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      ibidem-Verlag, Stuttgart

      Inhalt

       1. Einleitung

       2. Die Tschechoslowakei an der Schwelle des Kommunismus

       3. Landesflucht mit dem Flugzeug

       4. Der Fall Huňáček

       5. Der Fall Tvarožek

       6. Die Aktion Erding

       7. Slovák und die Aktion březen

       8. Der Zug in die Freiheit und die Aktion Selb

       9. Abschließende Überlegungen

       10. Literatur- und Quellenangaben

       Über den Autor

      Landesfluchten – dieses Phänomen findet sich überall dort, wo es undemokratische Verhältnisse gibt. Es gibt sich zahlreiche Beispiele und Schicksale, bei denen sich die Flucht aus dem Heimatland als die einzige Alternative zeigte, auch in der tschechischen und slowakischen Geschichte des 20. Jahrhunderts, insbesondere zur Zeit der totalitären Regimes.

      Das vorliegende Werk befasst sich mit Fluchten aus der Tschechoslowakei (ČSR) in den Jahren 1948–1953: Dabei werden die Einzelfälle von vier Entführungen von Zivilflugzeugen und eines Personenzugs und die darauf folgende „Antwort des kommunistischen Hammers“, der tschechoslowakischen Staatssicherheit (ŠtB), betrachtet. Auch die mit den Entführungen verbundenen auswärtigen politischen Zusammenhänge und die daraus entstandenen Folgen werden beleuchtet.

      Mit der Machtübernahme des kommunistischen Regimes in der ČSR und infolge seines totalitären Charakters begannen die Fluchtwellen – Menschen suchten ihr Heil, ihre Freiheit und ein neues Zuhause in der Flucht. Fluchtbewegungen in die Demokratie, egal ob aus wirtschaftlichen, politischen oder sozialen Gründen, prägten das gesamte 40-jährige Bestehen des kommunistischen Regimes in der Tschechoslowakei.

      Der Aufbau der vorliegenden Studie ist durch den Ablauf der beschriebenen Ereignisse, die Zugänglichkeit des Archivmaterials und den Stand der Forschung geleitet.

      Im ersten Kapitel wird die innen- und außenpolitische Entwicklung der Tschechoslowakei während der Entstehungsphase des tschechoslowakischen Kommunismus kurz und übersichtlich dargestellt. Auf diese Weise soll es dem Leser ermöglicht werden, den zeitgeschichtlichen Kontext zu erfassen. Während die innenpolitische Situation vor allem anhand der politischen Gegebenheiten beleuchtet wird, wird die außenpolitische Situation insbesondere anhand der Beziehungen von Prag zu Moskau und zu Washington dargestellt. Das zweite, ebenfalls einführende Kapitel legt den Grundstein für die weiteren Ausführungen. Es bietet einen kurzen Überblick über bekannte und weniger bekannte Fluchten aus der Tschechoslowakei, die mithilfe von Entführungen von Verkehrs- oder Kleinflugzeugen auch zu einem späteren Zeitraum durchgeführt wurden.

      Die darauf folgenden Kapitel bilden den inhaltlichen Kern des Werks. Hier werden mehrere Fluchten mithilfe von Flugzeugen des Typs Dakota auf innerstaatlichen Flügen der Tschechoslowakischen Fluglinien (ČSA) analysiert, die einen gemeinsamen Nenner finden: die Vergangenheit der Akteure, die im Zweiten Weltkrieg bei den Britischen Luftstreitkräften (RAF) als Piloten, Navigatoren und Flugzeugmechaniker dienten. Das letzte Kapitel behandelt einen Sonderfall, der jedoch für die Gesamtbetrachtung von Bedeutung ist: Denn eine Flucht in den Westen mit einem entführten Zug ist in der Geschichte des totalitären Regimes wahrhaftig ein Einzelfall.

      Das vorliegende Werk konzentriert sich nicht nur auf die Darstellung einzelner Fluchten in die Freiheit, sondern bietet einen weiteren wichtigen Beitrag mit der Beschreibung der Reaktion der ŠtB als polizeiliches, repressives Werkzeug des Regimes, das eine Reihe von politisch motivierten Gerichtsprozessen und Inhaftierungen von Familienangehörigen und Bekannten der Akteure der behandelten Entführungen auslöste. Dieser Aspekt wurde in der bisher vorliegenden Literatur vernachlässigt. Auch die Perspektive der tschechoslowakisch-amerikanischen Beziehungen zu dieser Thematik wurde bislang zu wenig betrachtet. Dabei wissen wir aus Archivdokumenten, dass das Thema Gegenstand der bilateralen Diplomatie war. Die Darstellung dieser Perspektive ist Teil des kollektiven Gedächtnisses und wird im Folgenden näher beleuchtet.

      Die Materialbasis für die vorliegende Studie bilden mehrere Archive in Prag – Státní oblastní archiv (Staatliches Gebietsarchiv, SOA), Národní archiv (Nationalarchiv, NA), Vojenský ústrední archiv (Militärhistorisches Zentralarchiv, VAA), Archiv bezpečnostních složek (Archiv der Sicherheitskräfte, ABS) und das Archiv Ministerstva zahraničných vecí (Politisches Archiv des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten, AMVZ) – und in Bratislava – Archív Ústavu pamäti národa (Archiv des Instituts für das Volksgedächtnis, AÚPN) und das Štátny archív (Staatsarchiv, SA). Für ausführlichere Analysen zu einigen Fragen fehlen jedoch Unterlagen, die weder durch die einschlägige Literatur noch zeitgenössisches Pressematerial ersetzt werden können. Es kann nur angenommen werden, dass künftige Forschungsarbeiten den Wissensstand über die behandelten Fragen noch erweitern werden.

      Zur Einführung soll noch die Frage beantwortet werden, warum dieses Werk überhaupt entstanden ist. Im Allgemeinen besteht eine Notwendigkeit, Geschehnisse der jüngsten Vergangenheit, die bisher nicht vollständig bearbeitet wurden, zu analysieren. Aber auch ganz persönlich entstand der Wunsch, die Erfahrungen, Siege und Niederlagen der Menschen jener Zeit genauer zu untersuchen und uns ihre Taten, die durch das Regime hervorgerufen wurden und die in die Geschichte eingingen, wieder vor Augen zu führen.

      Die folgenden Ausführungen beschäftigen sich mit dem Zeitraum von 1948 bis 1953, auch wenn noch später ähnliche Fluchten vorkamen. Die Geschichten der Dakotas in die Freiheit und des Zugs nach Selb sind jedoch Kapitel der europäischen Zeitgeschichte, die deutlich zwei Gegenpole zeigen – den Charakter des von Prag aus diktierten kommunistischen Regimes und den Wert der westlichen Demokratie und der individuellen Freiheit.

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