigezogen. Sei’s drum, dachte ich mir. Besser ich komme später an, als gar nicht und so habe ich auf dem nächstbesten Rastplatz vor Besançon angehalten und bin sofort über dem Steuer eingeschlafen. Keine halbe Stunde später wachte ich mit einem panischen Schrecken auf. Ich hatte geträumt, während der Fahrt eingeschlafen zu sein. Jetzt war ich wieder richtig wach.

      Um 16 Uhr war ich in Lyon. Es regnete. Vor der Mautstelle hatten sich lange Schlangen gebildet. Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis ich an der Zahlstelle war. Ich wollte gerade die Mautstelle verlassen, als mich ein Polizist anhielt und mich in geschliffenem Deutsch fragte: „Wohin fahren Sie?“ Scheiße, dachte ich, schon wieder zu schnell gefahren. „In den Urlaub“, sagte ich. „Wohin?“, fragte der Polizist erneut. Was wollte er von mir? Was sollte ich sagen? „Nach Frankreich“, sagte ich. So einen Schwachsinn habe ich tatsächlich geantwortet. Ich bin in Frankreich und erzähle einem französischen Flic, dass ich nach Frankreich fahren werde. „In welche Stadt?“, wollte er dann wissen. Ich muss zugeben, ich war etwas irritiert. „In die Nähe von St. Étienne“, fiel mir dann gerade noch ein. Es folgte ein „partirez“. Ich fuhr weiter und war erlöst, aber immer noch verwirrt. Mag sein, dass diese Frage nichts mit meinem Auto zu tun hatte, sondern mit dem Verkehr. Da es Freitag war und ich meinem Navigator folgte, der mir vorschlug, durch Lyon zu fahren, war damit ein Stauerlebnis verbunden, auf das ich gerne verzichtet hätte. Vielleicht war ich tatsächlich zu schnell gefahren und der Flic wollte sich nur davon überzeugen, dass ich nicht mit Drogen im Kofferraum auf der Flucht war. In diesem Fall muss die Art, wie ich reagiert habe, auf ihn einen so unprofessionellen Eindruck gemacht haben, dass ich als argloser Deutscher mit einem kleinen Hund als Beifahrer für ihn plötzlich völlig uninteressant war.

      Hinter Lyon ließ der Regen etwas nach und dann zeigte sich stellenweise sogar die Sonne. In St. Étienne dachte ich, ich müsse das Verdeck meines Cabrios öffnen. Bis Le Puy bin ich offen gefahren. Der Himmel zog sich wieder zu und die Temperatur sank von 20 auf 11 °C. Das war dann doch kein ungetrübtes Cabrio-Feeling mehr. Verdeck wieder zu und ab ging’s nach Langogne.

      Gegen 19 Uhr kamen wir an und als ich von der Höhe hinunter in die Stadt fuhr, erkannte ich, dass ich in meinem Leben schon einmal in Langogne gewesen war. Das musste vor mehr als 25 Jahren in Verbindung mit einem Urlaub in der Bretagne gewesen sein. Wir waren damals dem Ruf eines befreundeten Wieslocher Ehepaars gefolgt, das uns diese wunderschöne Landschaft und ein verfallenes Steinhaus abseits des Ortes in einem Tal in der Nähe des Sees zeigen wollte. Sie hatten es vor geraumer Zeit entdeckt und träumten davon, es zu kaufen und zu renovieren. In Verbindung mit unserer Anreise damals entwickelte sich ein chaotisches Ferienerlebnis. Um das Haus zu besichtigen, waren wir auf einem schmalen Wanderweg in dieses Tal gefahren, in einem Citroen CX Familiale, einem riesigen Kombi mit drei Sitzreihen und zwei hintereinander liegenden Glasdächern, das damals in Autozeitschriften als „Raumschiff Orion“ bezeichnet wurde. Jetzt befanden wir uns fernab von einer befestigten Straße, mit vier Kindern und Kegel im Auto. Auf dem Dach hatte ich ein Segelboot festgemacht und dann gab es noch einen Wohnwagen als Anhänger. Nur, wie kommen wir hier wieder heraus? Die logistische Herausforderung bestand darin, dieses Gespann jetzt wieder auf eine normale Straße zu bekommen. Wenden war nicht möglich, denn der Weg wurde zunehmend schmaler und führte direkt in den See. Schließlich haben wir es dann doch hinbekommen mittels einer gehörigen Portion Adrenalin und der Hilfe unseres Gelände-erfahrenen Freundes. Von Langogne ging es damals an die Atlantikküste, nach La Rochelle und weiter in die Bretagne, nach St. Anne la Palud, wo wir noch bezaubernde Urlaubstage verbrachten. Das alles hatte ich längst vergessen und kam mir jetzt bei unserer abendlichen Einfahrt in dieses kleine Städtchen wieder in Erinnerung.

      Heute, ein halbes oder auch dreifünftel Leben später, hatte mich der Zufall wieder nach Langogne geführt, um von hier aus meine Eseltour zu starten. Zunächst aber hatte ich ein Problem damit, unser Hotel zu finden. Nach einigem Hin und Her und Leutefragen fand ich es und merkte, dass ich schon dreimal daran vorbeigefahren war. Le Grill du Gaillard lag am Eingang des Städtchens gleich hinter der Pont d’Allier. Auf einem kleinen Platz davor befanden sich eine Tankstelle und ein kleiner Supermarkt. Der Begriff „Hotel“ war wohl etwas zu hoch gegriffen. Es war eine Gaststätte mit Zimmern und zwei Étoiles. Jetzt, nachdem ich im Internet danach suche, kann ich es

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