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Kaufmann ins Gesicht. „Denk an die Kinder!“

      Der Kaufmann aber brummte: „Und wer denkt an mich?“

      Nach kurzem Schweigen machte er Nikolaus einen Vorschlag.

      „Also gut. Ich nehme das bisschen Gold, das du mir anbietest. Dafür darfst du morgen den ganzen Tag über Getreide entladen. Siehst du die Luke hier? Wenn dein Boot unterhalb der Luke festgemacht wird, kannst du den Weizen aus der Luke heraus in das Boot schütten.“

      Nikolaus atmete schon auf; der Kaufmann hatte allerdings noch nicht geendet.

      „Doch nur unter einer Bedingung: Du musst mit leeren Händen in den Laderaum steigen – und dort unten gibt es kein Schöpfgefäß!“

      Nikolaus verzog das Gesicht.

      „Und womit soll ich das Getreide ins Boot schütten?“

      „Du hast doch Hände – zum Beispiel.“ Der Kaufmann lächelte eisig. „Ich gebe dir einen ganzen Tag Zeit, vom Sonnenaufgang bis zum Untergang. Das ist mein letztes Angebot.“

      Die Augen des Bischofs blitzten kurz auf. Dann fragte er mit ruhiger Stimme:

      „Darf ich in meiner Amtskleidung als Bischof kommen?“

      Der Kaufmann wandte sich an den Steuermann seines Schiffes und fragte im Flüsterton:

      „Weißt du, wie ein Bischof gekleidet ist?“

      Der Steuermann nickte. „Das weiße Gewand und der Stab, das ist alles.“

      Der reiche Händler aus Konstantinopel wandte sich wieder an Bischof Nikolaus.

      „Das Geschäft ist abgemacht. Ich behalte das Gold – und du kannst morgen von Sonnenaufgang an Getreide entladen.“

      Als Nikolaus wieder an Land war, ging er als Erstes zum Schmied und schaute sich in dessen Werkstatt um. Er griff nach den Eimern, die aus dünnem Kupferblech gehämmert waren.

      „Kannst du mir daraus eine Kopfbedeckung machen?“

      Der Schmied starrte den Bischof ungläubig an.

      „Ich brauche einen Hut! Bitte bearbeite den Eimer so, dass er mir nicht mehr über den Kopf rutschen kann.“

      Mit ein paar gezielten Hammerschlägen hatte der Schmied für Nikolaus einen merkwürdigen Hut angefertigt, der ihm genau auf den Kopf passte und nach oben spitz zulief.

      Nikolaus setzte den Hut auf und ließ sich von der Frau des Schmieds einen Bronzespiegel bringen. Als er sich mit dem sonderbaren Ungetüm auf dem Kopf erblickte, konnten er und auch der Schmied und seine Frau sich vor Lachen kaum halten.

      „Was hast du vor, Nikolaus?“, wollte der Schmied wissen.

      „Ich brauche eine neue Amtskleidung als Bischof. Bisher gibt es nur das weiße Gewand und den Hirtenstab. Aber es braucht doch auch eine besondere Kopfbedeckung!“

      „Ich werde diesen ulkigen Hut mit feinem Stoff umhüllen“, schlug die Frau des Schmieds vor. „Dann siehst du darin vornehmer aus als mit einem Blecheimer auf dem Kopf.“

      Wieder mussten die drei herzhaft lachen. Noch am gleichen Abend machte sich die Frau des Schmieds an die Arbeit.

      Am nächsten Morgen zog Nikolaus kurz vor Sonnenaufgang in seiner neuen Amtskleidung durch die Straßen. Die Leute lachten über die merkwürdige Form des Hutes, der nun mit goldgelbem Seidenstoff bezogen war, auf dem ein rotes Kreuz leuchtete. Nikolaus musste zunächst auch grinsen, dann aber schärfte er den Bewohnern von Myra ein, dass sie ihn mit ernster Miene zum Schiff begleiten sollten.

      Der Kaufmann staunte nicht schlecht, als Nikolaus mit Gewand, Stab und Hut sein Schiff betrat. Er warf dem Steuermann einen fragenden Blick zu, doch der zuckte nur mit den Schultern. Der reiche Getreidehändler schaute etwas argwöhnisch auf die eigentümliche Kopfbedeckung des Bischofs. Doch bald war er wieder beruhigt, denn ein Hut aus dünnem Seidenstoff konnte sicher nicht als Schöpfgefäß benutzt werden.

