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S. 140.

      Nach welchen Kriterien treffen Sie also Ihre Auswahl? Ich bin der Ansicht, Ihr Hund findet Sie, nicht umgekehrt. Die wichtigste Frage, die Sie sich stellen müssen, ist: Welche Rasse passt zu mir, zu meinem Revier und zu meiner Familie?

      Sprechen Sie mit Ihrer Familie offen darüber, bestimmt haben Sie ja schon einen Favoriten, nehmen Sie sich Zeit, und wenn Ihre Frau oder Ihre Kinder diese Rasse nicht kennen, schauen Sie sich mit ihnen Bilder im Internet an. Glauben Sie mir, jeder Zuchtverband schreibt sich auf seine Fahne, dass diese bestimmte Rasse total familienfreundlich und kinderlieb ist. Alles Quatsch! Familienfreundlich und kinderlieb wird der Hund nur durch Ihre Erziehung. Kein Welpe wird „familienfreundlich“ geboren. Lassen Sie die Finger von Züchtern, die solche Behauptungen aufstellen, das hat nichts mit Leistungszucht zu tun. Ebenso brauchen Sie keinen Welpen, der Ihnen von einem Händler irgendwo in Europa für viel Geld vermittelt wurde. Kein Jagdhundewelpe mit anerkannten Jagdgebrauchshundeverbandspapieren darf in Deutschland mehr als 1000 € kosten (in Österreich und in der Schweiz sind die Preise für Jagdhunde erheblich höher, deshalb informieren Sie sich wiederum am besten beim Verband der jeweiligen Rasse).

      Die nächste Frage ist: Was wollen Sie mit diesem Hund machen? Für ein Niederwildrevier werden Sie sich logischerweise einen Vorstehhund zulegen. Für ein Bergrevier mit Reh-, Rot- und Gamswild wird es eher ein Bayerischer Gebirgsschweißhund, eine Bracke oder ein Hannoverscher Schweißhund sein. Für die Baujagd sind natürlich Terrier oder Dachshunde besonders gut geeignet. Und wenn Sie so wie ich vorrangig Schwarz- und Rotwild nachsuchen, sollte es eine Jagdhunderasse sein, die vom Stockmaß nicht größer als 55 Zentimeter ist, denn vor allem für Nachsuchen auf Schwarzwild ist ein zu langbeiniger Hund eher nicht so gut geeignet, weil er in einer Dickung schlechter vorankommt. Er sollte aber auch nicht kleiner als 30 Zentimeter sein. Bestimmt kommt jetzt von allen Dackelführern der große Aufschrei! So gut ein Dackel auch auf der Wundfährte sein kann, hat er doch ein großes Handikap, das ihn als Nachsuchenhund für erschwerte Nachsuchen ausschließt. 80 % aller erschwerten Nachsuchen enden mit einer Hatz, allein diese Tatsache macht ihn dafür unbrauchbar. Ein Dackel kann niemals ein laufkrankes Stück Rot- oder Rehwild fangen. Das ist bei diesen Wildarten ein absolutes Muss, denn diese werden sich niemals einem Hund stellen. Durch seine kleinen Beinchen ist er beim Stellen von wehrhaftem Wild viel zu unbeweglich, ein Alttier würde ihn mit den Vorderläufen erschlagen, ein Wildschwein würde mit ihm in der Dickung kurzen Prozess machen.

      Für die Nachsuche von Reh-, Rot- und vor allem Schwarzwild brauchen Sie einen vom Wesen ruhigen, von seiner Statur schlanken, nicht zu kleinen, aber auch nicht zu großen, im Kopf klaren Hund, der schnell und beweglich ist und ausdauernd jagen kann. Keinen „Killer“, wie es oft unsere Vorstehhunde sind, wobei ich diese hier nicht ausschließen will. Auch unsere Vorstehhunde können unter Umständen richtig gute Nachsuchenhunde sein, oft jedoch schießen sie durch ihre große Passion übers Ziel hinaus, aber Ausnahmen bestätigen die Regel.

       Besonders geeignete Hunde für erschwerte Nachsuchen

      Nachdem ich nun sowieso schon bezüglich Dackeln und Vorstehhunden ins Fettnäpfchen getreten bin, kann ich jetzt ruhig ein paar meiner bevorzugten Jagdhunderassen nennen, die ich für die Nachsuche schätze.

      • Der Hannoversche Schweißhund ist natürlich meine erste Wahl, hier aber nicht der schwere Schlag, der Gott sei Dank fast nicht mehr gezüchtet wird (mit seinen über 50 Kilogramm ist er viel zu schwer und unbeweglich).

      • Der Bayerische Gebirgsschweißhund ist ebenfalls ohne Einschränkung die richtige Wahl.

      • Auch die Dachsbracke ist hervorragend dafür geeignet.

      • Der Wachtelhund kann richtig gut werden, wenn man ihn nicht zum Stöberhund ausbildet.

