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auch für das restliche Buch, der Einfachheit halber weise ich nicht jedes Mal darauf hin, dass der Hund/die Hündin oder der Kleine/die Kleine gemeint sein können) erst zehn Wochen ist.

      Zwischen der 9. und 12. Lebenswoche bekommen die meisten Hundeführer ihren Welpen nach Hause. Dass jetzt erst mal die Familie den Kleinen in Beschlag nimmt, ist völlig normal und muss sogar gefördert werden. Bis jetzt ist Ihr Welpe wohlbehütet bei seinen Wurfgeschwistern und seiner Mutter in wohliger Wärme aufgewachsen. Es ist schwer genug für den Kleinen, seine Mutter und Geschwister nicht mehr zu haben. Sorgen Sie dafür, dass er die ersten Wochen im neuen Rudel ohne Angst verbringen kann und nie alleine ist. Er soll in einem intakten „Rudel“ aufwachsen, zumindest während seiner Kindheit. Lassen Sie in den ersten Wochen so viele Kinder wie möglich mit Ihrem Hund spielen. Das soll nicht heißen, dass Ihr Welpe alles darf, nein! Er soll nicht im Ehebett schlafen, auch nicht bei den Kindern im Kinderzimmer spielen und in den Betten rumtoben, zum Toben ist der Garten da. Die Wohnung/das Haus ist ein Ort der Sicherheit und Geborgenheit, hier wird auch nicht gefressen. Je früher Sie diese einfachen Regeln und Gesetze einführen, umso leichter wird der tägliche Umgang miteinander. Auch in einem richtigen Rudel gibt es diese und andere Regeln/Gesetze, die eine Alphahündin ohne Kompromiss durchsetzt. Überlegen Sie gut, was Sie Ihrem Hund als Welpe erlauben. Es ist unglaublich schwer, ihm Gewohntes wieder zu nehmen bzw. wieder abzugewöhnen. Niemals darf sich der Hund Ihnen, Ihrer Frau und den Kindern gegenüber gleichwertig sehen. Das darf auf keinen Fall geschehen, die wichtigste aller Regeln in einem „Familienrudel“ ist: Der Hund ist in der „Hackordnung“ ganz hinten, er ist nicht der Vorletzte, weil da vielleicht die Oma oder Schwiegermutter ist, nein, der Hund ist an letzter Stelle!

       Regeln sind wichtig

      Jedes Wort, egal von wem es kommt, hat für den Welpen Gültigkeit. Dieser kleine, süße, putzige, mit seinem Unschuldsblick sich in die Herzen schleichende Welpe bekommt es sofort mit, wenn die Frau sagt, der Hund darf nicht mit aufs Sofa, und Sie nehmen ihn trotzdem mit.

      Gespielt und gefressen wird nur draußen, auch Wasser gibt es in der „Höhle“ nicht, und es wird schon gar nicht gepinkelt oder gekackt. Ihre Aufgabe besteht nicht nur darin, die Schweinereien zu beseitigen, sondern auch, dem Kleinen begreifbar zu machen, dass sowas in der Höhle nicht passieren darf. Auch nicht am ersten Tag, seine Mutter hat ihm das beigebracht! Machen Sie jetzt nicht den Fehler, das rückgängig zu machen.

      Natürlich wird es passieren, dass er mal in die Ecke pinkelt oder mehr. Dann haben Sie sein Zeichen, das seine Mama immer verstanden hat, nicht erkannt, weil er erst zu kurz bei Ihnen ist, oder Sie haben nicht gelernt, Ihren Welpen zu beobachten. Laut schimpfen hilft gar nichts, wenn Sie ihn jetzt beobachten, sehen Sie, dass er genau weiß, dass er etwas gemacht hat, was er nicht darf. Durch Schreien und lautes Schimpfen verängstigen Sie Ihren Welpen nur, das kann so weit führen, dass er dadurch Angst bekommt und sich verkrümelt, sobald Sie den Raum betreten. Packen Sie ihn am Genick, nicht zu fest, aber auch nicht zärtlich, er soll schon wissen, dass was im Busch ist. Ein kurzes Schütteln in Verbindung mit einem grimmigen „Pfui“ wirkt Wunder.

      Leider werden Sie jetzt wahrscheinlich ein Problem mit Ihrer Frau und den Kindern haben, ganz besonders, wenn Sie Töchter haben. Aber nur so geht’s und Sie werden als Rudelführer akzeptiert. Ihr Welpe wird sich in Zukunft auf irgendeine Art und Weise mit Ihnen in Verbindung setzen, um Ihnen zu sagen „Ich muss mal!“

      Für Sie als Rudelführer bleibt in den ersten Wochen wenig zu tun, aber das Wenige ist unheimlich wichtig. Grenzen Sie sich nicht selber aus, sondern nehmen Sie ihn mit ins Revier, unbewusst fängt hier bereits die Phase der Ausbildung an. Er wird, anders als bei Ihren Kindern oder der Ehefrau, Sie als Rudelführer erkennen und wahrnehmen. Immer mehr wird er erkennen, dass er zu Hause spielen kann, aber bei Ihnen gibt es etwas, das tief in diesem kleinen Wesen schlummert und dem er sich nicht entziehen kann, weil er ein Wolf ist: Bei Ihnen gibt es die Jagd!

