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Waldoboro ist es sehr schön«, schlug Steve hoffnungsvoll vor.

      »Und in Waldoboro ärgern sie sich auch nicht über Fremde, was?«

      »Genau.«

      »Also, darüber werden wir ernsthaft nachdenken

      Er schien beruhigt. »Aber behalten Sie das für sich. Könnte mich den Job kosten, okay?«

      »Okay. Und, Steve, wenn Sie nach L.A. kommen, stürzen Sie sich für mich mit auf eine der dicksten Wellen.«

      Er grinste, stopfte das Geld in seine Tasche und huschte davon.

      »Wie viel hast du ihm denn gegeben?«

      »Zehn Dollar.«

      »Das ist sehr viel.«

      »Es war billig, um das herauszufinden, was wir herausgefunden haben.« Sie griff nach ihrem Mantel. »Irgendwelche Schatten liegen auf Schattenhain, und es sind nicht die der Bäume.«

       Kapitel 3

      Es war die dunkelste Nacht, die Stoner je erlebt hatte. Die Art Dunkelheit, die alles schluckt, nicht nur Licht und Schatten, auch Geräusche. Sie bedeckte die Stadt wie eine Bettdecke aus Fäulnis. Der Nebel hatte sich zu Nieselregen ausgewachsen. Stoner kuschelte sich tiefer in ihren Mantel und versuchte, das Wetter nicht persönlich zu nehmen.

      »Also«, sagte Gwen, »wann fahren wir?«

      »Wohin?«

      »Nach Waldoboro.«

      »Möchtest du nach Waldoboro?«

      »Ich? Ich weiß noch nicht mal, was das überhaupt ist.«

      »Warum sollten wir dann hinfahren?«

      »Man hat uns aufgefordert, aus der Stadt zu verschwinden.«

      »Tja«, meinte Stoner zögernd, »ich schätze, das sollten wir.«

      »Wenn man dich auffordert, aus der Stadt zu verschwinden, ist das Vernünftigste, was du tun kannst, aus der Stadt zu verschwinden.«

      »Richtig.«

      »Andererseits kommst du irgendwie nicht umhin, dich zu fragen, warum das Ganze, oder?«

      »Ja, stimmt.«

      Sie gingen ein Stückchen.

      »Also, sollen wir nun aus der Stadt verschwinden?«, fragte Gwen schließlich.

      »Es wäre vermutlich besser.«

      Sie gingen wieder ein Stückchen.

      »Ich bin noch nie aus einer Stadt verscheucht worden«, sagte Gwen.

      »Ich auch nicht.«

      »Es ist irgendwie schmählich.«

      »Ja, stimmt.«

      Gwen kickte ein Steinchen weg. »Wenn Miss Marple aufgefordert würde, aus der Stadt zu verschwinden, würde sie gehen?«

      »Ich bezweifle es.«

      »Wenn Mrs. Pollifax aufgefordert würde, aus der Stadt zu verschwinden, würde sie gehen?«

      »Kaum.«

      »Wenn Cagney und Lacey …«

      »Das entscheidet es«, sagte Stoner. »Wir bleiben.«

      Ein Auto rollte langsam auf sie zu. Die Scheinwerfer glommen im Nebel wie Katzenaugen. Der Fahrer schien in ihre Richtung Ausschau zu halten.

      Das Fernlicht blendete plötzlich auf.

      »Runter!«, rief Stoner. Sie zerrte Gwen hinter einen Baumstamm.

      Der Wagen fuhr weiter, erreichte das Ende des Häuserblocks, wendete und kam zurück.

      »Ist das unser Freund?«, flüsterte Gwen.

      »Ich bin nicht sicher.« Sie duckte sich tief in den Schatten des Baumes. Das Auto glitt an ihnen vorüber, wendete nochmals und fuhr wieder vorbei, dann beschleunigte es und verschwand in der Dunkelheit.

      »Ich glaube, wir haben Ärger am Hals«, bemerkte Gwen. »Entweder das, oder die Leute hier haben einen extrem hoch entwickelten Grad von Neugier.«

      Stoner brummte.

      »Du, wenn wir morgen nach Schattenhain fahren, dann lass mich reingehen. Sie wissen sowieso, dass ich Claire suche. Ich kann ein paar harmlose Fragen stellen, mich mit ihnen unterhalten und so tun, als ob ich alles glaube, was sie mir erzählen. Dann wiegen sie sich in Sicherheit.«

      »Vielleicht«, sagte Stoner.

      »In der Zwischenzeit sondierst du das Terrain von außen. Aber wenn wir irgendetwas – ich wiederhole, irgendetwas – Ungewöhnliches bemerken, gehen wir zur Polizei. Verstanden? Zur Polizei

      Stoner sah zu Boden. »Wir können nicht zur Polizei.«

      »Was?«

      »Claire darf sich nicht außerhalb von Massachusetts aufhalten.«

      »Stoner …«

      »Sie ist auf Bewährung draußen, wegen Drogen.«

      »Du hast mir gesagt, sie nimmt keine Drogen.«

      »Sie ist wegen Dealens verhaftet worden.«

      »Wegen Dealens!«

      »Sie hat nicht gedealt«, erklärte Stoner. »Sie kannte Leute, die dealten, und war mit ihnen zusammen, als es eine Razzia gab.«

      »Das glaube ich nicht«, sagte Gwen.

      »Es war auf einer Party.«

      »Es ist mir egal, und wenn es in der Kirche war …«

      »Wegen der Vorstrafe war dies hier der einzige Job, den sie kriegen konnte.«

      Gwen ließ sich auf eine Parkbank fallen. »Oh mein Gott.«

      »Setz dich nicht dahin, es ist nass.«

      »Hast du eine Ahnung, in was für einem Schlamassel wir hier vermutlich stecken? Claire Rasmussen kann durchaus die Anführerin eines internationalen Rauschgiftringes sein, der Schattenhain als Tarnung und Hauptquartier benutzt.«

      »Sie ist erst dreiundzwanzig«, sagte Stoner. »Bitte, steh auf.«

      »Na, großartig, sie wird in die Geschichte eingehen. Baby Rasmussen und ihre Gang.«

      »Sie wusste doch nicht, dass es Dealer waren.«

      »Aber klar doch«, sagte Gwen. »Den Spruch höre ich fünfzehnmal pro Tag.«

      »Nancy glaubt ihr.«

      »Vermutlich kommt sie von einem anderen Stern.«

      »Wir wollen uns doch nur umsehen, Gwen.«

      »Ich kenne dich. Dabei wird es nicht bleiben.«

      »Wir sollten das nicht hier draußen besprechen.«

      »Wieso nicht?« Gwen fuchtelte resigniert mit den Armen. »Das Motelzimmer wird vermutlich abgehört.«

      »Es ist kalt. Es regnet.«

      Gwen stand auf. »Ich werde das alles bereuen, Stoner.«

      Der Drugstore war jetzt geschlossen. Über der Seegurke flackerte in einem der Fenster ein schwaches Licht. Rauch stieg aus dem Schornstein und löste sich in Nacht auf. Die Luft roch nach Nässe und brennendem Holz.

      »Jemand hat ein Feuer angemacht«, sagte Stoner. »Ob sie Lust auf Gesellschaft haben?«

      Gwen nahm Stoners Hand. »Lass uns im Sommer wieder nach Wyoming fahren. Da bekommst du so viele Kaminfeuer, wie du willst.«

      »Ist das dein Ernst?«, fragte Stoner verblüfft.

      »Ich

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