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können doch gar nicht mehr funktionieren?

      Da alles mit Weihnachten beschäftigt schien, blieb die Straße leer und Martin wollte eine der Knaller aus dem vorigen Jahrtausend testen. Er entschied sich für einen Pfeifer, das war ein Böller, den man in der Hand behalten konnte. Aus den größeren D-Böllern lief eine bräunliche klare klebrige Substanz aus. Es sollte ein kleiner Böller sein. Vor der Hauseingangstür wurde dann gezündelt. Natürlich behielt er den Böller mit zweifelhafter Feuerkraft nicht in der Hand. Er legte ihn auf die Straße und rechnete entweder mit einem 5 sekündigen Pfeifen oder eben mit nichts. Er riss ihn mit einer alten Streichholzschachtel an und sah einen traurig glimmenden Anzünder. Sehr langsam zog die winzige, ein wenig knisternde Flamme auf das Pappröllchen zu.

      Martin: Aus in 4, 3, 2, 1, und was habe ich gesagt!

      Der Böller zischte unter einem lauten Pfeifen gut zwanzig Sekunden in der Luft und auf der Straße in Schleifen umher. Martin hatte dieses Silvester Geld gespart! Gael Peter Assimov konnte sich auch über ein paar Einnahmen freuen. Er unterhielt sich über Videotelefon mit einem Provider aus Österreich.

      Raphael: Kernelkenntnisse für eine App brauchst du nicht. Setz auf dezimale Arbeitsweise!

      Kernel war die Programmiersprache der Chips und die angeblich dezimale Arbeitsweise war eine Besonderheit der IT-Branche. Wenn man in der realen Arbeitswelt etwas zehnmal machen musste, konnte man sich höchstens eine Schablone anfertigen, um die Arbeit zu beschleunigen. Ein Programmierer hingegen programmierte erst die Null und dann die Eins und war fertig.

      Raphael: Wenn du etwas mehr als fünfmal hintereinander tun musst, gibt es ein Tool dafür! Niemand, der sich auf Android spezialisiert hat, arbeitet heute noch mit Kernel!

      Gael: Was, wenn ich tricksen muss? Ohne Kernel verlasse ich mich blind auf die Tools! Das gefällt mir nicht!

      Raphael: Du findest wieso keine arbeitsfähigen Leute mit Kernelkenntnissen. Genauso gut könntest du die App in Java programmieren! Das sind Dinge, die es heute kaum noch gibt. Versuch es mit Microsoft Phytons. Das können die alle genau wie C++. Du musst schon die Programmiersprachen verwenden, die am Markt noch benutzt werden. Die App wird ziemlich groß und mit Java wird es kaum was werden!

      Gael: Klar verwendet man noch Java. Erzähl keinen Mist!

      Raphael: In der Wirtschaft nicht, aber bei euch Hobbyprogrammierern. Schau dir doch mal deine Protokollfragen an! Nur beim Browsen steht da noch Java, für die privaten Websites.

      Gael: Überall ist Java! Ich kann auf jeder Seite auch den PhP Code abfragen und du sagst, ich brauche das nicht?

      Raphael: Genau! Wenn du die App in Java programmierst, sind das tausende von Programmzeilen und du musst die App dann auch ständig betreuen, um keine Schäden auf den PCs deiner Nutzer zu hinterlassen. Wenn sie noch etwas anderes außer deiner App auf dem Rechner haben, das sich mit der App nicht versteht, hast du ein Problem. So wie du arbeiten willst, produzierst du in kürzester Zeit nur Malware. Tools können ihre Aktualisierungen in Echtzeit auf das übertragen, was sie erschaffen und du kannst die Betreuung damit den Toolprogrammierern überlassen. Ein Toolupdate sind zwei Klicks mit denen du tausende Programmierzeilen in Java überschreibst. Willst du das wirklich von Hand machen?

      Gael: Das klingt, als könnte ich dadurch viel Zeit und Geld sparen?

      Raphael: Ja, das ist für gewöhnlich der Sinn von Software!

      War das der Grund, wieso die Maschine Kublai nicht selbst die App programmierte? Zeit und Geld zu sparen klang fürs erste danach. Gael stellte sich eine Frage weniger und so blieb mehr Zeit für die Arbeit. Heiligabend, für Martin waren die alten Böller ein gutes Geschenk und er sah Kabelfernsehen. Es gab an diesem Tag keine Serien, nur uralte gute und neue wahnsinnig schlechte Filme. Es lief auf eine Dokumentation hinaus. Oh je, es war eine Amerikanische, die zu Zeiten von Bush Jr. entstanden war. Man stellte sich die Frage, wie US-amerikanische Truppen Außerirdische besiegen könnten. Er erinnerte sich schmunzelnd an Dr. David Serwas. Der Militärexperte hatte ihm erfolgreich vermitteln können, wieso die USA freudig ihre gesamten Militärgeheimnisse an die Welt abtraten.

      Martin: Koproduktion AlJazzera!

