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als Können bislang noch nicht messbar ist, sieht es WILSSWilss als Ziel einer angewandten ÜbersetzungswissenschaftÜbersetzungswissenschaft an, durch die Beschreibung der Transferbedingungen eine vielfach verwendbare Transfermethodik zu entwickeln, die als „Übersetzungsfertigkeit“ (WILSS 1992) auch didaktisch aufbereitet werden sollte.

      Als Ausgangspunkt hierfür nennt WILSSWilss bestimmte „Denkschemata“, weil sie den Aufbau von handlungsregulierenden Lernstrategien und verhaltenswirksamen Lerntechniken ermöglichen. Schemata werden als Bausteine der kognitiven Weltrepräsentation im Gedächtnis gespeichert. Sie basieren auf Erfahrungen und stellen die typischen Merkmale eines Weltausschnitts dar. Auch determinieren sie Standardverhaltensweisen.

      Schemata entstehen durch induktive Verallgemeinerungen. Solche Verallgemeinerungen sind eine entscheidende Vorbedingung für die strukturelle Vereinheitlichung und genaue Lokalisierbarkeit von Daten unterschiedlicher Art. Schemabildung ist das Ergebnis der Beobachtung eines Details oder vieler Details, bis eine Struktur sich merkbar abzeichnet, eine Struktur, die im Rahmen erprobter Abstraktionsmechanismen das zunächst Besondere in den Rang einer allgemeinen, typisierten Konfiguration erhebt. Die relative Mühelosigkeit im Umgang mit der SpracheSprache ist nicht zuletzt der Möglichkeit des Rückgriffs auf Schemata zuzuschreiben; sie wirken als Entlastungsstrategien, weil sie parallel distribuierte Informationsverarbeitungsschritte in Gang setzen können (WILSSWilss 1992:168f).

      Sprachliche Schemata des Formulierens sind gewiss ein Kennzeichen der modernen SpracheSprache in den öffentlichen Medien sowie in den Fachsprachen. Der ÜbersetzerÜbersetzer arbeitet normalerweise im Rahmen einer stereotypgeprägten Generalisierung nach bestimmten Mustern.

      Als sprachliches Beispiel für Schemata nennt WILSSWilss (1992:176) die mechanische Wortbildung mit dem -isation-Suffix:

DeutschEnglischFranzösisch
Afrikanisierungafricanizationafricanisation
Aktualisierung …actualizationactualisation
Allegorisierung …allegorizationallégorisation
Atomisierungatomizationatomisation
Automatisierung …automatizationautomatisation
Charakterisierungcharacterizationcaractérisation
Computerisierung …computerizationcomputérisation
Dramatisierung …dramatizationdramatisation
Destabilisierungdestabilizationdéstabilisation
Dezentralisierung, etc.decentralizationdécentralisation

      Beim ÜbersetzenÜbersetzen gibt es nach WILSSWilss Übergangswahrscheinlichkeiten, d.h. bestimmte „Übersetzungsprozeduren sind erwartbarer als andere“, sie entwickeln sich zu einem „Multioptionstyp“, den man in allen möglichen Situationen einsetzen kann. Solches schemabasiertes Verhalten könnte dann übersetzungsdidaktisch als RegelhaftigkeitRegelhaftigkeit angewendet und trainiert werden. Der BegriffBegriff der so entstehenden „FertigkeitFertigkeit“ ist nachprüfbar1Wilss:

      Dazu gehören im Bereich des Übersetzens, von lexikalischen oder morphologischen Standardäquivalenten abgesehen, phraseologisch verfestigte, kommunikativ vorstrukturierte Formulierungen mit festen interlingualen Äquivalenzbeziehungen. Fertigkeiten schaffen sich eine eigene mentale Atmosphäre, glatt, einfach, minimalistisch, mit vom ÜbersetzerÜbersetzer als „automatic conditioned response“ beherrschbaren Spielzügen. Übersetzerische Tätigkeit bekommt hier den Charakter einer auf Selbstregulierungsmechanismen beruhenden Handlungsweise, die zeigt, daß Fertigkeiten nicht am „Erkenntniswert des Individuellen“ orientiert sind. (…)

      Von praktischer Relevanz dürften solche Regelhaftigkeiten vor allem im Bereich des Fachübersetzens sein, wo interlingual aufeinander abgestimmte Standardtextbausteine bei bestimmten Textsorten eingesetzt werden. Routine beim ÜbersetzenÜbersetzen entspricht der modernen Forderung nach Schnelligkeit und Gleichförmigkeit im Teamwork und ist „Kriterium fertigkeitsbasierten Übersetzens“ (WILSS 1992:46).

