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wenn uns unsere Gefühle ängstigen, betäuben wir sie (mithilfe von Essen, Alkohol, oder »kleinen« Süchten wie Einkaufsbummel) oder wir drängen sie in unseren emotionalen Rucksack zurück, was uns krank und müde macht. Anstatt zur Lösung des Problems fähig zu sein, stecken wir in einem Kreislauf von Sekundäremotionen fest – Ärger, Scham, Schuld oder Neid – und machen dabei anderen oder uns selbst Vorwürfe.

      ÜBUNG

       Bestimmen Sie Ihre Emotionen

      Der erste Schritt hin zur Regulation der Emotionen ist, sie sich zu Freundinnen zu machen. Und jede Freundschaft beginnt damit, dass Sie Ihre Freundin erkennen. Da jedermanns Emotionen ein wenig anders sind, müssen wir unsere eigenen Hinweisreize erkennen. Denken Sie über jede Ihrer Emotionen nach: über die Körperempfindungen, die Ihnen beim Erkennen helfen, die Gedanken, die Sie bei der Interpretation unterstützen und (vielleicht das Allerwichtigste), das, was Sie normalerweise gern tun, um die Emotion auszudrücken oder loszuwerden. Anhand dieser Hinweisreize erkennen Sie, was Sie fühlen. Ich habe Ihnen für die häufigsten Emotionen Platz gelassen, aber bitte machen Sie diese Übung für alle Ihre häufig auftretenden Emotionen.

      Furcht/Angst

      Wenn ich Angst habe, spüre ich diese Körperempfindungen:

      Ich bemerke Gedanken wie:

      Ich will:

      Wenn ich Furcht/Angst fühle, wäre es hilfreich, ich könnte:

      Traurigkeit

      Wenn ich mich traurig fühle, spüre ich diese Körperempfindungen:

      Ich bemerke Gedanken wie:

      Ich will:

      Wenn ich mich traurig fühle, wäre es hilfreich, ich könnte:

      Ärger

      Wenn ich mich ärgerlich fühle, spüre ich diese Körperempfindungen:

      Ich bemerke Gedanken wie:

      Ich will:

      Wenn ich mich ärgerlich fühle, wäre es hilfreich, ich könnte:

      ÜBUNG:

       Sie sind nicht Ihre Emotionen: Wechseln Sie von »Ich bin« zu »Ich fühle«.

      Normalerweise drücken wir Emotionen aus, indem wir sagen: »ich bin«, wie bei: »Ich bin traurig«, »ich bin ärgerlich«, oder: »ich bin enttäuscht«. Diese Gewohnheit übermittelt, wie überwältigt wir uns oft von unseren Emotionen fühlen, aber sie führt auch zu einer Identifikation mit der Emotion. Wir sehen uns so, als seien wir diese Emotion. In einem solchen Moment ist es schwer, sich vorzustellen, etwas anderes zu sein. Aber Gefühle kommen und gehen. Wir sind nicht wirklich der Ärger. Wir fühlen uns bloß in diesem Moment ärgerlich.

      Etwas Befreiendes geschieht, wenn wir uns daran gewöhnen, Emotionen so auszudrücken, indem wir sagen: »Ich fühle …« Zum Beispiel: »Ich fühle mich traurig.« »Ich fühle mich ärgerlich.« »Ich fühle mich enttäuscht.« So lösen wir uns aus dem Griff der Emotion. Anstatt von der Emotion hinweggerissen zu werden, wird sie uns bewusster und wir betrachten sie als einen vorübergehenden Zustand. Wenn Sie sich das angewöhnen, fordern Sie Ihre Glaubenssätze über Emotionen heraus; so können Sie sich in jenen schwierigen Augenblicken besser regulieren.

      Probieren Sie es am besten gleich aus:

      • Sagen Sie laut: »Ich bin traurig.« Beobachten Sie, wie sich das anfühlt.