      • Die Steirische Rauhaarbracke ist ebenfalls ein sehr guter Nachsuchenhund.

      • Der Schwarzwälder Schweißhund ist eine Kreuzung zwischen Hannoverschem Schweißhund und Plott Hound und gut geeignet für die Nachsuche. Obwohl er schon seit 1994 als eigenständige Rasse gezüchtet wird, kennen viele ihn nicht. Hier haben wir aber das Problem mit der Anerkennung der Papiere.

      • Der kleine Münsterländer ist auch ein sehr brauchbarer Hund rund um die Nachsuche.

      Erkennen Sie, was ich meine? Nicht die Größe und Stärke eines Hundes sind hier gefragt, für die erschwerte Nachsuche braucht man einen Leichtathleten.

      Übrigens, was ich über den Wachtelhund gesagt habe, gilt für jede Rasse, für die Sie sich entscheiden: Jeder Hund kann zum Nachsuchenhund ausgebildet werden. Jedoch sollte meiner Meinung nach ein Nachsuchenhund wirklich nichts anderes machen, nein, auch keine Ente aus dem Wasser holen. Denn ein Nachsuchenhund, der auch noch Wasserarbeit leisten muss, wird meiner Ansicht nach in keinem Bereich hervorragend werden. Sie müssen sich das etwa so wie bei den Diensthunden vom Zoll vorstellen: ein Hund, der auf Drogen abgerichtet ist, riecht keinen Sprengstoff oder kein Geld. Zollhunde werden auch niemals für mehrere Dinge ausgebildet. Meine Nachsuchenhunde haben deshalb immer nur Schalenwild nachgesucht, und alle waren außerordentlich erfolgreich!

      Natürlich will und kann ich andere Jagdhunderassen nicht ausschließen, weil es immer Ausnahmen gibt. Auch ein Terrier kann unter Umständen ein guter und ruhiger Sucher sein, meistens jedoch ist er ein guter Jäger, und so einen können wir nicht brauchen.

      Ob ein Jagdhund zum Nachsuchenhund, Stöberhund oder Vorstehhund wird, das hat nicht der Zuchtverband, seine Eltern oder der Züchter entschieden. Sie machen Ihren Hund durch die Ausbildung dazu!

       Vom Welpen zum guten Nachsuchenhund

      Es gibt viele Methoden oder Rituale, wie sich ein Jäger seinen Welpen aussucht. Nehmen Sie den, der Ihrer Frau oder den Kindern gut gefällt. Es ist total egal, ob er beim Händeklatschen zusammenzuckt oder ob er freudig auf Sie zukommt. Ob der Züchter ein Berufsjäger ist oder nicht, ob der fünf Wochen alte Welpe schon mal auf einer Sau herumgeturnt hat oder nicht, ob er mit seiner Mutter und den Wurfgeschwistern schon mal im Wald und im Wasser war oder nicht – ganz egal. Hat der Rüde, den sich Ihre Tochter/Ihr Sohn/Ihre Frau ausgesucht hat, nur einen Hoden – total egal, nehmen Sie ihn.

      Wichtig ist jedoch, ob Kinder ausgiebig mit den kleinen Welpen gespielt haben, immer wieder, täglich, danach sollten Sie sich erkundigen.

      Diese neun, zehn oder elf Wochen, die ein Welpe bei seiner Mutter und seinen Wurfgeschwistern ist, prägen ihn überhaupt nicht. Er lernt Fressen, Sehen, Gehen und dass er sich nicht in den Wurfkessel lösen darf. Das ist alles! Erst wenn er nach diesen Wochen in sein neues Zuhause kommt, wird er so, wie Sie ihn später einmal haben. In Ihrem Hund wird sich Ihre Erziehung/Ausbildung widerspiegeln. Geben Sie später nicht dem Züchter die Schuld, wenn Sie mit Ihrem Hund nicht zufrieden sind.

       Welpenerziehung – Grundlegendes

      Eines habe ich in den vielen Jahren der Schweißhundeausbildung gelernt: „Ein guter Jäger macht einen guten Hund und ein guter Hund einen guten Jäger!“

      Schon auf dem Weg nach Hause sind Sie der Rudelführer, und das muss dieser kleine Welpe wissen, immer und zu jeder Zeit.

      Nicht Härte und Brutalität zeichnen eine gute Erziehung aus, sondern Konsequenz, Zurückhaltung, Überlegenheit, Geduld, und wieder Konsequenz. Das muss der Geist sein, der Sie bei der Ausbildung Ihres Welpen antreibt und Ihren kleinen Zögling zu Ihnen aufschauen lässt. Seien Sie positiv arrogant in Ihrer Erziehung, finden Sie eine innere Ruhe und Gelassenheit, nicht zu verwechseln mit Gleichgültigkeit! Das alles fängt bereits im Auto auf dem Heimweg an, und das prägt von Anfang an das Wesen Ihres Hundes.

      In dieser Phase, die ich bis hierher beschrieben habe, können Sie nicht mehr zurück.

      Sie

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