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Frauen.« Sie stellte die Teller vor sie hin und legte Messer dazu. »Braucht ihr sonst noch was?«

      Stoner starrte den riesigen Berg Essen an, der vor ihr stand. »Hab ich das alles bestellt?«

      »Hast du.«

      »Es sieht gut aus«, sagte Gwen.

      Delia sah auf Gwens noch gehäufteren Teller. »Isst du immer so?«

      »Wenn man mit Stoner unterwegs ist«, sagte Gwen, »weiß man nie, wann und wo man wieder was kriegt.«

      »Passen Sie auf«, sagte Stoner. »Sie schafft auch noch die Hälfte von meinem.«

      Delia musterte Gwen von oben bis unten. »Nix von zu sehen.«

      »Ich hab viel Stress«, sagte Gwen.

      »Ja, ich auch.« Delia zupfte an dem losen Stoff ihrer weiten Kleidung. »Vor ’nem Monat saß das noch wie ’ne zweite Haut. Wollt ihr ’n bisschen Blaubeermarmelade? Hab die Beeren letzten Sommer selbst gepflückt. Klingt doch malerisch, oder?«

      »Liebend gern«, sagte Gwen eifrig.

      Delia tänzelte aus dem Raum.

      »Hast du gehört, was sie vorhin gesagt hat?« Stoner machte sich über ihre Bratkartoffeln her. »Sie weiß etwas über Schattenhain.«

      »Ich hab’s gehört.« Gwen verstümmelte ein Ei.

      »Vielleicht kriegen wir was raus …«

      »Was denn?«

      »Irgendwas.«

      Gwen sah sie an und lächelte. »Wenn du aufgeregt bist, leuchten deine Augen wie Smaragde.« Sie nahm einen Schluck Kaffee. »Haben Walt und Dot beide grüne Augen?«

      »Nein, nur meine Mutter. Oder war es mein Vater?«

      »Wenn du die beiden nicht mal unterscheiden kannst, ist es kein Wunder, dass sie dir das Leben schwer gemacht haben.«

      Stoner runzelte irritiert die Stirn. »Wie kommt es, dass du auf einmal so gesprächig bist? Ich hab schon gedacht, du wärst zu Stein geworden.«

      Gwen schien überrascht. »Wirklich? Ich dachte, ich hätte …«

      Sie brach ab, als Delia mit einem Gläschen Marmelade zurückkam und es auf den Tisch stellte. »Alles nach Wunsch? So sagt man doch in den vornehmeren Restaurants.«

      »Prima«, sagte Stoner. »Dies ist das erste Essen, das ich seit einer Woche bekomme, wo kein Krautsalat bei ist.«

      »Krautsalat!« Delias schwarze Brauen schossen in die Höhe. »Willst du mich zum Würgen bringen?«

      »Meine Tante ist süchtig danach.«

      »Möchten Sie sich nicht zu uns setzen?«, fragte Gwen. »Solange Sie nichts zu tun haben. Ich meine, wenn Sie gerade etwas anderes vorhatten …«

      »Hätte nichts dagegen, meine Füße mal zu entlasten, aber ich rauche Kette.«

      »Das macht mir nichts aus«, sagte Gwen. »Stoner?«

      »Kein Problem.«

      Delia zog einen Stuhl heran, kramte ein Päckchen Chesterfield aus ihrer Tasche und steckte sich eine an. Sie inhalierte und betrachtete sinnend die Glutspitze. »Sie sagen, die Dinger bringen einen um. Verdammt, was tut das nicht?«

      Aus der Nähe betrachtet schien sie fast an die sechzig zu sein. Ihr Haar, jettschwarz bis auf gelegentliche Spritzer Grau direkt am Scheitel, hatte einen nachtblauen Schimmer. Ihr Gesicht war tief zerfurcht, mit vollen Lippen und dunklen, glänzenden Augen wie polierte Kohlen. Ihre Arme waren dünn, auf den Handrücken standen die Knochen heraus, und um ihre Fingernägel herum war die Haut rissig und gesprungen. Sie sah Stoners Blick und kicherte. »Abwaschhände. Dan sagte gern, das Einzige, was wir gemeinsam hätten, seien griechische Eltern und kaputte Hände.« Sie zog nachdenklich an ihrer Zigarette. »Na ja, er sagte noch ein paar mehr Dinge, allerdings ziemlich unanständiges Zeug.«

      »Dan war Ihr Mann?«, fragte Stoner.

