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Tranceperlen. Ghita Benaguid
Читать онлайн.Название Tranceperlen
Год выпуска 0
isbn 9783849781798
Автор произведения Ghita Benaguid
Жанр Документальная литература
Серия Hypnose und Hypnotherapie
Издательство Bookwire
Wenn eine Atembeklemmung für die Klientin fühlbar oder auch für die Therapeutin hör- und/oder sichtbar ist, kann im Sinne des Pacings zunächst der Atemrhythmus übernommen werden, um dann durch eigene Atemveränderungen neue Leadingangebote zu machen.
Die Atempausen können zusätzlich im Text notiert sein. Wenn es inhaltlich um Ruhe, Innehalten, Lösen, Pausen geht, so folgen 3 bis 4 Atemzüge auf beiden Seiten, in denen tatsächliche Ruhe herrscht.
An dieser Stelle verweise ich auf ein Interview mit meiner Kollegin Ronja Ernsting, die als Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin auch in hypnosystemischer Kommunikation ausgebildet ist.1 Dort erläutern wir Fragen zum leichteren Sprechen und Lesen von Trancen, wie z. B.:
•Gibt es eine besondere Trancestimme oder eine Stimme in der Entspannung?
•Wie funktionieren Sprechen, Stimme und Atmung?
•Was macht die Stimme zum »individuellen Fingerabdruck« eines jeden Menschen?
•Wie gestaltet sich ein gesunder Umgang mit dem Sprech- und Stimmorgan?
•Wie bleibt man stimmlich gesund, trotz vieler sprecherischer Belastung?
•Welche Maßnahmen gibt es zur Stimmhygiene?
•Inwiefern unterstützt die Körperhaltung das Gesagte?
•Was sollte man beim Sprechen von Trancen beachten?
1 https://www.carl-auer.de/programm/artikel/titel/tranceperlen
Milton H. Ericksons Hypnotherapie mit Frauen – aus Sicht seiner Tochter
Betty Alice Erickson
Milton Erickson hatte große Freude daran, seinen persönlichen Beitrag zur Hypnose zu leisten. Vor seiner Zeit – und manchmal sogar heute noch – wurde Hypnose als etwas verstanden, das mit dem Klienten »gemacht« wurde, unter Verwendung von direkten Anweisungen. Obwohl es Situationen gibt, in denen dies angemessen sein kann, glaubte, lehrte und demonstrierte Erickson Hypnose stets als eine gegenseitige Erfahrung, als Kommunikation mit dem Unbewussten. Er definierte Hypnose oft als »einen veränderten inneren Bewusstseinszustand, in dem unnötige oder irrelevante äußere Reize in den Hintergrund treten und das Unbewusste zu deinem Nutzen kommunizieren kann«.
Unser Unbewusstes basiert oft auf Reaktionen, die es in der Vergangenheit erlernt hat – auch wenn diese manchmal für einen Erwachsenen nicht besonders nützlich sind. Das, was häufig als »Bauchgefühl« oder »Instinkt« bezeichnet wird, kann Teil eines »Frühwarnsystems« sein. Wir sind aufmerksam oder auch nicht – manchmal zu unserem eigenen Bedauern. Manchmal will unser Bewusstsein nicht akzeptieren, was wir »wirklich« wissen. Wir kennen alle die »Ich hätte es wissen müssen!«-Reaktion. In Wirklichkeit wussten wir es – wir haben nur nicht auf uns selbst gehört. Aber das Unbewusste ist auch offen für neue, nützliche Informationen. In der Therapie wird dies oft als »Heilung« bezeichnet.
Erickson erlernte Hypnose ursprünglich hauptsächlich mit weiblichen Personen. Er praktizierte sie ausführlich an seiner Schwester Bertha und meiner Mutter, Elisabeth. Ich selbst war mehr als dreißig Jahre lang seine Versuchsperson. Er war Mentor vieler Ärztinnen und Zahnärztinnen und erkannte bereits zu seiner Zeit, dass deren Denkweise viel komplexer ist als die typisch männliche. Eine seiner herausragenden Studentinnen, die bereits verstorbene Zahnärztin Kay Thompson, wurde die erste Präsidentin der Amerikanischen Gesellschaft für Klinische Hypnose – eine Organisation, die Erickson mit zwei seiner Kollegen gegründet hatte.
Erickson war sich immer dessen bewusst, dass die Geschlechter sehr unterschiedlich sind, sowohl physisch als auch – aufgrund ihrer Erfahrungen – im Sozialverhalten. Typischerweise fragen Frauen immer nach dem »Warum«. Vielleicht weil wir oft weniger Macht haben als Männer, richten wir viel Aufmerksamkeit auf emotionale Hinweise. Wir reagieren auch oft eher emotional als sachlich – denken Sie nur an den typisch männlich-weiblichen Wortwechsel: »Macht mich dieses Kleid nicht dick?« Oder einfach nur: »Sehe ich so gut aus?« Männern sieht man am Blick geradezu die Verzweiflung an, wenn sie versuchen, die »richtige« Antwort zu finden. Wenn wir eine alte Freundin wiedersehen, knüpfen wir an früher an, bewundern ihr Haar, fragen nach den Lebensumständen, erzählen ihr das Gleiche von uns. Männer klopfen sich einmal gegenseitig auf die Schulter und sagen: »Siehst gut aus, Kumpel!« Damit ist ihr Begrüßungsritual beendet.