      Der Nachrichtensender hatte während des Afghanistan- und des zweiten Irakkrieges dafür gesorgt, dass die USA eigenes Material herstellen mussten und jetzt redete man über eigentlich streng geheime und wahrscheinlich sogar illegale Militärtechnik. Man sah eine Soldatin an einem Pult, die mit einem Leuchten in den Augen beschrieb, wie die USA zu Forschungszwecken einen Satelliten abschoss, welcher natürlich auch gegen die friedliche Nutzung des Weltraums verstieß. In der Dokumentation erwähnte man das natürlich nicht. Es war nicht die Technik, da China ebenfalls von großen Protesten begleitet dies ein paar Jahre später wiederholen konnte. Es war dieser angetrunkene Glanz in den Augen der Soldatin, der ihn weiter fernsehen ließ. Wie glücklich doch jemand war, jemanden dienen zu dürfen. Das war es, was er wieder haben wollte. Diese blinde Zuversicht in die Welt, dass man ihm eines Tages für sein Handeln dankbar sein würde. Nun legte er keinen Wert mehr auf die Dankbarkeit einer Welt, in der niemand seine Erklärungen für sein Handeln hören wollte. Es gab keine höhere Bestimmung. Mit dem Pirogen aus der Dose konnte er keine erledigte Arbeit mehr verzeichnen sondern nur einen überstandenen Tag. Weihnachten konnte man auch so verbringen. Das Fest war für die drei kaum erwähnenswert. Charles hatte auch Silvester frei. Er plante allerdings sein Comeback in der Sicherheitsbranche. Boris Frankavisch, der Schwerindustrielle in Russland, war für gewöhnlich sein erstes Ziel, wenn es neue Aufträge geben sollte. Der Kontakt war aber zurzeit nicht zu gebrauchen. Die Moskauer Polizei durchsuchte gerade alles, was er besaß. Es war die Schuld von Charles. Eine Sonderkommision befasste sich mit Boris nur, weil er sowohl große Mengen an Menschen und Material verschob und er einer der Auftraggeber von Charles war. Kurz zuvor hatte Charles einen Trojaner bei der zuständigen Stelle abgegeben und sich damit als das ausgewiesen, was er eigentlich bekämpfen sollte, als Terrorist. Wenn Boris wegfiel blieb nur noch Alois Mengetre. Er war zu alt, um den Terror in der Welt zu unterstützen. Er hatte einfach keine Mittel mehr dafür. Dass er einen Schlaganfall bekommen könnte, wenn man eine Waffe in seiner Nähe abfeuerte, hatte seine Überprüfung nicht verhindert. Man hatte schon ein bisschen seltsam kucken müssen als man dabei feststellte, dass der alte Mann im Rollstuhl die ganze Welt bereiste und eigentlich immer woanders war. Gerade war er in Florida. Das traf sich gut, denn ein alter Mann in Florida war kaum zu finden und er sprach gerade über eine Sache nach der Charles sowieso gefragt hätte. Charles reiste ab und damit gab es in Europa keinen Sicherheitsdienst mehr für Martin Bretz. Nein, das konnte nicht so bleiben!

      Charles: Bill, der Urlaub ist gestrichen! Jeff ist in Italien und Sie stehen alleine da. Dafür werden Sie auch besser bezahlt. Klingt das fair?

      Bill: Ja, wenn ich erst morgen anfangen muss! Ist Mathew auch dabei?

      Charles: Nein, aber Sie können sich einen Mietwagen holen. Ihnen werden die Spesen bezahlt!

      Bill: Ich brauche bestimmt einen Geländewagen! Wenn es hier wieder so schneit wie im letzten Jahr, nützt mir ein Kleinwagen nämlich nichts! Wie hoch dürfen die Spesen denn eigentlich sein?

      Charles: 400 Euro pro Tag. Und kümmern Sie sich auch um Gael Peter Assimov!

      Bill: Bei den Straßen dort oben ist der Geländewagen nicht zu umgehen! Wo sind Sie, wenn ich Hilfe brauche? Ich kann mich nicht um zwei Leute gleichzeitig kümmern?

      Charles: Ich bin dann am Telefon! Martin Bretz hat Priorität! Noch etwas?

      Bill: Nein!

      Es war ein Standardauftrag. Bill hatte nicht die komplexen Gedankengänge, die einen Ermittler ausmachten. Bill hatte stattdessen einen Kater. Beim großen Spiel um die Horst konnte er so nicht miteinsteigen. Es hatte außerdem schon angefangen. Charles saß bereits im Flugzeug, Gael googelte Programme, die Programme programmieren und Martin Bretz musste eine Runde aussetzen. Am Südpol suchte schon Martins Einsatz Seneca. Die Expedition zum Finden der Eisvogel und deren Piloten stand faktisch fest. Alvaro Ortega hielt die Papiere in der Hand und war der Meinung, zivil dort am Wostoksee bergen zu können. Aber die NASA war in erster Linie eine militärische Einrichtung. Sie unterstand der US-Luftwaffe.

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