      Nikolaus drückte dem Kaufmann seinen Stab in die Hand und sagte: „Wie vereinbart steige ich mit leeren Händen in den Laderaum hinab!“

      Der Bischof verschwand unter Deck, die Luke wurde geöffnet und ein Boot mit einem großen Bottich fuhr direkt unter die Luke. In diesem Augenblick fielen die ersten Sonnenstrahlen auf das Schiff und die Leute am Ufer riefen laut: „Nikolaus! Nikolaus!“

      Wenig später schon rieselte eine große Menge Getreide aus der Luke in den Bottich. Und wieder eine. Der Kaufmann erbleichte. Das war viel, viel mehr, als man mit beiden Händen schöpfen konnte. Wenige Minuten später war der Bottich gefüllt und das nächste Boot fuhr unter die Luke des Schiffes.

      Hastig stieg der Kaufmann in den Laderaum hinunter. Nikolaus stand in der Nähe der Luke und schöpfte mit seinem Hut Getreide, dass es nur so staubte. Als er den Kaufmann erblickte, sagte er mit ruhiger Stimme: „Ich bin mit leeren Händen gekommen, wie vereinbart. Und du hattest mir zugestanden, dass ich meine Amtskleidung tragen darf.“

      Dem konnte der Kaufmann nichts entgegensetzen. Er knirschte mit den Zähnen und ging wieder an Deck.

      Boot um Boot wurde gefüllt und um die Mittagszeit standen schon viele gefüllte Getreidesäcke im Hafen von Myra. Doch Bischof Nikolaus schien nicht zu ermüden. Ohne Unterbrechung schöpfte er mit seinem Eimer-Hut Getreide und schüttete es in die Bottiche der Boote. Als die Sonne unterging, war so viel Getreide an Land gebracht worden, dass die Bevölkerung der kleinen Stadt für viele Wochen mit Brot versorgt werden konnte.

      Nikolaus stieg an Deck und ging auf den Kaufmann zu. Mit dem Hut auf dem Kopf und dem Hirtenstab in seiner Rechten hatte er trotz seines staubigen Gewandes ein würdevolles Aussehen. Der Kaufmann machte ein grimmiges Gesicht.

      „Ich habe ein schlechtes Geschäft gemacht! Du hingegen hast dir heute eine große Geldsumme verdient!“

      Nikolaus schaute den Kaufmann verständnislos an. Dieser fuhr fort:

      „Was lässt du dir denn für ein Pfund Getreide bezahlen?“

      „Ich lasse mir gar nichts bezahlen! Ich bin der Bischof dieser Menschen. Wenn ich ihnen helfe, dann ist das für mich so etwas wie ein Gottesdienst.“

      „Ein Gottesdienst? Was ist das für ein Gott, an den du glaubst?“

      „Wir glauben an Jesus Christus. Er war ein Freund der Armen und der Sünder. Er hat den Hungernden zu essen gegeben, ohne dafür Geld zu nehmen. Er hat Menschen geheilt, ohne Bezahlung. Dadurch hat er uns gezeigt, dass Gott der Freund aller Menschen ist. Wir versuchen daher, uns als Freunde zu behandeln. Und von Freunden nimmt man doch kein Geld, wenn sie einem in der Not helfen.“

      Bischof Nikolaus schaute dem Kaufmann tief in die Augen.

      „Hast du Freunde?“

      Der Händler senkte seinen Blick.

      „Ich habe Gold, Schiffe und große Häuser. Aber ob ich Freunde habe …“

      Nikolaus drückte dem Kaufmann zum Abschied lange die Hand.

      „Wenn du wieder durch diese Gewässer segelst, besuche mich! Du bist mir willkommen – auch wenn du kein Getreide an Bord hast.“

      Als das Schiff aufs offene Meer hinaussegelte, schaute Nikolaus ihm noch lange nach. Dann ging er zum Schmied, um sich für dessen Hilfe zu bedanken. In den Gassen der Stadt duftete es nach frischem Brot und aus den Häusern drangen fröhliche Kinderstimmen.

      Nikolaus ließ sich vom Schmied gerne zum Essen einladen. Plötzlich waren vor der Haustür laute Rufe zu hören. Die Menschen von Myra hatten sich auf dem kleinen Platz draußen versammelt, um Nikolaus zu danken.

      „Hoch lebe unser Bischof Nikolaus!“ „Dank dir, Nikolaus!“ „Du hilfst uns – mit Rat und Tat!“, so riefen die Stimmen durcheinander.

      Nikolaus stand auf, nahm seinen Stab und wollte hinausgehen. Die Frau des Schmieds eilte ihm hinterher, mit dem Eimer-Hut in der Hand.

      „Den

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