Unterschiede ermöglichen aber auch gleichzeitig breitere Perspektiven – eine Grundlage von Ericksons Arbeit. Typischerweise wollen wir Frauen alles genauer wissen – das innerliche »Warum« interessiert uns mehr als die Anwendung von Techniken. Von Kind auf sind wir darauf gepolt, Gefühle zu erschließen. Wir lieben es, Gefühle zu diskutieren – unsere eigenen und die anderer. Erickson wusste dies und respektierte diese Eigenschaften. Er sprach oft von den verschiedenen »Sprachen«, die Frauen und Männer sprechen. Frauen benutzen von klein auf eine »vielschichtige« Sprache. Sogar beim Small Talk wissen Frauen meistens, was andere Frauen »wirklich meinen«. Erickson wusste auch, dass Trancen von Frauen »natürlicher« sind. Wir pusten auf das aufgeschlagene Knie, strahlen und sagen: »Alles wieder gut!«, während das Kind ein wenig verwundert schaut, aber die hilfreiche Information dankend annimmt.
In der Hypnose wendete Erickson zunächst formale Techniken an – »Ich möchte, dass Sie bequem sitzen, und mit jedem tiefen Atemzug kann es sich angenehmer anfühlen … Ja, so ist es gut!« –, um eine Tranceinduktion zu beginnen und dann zu vertiefen. Auch hier achtete er darauf, Worte und »Anweisungen« mit Bedacht zu wählen. »Ich möchte« ist eine Einladung (ein Angebot), keine Anweisung und kein Befehl. Der Klient kann es annehmen oder nicht. »Mit jedem Atemzug« – eine Binsenweisheit, denn jeder muss atmen! – ermöglicht er Autonomie und Kontrolle: »… kann es sich angenehmer anfühlen« – kann, nicht wird! »Wird« ist ein Befehl, »kann« eine Einladung. Der Klient hat es in der Hand, wie er sich fühlen möchte. Das wird subtil, aber in jedem Fall aufgenommen als ein Zeichen von Vertrauen.
Sogar Lob wählte Erickson vorsichtig. Er sagte immer »Genau!« – mit einem Lächeln in der Stimme. Ein Lächeln kann man sogar hören, wenn die Augen geschlossen sind. Dieses nicht wertende »Genau« in Verbindung mit einem Lächeln wird zu einem Lob des Klienten an sich selbst – was immer der beste Weg ist. »Gut!« impliziert immer verschiedene Bedeutungen. Der »Geber« begibt sich damit in eine wertende Position. Viele Menschen meinen, dass sie nicht »gut genug« sind, und wir sollten deshalb gut aufpassen, dass das Lob nicht auf diese Weise verstanden wird. Ich selbst sage auch immer »Genau!« mit einem Lächeln in der Stimme. Die Klienten schwören, ich hätte gesagt, sie machen es gut. Die Zuschauer oder die Videoaufnahme wissen es besser. Bei den Klienten kam immer an, dass das, was sie taten, gut sei – das ist ja auch die Intention –, aber die Bewertung kam von ihnen selbst.
Mit dieser Lesehilfe lassen sich viele von Ericksons veröffentlichten Induktionen untersuchen und weitere Beispiele für gestärkte Unabhängigkeit und Autonomie aufzeigen. Mit der Zeit vollzog Erickson einen kompletten Wechsel seiner Denkmuster hin zu beiläufigen Induktionen, die diese bestimmt noch fördern. Ich habe zunächst auch mit formalen Induktionen begonnen und glaube, dass es wichtig ist, diese zu erlernen. Ich habe Selbsthypnose für Geburten angewendet und auch in einer Hypnose-Geburtsgruppe meiner Hebamme gelehrt. Mir gefiel aber immer die Psychotherapie besser als die medizinischen Aspekte, und jetzt wende ich Hypnose hauptsächlich in der Psychotherapie an. Dabei arbeite ich inzwischen ausschließlich mit beiläufigen Induktionen.
Die Geschichten, für die Erickson legendär wurde, eignen sich hervorragend als Induktionen und tragen oft eine eigenständige therapeutische Aussage in sich. Und man kann ihnen nur schwer widerstehen. Wenn man einer Gruppe von 100 Menschen in gleichmäßigem Tonfall erzählt: »Es war einmal, vor sehr langer Zeit, in einem fernen Land,