      • Sagen Sie jetzt: »Ich fühle mich traurig.« Beobachten Sie, wie sich das anfühlt. Gibt es einen Unterschied?

      Versuchen Sie jetzt das gleiche Experiment mit »ärgerlich«. Was fällt Ihnen auf? Wie können Sie sich diese neue Art Emotionen auszudrücken zur Gewohnheit machen?

      Der emotionale Rucksack

      Erinnern Sie sich an die Diskussion des letzten Abschnitts über Emotionen? Wenn wir uns das Fühlen der Emotionen zugestehen, verlieren Sie ihre Macht. Wir können sie hinter uns lassen. Im Gegensatz dazu gewinnen Emotionen an Macht, wenn wir sie aus unserem Bewusstsein verbannen, weil wir sie dann nicht mehr bewusst steuern können. Also können Sie sich vorstellen, dass wir alle einen »emotionalen Rucksack« herumschleppen, der mit Gefühlen vollgestopft ist, bei denen es uns nicht sicher genug erschien, diese beim ersten Spüren zu verarbeiten.

      Einige der verdrängten Gefühle stammen vielleicht von heute oder dieser Woche. Aber die meisten von uns schleppen auch alte verwickelte Ängste oder Schmerzen aus vergangenen Monaten oder sogar Jahren. Tatsächlich bleiben Gefühle aus nicht angemessen verarbeiteten traumatischen Ereignissen so lange in Ihrem emotionalen Rucksack, bis Sie sie verarbeitet haben. Je emotional »reaktiver« Sie sind oder je schneller Sie »getriggert« werden, desto mehr alte Emotionen schleppen Sie in Ihrem Rucksack mit sich herum, die Ihnen signalisieren, dass sie noch zu verarbeiten sind.

      Wird der Rucksack zu voll, fühlt sich das bedrohlich an, sodass wir uns angespannt und ängstlich fühlen. Und wenn etwas geschieht, das uns aufregt, dann triggert die gegenwärtige Situation oft alte Gefühle, die dann einfach herausplatzen. Häufig geschieht es, dass jene alten Gefühle mit dem verwechselt werden, was sich gerade in der Gegenwart abspielt.

      Deshalb ertappt sich eine Autofahrerin im Straßenverkehr vielleicht dabei, dass sie aus ihrem Wagen heraus einen völlig Fremden anschreit, weil dieser sie geschnitten hat. Natürlich hat sie Grund für ihren Ärger. Aber kaum einer von uns würde so reagieren. Die Überreaktion der Fahrerin rührt fast sicher von Gefühlen aus der Vergangenheit her, als sie sich so schwerwiegend missachtet erlebte, dass es sich wie eine Bedrohung ihrer Integrität angefühlt hatte – ihrer persönlichen Ganzheit – oder gar ihrer Existenz. Das sind Altlasten, keine gegenwärtigen Bedrohungen. Aber in diesem Moment ist die Fahrerin davon überzeugt, dass der Fremde im anderen Auto die Ursache all ihrer ärgerlichen Gefühle ist und eine akute Gefahr darstellt.

      Wir nennen das »getriggert werden«, weil die aktuelle Situation die alten Gefühle »triggert« (von englisch trigger – »Abzug einer Schusswaffe«), sodass sie aus dem emotionalen Rucksack herausplatzen. Wenn uns nicht bewusst ist, was da gerade abläuft, reagieren wir so, als bestünde echte und aktuelle Gefahr. Der Körper aktiviert sein Selbstschutzprogramm, wir stellen uns auf einen Notfall ein. Dann lassen wir uns zu Handlungen hinreißen, die wir bei klarem Denken niemals tun würden. Sie sehen, wie schlechtes Benehmen Ihres Kindes eine ähnliche Wirkung haben könnte und Sie aufgrund Ihrer alten Trigger zu Überreaktionen veranlasst.

      Im Falle einer Bedrohung stehen Säugetieren nur begrenzte Verteidigungsmaßnahmen

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