      So wie jeder Mensch, so ist auch der Ür [sc. ÜbersetzerÜbersetzer] ein Gewohnheitstier; er handelt mit Vorliebe nach dem Prinzip „consuetudo altera natura“; er neigt dazu, konfigurierte sprachliche Erfahrungen unter vergleichbaren Gebrauchsbedingungen repetitiv einzusetzen, und er kann dies deswegen tun, weil „Gleichförmigkeit im Ablauf (…)“ zu unseren primären Lebenserfahrungen zählt (WILSS 1992:85).

      WILSSWilss (1992:91) verweist darauf, dass man für bestimmte Typen von syntaktischen Konfigurationen so etwas wie „übersetzungsprozessuale Paradigmen“ entwickeln kann, wie folgendes Beispiel eines englischen Satzes zeigt:

       Arriving at the airport, he found his plane gone.

       Mögliche Übersetzungen sind:

      (a) Am Flugplatz angekommen, stellte er fest, dass sein Flugzeug weg war;

      (b) Als er am Flugplatz ankam, stellte er fest, dass …

      (c) Nach (Bei) seiner Ankunft am Flugplatz stellte er fest, dass …

      Die Übersetzungen zeigen, dass man die englische prämodifizierende Partizipialkonstruktion mit nachgestelltem Bezugssatz auf dreierlei Weise wiedergeben kann: in FormForm einer modifizierenden Partizipialkonstruktion (a), eines Satzgefüges mit einem durch die Subjunktion „als“ eingeleiteten Nebensatz (b), oder einer Nominalisierungsvariante mit Präposition „nach“ oder „bei“. Gebrauchsnormativ nicht adäquat wäre dagegen eine, vom SprachsystemSprachsystem her auch mögliche, syntaktisch wörtliche Übersetzung

      (d) *Am Flughafen ankommend, fand er sein Flugzeug verschwunden.

      WILSSWilss unterscheidet die beiden grundsätzlichen Möglichkeiten, die wörtliche und die nichtwörtliche Übersetzung. Dabei ist es einleuchtend, dass die wörtliche Übersetzung weniger aufwendig, da sie „imitativer, assoziativer Natur“ ist.

      Wo routinemäßig übersetzt wird, gilt das Prinzip der Quasi-Selbststeuerung des Übersetzungsprozesses. Wörtliche Übersetzungsprozeduren sind gleichsam außengeleitet. Anders ausgedrückt: Bei wörtlichen Übersetzungen reduziert sich der ÜbersetzungsprozeßÜbersetzungsprozess auf eine Verhaltensweise, für die die betreffende as Satz-, Syntagma- oder Wortbildungskonfiguration das übersetzerische Handlungsmuster abgibt. Wo wörtlichwörtlich übersetzt wird, tritt die „Unidirektionalität“ des Übersetzungsprozesses außer Kraft; der Übersetzungsprozeß wird umkehrbar. Wörtliche Übersetzungsprozeduren machen den Weg zum Ziel problemlos frei, weil sie nicht heuristischer, sondern imitativer, assoziativer Natur sind. Der Ür braucht nicht mehr zu leisten, als das betreffende ausgangssprachliche Textsegment im Rahmen internalisierter, weitestgehend unreflektierter und vorhersagbarer Standardoperationen über Standardkonfigurationen substitutiv auf die ZS zu projizieren“ (WILSSWilss 1992:93f).

      Die Menge der möglichen wörtlichen Übersetzungsprozeduren wäre sicher auch ein Kriterium für den Schwierigkeitsgrad eines Übersetzungstextes. WILSSWilss beschreibt das Verhalten bei einer wörtlichen Übersetzung:

      Die erste Übersetzung bleibt vor allem auf syntaktischer Ebene möglichst nahe am Ausgangstext. Sie praktiziert weitestmögliche syntaktische Isomorphie (wörtliche Übersetzung). (…) Hier erreicht der ÜbersetzerÜbersetzer auch ohne viel übersetzungskreatives DenkenDenken ein verhältnismäßig hohes Maß an übersetzerischer Effizienz und Ökonomie. Anders ausgedrückt: Er kann fast durchweg imitative und dennoch leistungsfähige Übersetzungsprozeduren praktizieren; er kommt, weil er gleichsam syntaktisch ungefiltert übersetzen kann, mit einem Bruchteil des kognitiven Inputs aus (1988:116).

      Als Beispiele für die mit dem ÜbersetzenÜbersetzen verbundenen allgemeinen kognitiven Phänomene nennt WILSSWilss jeweils sprachliche Aspekte, so etwa für die kognitive Erinnerungsleistung „das Wiedererkennen von Wörtern oder von Textbausteinen“ (1992:153), für Schemata und deren Verarbeitungsleichtigkeit „Bausteinbriefe“ sowie „Affigierungen und Syntagmen“ (ebd.:172), für Kulturspezifika die „Begrüßungsformeln“ (ebd.:39; 147). Die Betrachtung der Übersetzungsproblematik

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