      »Wir wär’n in diesem Juni fünfunddreißig Jahre verheiratet, wenn er sich nicht vorher hätte umbringen lassen.«

      »Ja, ich hörte die Herren so etwas …«

      Delia lachte schallend. »Herren! Warte, wenn ich Virge erzähle, dass du ihn einen Herrn genannt hast. Der fühlt sich sofort wie der Coq-de-la-rue

      »Der was?«, fragte Stoner.

      »Der Hahn im Korb«, erklärte Gwen. »Das ist eine Redewendung. Sie bedeutet …«

      »Genau das, wonach sie klingt«, sagte Delia.

      Gwen nahm ein Schlückchen Kaffee. Als sie die Tasse wieder absetzte, schepperte sie klirrend gegen die Untertasse.

      »Ist alles in Ordnung?«, fragte Stoner.

      »Völlig.« Sie rückte ihren Toast auf dem Teller zurecht und räusperte sich. »Schöner Tag heute.«

      »Lasst euch nicht täuschen«, meinte Delia. »Um diese Jahreszeit kannst du ab vier Uhr nachmittags schon beim Überqueren der Straße für immer verloren gehen. Woher kommt ihr Mädels?«

      »Boston«, sagte Stoner.

      »Ziemlich große Stadt.«

      »Oh ja«, sagte Gwen strahlend. »Sehr groß.« Sie sah Delia an und duckte ihren Kopf.

      »Ich komm mehrmals im Jahr da runter. Kommt mir immer alles ’n bisschen verzweifelt vor, wenn ihr wisst, was ich meine.«

      »Ich weiß genau, was Sie meinen«, sagte Gwen. »Verzweifelt trifft es wirklich hervorragend.«

      Stoner starrte sie an. Was ist hier los?

      Gwen fing ihren fragenden Blick auf und konzentrierte sich vollständig darauf, die Enden ihres Löffels und ihres Messers in eine Linie mit der Tischkante zu bringen.

      »Ist der Fleischpudding kalt, Schätzchen?«, fragte Delia.

      »Nein!« Gwen aß eine Gabel voll, lächelte scheu und strich sich die Haare hinter die Ohren.

      »Wenn’s dir nicht schmeckt, lass es ruhig stehen. Ich bin nicht empfindlich in diesen Dingen.«

      »Nein, wirklich, es schmeckt mir. Es schmeckt mir sogar sehr!«

      Kurioser und kurioser, wie Marylou sagen würde. »Gwen, wenn du lieber etwas anderes …«

      »Es ist prima

      »Ich dachte, du hast Hunger.«

      »Hab ich auch. Aber deshalb muss ich doch nicht gleich essen wie ein Scheunendrescher, oder?«

      »Na ja«, meinte Stoner, »eigentlich bin ich das von dir gewöhnt.«

      Ein mörderisches Funkeln trat in Gwens Augen. »Stoner …«

      »Stoner?« Delia wandte sich ihr zu. »Ist das ein Familienname?«

      »Ich bin nach Lucy B. Stone benannt.«

      »Ach«, sagte Delia, »was sagt man dazu.« Sie drehte sich wieder zu Gwen. »Und wie heißt du? Gloria Steinem?«

      »Gwen«, sagte Gwen. »Gwen Owens.«

      »Kurz für Gwyneth«, erklärte Stoner.

      »Wie hübsch. Klingt nach Schneegestöber.«

      Gwen wurde rot. »Es ist Walisisch.«

      Die ältere Frau legte ihren Arm über die Stuhllehne und studierte den Rauch ihrer Zigarette. »Walisisch. Also, das ist vielleicht ’ne Sprache, da kriegst du vom bloßen Zuhören schon Knoten im Mund. Geschrieben sieht es aus wie das, was beim Scrabble übrigbleibt.« Sie legte ihre Hand auf Gwens Unterarm. »Ich mein’s nicht persönlich, Herzchen.«

      Gwen starrte auf die Hand.

      Eigenartig. Wirklich eigenartig.

      »Ich

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