      Ihr Hund wird alles, was Sie ihm beibringen, gerne annehmen, wenn es in seinem Sinne ist und eine Erleichterung im täglichen Leben bringt. Zum Beispiel muss mein Hund noch immer (mittlerweile ist er fünf) vor mir „Sitz“ machen, bevor ich ihm die Halsung überstreife. Er weiß genau, wenn er stehen bleibt, gibt es keine Halsung, also auch kein Gassigehen. Nur durch eiserne Konsequenz lernt Ihr Zögling schnell, sich in seinem neuen Rudel zurechtzufinden.

       Bindung schaffen

      Geben Sie Ihrem Welpen einen Platz in Ihrer Wohnung/im Haus, am besten Sie kaufen einen Korb, nicht zu groß, sodass er sich zusammenkuscheln muss. Eine einfache Decke oder ein Teppichstück, das Sie anpassen, reicht vollkommen aus. In den ersten Tagen legen Sie ruhig die obligatorische Wurfdecke oder den Stofffetzen, den Ihnen der Züchter im Idealfall mitgegeben hat, in seinen Korb. Spätestens aber nach einer Woche ersetzen Sie diese Erinnerung an seine Wurfgeschwister und Mutter mit einem gebrauchten T-Shirt von Ihnen. Am besten jeden zweiten Tag, als Ersatz können Sie auch Ihre Socken nehmen. Socken haben aber den Nachteil, dass der Kleine sie zerbeißen wird, und wenn er keine mehr bekommt, wird er sich selber Schuhe holen. Ich weiß, wovon ich rede, diese Erfahrungen habe ich schmerzlich machen dürfen. Also bleiben Sie beim T-Shirt, das wird er auch nicht zerbeißen.

      Innerhalb kürzester Zeit hat Ihr Hund Sie in sein Herz geschlossen und wird Sie, auch ohne dass er Sie sieht, überall finden, nur alleine Ihr Geruch reicht, um Sie unter hunderten Menschen zu erkennen oder, wenn der Wind günstig steht, über viele Kilometer zu finden.

      Nach der 15. Lebenswoche fängt es an, für Sie interessant zu werden. Ihr Hund hat sich in Ihrem Familienrudel eingefunden, kennt alle Rituale und Gesetze innerhalb seiner neuen Familie und hat seinen Platz hinter dem der Schwiegermutter gefunden. Er kennt Ihr Revier, war bei unzähligen Spaziergängen dabei, und wenn Sie ihn genau beobachtet haben, hat er Ihnen schon jede interessante Fährte im Wald gezeigt. Vielleicht hat er schon auf einem erlegten Wildschwein gesessen oder hat Ihnen zugeschaut, wie Sie ein Reh aufbrechen.

      Sie zeigen damit Ihrem Hund, warum nachgesucht wird. Beute machen bedeutet nicht vordergründig zu töten, sondern Futter zu haben. Er soll lernen, dass das, was Sie als Gefährten machen, nicht nur Umbringen ist. Darum dürfen Sie, wenn Sie bei einer Nachsuche ein Stück erlegt oder auch tot aufgefunden haben, niemals das Stück alleine im Wald liegen lassen, den Hund abziehen und zum Auto bringen, um danach das Stück zu holen. Denn dann wird der Hund damit nicht Beutemachen/Futter verbinden. Lassen Sie ihn am Stück abgelegt zurück, holen Sie in aller Ruhe Ihr Fahrzeug und zeigen Sie ihm: „Das nehmen wir jetzt mit, das essen wir!“

       Das Wesen

      Eingesperrt kann sich kein Säuger entwickeln. Natürlich ist es ab und zu unumgänglich, dass Ihr Hund mal für ein paar Stunden in den Zwinger muss. Das sollte aber die Ausnahme sein. Auf keinen Fall dürfen Sie Ihren Welpen oder Junghund einsperren! Ein Hund, der lange oder immer eingesperrt ist, wird sich zunächst mit allen Mitteln dagegen wehren, solange er die Kraft und den Willen hat. Irgendwann wird er sich mit der Situation abfinden und er wird abstumpfen, ein geistiger Krüppel werden. Wir brauchen für die Jagd jedoch einen vollkommen normal entwickelten Hund, der auch geistig voll ausgereift und hellwach ist.

      Lassen Sie ihm seine Freiheiten, toben und spielen gehören zu seiner Entwicklung dazu wie das Futter. Hunde sind spielverrückt bis ins hohe Alter, und Kinder sind die besten Spielgefährten. Lassen Sie zu, dass Ihr Welpe von Anfang an so viele Eindrücke wie möglich sammeln kann, lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf, um die verrücktesten Dinge mit Ihrem Hund zu tun. Das gehört ebenso zur Ausbildung wie das Fährtenlegen. Und es hat noch einen entscheidenden Vorteil: Sie können es mit der Familie tun, diese sollten Sie neben der Beschäftigung mit dem Welpen nicht vernachlässigen.

       Jagdhunde brauchen viel Bewegung.

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