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liegenden 90°-Kreis erkennen Sie, dass Jupiter und Aszendent sich gegenüberstehen. Eine solche Verbindung ist im normalen Tierkreis schwer auszumachen, da es sich um einen Winkel von 135 Grad, also ein Anderthalbquadrat handelt. Auch Sonne und Neptun formen im 90°-Kreis eine scheinbare Opposition, im 360°-Kreis bilden sie ein Halbquadrat.

      Der 90°-Kreis wurde und wird bis heute vor allem zusammen mit einer durchsichtigen Plastikscheibe verwendet, die auf der Horoskopunterlage befestigt ist. Durch Drehen der Scheibe lassen sich bequem alle Halbsummen und Planetenbilder feststellen.

      Selbstverständlich dürfen 90°-Kreis und normaler Tierkreis niemals zueinander in Bezug gesetzt werden, sondern müssen immer getrennt voneinander betrachtet werden.

Abbildung 4: Albert Einstein, 14. 3. 1879, 11.30 LMT, Ulm mit 90°-Kreis außen

      Abbildung 4: Albert Einstein, 14. 3. 1879, 11.30 LMT, Ulm mit 90°-Kreis außen

      Planetenbilder können auch tabellarisch erfasst werden: Da bei Halbsummen nicht nach der Art des (Spannungs-)Aspektes unterschieden wird, haben sich Halbsummenlisten in verschiedenen Teilern bewährt. Diese Listen sind durch die Verbreitung des Computers heutzutage zum Standart geworden und haben den 90°-Kreis mit Drehscheibe weitgehend ersetzt. Am häufigsten werden die 90°- und die 45°-Liste verwendet.

      Bei der 90°-Liste fallen, genau wie beim 90°-Kreis, die kardinalen Zeichen auf die Grade 0 bis 30, die fixen Zeichen auf die Grade 30 bis 60 und die beweglichen Zeichen auf die Grade 60 bis 90. Planeten oder Achsen mit gleicher Gradzahl stehen in einem Aspektverhältnis des vierten Harmonic (Konjunktion, Quadrat, Opposition) zueinander. Nicht erfassen lassen sich mit dieser Liste die Winkelverhältnisse von 45 und 135 Grad.

Abbildung 5: 90°-Liste Albert Einstein

      Abbildung 5: 90°-Liste Albert Einstein

      Abbildung 5 zeigt die 90°-Liste von Albert Einsteins Horoskop. Greifen wir zum besseren Verständnis einige Faktoren und Achsen heraus:

      In der ersten Spalte von links finden wir den Aszendenten auf 11° 38'. Direkt darüber auf 11° 06' befindet sich die Achse Jupiter/Pluto. Dies sagt uns, dass der Aszendent mit einer Abweichung von 32 Bogenminuten in der Halbsumme Jupiter/Pluto steht, kurz ausgedrückt: AC = JU/PL. Welchen Aspekt der Aszendent zu dieser Halbsumme bildet, ist aus der Liste nicht zu ersehen. Wir wissen aber, dass es sich um einen Winkel des vierten Harmonic (Konjunktion, Opposition oder Quadrat) handeln muss.

      Direkt unterhalb des Aszendenten auf 13° 00' finden wir die Achse Uranus/Pluto. Hier beträgt die Abweichung 1° 22', das Planetenbild AC = UR/PL liegt also noch im zulässigen Orbisbereich.

      In der vierten Spalte, ganz rechts, finden wir Einsteins Sonne auf 83° 30'. Darüber befindet sich Merkur/MC, darunter Saturn/MC. Beide Halbsummen liegen im gültigen Orbisbereich, so dass wir schreiben können: SO = ME/MC = SA/MC.

      Noch häufiger wird die 45°-Liste verwendet, da hier zusätzlich die Halb- und Anderthalbquadrate erfasst werden können. Bei dieser Liste wird der Tierkreis in acht Segmente von jeweils 45 Grad unterteilt. Die 0°-Punkte liegen jeweils auf 0° aller kardinalen und 15° aller fixen Zeichen. Somit decken sich alle Konjunktionen, Oppositionen, Quadrate, Halb- und Anderthalbquadrate.

      Das folgende Schema erleichtert das Umrechnen in Teiler 8:

      - Bei den kardinalen Zeichen kann der Wert einfach übernommen werden (28° Steinbock entspricht 28°).

      - Bei den fixen Zeichen bis 14° 59' werden 30° addiert (6° Stier entspricht 36°). Bei den fixen Zeichen ab 15° werden 15° abgezogen (23° Wassermann entspricht 8°).

      - Bei den beweglichen Zeichen werden 15° addiert (17° Fische entspricht 32°).

