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Fremdling, nicht mal in der Fantasie gelinge es ihm, in dessen Haut zu schlüpfen. Seine Aufgabe sei, sich den Inhalt anzueignen und wiederzugeben, wie ihm beliebe, nicht wahr. Genau das schaffe er nicht. Unmöglich. Mit der Zeit, ich hätte das bestimmt bemerkt, habe er mehr oder weniger nur noch abgeschrieben, was diesem Marty in Royan alles durch den Kopf ging. Und das sei ja wohl nicht der Zweck der Übung.

      Ich sah kurz auf, nickte.

      Schon lange bereue er seine Einwilligung, ich solle ihm bitte nicht mit den Sprüchen kommen, gerade in den Widerständen liege der Schlüssel zum verschütteten Zugang zu seinem früheren Leben.

      Ich verkniff mir ein Schmunzeln.

      Er gebe sich wahrhaftig alle erdenkliche Mühe. Sich aus den kargen, oft nur stichwortartigen Einträgen vorzustellen, was sich abgespielt hatte, nein, abgespielt haben könnte, sei äußerst anstrengend. Nicht machbar. Ihm fehlten Stoff, Erfahrung, Gefühle, Bilder. Höchst selten einmal laufe es wie von alleine, wenn die Sätze in die Tastatur fließen, als wäre das Denken ausgeschaltet. Meist aber, fast immer eigentlich, ende der Versuch vor einer mächtigen Wand. Da quere eine weiße Mauer sein Gehirn mit einer Selbstverständlichkeit, die keine Rechtfertigung brauche, unüberwindbar. Er könne sich nicht in diesen Jean-Pierre Marty hineinversetzen. Geschweige denn sich mit ihm identifizieren. Er wolle nicht.

      Ich schwieg längere Zeit. Meinte dann, ich würde das selbstverständlich akzeptieren.

      Die erwarteten und nun ausbleibenden Einwände und Überzeugungsversuche meinerseits brachten Marty aus dem Konzept. Seine Widerstandsenergie, die er im Hinblick auf dieses Gespräch mit mir kräftig aufgebaut hatte, fiel zusammen. Er war bereit, auf neue Vorschläge meinerseits einzugehen, als Wiedergutmachung für seine Unzuverlässigkeit, schließlich brach er sein Versprechen.

      Ich setzte ihm meinen Vorschlag auseinander. Am Dienstag, in vier Tagen also, finde ja unsere reguläre Sitzung statt. Seine Texte, ich hielt die Blätter in die Höhe, hätten mich beeindruckt, ob er bereit wäre, zumindest für einige Tage, probehalber sein eigenes Journal zu führen, er über sich jetzt hier in der Klinik, und zwar in einer Form, welche die anschließende Lektüre durch mich erlaube.

      Ich musste Marty irgendwie dazu bringen, die selbst auferlegte Fixierung zu lösen, dass er sich notwendigerweise mit «dem Andern» zu identifizieren habe, in seine Haut schlüpfen müsse, wie er es selbst ausgedrückt hatte. Der aktuelle Marty mit Amnesie sollte vielmehr, ausgehend von seiner jetzigen Verfassung, die Aufzeich­nungen seines früheren Ichs frei umgestalten. Ich hoffte, dass er durch das Schreiben eines eigenen Journals mit unmittelbaren Reflexionen des gegenwärtigen Ichs die notwendige Souveränität über seine alten Tagebücher gewinnen würde.

      Marty blickte mich misstrauisch an, in seinem Gesicht standen deutliche Zweifel, was das bringen solle, welche therapeutische Manipulation ich damit wieder anzuwenden gedachte. Er überlegte lange. Ohne Vorstellung einer eigenen Identität sei es ihm nicht möglich, ein Tagebuch in der Ich-Form zu schreiben, in einem eigenen Journal noch weniger als bei dem andern in Royan. Kein innerer Bezugspunkt da. Es gehe höchstens mit der Distanz der Außenbetrachtung. Er willigte unter der Bedingung ein, im Stil seiner eigenen Aufzeichnungen völlig freie Hand zu haben, was ich ihm selbstverständlich zugestand.

      Vier Tage später, rund eine Stunde vor unserer Sitzung, was mir die Lektüre gerade knapp ermöglichte, warteten die ersten eigenen, vom Sekretariat ausgedruckten Journalseiten von Marty auf meinem Tisch. Das Schreibproblem löste sich unerwartet auf glückliche Weise auf.

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