      Früher bedeutete die Arbeit mit den Halbsummen viel Rechnerei. Heute übernimmt der Computer diese Aufgabe. Jedes bessere Astrologie-Programm sollte in der Lage sein, Halbsummenlisten in verschiedenen Teilern zu berechnen.

      Mit einigen Computerprogrammen lassen sich Halbsummen auch in Form so genannter Baumdiagramme darstellen.

Abbildung 6: Baumdiagramm von Einsteins MC

      Abbildung 6: Baumdiagramm von Einsteins MC

      Abbildung 6 zeigt den Halbsummenbaum zu Einsteins MC. Im hier dargestellten 45°-Schema sind alle Faktoren und Achsen zu sehen, die Winkel des Teiler 8 (Konjunktionen, Halbquadrate, Quadrate, Anderthalbquadrate und Oppositionen) zum MC bilden (maximaler Orbis: 2°). Die Achsen und Faktoren oberhalb des MC bilden applikative (zunehmende) Aspekte, die Aspekte unterhalb des MC sind seperativ (abnehmend). Je weiter die einzelnen Halbsummenpaare auseinanderstehen, desto größer ist der Orbis.

      Interpretation

      Bei der Interpretation von Dreierstrukturen müssen die Prinzipien der drei Faktoren, ähnlich wie bei einem T-Quadrat oder einer Dreier-Konjunktion, zu einem gemeinsamen Deutungsinhalt verbunden werden. Der Planet oder Faktor, der in der Mitte steht, wirkt dabei als eine Art Brennpunkt für die Energien der beiden anderen Faktoren. Es empfiehlt sich folgende Vorgehensweise:

      Zunächst deutet man das Paar, das die Achse bildet. Wie bei den Aspekten gilt auch hier: der langsamere Planet beeinflusst immer den schnelleren, nicht umgekehrt.

      Anschließend überlegt man sich, wie der Planet oder Faktor in der Mitte diese Achse weiterhin färbt oder modifiziert.

      Betrachten wir zur Verdeutlichung einige Beispiele. Liegt im Horoskop eines Menschen ein Spannungsaspekt zwischen Merkur und Neptun vor, erwarten wir Phantasie, idealistisches Denken, Tagträume usw. Wir gehen dabei von der Tatsache aus, dass die Eigenschaften Neptuns (der langsamere Planet) sich auf das Denken und Kommunizieren (Merkur) der betreffenden Person auswirken. Bei der Halbsumme Merkur/Neptun verhält es sich ebenso.

      - Befindet sich Venus in der Halbsumme von Merkur und Neptun (VE = ME/NE), so können wir daraus ableiten, dass der durch ME/NE angezeigte Idealismus in erster Linie im Bereich Liebe/Partnerschaft zum Tragen kommt. Die betreffende Person wird sich romantischen, schwärmerischen Liebesgedanken hingeben, wobei auch die Möglichkeit besteht, dass unrealistische Vorstellungen zu Enttäuschungen führen. Gleichzeitig begünstigt diese Halbsumme den kreativen Ausdruck in seinen vielfältigen Formen, da sich Phantasie (ME/NE) mit dem Bedürfnis nach Schönheit und Ästhetik (VE) verbindet.

      - Durch SO = ME/NE wird das phantasievolle und idealistische Denken zu einem zentralen Thema der Persönlichkeit (SO). Ein Mensch, dessen Horoskop dieses Planetenbild aufweist, wird den Wunsch haben, sich mit Dingen zu beschäftigen, die seine Phantasie anregen und ihn inspirieren. Da der Betreffende sehr aufnahmefähig und beeinflussbar ist, besteht auch hier die Gefahr von unrealistischen Erwartungen und falschen Vorstellungen.

      - Mit Mars zwischen Merkur und Neptun (MA = ME/NE) wird der Horoskopeigner höchstwahrscheinlich versuchen, sich für seine Ideale einzusetzen bzw. seine Vorstellungen und Visionen (ME/NE) in irgendeiner Form praktisch umzusetzen, sie anwendbar zu machen (MA).

      - Problematischer erscheint das Bild SA = ME/NE. Hier werden die idealistischen Vorstellungen immer wieder mit der Realität konfrontiert. Saturn bringt eine ernste und nüchterne Qualität ins Bild, die nicht so recht zu Neptun passt. Wiederum kann die Phantasie ins Grenzenlose ausufern, bekommt dabei aber eine pessimistische Färbung. Diese Halbsumme findet sich häufig bei Menschen, die anfällig für Stimmungsschwankungen oder Depressionen sind. Als positive Entsprechung könnte Saturn den Betreffenden veranlassen,

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